[1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

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Mareno
Toreador
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[1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Mareno »

Gewohnt zügig eilte Mareno in dieser Nacht die Via San Bernando hinab um an sein nächstes Ziel zu gelangen. Sein Weg führte ihn an dem Sakralbau San Damiano vorbei, den er jedoch schnell hinter sich ließ. Ob diese sich langsam entwickelnde Abneigung den bedrohlichen Einflüsterungen Ferrucios oder einer sich in Genua real manifestierenden Heiligkeit geschuldet war, konnte Mareno nicht zweifelsfrei ausmachen. Sein Weg führte ihn weiter hinein nach Mascharana und zum Bischofskastell, wo er hoffte auf Gasparo di Como zu stoßen um mit ihm Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erläutern. Wie er sich so auf den verhältnismäßig leeren Straßen des noblen Mascharans bewegte wurde ihm unangenehmerweise bewusst das die grauen Leinenkleider in diesen Gassen wohl auffälliger waren als gedacht, genauso wie die Tatsache das er sich ohne Leibwächter des Nachts an den Häusern der Reichen entlang bewegte. Für einen Moment haderte Mareno. War es klug den Weg den er bereits eingeschlagen hatte noch weiter fortzusetzen, oder sollte er besser umkehren?
Wir sind nicht Kinder einer erlesenen Epoche,
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Gasparo »

Auch in dieser Nacht machten Gasparo und Crispianus sich auf den Weg, Mascharana in Richtung Platealonga zu verlassen. In diesen Monaten schien er den Weg oft zu gehen, fast zu oft für seinen Geschmack, war der Hafen doch nicht nur Ort, an dem rasende Menschen seinesgleichen vernichtet hatten sondern auch ein Hort für ungehobelten, stinkenden Pöbel.

Jedoch … Mit Unbehagen machte sich Gasparo der Wege bewusst, die er hier, Mascharana nun mied. Die Villa Brigori, die Villa Embriaci, die Villa di Fiore … die Gebäude symbolisierten stumme Drohungen.

Während diese düsteren Gedanken seinen Herrn plagten schritt Crispianus voraus, die eine Hand am Schwertknauf, in der anderen hielt er eine kleine Laterne. Er war es auch, der die entgegenkommende Figur zuerst sah und abrupt stoppte. Alarmiert blieb auch der Magister stehen und späte ins Dunkel.

„Der Capitano“ ,zischte Crispianus und tat einen Schritt zurück während Gasparo sich hinter ihn stellte und über die Schulter seines Leibwächters starrte. Er hatte vermutet, dass die Rose vernichtet worden war in den dunklen Nächten des letzten Jahres. War er als rachsüchtiges Gespenst zurückgekehrt oder trug jemand anders die Gestalt des Mannes, an dessen Seite er gestanden hatte? Die Anspannung beider Männer war spürbar als Gasparo mit misstrauischer Stimme sagte: „Werter Mareno … seid Ihr es?“
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Mareno
Toreador
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Re: [1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Mareno »

Auch Mareno musterte die beiden Gestalten zuerst mit Argwohn, eher er antwortet. Schließlich lässt er es doch zu das sich etwas Freude in seine Stimme mischt, um den alten Kampfgefährten in den Gassen Mascharanas zu begrüßen.


"Signore di Como? Ah, wie ich sehe in Begleitung des treuen Crispianus! Ich hoffe ihr erinnert euch noch gut an eure Nacht auf der Nenuphar? Nach all den Jahren noch immer ein schönes Schiff."


Eigentlich sah Capitano Mareno di Piave aus wie immer. Nur die graue Leinenkleidung veränderte das Äußerliche des Toreador ein wenig zum schlechten. Ansonsten waren es die selben blauen Augen im gleichen freundlichen Gesicht welches von roten Haaren eingerahmt wurde. Das Verhalten des Toreadors war von gewohnter Hektik, die Verbeugung die er Gasparo entgegenbrachte grade so höflich das sie in den Straßen Genuas keine Aufmerksamkeit erregte. Dennoch war die vollständige Wirkung, die Mareno auf den Ventrue hatte eine andere. Er wirkte insgesamt wacher, lauernder. Seine Stimme ließ nichts mehr von der Lethargie vergangener Nächte ahnen.
Es war eben diese Entschlossenheit, die Mareno recht schnell dazu brachte auf den Punkt zu kommen, und seine Existenz nicht mit weiteren Anspielungen zu beweisen.


"Aber genug der Oberflächlichkeit, werter Gasparo. Ich hörte bereits von den düsteren Entwicklungen die seit meiner Abwesenheit ihre Schatten werfen. Es besteht nun dringender Bedarf an einem vertraulichen Gespräch, genau deswegen war ich grade auf dem Weg zu euch. Verfügt ihr noch über Rückzugsmöglichkeiten im Bischofskastell? Dann sollten wir uns dorthin aufmachen."

