Das Leben schien ihm gegenüber gnädig gewesen zu sein. Das Leder der Stiefel war gerade eingetragen und selbst in der Dunkelheit des Abends war die unverwässerte Färbung des Tuchs gut zu erkennen. Der schmale Schnitt zur Hüfte betonte den beinah schon ans dürre gemahnenden Körperbau. Das Tuch seiner Kleidung neigte zwar nirgends durch Spannung von einer regelmäßigen oder gar guten Ernährung zu sprechen, doch waren auf der anderen Seite auch keine Verluste am Leib oder größere Schäden zu erkennen. Letztere mochten allerdings genauso gut auch erst bei genauerer Betrachtung erkennbar werden, neigte die Wandlung durch den Kuss doch dazu sich auf das starke und schöne zu konzentrieren und leidige Spuren verschwinden zu lassen. Einzig unter den Augen zog sich ein dunkles Tal entlang das langsam auslief und ansonsten nur von kleinen Fältchen begleitet wurden, die auf einen regen und ausdrucksstarken Austausch mit seiner Umwelt zurückführbar waren. Gerade am Gesicht hätte man wohl die eine oder andere Spur eines Lebens mit Entbehrungen sehen können, wenn nicht die dunkle Geburt viele kleine Details kaschiert, geglättet und zu einem jungen, etwas ungestümen aber charmantem Antlitz geformt hätten. Und doch war es nicht bloß eine täuschende Andeutung des Schnitts und der lose gelegten Tuche um die Schulterpartie die den Mann als nicht schwächlich darstellten.
(Erscheinungsbild: 3)