Dottore Narcosi [Nosferatu, Neugeborener, NSC]

Die endgültig Verschiedenen, Abgereisten und Verschwundenen. Rastlosigkeit, Feindschaft, Starre, Hunger oder Tod hat sie La Superbas entfremdet. Schwach ist die Hoffnung auf Wiederkehr.

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Dottore Narcosi
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Dottore Narcosi [Nosferatu, Neugeborener, NSC]

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Dottore Narcosi

Bild

"Il Dottore Narcosi", wie ihn das einfache Volk nennt, ist eine Gestalt die man oft schon hört bevor man sie sieht. Sein unliebsamer Besuch kündigt sich durch ein nahes Schlurfen in der Nacht an, scheinbar bedingt durch einen schief stehenden Fuß, den die Gestalt mit einem leichten Humpeln bei jedem Schritt über den Boden zieht. Erst wenn sich seine Silhouette gegen das Licht abzeichnet, folgt auch das Bild zu jenem Geräusch:

Die hagere Gestalt eines Mannes, augenscheinlich hoch gewachsen, jedoch bedingt durch seine ungesund wirkende Körperhaltung weit weniger imposant als sie es wohl sein könnte. Sein Oberkörper neigt sich seitlich nach vorne und wankt bei jeder Bewegung, als hätte der Mann Schwierigkeiten ihn aufrecht zu halten. Schmutzige Lederstiefel blitzen unter dem zerschlissenen Stoff einer schweren dunklen Robe hervor. Seine Taille ist umschlungen von einem Gürtel, der allerlei eigenartige Beutel, Schnallen und daran befestigte Werkzeuge offenbart. Des Medicus Hände sind bis über die Ellenbogen in mehrfach geschnürte Lederhandschuhe gehüllt, während die breiten Schultern von einem bräunlichen Gugel des gleichen Materials bedeckt sind, dessen Haube den größten Teil seines Hauptes verdeckt.

Sein Antlitz wird nahezu gänzlich von einem ebenfalls ledernen Mundschutz bedeckt, den er praktisch nie abzunehmen scheint. Einzig die frei liegende Augenpartie weist darauf hin, dass sich unter den schützenden Schichten aus Stoff und Leder noch eine Art menschliches Wesen befindet: Tief eingefallene Augenhöhlen, eingebettet in einer Partie aus fahler Haut. Sie lassen schnell Zweifel daran entstehen, ob es um die Gesundheit des Medicus nicht vielleicht schlimmer bestellt ist als um die seiner Patienten. Doch es sind nicht die Werkzeuge oder Behandlungsmethoden des Dottore Narcosi, welche jenen einen kalten Schauer über den Rücken jagen die seine Dienste in Anspruch nehmen müssen: Es ist sein Blick, der einen abtastet und entkleidet noch ehe der Mann einen ersten Finger an seinen Patienten gelegt hat. Ein kaltes Starren jener gelblich schimmernden Augen, welche wenig mehr als ein paar kleine schwarze Pupillen beherbergen, so dass sie mehr tierisch als menschlich anmuten.

Warum "Narcosi" fragst du? Glaubt man den Gerüchten des einfachen Volkes, so ist kein Schlummer süßer und erlösender als jener, den einem nur der Dottore verschaffen kann. Doch nicht alle sind bereit den Wermutstropfen seiner Behandlung dafür in Kauf zu nehmen. Jene, die ihn kennen, meiden ihn solange ihr Zustand es zulässt.

Wie jedes Kind weiß, streift Dottore Narcosi nur bei Nacht durch die Gassen der Stadt, wo er bevorzugt die Leidenden und Bedürftigen aufsucht. "Iss brav dein Mahl und sündige nicht, sonst besucht dich Dottore Narcosi", so erzählen es Eltern ihren Kindern. Nur die geschundensten Seelen sind sich der Dienste bewusst, die ihnen der umherstreifende Schrecken im Mantel des Mediucs bietet. Denn er ist ihr Schutzpatron, wenn Krankheit und die Missgunst Anderer sie schleichend dahinzuraffen drohen.


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"Schwindel? Schmerzen?"

Dumpf klang die tiefe, knarzige Stimme des Doktors unter der ledernen Schutzmaske, während er seinen Patienten am Unterkiefer packte und seinen Kopf langsam von einer Seite zur anderen drehte um ihn aufmerksam zu inspizieren. Der dickliche Bauer nickte nachdem sein Kiefer er aus dem festen Griff des Doktors erlöst wurde.

"Papperlapapp, nichts dergleichen! Es ist nur ein Kratzer, sonst nichts!"

