[1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

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Fray Diego
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

" Nun denn, wir werden die dann zu gegebener Zeit vor Ort besprechen können. Geht weiter voran." Fray Diego hatte eigentlich nur noch wenig Zeit, jedoch wollte er sich nicht von dieser hilfebedürftigen Person abwenden. Dies wäre der falsche Weg, das falsche Zeichen gewesen. Es ging hierbei nicht nur um die Stadt, sondern auch um seine Bewohner- und das hies um jeden einzelnen von Ihnen. Nichtsdestotrotz würde er die Zeit ein wenig im Auge behalten müssen.

Weiterhin eilte er der jungen Dame hinterher.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Doch bereits während sie weitergingen, erzählte die junge Frau wie sie zugesichert hatte: „Ich weiß nicht genau was mit Andrea geschehen ist.“ Ihre braunen Augen wanderten zu dem Pater, während sie sich wohl auch ohne Licht gut genug in den verwinkelten Gassen auskannte, um ihn sicher zu führen.

„Als ich heute Morgen zu ihm kam, war es bereits geschehen. Diese gottlosen Bastarde hatten ihn einfach niedergestochen.“, berichtete sie mit gedämpfter Stimme, die irgendwo zwischen Leid, Verzweiflung und Wut schwankte, bevor sie ergänzte: „Es war so schrecklich, Pater. Der ganze Fußboden war voller Blut und Andrea lag mehr tot als lebendig darin. Es dauerte gefühlte Stunden bis ich einen Quacksalber gefunden hatte und nur Gott allein weiß, wie lange Andrea in Schmerzen…“

Erneut brach ihre junge Stimme gänzlich ab und sie wischte sich mehrfach mit dem Ärmel über die Augen, während ihr ihr Körper zitterte. „Es ist alles so schrecklich, Pater.“, meinte sie mit kaum mehr als gehauchter Stimme, als sie schließlich mit gesenktem Kopf stehen geblieben war.

„Warum mutet der Herr uns nur so etwas zu, Pater? Wir wollten doch nur ein besseres Leben für uns. Wir wollten doch nur nicht länger Diener von gewissenlosen Capitanos sein. Von hohen Herren sein, die letztlich einen Fick auf uns und unsere Wünsche geben.“, beschwerte sich die junge Frau, bevor sie einen schweren, verzweifelten Seufzer ausstieß und sich erneut mit dem Ärmel über das Gesicht wischte.

„Wir wollten doch nur eine eigene, glückliche Familie sein.“, jammerte sie, während sie den Kopf schüttelte. Dann drückte sie deine Hand und sprach: „Aber nun habe ich euch gefunden und Andrea wird mit Gottes Hilfe wieder gesund werden.“ Ihre Stimme war von einem Moment auf den anderen in eine beinahe unvernünftige Hoffnung umgeschlagen, als sie trotz dem Schrecken, den sie erlebt hatte, fest daran zu glauben schien, dass durch die Salbung von einem fremden Pater, sich alles wieder zum Guten ändern würde.
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Fray Diego
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

" Die Zeit wird kommen, in welcher all diese Pein vorüber ist. Im Buch Gottes steht geschrieben: "Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen." Diego drückt ihre Hand fest.

Ruhe und Gelassenheit strömen aus seinen Worten wie aus einer Quelle als er sich währenddessen durch die Gassen führen lässt. Das Vertrauen, dass er weiss, was er tut und macht sind ihm deutlich anzumerken als er nach einer kurzen Strecke weiter spricht. " Sagt, mein Kind, diese Unholde kamen in der vergangenen Nacht, da ihr euren Liebsten in den Morgenstunden gefunden habt, nicht wahr ? Wieso habt ihr erst jetzt das Haus verlassen um nach Hilfe zu suchen? Haben sie auch Euch aufgelauert ?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Sie schüttelte den Kopf, bevor sie meinte: „Nein, Pater. Sie haben mir nicht aufgelauert. Tatsächlich habe ich niemanden gesehen, als ich hier ankam, noch als ich ging.“ Die junge Frau zögerte kurz und unangenehm berührt, als sie ausweichend antwortete: „Ich weiß auch nicht, wann sie gekommen waren. Ich…“ Sie brach kurz ab, bevor sie erklärte: „Ich hatte bereits am Morgen verzweifelt nach einem Medicus gesucht und nur einen alten, schmierigen Quacksalber gefunden. Er hat…“ Wieder verstummte das Mädchen, das kaum eine Frau war, während sie die Hand des Paters losließ, um mit rotwerdenden Wangen den Kopf von ihm abzuwenden und zu murmeln: „Er hat einen horrenden Preis verlangt, Pater. Für die Behandlung und die Kräuter. Aber wir hatten doch kaum mehr, als das was ich für den Einkauf auf dem Markt von meinen Herren erhalten hatte. Aber was sollte ich denn sonst tun? Der Rest war von diesen gottlosen Bastarden gestohlen worden und...“

