[1033] Zwischen Weinreben [Galeno, Enzo]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1033] Zwischen Weinreben [Galeno, Enzo]

Beitrag von Nubis »

Der Wein stand in vollen Reben, hier in Maddalena. Überall roch es danach und bald würden sie geerntet und zu den Winzern gebracht werden. Doch nun in der Naht lagen die Höfe dunkel im Schatten der Nacht. Des Mondes Sichel spendete nur wenig Licht, doch das Meer aus Sternen flutete den Himmel. Kleine Wolken zogen hin und wieder vorbei, ein leichter Wind wirbelte Staub und Blätter auf. Es war frisch für diese Jahreszeit, frisch für diese südlichen Gefilde.

Zwei Gestalten wanderten den staubigen Weg des Nachts umher. Ein grosser, gut genährter und ein kleinerer,, schlacksiger, beide gekleidet in dunklen Gewändern, sodass sie sich kaum von der dunklen Umgebung abhoben. Sie waren wohl spät, um heim zu kommen, hatten wohl die Zeit in Maddalena vergessen. Eine Öllampe erhellte für sie den Weg mit warmen, gelben Licht. Ob sie noch viel der Strecke vor sich hatten?
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
Enzo
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Re: [1033] Zwischen Weinreben [Galeno, Enzo]

Beitrag von Enzo »

Wein, irgendein Philosoph hatte vor vielen Jahren einmal behauptet in ihm läge die Wahrheit, soweit das Auge reichte. Nun, in Form von Reben enthielt er wohl kaum Wahrheit, aber das war ohnehin nicht mehr von Bedeutung für Enzo. Vergangen war die Erinnerung an den Rausch des Weines, seinen Geschmack und seinen Duft, schlichtweg verblasst. Nur manchmal, ganz selten glaubte Enzo noch den Geschmack auf der Zunge zu haben wenn er trank doch die Erinnerung verging stets genauso schnell wie sie gekommen war. Natürlich, er könnte jederzeit eine Flasche besorgen und den vergorenen Rebensaft trinken, doch wozu? Für ihn schmeckte es nur noch wie Asche, hatte nicht mehr die geringste Wirkung und was am wohl am schlimmsten war: Um ihn wieder loszuwerden musste er ihn erbrechen und damit die ganze Enttäuschung nochmals durchmachen, nur eben rückwärts.
Gedankenverloren pflückte Enzo eine einzelne Traube, musterte sie nachdenklich bevor er sie an seinen Ghul, Sebastiano, weiterreichte. Sollte der damit glücklich werden. Sebastiano mochte genauso wenig altern wie Enzo und anders als Enzo in der Lage sein unter der Sonne zu wandeln, doch seine ewige Jugend bezahlte er mit Knechtschaft. Einmal im Monat musste er das Blut seines Herren trinken, sollte er dies einmal nicht tun würden die Jahre ihn früher oder später einholen. Enzo hingegen hatte die Ewigkeit geschenkt bekommen, zumindest solange er nichts unfassbar dummes tat. Etwas dummes wie zum Beispiel in der Stadt die er gerade erst erreicht hatte unangemeldet und obendrein im Revier eines anderen wildernd erwischt zu werden weil man vor lauter Durst dem Tier verfallen war. Nein, es gab ein Protokoll und dieses musste gewahrt werden sonst konnte die Ewigkeit erstaunlich kurz ausfallen. Darum galt es diese Nacht zwei Dinge zu tun welche er lieber im Umland erledigte:
Kontakt zum hiesigen Kainitenhof aufbauen, oder zumindest in Erfahrung bringen wo sich dieser befand, und etwas zu sich nehmen um zu verhindern hungrig seine Aufwartung beim Prinz zu machen. Noch wusste der gut gekleidete Untote es nicht, aber zumindest eines dieser beiden Ziele sollte bald in erreichbare Nähe rücken..,
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Nubis
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Re: [1033] Zwischen Weinreben [Galeno, Enzo]

Beitrag von Nubis »

Sie wären kaum aufgefallen, hätte das Licht der Lampe sich nicht gerade in dem Moment bewegt. Dort am Wegesrand bei den Reben standen zwei Herren, kaum in der Dunkelheit auszumachen. Der eine hatte dem anderen gerade etwas gegeben, vermutlich. Genau konnte man es nicht sehen und da hatte sich die Lampe bewegt, die der eine trug. Diese Bewegung hatte die anderen beiden in diese Richtung sehen lassen, prüfend, wer sich dort befand.

