[1034] Lehren der Etikette [Iulia, Maximinianus (SL)] [Hoftag]

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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Lehren der Etikette [Iulia, Maximinianus (SL)] [Hoftag]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Verstehend und dankend zugleich hatte ich auf Maximinianus erste Worte hin genickt und seine diskreten Hinweise geradezu aufgesogen. Als er dann auf die Tedeschi zu sprechen gekommen war, dachte ich darüber nach, was ich eigentlich über die eingeladene Verwandtschaft wusste. Vor allem nach seiner anschließenden Frage bezüglich des eingeweiht seins und seiner höflichen Aufforderung zum Exkurs.

Gerade hier einen Fehler als Kind zu begehen, konnte und würde womöglich unangenehme Folgen nach sich ziehen. Dessen war ich mir bewusst. Doch ich ließ mich nicht verunsichern und so verblieb ich innerlich wie äußerlich ruhig. Mit einem Lächeln auf meinen jugendlichen Lippen, sowie einer angenehm warmen Stimmfarbe, entgegnete ich Maximinianus charmant: „Es würde mich freuen. Ich hörte ihr seid in diesem Gebiet sehr erfahren und hattet mitentscheidenden Einfluss auf die norditalienische kainitische Politik wie wir sie heute vorfinden können. Es würde mich deshalb überraschen, so ihre Majestät nicht gerne von euch geäußerte Ratschläge bei der Auswahl wohlwollend mit in Betracht gezogen hätte.“ Respektzollend nickte ich meinem Gegenüber kurz zu.

Nach einer angemessenen Pause sprach mit ruhiger, gleichmäßiger und auf Grund des Ortes sanft gedämpften Stimme weiter: „Ich selbst besitze Interesse am politischen Geschehen, sehe mich aber beiweitem nicht als politisch eingeweiht an. Vor allem nicht in Hinblick auf die mannigfachen Dimensionen und die vorhandene Komplexität. Dennoch möchte ich gerne den Exkurs mit euch wagen.“

Ich ließ meine Hände eine dezente öffnende Geste beschreiben, bevor ich zum Exkurs überging und meinte: „Diese Tedeschi eingeladen zu sehen dürfte vor allem Mailands Gemüter erhitzen. Als Lehnsherr von Genua wird ihnen die Anwesenheit ihrer Widersacher wenig gefallen. Vor allem da gerade diese drei Prinzen Mailand den Zugang zum Meer erheblich erschweren. Gleichzeitig bilden sie den Anfang einer respektablen Versorgungslinie von Korsika, über Savona, bis hin direkt nach Pavia, der bis vor kurzem und nun ehemaligen Vasallendomäne Mailands. Durch sie kann nun nicht länger nur von Norden her Druck auf Mailand stattfinden, sondern auch aus Richtung Süden.“

Während ich kurz schwieg ließ ich nachdenklich meinen Blick auf den Geschenketisch abwandern, bevor meine blaugrauen Augen auf das Kreuz des Ventrue zurückfanden und ich erklärte: „Gerade hierbei dürfte die persönliche Botschaft des Ahnsherren nicht uninteressant sein, wie auch die als Geschenk überreichten Sarazenenjäger, aquitanischen Söldner zu Land und zu Meer und erfahrenen Bogenschützen aus den Kriegen im Osten der tedeschischen Prinzen.“

Mit weiterhin gesenkten Augen sprach ich gleichmäßig, ruhig und mit einer angenehmen Stimmfarbe weiter: „Neben Mailand dürften aber auch andere Fraktionen wenig davon begeistert sein, die Tedeschi hier zu wissen, denn sollte Mailand an die Tedeschi fallen, würde womöglich auch der restliche Norden Stück um Stück von ihnen übernommen werden, bis die Tedeschi sich schließlich einen dauerhafteren und direkten Zugang zum Meer gesichert hätten.“

Ich machte kurz eine bewusste Sprechpause, bevor ich fortfuhr: „Um ein Zeichen zu setzen oder auch um aus erster Hand zu erfahren was ihre Majestät mit diesen verhältnismäßig südlichen Tedeschi plant, werden vermutlich einige Vertreter der Einladung zum Thronjubiläum gefolgt sein, die anderenfalls womöglich nicht gekommen wären. Denn gerade bei einem erfolgreichen Durchbruch der Tedeschi würde ein massiv gestärkter Gegner im Mittelmeerraum auftauchen, mit dem künftig auch manche Domänen entlang der Küstenlinie oder den Inseln vermehrt rechnen müssten. Für sie könnte die geänderte Situation eine neue und womöglich auch aktive Bedrohung darstellen. Allein die Aussicht darauf dürfte vermutlich unweigerlich einige Parteien mit an einen gemeinsamen Tisch zwingen um Gespräche und Verhandlungen zu führen, die sie wohl ansonsten nicht geführt oder gar vehement abgelehnt hätten.“