Ein leises Schluchzen war zu hören, als ihre Stimme versagte und sie sich selbst umarmte, um sich Schutz und Halt zu geben in der Dunkelheit der Nacht. „Er… er… hat Andrea schließlich versorgt und ich… ich hatte den Boden dann Stunden lang geschruppt…“, erklärte sie, bevor sie einen hörbaren Kloß im Hals herunterschluckte und anfügte: „Ich hatte ihm dann etwas zu essen gekocht. Suppe. Und sein Fieber gesenkt mit kühlen Lappen. Aber es dauerte Stunden, bis er in den Schlaf gefunden hat trotz der Schmerzen. Und dann war es Nacht. Und ich… ich konnte die Stadt ja nicht mehr verlassen. Und überhaupt, ich kann ihn ja nicht einfach so allein zurücklassen. Er… er sah von Stunde zu Stunde immer schlechter aus. Ich… ich konnte nicht mehr für ihn tun, egal wieviel ich gebetet habe. Deshalb habe ich mich aufgemacht als er schlief und jemanden wie euch gesucht, Pater. Andrea darf einfach nicht sterben! Nicht nachdem was wir alles dafür getan und geopfert haben! Das alles darf nicht umsonst gewesen sein, Pater!“

Ihr Blick ging zu dem Pater zurück und in ihren Augen waren Tränen der Wut und der Verzweiflung, die sie sich bei Seite wischte, bevor sie sich straffte und die Holztür in ein Hinterzimmer einer Spelunke aufschob, vor der sie stehengeblieben waren. „Aber bitte, Pater, kommt doch herein. Ich will ihn nicht zu lange allein lassen.“, sprach sie, während sie selbst durch die Tür trat und sie dem Geistlichen aufhielt. So der Pater eintrat, fand er sich in einer kleinen Kammer wieder. In einer kleinen Kochstelle brannte ein niederes Feuer, das den Raum in ein gedämpftes Licht tauchte. Im Raum klebte noch der wage Geruch von altem Blut, den wohl nur ein Monster der Nacht tatsächlich wahrnehmen konnte, während sich darin sichtbar ein zerbrochener Tisch, ein Hocker, sowie eine Truhe, auf der eine Schale stand, sowie einige Kübel befanden.

Auf einem Lager, das in seiner Breite kaum mehr als einer Person Platz zum Schlafen bot, lag ein einzelner Mann. Die Decke war hoch bis zum Hals gezogen und von der Stirn perlten Schweißperlen, während er sich stöhnend hin und herdrehte. Der Lappen, der zuvor seine Stirn bedeckt hatte, lag daneben und als die Frau es sah, eilte sie zu ihm, um sich neben seinen Kopf niederzuknien, das Tuch zu befeuchten und seine Stirn abzutupfen, während sie in einer warmen Stimme zu ihm sprach: „Ich bin wieder da, Liebster. Alles wird wieder gut werden. Du bist nicht mehr allein. Sieh, ich habe einen Pater gefunden. Er wird dich salben. Du wirst wieder gesund werden! Du wirst es schon sehen! Alles wird wieder gut werden!“ Mit einer bittenden, beinahe flehenden Geste, winkte sie den Pater herbei, so dieser noch nicht von sich selbst gefolgt war.
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Fray Diego
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Fray Diego »

Blut! Endlich. Schon den ganzen Abend lag ihm der Geruch in der Nase. Beim Abendessen, auf den Straßen, bei den Opfern und Verwundeten, und nun hier, in diesem kleinen Raum hinter der Spelunke.
Vergessen war alles, was ihn noch in den letzten Stunden begleitet hatte, die Seiten der Bücher, die er am vergangenen Abend gelesen hatte, waren wie beiseite gewischt. In seinem Kopf setze eine gewisse Leere als er den Geruch witterte.