Offenbar kehrte der Toreador nur erneut von den Toten zurück um Gasparos Gefühl des Unbehagen zu bestärken. Das was auf den Schultern des Toreador drückte wirkte nicht wie die Angst vor einer heranstürmenden Armee. Es war viel eher Ausdruck der Sorge, im Schachspiel der Ahnen und Ancillae zu ertrinken da den einfachen Neugeborenen nie genug Zeit bleiben konnte auf die oft Jahrzehntelang geplanten Schachzüge zu reagieren.


Gasparo verstand in diesem Moment einen tiefen Kern im Wesen des Toreadors, und Mareno hätte schmerzerfüllt geschrien wenn er dies bemerkt hätte.
Die stetige Ungeduld, die schnellen Bewegungen, das geübte Reden, die risikofreudige Art des Toreadors, seine Vorliebe für die schönen Momente des Lebens.
Das gesamte Verhalten Marenos war darauf ausgelegt mit voller Kraft möglichst hart am Wind zu segeln, und Wehe dem der versuchen würde den Toreador zu bremsen.
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo widerstand dem Impuls, vor den eindringlichen Worten des Toreadors zurückzuweichen. Die veränderte Art des Capitanos trug er offen zur Schau aber zumindest erwähnte er die Nacht auf der Nenuphar. Von seiner Flucht auf das Schiff in der Nacht, als sein Heim dem blutigen Schwert seiner Feinde zum Opfer fiel, wusste eigentlich sonst niemand.

Einen Moment lag seiner prüfender Blick schwer auf der Gestalt vor ihm, dann erwiderte die Verbeugung ebenso kurz und knapp, fast ein Spiegelbild von Marenos Bewegung.

„Ich grüße Euch, werter Mareno. Es ist eine Freude, Euch zu sehen, nach Monaten der Ungewissheit.“

Er sah sich um und schien für einen Moment zu bewerten, wo sie waren, umgeben von Mauern und Villen der Einwohner Mascharanas. Dann wanderten seine Augen wieder zurück zu Mareno.

„Das Kastell selbst ist kein sicherer Ort in diesen Nächten. Die Wunden, die ihm beigebracht wurden sind noch frisch und das Kommen und Gehen wird von den verbliebenden Wächtern beobachtet. Es ist kein Gebäude für Treffen oder Versammlungen, nicht mehr ...noch nicht.“

Der Magister zeigte auf den Weg hinter sich, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

„Lasst uns zum Piazza Sarzana gehen, zum Janusstein. Dort sollten wir ungestört sein und sollte jemand uns folgen werden wir ihn an jenem Ort gut sehen können.“
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Mareno
Toreador
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Re: [1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Mareno »

Mareno sieht sich kurz um, ehe er mit einem Nicken in Gasparos Vorschlag einwilligt.

"In Ordnung, lasst uns ein Stück gehen und hoffen das es einzig die Schatten des Bischofskastells sind die uns Gesellschaft leisten."

Der Toreador lässt zwei oder drei Momente verstreichen in denen die Gruppe den Weg zum Piazza Sarzana einschlägt und sich Gasparo sicher sein kann, das auf die Zufallsbegegnung kein Hinterhalt folgt. Erst als sich die Situation so etwas aufgelockert hat, beginnt Mareno erneut zu sprechen.

"Wie ist es euch seit unserem letzten Treffen ergangen, werter Gasparo? Leider habe ich außer von einem Kampf am Hafen und der Beichte bei einem Priester nicht viel zu erzählen... noch nicht. Ich würde jedoch bei Zeiten gerne mit euch darüber sprechen, wie wir an bereits gemeinsam begonnene Arbeit anknüpfen könnnen."

Der gemeinsame Weg führt sie durch die Straßen Mascharanas. prächtige Villen, grüne Hecken, aufmerksame Wachen und verhältnismäßig saubere Straßen bilden die Hintergrundkulisse des Gesprächs.
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1035] Mea culpa [Gasparo, Mareno]

Beitrag von Gasparo »

Crispianus ging erneut voraus während Gasparo sich an Marenos Seite gesellte. Der Ventrue hielt jedoch ein wenig Abstand und beäugte den Capitano vorsichtig, fast argwöhnisch.

„Ich denke fast, dass Eure Geschichte interessanter ist, fürchtete ich doch, dass Ihr die Nächte im November des letzten Jahres nicht überlebt hattet.“ Er sprach leise, so dass kein zufälliger Beobachter etwas aufschnappen konnte. „Ich war Zeuge von Teilen eben jenes schicksalhaften Kampfes, als sich der verehrte Ferrucio erhob und mit den Sterblichen Genuas das Blatt wendete. Der Hafen fiel nicht, werter Mareno. Bei allem, was damals passierte … der Hafen fiel nicht.“

Stolz schwang in Gasparos Stimme mit, als er diese Aussage traf. Wusste die Rose etwa nicht, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatten? „In den folgenden Nächten, als der Konflikt endete, hielt ich Ausschau nach Euch doch als ihr bei der großen Versammlung in San Donato nicht auftauchtet, wie so viele andere auch, dachte ich, Eure Geschichte wäre zu Ende geschrieben worden.“

In der Entfernung warf Crispianus Lampe bereits etwas Licht auf den zerfallenen Triumphbogen, der am Eingang zur Piazza Sarzana stand.
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