Ich ließ meine blaugrauen Augen demütig tiefer in Richtung Boden absinken, als ich erklärte: „Zumindest ist dies meine eigene Schlussfolgerung darüber, weshalb es geschickt gewesen war, gerade diese Tedeschi einzuladen. Doch wie ich schon sagte: Ich bin nicht in das politische Geschehen eingeweiht, sondern nur politisch interessiert und bestrebt mehr zu lernen. Ich bin entsprechend ausgesprochen dankbar dafür heute hier sein und gerade mit euch sprechen zu dürfen.“ Mit einem leichten Augenaufschlag ließ ich meinen Blick auf seine Brust zurückfinden, während ich mich wie ein gelehriger Schüler respektvoll geduldete, nachdem ich geendet hatte.
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Il Canzoniere
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Re: [1034] Lehren der Etikette [Iulia, Maximinianus (SL)] [Hoftag]

Beitrag von Il Canzoniere »

Er folgte ihren Ausführungen mit hinter dem Körper verschränkten Armen, nickte jedoch dann und wann leicht und bekräftigend. Mal ein wenig mehr, mal ein wenig weniger. Alles in allem schien er aber nicht unzufrieden. Auch wenn man dies eher an seiner Stimmlage erkennen konnte als an irgendwelchen Regungen in seiner Mimik. Sie hatte den Mann nicht einmal eine Miene ziehen sehen als er die Prinzessin anblickte, der er, was Gestik und Körperhaltung anging, offenbar eine glühende Verehrung entgegenbrachte.

"Richtig. Ihr habt also die konfrontative Komponente zwischen Mailand und den Tedesci erkannt. Es gibt jedoch weitere. Zum einen die genuesische Sicht. Korsika beispielsweise ist nur in tedescischer Hand weil Genua es erlaubt hat. Wir haben die Schiffe und die Operationsbasis für die Eroberung gestellt. Sie segelten von Platealonga aus los um die sarazenischen Besatzer zu vertreiben. Ihr Prinz ist also ein Alliierter und ein Fürsprecher Aurores innerhalb der tedescischen Allianz. Ebenso wie sein Erzeuger, ein mächtiger Ahn der tief in die norditalienische Politik eingegraben ist. Der zweite Prinz, Luitprand von Savona, ist Genuas Nachbar. Auch zu diesem besteht ein gewisses, freundschaftliches Verhältnis. Das er sich nun jedoch zu den Tedesci zählt ist eine neue Entwicklung. Er wurde eher eingeladen, da alle genuesischen Nachbardomänen eingeladen wurden. Wie etwa auch Rapallo. Der dritte Prinz, Pavia, wurde sowohl aufgrund der Provokation Mailands eingeladen, wie ihr bereits erwähntet, als auch aus tedescisch-innenpolitischen Motiven. Die tedescische Expansion in Norditalien wird vor allem von zwei inner-tedescischen Machtblöcken vorangetrieben. Beide sind somit vertreten. Es bleiben also Gesprächsmöglichkeiten offen. Dies ist auch die dritte Dimension auf der die Einladung basiert: tedescische Innenpolitik." er nickte, als hätte er damit abgeschlossen weshalb diese drei der mehr als ein Dutzend Gäste sich hier befanden. Es ließ jedoch erahnen, dass es bei den anderen Gästen nicht viel einfacher bestellt sei. Die Tiefe der kainitischen Gesellschaft andeutend, schien er diesbezüglich den Punkt den er erreichen wollte klargestellt zu haben.

Er schwieg einen Moment und kam dann noch einmal auf ihre Überlegungen bezüglich der tedescischen Stärke in Norditalien zurück: "Eine tedescische Eroberung Mailands hätte meiner Ansicht nach keine so gravierenden Auswirkungen wie von des Lasombra propagiert. Viele der ehemals mailändischen Vasallendomänen sind bereits gefallen. Neben Mailand würde nur Turin vermutlich ebenfalls an Hardestadt gehen. Venedig hat byzantinische Rückendeckung, Pisa sizilianische. Der etruskische Bund hat ein komplexes Außenverhältnis und ist auf eigenem Territorium kaum zu bezwingen, wie man in Mittelitalien eindrucksvoll beobachten kann. Die höfische Rückendeckung Aurores, ihr massives Vorgehen gegen die See und ihrer eigenen Vernetzung innerhalb der tedescischen Allianz gibt Aurore eine stabile Machtbasis um Angriffen seitens dieser vorzubeugen. Im Endeffekt würden also tatsächlich lediglich die gotischen Überbleibsel fallen." ein Achselzucken, als ob dies nur halb so wild wäre, folgte.

Sein kühler Blick glitt nun erneut zu ihr hinüber. "Gibt es noch jemanden dessen Anwesenheit oder Motive euch heute Abend interessieren?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Lehren der Etikette [Iulia, Maximinianus (SL)] [Hoftag]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Ruhig ließ ich meine blaugrauen Augen auf meinem Gegenüber verweilen, als er zu mir sprach. Beipflichtend nickte ich nun meinerseits, als Maximinianus Dinge aufgriff, die mir geläufig waren, wie den genuesischen Einfluss in Korsika oder aber wirkte deutlich interessiert daran, als er gewisse Punkte für mich weiter vertiefte. Zwar war ich mir meiner Umgebung weiterhin gewahr, doch schenkte ich ihm einen beachtlichen Teil meiner Aufmerksamkeit. Deshalb war es wenig verwunderlich, dass ich recht schnell eine Antwort gefunden hatte auf seine anschließende Frage.