„Seid gegrüßt im Namen des Herrn unseres Gottes, Andrea.“
Nachdem er den Mann auf dem Lager hatte liegen sehen, wanderte sein Blick einmal durch den Raum, über die spärliche Einrichtung und das niedrig brennende Feuer.
Ruhe, Kontrolle, Fokussierung sind die Aspekte die er nun von sich selber verlangt.

Dann wendet er sich an die Dame, die ihn hergeführt hat. „ Also gut, ich möchte mir gerne erst einmal selber ein Bild von der Verletzung machen. Bitte deckt ihn doch schon einmal auf. Habt ihr Wasser hier, dass ich mir die Hände ein wenig waschen kann, bevor ich euren Andrea berühre?“
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Iulia Cornelia
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Beitrag von Iulia Cornelia »

Verwirrt blickte die junge Frau auf den Pater, als dieser seine in ihren Augen ungewöhnliche Bitte äußerte und völlig perplex fragte: „Ihr wollt seine Verletzungen sehen? Das ist… kein schöner Anblick für euch, Pater.“

Ihr Blick wanderte besorgt über den Körper Andreas, bevor sie schließlich nickte. „Aber in Ordnung?!“, ihre Stimme klang eher fragend, ganz so, als ob sie noch einmal nachfragte, ob er das tatsächlich wollen würde, bevor sie sich schließlich erhob und die Schale in einen der Eimer entleerte.

Ihr Gang führte sie zur Feuerstelle, um dort wärmeres Wasser aus einem seitlich hängenden Kessel zu schöpfen, den Hocker zum Lager zu ziehen, die Schale dort darauf abzustellen und ein frisches Leinentuch daneben zu legen. „Hier. Bitte verzeiht die Unordnung, Pater. Einiges ist zu Bruch gegangen.“, erklärte sie gedrückt.

Dann ging sie zur Feuerstelle zurück, legte zwei Holzscheite nach und machte den darüber hängenden Kessel etwas tiefer, bevor sie zu Andrea zurückkehrte und sich neben ihn kniete. In sanfter Stimme sprach sie zu ihm, während sie ruhig die Decke nach unten schlug: „Der Pater möchte sich deine Verletzungen ansehen.“

Das Leinenhemd klebte förmlich an dem verschwitzen Körper und die junge Frau schlug verlegen ihren Blick zur Seite, was wohl auch der Grund ihres erschrockenen Schreis war, als sich die Hand des Mannes fest um ihr Handgelenk schloss. Weiß traten seine Knöchel hervor, als er sie aus braunen, hasserfüllten Augen anstarrte und anschrie: „Was willst du hier? Hat ich dir nich gesagt, du sollst dich verziehn?! Elendigs Flittchn! Scher dich zum Teufel!“

Entsetzen stand in das Gesicht der jungen Frau geschrieben, als diese so rüde angegangen wurde. Als sie versuchte den Mann mit der freien Hand zu berühren, schlug dieser diese hart beiseite und Tränen standen in dem jungen Frauengesicht, als sie jammerte: „Aber...“ Harsch fuhr er ihr übers Wort, als er sich unter Schmerzenslauten nach oben quälte: „Glaubs ich hab nich gesehn, was de mit dem Quacksalber getan hast? Gefickt hastet mit ihm, währen ich blutend in mein eigenen Eingeweidn lag. Willst n schönes Leben mit ihm machn. Habt er ja fein geplant. Habt nur nich gedach, dass ich zäh bin, was? Wer weiß, ob das Balg, das de mer unterjubeln wolltest wirklich meins is.“

Mit offenem Mund starrte die junge Frau auf den Verletzten hinab, bevor sie wie ein scheues Reh zu dem Pater blickte. Der Blick des Mannes folgte dem ihren, als er an den Pater gewandt sprach: „Und wer is er? Dein neuer Gönnr? Hä? Is er hier, um zu Ende zu bringn, was der andere ned gescha…?!“ Ein Husten unterbrach seine Hasstirade und vor Schmerzen hielt er sich die Stelle an seinem Bauch, die sich unter dicken Wickeln befand, wobei er die Hand der Frau freigeben musste, die diese zurückzog und mit schmerzverzehrtem Blick ihr Handgelenk festhielt, bevor sie sich erhob und von ihm zurückwich.