Der grössere von ihnen hielt die Lampe höher und streckte den Arm etwas mehr nach vorn. Doch sie waren noch zu weit entfernt, um etwas Genaues ausmachen zu können. Wollten sie die beiden dort stören? Wäre die Zeit gerade ideal dafür?

Sie schienen sich ohne Worte, nur mit Blicken abzustimmen, zu überlegen. Der Kleinere von ihnen nickte, der grosse Beleibte nickte danach und sie schritten auf die beiden Fremden zu.
Bald waren sie so nah, dass man ihre Gesichter womöglich sehen konnte. Doch da hielt der Grosse die Lampe etwas anders, liess den kleinen mehr in den Schatten verschwinden, sich selbst dabei im vollen Licht darstellend. Der Beleibtere trug einen dunklen Reiseumhang, war wahrlich wohl genährt, in einem Alter, in der er nicht mehr als jung und unerfahren zählen konnte, aber auch nicht zu alt für Feldarbeit und Co war. Ein freundliches Gesicht, runde Wangen und vom Laufen einen leicht roten Kopf.
Der Rest der Kleidung war gutes Leinen, wohl bürgerlicher Natur. Vielleicht Händler.
Er schulterte einen Holzkasten mit Lederriemen und Lederverschluss, der darum gewickelt werden konnte, um es vielleicht vor Regen zu schützen.

Von dem Kleineren war erst einmal wenig erkennbar. Auch dunkle Kleidung. Vermutlich gleich, wie das des Grösseren. Er wirkte wie ein Grashalm im Vergleich zu dem Hünen. Die Kapuze war ins Gesicht gezogen, der Umhang gut über die Kleidung gelegt, sodass auch darunter viel verborgen lag. Scheinbar wollte er nicht viel von sich zeigen, im Gegensatz zu seinem Reisebegleiter.
"Guten Abend!" meinte der Hüne zu den Fremden da am Wegesrand.
"Zu so später Stund noch unterwegs?"
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Enzo
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Re: [1033] Zwischen Weinreben [Galeno, Enzo]

Beitrag von Enzo »

Zwei Schatten, der Eine groß und wohl genährt, der Andere verhältnismäßig kurz und vermutlich recht schmächtig auch wenn das unter dem Umhang schwer zu erkennen war, näherten sich, trugen ein kleines Licht mit sich wie auch Sebastiano eines bei sich trug. Scheinbar beiläufig ließ Enzo seinen Blick über die beiden gleiten, versuchte sich ein erstes Urteil zu bilden. Offensichtlich legte hier jemand Wert darauf nicht sofort bemerkt zu werden, was wohl nicht die schlechteste aller Ideen war. Dennoch sprach der Hüne von den beiden Enzo und seinen Anhang recht unbeeindruckt von sowohl der späten Stunde als auch von der Tatsache dass er die beiden nicht kannte an.
Ein eleganter Schritt zur Seite brachte Enzo in den Schatten zur Linken Sebastianos, welcher ganz offensichtlich die Funktion eines Leibwächters innehielt, wo er mit einem kurzen Moment der Konzentration nach den umliegenden Schatten griff. Dezent zog er den Schatten seiner Kapuze ein wenig tiefer ins Gesicht, bog hier den einen und streckte da einen anderen Schatten um seine Statur unter dem eigenen Umhang besser zu verbergen.

„Einen guten Abend wünschen Wir auch ihm“ erwiderte Enzo dann und bediente sich dabei bewusst des herrschaftlichen Plurals. Hätte das Licht der Lampe normalerweise Enzos Gesicht zumindest zum Großteil enthüllen sollen so gab sich dieses erstaunlich rar mit seinen Details. Wie eine Dame zu Hofe dazu neigte mittels Schminke bestimmte Teile des Gesichts entweder zu verstecken oder zumindest die Aufmerksamkeit auf andere, reizvollere, Bereiche zu lenken so nutze Enzo die Schatten nun für das gegenteilige Ergebnis: Einprägsame Merkmale wurden verdeckt während unscheinbare Züge seines Gesichtes umso mehr ins Licht gerückt wurden. Dies konnte wohl ein wenig unheimlich wirken, aber diese Wirkung hatte er auf Sterbliche ohnehin seit er den Kuss empfangen hatte also machte es für Enzo keinen Unterschied. „Und ja, das sind Wir offensichtlich. Was führt Ihn und seinen Begleiter zu solch später Stund auf die Straßen? Es gibt sicherlich reichlich Gesindel welches um diese Zeit mit Freuden einen Händler überfallen würden.“ merkte er im neutralem Ton an.

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Disziplin: Schattenspiele 1 (Schattenspiel) -1 BP
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