Schmutz und Stiefel [Caterina]

[September '16]
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Melissa
Tzimisce
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Melissa »

Die Stirn der Tzimisce legte sich in Falten. So als verstünde sie nicht, was die Frage überhaupt bedeuten sollte.
"Selbstverständlich bin ich stolz auf das, was ich selbst erschaffe. Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Eine Biene kann stolz auf ihre tägliche Arbeit, ein Wolf auf seine erlegte Beute sein - ohne ihren Schwarm oder ihr Rudel, ohne ihre Familie sind sie doch einsam."


Einen Augenblick lang hielt sie inne, dachte scheinbar nach. Schließlich formulierte sie etwas, das ihre vielleicht widersprüchliche Ansicht zusammenfassen mochte:
"Was ich bin und was mein Blut ist, das sind zwei Seiten der selben Medaille. Ohne mich verblasst der Name meiner Linie. Ohne meine Linie sind meine Taten bedeutungslos, egoistisch."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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Caterina
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Caterina »

Die Worte schienen der Tzimisce aus dem toten Herzen zu kommen, dennoch verstand Caterina sie nicht. Immerhin bestätigten sie den angedeuteten Familiensinn Melissas.

„Schön gesprochen“, lächelte die Mailänderin anerkennend.
„Ihr scheint euch wahrlich der Familie verschrieben zu haben“, fügte die Toreador hinzu.
Zum ersten Mal schien die Hausherrin wirklich aus Überzeugung zu sprechen, da war es umso verwunderlicher, dass sie die Ahnenlinie nur bis zum Großvater kannte.
Wenn Caterina an den Prinzen oder so manch anderen Toreador dachte, die ihre Ahnen fast bis zu Kain aufzählen konnte war diese ‚so wichtige‘ Ahnenaufzählung doch sehr dürftig.

Daher wurde die nächste Frage wie selbstverständlich gestellt: „Habt ihr schon einen Plan, wie ihr weitere Ahnen eures Blutes ausfindig machen könnt?“
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du..."
JZitatschnipsel, Johann Jakob Ihle
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Melissa
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Melissa »

"Die Familie als Einheit von mir und meinem Blut ist das einzige, das bleibt", antwortete die Tzimisce.

Auf die Frage hin schüttelte sie aber den Kopf. Wie etwas heraus bekommen, dass der einzig wissende sich weigerte mitzuteilen?
"Nein", sagte sie schlicht.
Es dauerte einen Augenblick, ehe sie hinzufügte:
"Es ist eine komplizierte Angelegenheit. Mein Vater nahm einen neuen Namen nach seinem Tod - man nennt ihn nur "den der aus Korinth kommt" - und weigert sich, einen anderen Namen oder Titel anzugeben. Der einzige, der es wissen müsste, ist der Prinz meiner Heimat. Der seit einigen Jahrzehnte nicht gut auf uns zu sprechen ist. Schlecht genug sogar, dass ich es vorzog meine Heimat zu verlassen und mein Glück hier zu suchen."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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Caterina
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Caterina »

"So scheint eurem Vater die Familie nicht den selben Wert zu haben wie euch. Das ist in der Tat schwierig.", nickte Caterina.
Was hatte sie für Glück in ihrem Vater gleichzeitig den Meister zu finden, der sich seiner Verantwortung stets bewusst war.
Mit gerunzelter Stirn nahm die wohlklingende Stimme einen traurigen Ton an: "Leider kenne ich dies nicht. Ebenso war Totto immer darauf erpicht, dem Prinzen zu gefallen."
Schließlich fügte die Mailänderin hinzu: "Mein Unleben verlief bis zum Überfall sehr vergnüglich. Durfte ich mich vor allem besonderen Schönheiten widmen."
Etwas leiser endete die Toreador: "Was mir untröstlicherweise in Genua noch nicht untergekommen ist."

Schließlich versuchte Caterina eine neuerliche Frage: "Sagt, könnt ihr mir Schönheiten Genuas empfehlen?
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
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JZitatschnipsel, Johann Jakob Ihle
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Melissa
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Melissa »

"Ah", sagte die Tzimisce und nickte. "Siehst du, Korinthian ist alt. Da kann es schon einmal passieren, dass solche Ansichten sich ändern - vor allem im Wirbel der Zeit und der Intrigen geht das ein oder andere verloren. Vor allem der Spaß. Eine Lektion, die du hoffentlich mit deiner Ankunft hier gelernt hast."
Eine Spitze, durchaus, aber eine kleine.
Dann nickte sie.
"Sicherlich. Die Gärten vor der Stadt, die Haine in Ravecca und die Alleen in Mascharana sind wundervoll, auch des Nachts. Wenn deine Gelüste eher fleischlicher Natur sind, hat die Therme am Hafen einiges zu bieten."
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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Caterina
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Caterina »

Äußerlich ließ sich die Toreador nichts anmerken, innerlich wurde alles gespeichert.
Die Auskünfte über Gärten und Therme freuten Caterina jedoch. Dies zeigte sie auch: „Habt Dank, ich werde mir das gerne zu Gemüte führen.“
Es gab also Gärten vor der Mauer. Ja, diese Nachricht war sehr erfreulich. Dem musste baldmöglichst nachgegangen werden.

So verstrich noch einige Zeit des oberflächlichen Gespräches, in der das Kind der Rose immer müder wurde. Ihre Wunden schmerzten nicht mehr, doch schien die Heilung mehr Kraft als geahnt zu fordern. Womöglich hatte ihr das auch den Start in den heutigen Abend vermiest.
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JZitatschnipsel, Johann Jakob Ihle
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Melissa
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Re: Schmutz und Stiefel [Caterina]

Beitrag von Melissa »

Die beiden Vampire plauderten noch eine kurze Zeit lang über allerlei von diesen Dingen. Welche der Gegenden in Mascharana am hübschesten wäre, welcher der Haine vor der Stadt der weitläufigste.
Schließlich entließ Melissa ihren erschöpften Gast mit dem Hinweis, dass die Sterblichen ihr Mahl wohl beendet hätten.
Sie führte ihren Gast hinaus aus dem Gästezimmer, wieder die Galerie entlang und die Treppe hinunter.

Im Innenhof hatte es sich verlebt.
Das Gesinde hatte sich gemäß Melissens Anweisungen verstreut, ein guter Teil war längst im Bett. Auch der Senator und seine rechte Hand waren fort. Nur drei Männer waren noch mit Sandro zusammen im Innenhof, tranken über den letzten Resten des Essens mit ihm und scherzten.
Als ihre Herrin den Gast verabschiedete, erhoben sie sich ohne ein Zeichen zu benötigen und brachen das Gepräch mit Sandro ab.
Zusammen mit der Tzimisce geleiteten sie die Gäste bis zum Tor, wo Melissa ihnen höflich einen schönen Abend wünschte und sich darauf freute, sie bald wieder zu sehen.
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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