„Du undankbarer Bastard! Glaubst du der Quacksalber lebt von Luft allein?! Wie glaubst du hättest du ihn bezahlen wollen, wo du dir all unser Erspartes hast stehlen lassen?! Ich habe alles für dich getan! Für uns! Und so dan…“, beschwerte sich das Mädchen, als sie mitten drin abbrach, als sie sah, wie Blut zwischen den Fingern des Mannes hindurchquoll. Dick und hellrot sickerte es über seine Haut und tropfte ungebremst auf das Leinenhemd herunter.

Von einem Moment auf den anderen schien aller Ärger verschwunden, als ihr Blick in Besorgnis umschlug und sie zu ihm eilte, um ihm einige Laken zu reichen. Verzweiflung lag in ihrer Stimme, als sie gebetsartig sprach: „Oh nein. Nein! Bitte nicht. Bitte verlass mich nicht! Tu mir das nicht an.“
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Fray Diego
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Beitrag von Fray Diego »

Wut, Hass, Aggressionen sprudelten wie sein Blut aus dem Körper des Verletzten hervor. Anstatt sich wie das Blut auf dem Boden zu verteilen, hallten die Worte durch den Raum und schienen auf die junge Dame wie Faustschläge herniederzugehen. Innerlich genoss Fray Diego diese Emotionen. Sie waren eine hervorragende Abwechslung zu der Eintönigkeit der Schiffsreise und er genoss es förmlich, sich in diesem Ausbruch des Lebens zu suhlen. Vorsichtig abwartend, welche Beleidigungen der junge Mann noch ausspucken würde, wartete Fray Diego ab, bis der sowohl der körperliche, als auch der seelische Schmerz Andrea die Worte zu nehmen schien.

Erst dann, als die beiden ihre ersten Beleidigungen ausgetauscht, und die junge Frau wieder zu ihrem Geliebten geeilt war, näherte sich Diego dem Krankenlager. Seine Blick war wie starr auf das Gesicht des jungen Mannes gerichtet. Die Augen schienen den Verletzten geradezu zu durchbohren, wie es bereits die Waffe des Angreifers getan hatte. Einen ersten Impuls unterdrückend, den Verletzten zur Ordnung zu rufen und zu einem angemesseneren Verhalten zu bewegen, sagte er in einem ruhigen Ton: „Ich komme aus dem Benediktinerkloster. Diese Dame hat mich gebeten, nach eurer Wunde zu sehen. So wie es aussieht, hat der Quacksalber, und damit auch eure Verlobte Euch zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt am Leben erhalten. Seid ihr gewillt, die Opfer, welche ihr erlitten, aber auch füreinander erbracht habt, so weit zu dulden und an die Seite zu schieben, dass Euch schauen kann , wie ich Euch weiter helfen kann?

Nachdem Andrea offensichtlich zu schwach ist, um zu wieder sprechen, kniet sich Fray Diego neben ihm nieder. Während er in seiner Tasche nach dem Öl sucht und alles bereit legt, wendet er sich noch einmal an die Frau. „ Im Brief des Jakobus steht geschrieben, dass ein gläubiges Geben einen Kranken retten wird, und der Herr werde ihn aufrichten und, sollte er Sünden begangen haben, ihm vergeben. Während ich Andrea gleich mit dem Rosenöl salbe, erachte ich es als ausgesprochen sinnvoll, wenn ihr, meine Liebe, euch in dieser Zeit einem gläubigen Gebet hingeben würdet.“

Ohne das Verhalten oder die Worte der Frau abzuwarten beginnt Diego mit einem Gebet auf Latein: „Durch diese heilige Salbung und Gottes milde Barmherzigkeit vergebe dir der Herr, unser Gott, was du durch deine Taten gesündigt hast. Amen.“

Währenddessen zeichnet er auf die die Augen, die Ohren, Nase, Mund, sowohl Hände und Füße ein Kreuz. Anschließend spricht er noch ein Gebet auf Latein und deckt ihn dann wieder zu. Bevor er sich wieder erhebt, legt er seine kalte Hand auf die Stirn des Mannes, erhebt sich und tritt vom Krankenbett zurück.
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Iulia Cornelia
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Beitrag von Iulia Cornelia »

„Verlobte.“, hustete und spuckte der Mann widerwillig das Blutgemenge und das Wort zugleich aus, während er sie mit einem abfälligem Blick bedachte. „Wär se wohl gern.“, stellte er fest, bevor er den Benediktiner anblickte und zögerte. Doch offenbar war der Verletzte weitaus schwächer, als er es zugeben wollte und so nickte er schließlich nur auf seine Frage hin. Dennoch beobachtete er jede seiner weiteren Aktionen skeptisch, doch er wehrte sich nicht dagegen.