Erwiderte Francesco in einem leicht weinerlichen Tonfall. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, wo sie eine kleine Platzwunde umrinnten. Er atmete noch immer schwer von der Prügelei die soeben vor der Schänke stattfand. Sowohl sein Atem als auch Teile seiner Kleidung rochen nach vergossenem Bier und Essensresten.

"Hmm hmm..."

Brummte es gedankenverloren unter der Maske des Doktors hervor, während er sich anschickte den Wams des Bauern zur Seite zu zerren auf der Suchen nach möglichen weiteren Verletzungen.

"Ich brauche euch nicht, Quacksalber, das wird schon wieder. Ihr solltet mal den Anderen sehen!"

Widerwillig begann sich der Bauer zu wehren indem er die überall an ihm herumzerrenden Hände des Medicus auszuschlagen versuchte. Der harte Griff um sein Handgelenk seitens des Heilers ließ ihn jedoch überrascht und unmittelbar eingeschüchtert innehalten.

"Das habe ich. Du hast ganze Arbeit geleistet, Francesco."

Es klang abschätzig, beinahe angewidert. Den Bauern schien das nicht weiter zu kümmern - das einfache Volk wird immer unbelehrbar bleiben. Der Doktor drehte sich zu seiner Instrumententasche um und zog sich langsam die langen ledernen Handschuhe von den Armen. Die Haut darunter wirkte fahl, selbst unter dem Aspekt der schwachen Kerzenbeleuchtung im Raum. Geschwüre die Brandmalen ähnelten und Pusteln überzogen die Unterarme des Mediziners, eitrig feucht glänzend im schwarzen Lichtschien.
Die dichten Augenbrauen im teigigen und ungewaschenen Gesicht des Bauern schoben sich angwidert zusammen als er dies bemerkte.


"Ihr... ihr solltet euch vielleicht erstmal selbst behandeln bevor ihr euch um andere kümmert, Dottore."

Ein dumpfes, rhytmisches Geräuscht drang aus der Schutzmaske des Doktors, etwas das erst wie ein kehliger Husten wirken mochte, dann jedoch zu einer Art heiseren Kichern heranschwoll ehe es just verstummte. Seine schweligen Hände nahmen die Haube von seinem Kopf und griffen an den Verschluss der Maske an seinem Hinterkopf um den Lederriemen zu öffnen welcher diese an Ort und Stelle hielt.

"Hört, hört. Wir scheinen hier einen fachkundigen Medicus zu haben. Sag mir, Francesco..."

Seine Stimme hatte urplötzlich alles von ihrem nüchternen und anaylitschen Klang verloren. Ohne die Dämpfung der Maske war sie nun deutlich zu hören - wie ein Stück Kohle, das über eine Schieferplatte zog. Eine gehässig anmutende Amüsanz erfüllte seine Worte, als er sich zu dem Bauern umwandt.

"... was kannst du mir noch über meinen Zustand erzählen?"

Der Bauer wollte schreien, doch jeglicher Ton schien ihm im Halse stecken zu bleiben. Anschwillende Angst lähmte ihn zunehmend, als er in die missgebildete Fratze des Medicus starrte. Die großen Augen lagen in dunklen, tief eingefallenen Höhlen, wo einst seine Nase gewesen sein mochte, klaffte ein Loch das von schleimiger Feuchtigkeit triefte. Narben und Schwielen zogen sich über seine unnatürlich fahle Haut. Der nahezu lippenlosen Mund grinste Breit und offerierte eine Reihe langer vergilbter Fänge, die teils faulig, jedoch allesamt messerscharf zu sein schienen. Das nahezu kahle Haupt war von einigen wenigen, seidig-feucht glänzenden Haarsträhnen besetzt, die sich zwischen Beulen und Narben entlang schlängelten.

Erneut ergriffen die Hände des Verborgenen den Unterkiefer des dicken Mannes, in dessen Wagen sich nun die verhornten Krallen der unnatürlich lang und knochig wirkenden Finger des Nosferatu bohrten. Sie zogen Francesco näher an seine unmenschliche Fratze. Gestank von Verwesung und muffiger Graberde drängte sich ihm in einem Schwall entgegen, der ihn unmittelbar würgen ließ.


"Dachte ich es mir doch."

spottete der Doktor höhnisch.

"Nicht mehr als ein saufender, prügelnder Bewunderer seiner eigens erzeugten Leiden."

Ein feuchtes, selbstherrliches Glucksen ertönte ehe der Medicus seine vergilbten Fänge mit einem plötzlichen Ruck in den Hals des Säufers trieb.
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