Auch die junge Frau nickte schließlich und stellte sich etwas abseits des Geschehens. Mit zum Gebet erhobenen Händen, sandte sie stumm ihre Bitten um Genesung ihres Geliebten gen Himmel. Erst als das leise Stöhnen Andreas erklang, nachdem der Pater seine Hand auf seine Stirn gelegt hatte, öffnete sie besorgt ihre Augen. Der Mann blinzelte noch ein, zwei Mal schläfrig, bevor er sich auf das Lager zurücksinken ließ und sich erschöpft erneut dem Fieberwahn hingab. Nur ein leises Vergelt’s Gott, schien über seine Lippen gewandert zu sein, als er seine Augen schloss.

Ein leises Seufzen erklang von schräg hinter dem Benediktiner, als das Mädchen schließlich zu ihm trat und sanft die Hand des Paters umgriff, nur um diese fester zu drücken. „Habt tausend Dank, Pater… Bitte... Bitte nehmt doch Platz und setzt euch näher ans Feuer. Es… es dürfte hier gleich angenehmer werden und die Suppe… sie wird gleich heiß genug sein, um euch zu wärmen und ich… ich schulde euch noch so viel für eure Mühen.“, sprach die junge Frau stockend, während sie wie beiläufig seine Hand ihren jungen Körper streifen ließ, als sie ihn zum Hocker führte und dabei schüchtern meinte: Bitte… Bitte lasst mich euch eure Barmherzigkeit angemessen vergelten, Pater.“
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Fray Diego
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Beitrag von Fray Diego »

Fray Diego lies sich bereitwillig von der Verlobten von seinem Krankenlager wegführen. Als er jedoch die Worte Feuer, Suppe und Wärme vernahm, lenkte ihn sein Weg eher instinktiv von dem Ihm zugewiesenen Platz hinweg. Auch die Berührung der Frau und die Vergeltung der Mühen riefen in ihm eher einen gewissen Abscheu hervor. Er entwand seine Hand der ihren und drehte sich zu ihr herum:

„ Mein liebes Kind. Wir leben in Zeiten des Krieges und der Not. Es liegt mir ferne, mich von Euch für die kleinen Mühen, die mir entstanden sind, entlohnen zu lassen. Ganz im Gegenteil bin ich derjenige, der Euch zu danken hat, dafür, dass ihr mich gerufen habt. Ich hoffe, ich konnte eurem Verlobten ein wenig Linderung und Zuversicht verschaffen, und ich erwarte dafür in keiner Weise eine Entlohnung.“

Fray Diegos Blick wanderte in Richtung der Tür. Definitiv wandte er sich zum gehen und würde das Haus auch gleich verlassen, wenn sie ihn nicht wieder aufhielt.

„Andrea, ich weiss das ihr meine Worte vernehmen wird. Auch wenn ihr gerade von mir eine Salbung erhalten habt, möchte ich euch noch die folgenden Worte hinterlassen. Bewegt sie in eurem Herzen bevor ihr das nächste Mal sprecht. In der Bibel steht geschrieben, dass wenn wir den Menschen ihre Verfehlungen vergeben, uns auch der himmlische Vater unsere Verfehlungen vergeben wird. Wer sich aber rächt, an dem wird sich auch der Herr wieder rächen und wird ihm seine Sünden auch erneut anrechnen.“

Seine Stimme spricht weiter zu dem Mann auf dem Krankenlager als er sagt: „Eure Verlobte liebt Euch über alles, soviel ist sicher und erkennbar. Sie hat bereits sehr viele Opfer gebracht. Nicht für sich selber, nein, nur für Euch. Ich weiss nicht ob ihr es wisst, aber die Leute fliehen und verstecken sich. Sie werden auf der Straße abgeschlachtet wie Tiere und dennoch, unter diesen Umständen, hat sich eure Verlobte auf die Straße gewagt, einen Medicus gesucht, um Euch zu retten. Sie war bereit, für euer Leben selber einen sehr hohen Preis zu bezahlen und hat sich, nachdem sie ihn bezahlt hat, noch ein weiteres Mal auf die Straßen getraut anstatt sich, wie es vielleicht jede andere getan hätte, in Schmach und Schande in diesem Haus zu verstecken. Erkennt ihr Opfer, denn tut ihr es nicht, ist dieses Opfer nichts wert gewesen.“

Fray Diego geht ein paar Schritte in Richtung Tür und wendet sich noch einmal an die Frau: „Es ist nun an der Zeit, dass ich von Euch gehen muss. Ich verlasse Euch an dieser Stelle in der Gewissheit, dass sowohl ihr, als auch ich, alles getan haben, was in unserer Macht steht, um eurem Liebsten zu helfen. Nun liegt alles in Gottes Hand und in seinem Willen. Kümmert Euch gut um ihn und wenn ihr noch einmal Hilfe braucht, hadert nicht, Euch an mich zu wenden. Ich werde nun gehen, Euch aber bleiben der Glaube, die Hoffnung und die Liebe, diese drei: aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Anschließend wendet er sich zur Tür und öffnet diese.
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Die erste letzte Ölung [Fray Diego, offen] [Seconda]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ob Andrea die Worte tatsächlich verstanden hatte war unklar, doch es wirkte nicht so. Zu sehr wog sich der Kopf unruhig hin und her, als würde sein geschwächter Leib von wilden, fieberhaften Albträumen heimgesucht. Als der Pater dann jedoch selbst von den Opfern sprach, die die junge Frau für Andrea aufgenommen hatte, blickte diese verlegen zu Boden. Zu groß wog die Schuld, die sichtlich schwer auf ihren jungen Schultern lag.

Als der Pater dann angekündigt hatte zu gehen, hatte sich die junge Frau panisch zwischen ihn und die Tür geschoben. Beinahe verzweifelt hatte sie nach seiner Hand gegriffen, als er die Tür öffnen wollte. Flehend meinte sie: „Bitte, Pater. Geht noch nicht. Ihr seid kälter als der Tod, den ihr euch noch auf den Straßen holen werdet, so ihr jetzt geht, ohne euch vorher aufzuwärmen. Bitte. Bleibt noch ein Weilchen, Pater. Wärmt euren Leib zumindest, so ihr nichts essen wollt. Ich…“ Die junge Frau brach ab, bevor sie ihm endlich gestand: „Ich habe solche Angst, dass sie wiederkommen könnten, Pater und hier ist doch Niemand. Niemand, der uns schützt. Ich habe Angst, dass sie kommen und dass sie auch mir das antun werden, was sie meinem Andrea angetan haben… Oder… oder… oder gar noch viel schlimmeres.“

Ihr gesamter Körper zitterte unter der Vorstellung dieser Gräueltaten, als sie auch mit der anderen Hand nach seiner Hand griff, die die Tür hatte öffnen wollen. Mit bittender Stimme sprach sie zu ihm: „Bitte, Pater... Ich kann hier doch nicht weg… Die Stadttore sind zu und Andrea… ihm geht es doch so schlecht… Ich kann ihn nicht allein lassen… Bitte, Pater… Bitte bleibt doch nur noch ein kleines Weilchen… Zumindest bis ich in den Schlaf gefunden habe und so Gott will nicht mitbekommen werde, wenn sie…“

Unter Tränen brach sie ab und erneut fiel die junge Frau vor dem Pater auf die Knie, als sie ihn beschwor: „Und… und so ihr nicht bleiben könnt, Pater, so habt denn Erbarmen mit mir und nehmt einer eurigen Sünderin die letzte Beichte ab und segnet mich... Ich... ich will nicht mit schuldbeladenem Herzen sterben müssen, so sie kommen sollten, um...“ Die Vorstellung daran, was sie alles mit ihr tun würden, brach das Mädchen sichtlich. Es ließ sie plötzlich so viel jünger wirken und weiter entfernt von einer jungen Frau, als wie zuvor.
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