Erneut nickte ich langsam, aber bewusst und weiterhin ganz ohne Scheu, während meine Augen dabei auf ihm verweilt waren. Dann fand mein Blick auf meine eigene Brust hinab. Leicht verschoben, so dass wenn man meinen Augen weiterfolgen würde, unweigerlich zu jenem Kainiten gelangen würde, von dem Maximinianus zuvor festgestellt hatte, dass er nicht mit ihm gerechnet hatte. Dann lenkte ich sie bewusst nach einer kurzen Pause gesenkt in Richtung seines Großerzeugers, welcher mit diesem gekommen war, bevor ich meine blaugrauen Augen schließlich wieder etwas höher gerichtet zurück zu Maximinianus finden ließ. Meine Blicke waren bewusst dezent geführt, so dass es für Außenstehende wirken mochte, als hätte mein Gegenüber mir eine Frage gestellt, die mich verlegen gemacht hatte.

Von jener Verlegenheit war in meiner Stimme jedoch wenig zu hören, als ich ihm trotz seines kühlen Blicks mit dem er mich bedachte, weiterhin freundlich begegnete und ich ihm charmant entgegnete: „Gewiss. Euch.“ Ich schwieg bewusst für einen Augenblick, um zu verdeutlichen, dass ich hier kein falsches Lippenbekenntnis der Höflichkeit halber von mir gab, sondern ich tatsächlich Interesse an ihm besaß. „Ich fürchte allerdings hier und heute wäre ein ungünstiger Ort dafür.“, erklärte ich meine leichte Besorgnis, bevor ich erneut kurz schwieg, mich höflich verneigte und ergänzte: „Ich würde mich freuen, so ich mit euch in Kontakt bleiben dürfte, um dies in einer anderen Nacht nachzuholen.“
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Iulia Cornelia
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Re: [1034] Lehren der Etikette [Iulia, Maximinianus (SL)] [Hoftag]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Mit einem halben Ohr hörte ich im Hintergrund noch Tomas Stimme wie er Mattia angekündigt hatte, dann begannen die Geschehnisse sich bereits zu überschlagen. Wie zur Salzsäule erstarrt war ich dagestanden, während Maximinianus herumgefahren war und einen Schritt vor mich gemacht hatte.

Die Zeit verging wie im Flug und doch schien sie gleichzeitig still zu stehen, als Tod und Chaos wie eine dunkle Welle über das Fest geschwappt waren. Ich nahm wahr, wie Maximinianus mir noch einmal zunickte, nachdem Lydiadas verschwunden war, bevor er zu Aurore hinüberglitt und in halb verbeugter Pose wartete, bis sie ihn zur Kenntnis nahm. Geduldig. Minute um Minute. Ohne Regung.

Er hatte mich links liegen lassen, doch ich spürte deutlich, dass dies nicht aus Unhöflichkeit geschehen war, sondern weil es sofort wichtige Dinge zu erledigen gab. Und so hatte ich mich tief vor ihm verneigt, bevor ich unschlüssig allein zurückgeblieben war, meinen gesenkten Blick in Richtung Aurore haltend, welche von Ahnen umgeben war.

Ich zögerte und wünschte mir doch innerlich, dass mich meine Beine wie Maximinianus zu Aurore getragen hätten, doch ich fürchtete mich. Darauf hatte mich nun wirklich Niemand vorbereiten können und ich war zu sehr in meinem eigenen Schock gefangen, versuchend das Geschehene zu verarbeiten, als das ich das hätte tun können, von dem ich doch innerlich ganz genau wusste, dass es das Richtige gewesen wäre. Mich zu Aurore zu begeben und mich ihr zu Füßen zu legen.



Zusammenfassung:
Beim Thronjubiläum war Maximinianus die alleinstehende Iulia aufgefallen, die interessiert das Geschehen auf dem Fest verfolgt hatte. Mit einer bestimmenden Geste ließ er die junge Ventrue zu sich kommen, die sich trotz des schwierigen Parketts angemessen zu ihm begab, was auch der Ancilla wertschätzen konnte und ihr Lob aussprach. Maximinianus gab ihr noch einige Verhaltensregeln für den Abend mit, die Iulia gewillt war umzusetzen. Auf seine Frage hin, ob es noch Fragen gäbe, erwiderte das Kind, ob sie in seiner für sie angenehmen Gesellschaft verweilen dürfe. Maximinianus stimmte unter Vorbehalt zu und lud Iulia zu einem Exkurs über die norditalienische Politik, sowie die vielen Schichten, welche diese besaß, ein, wobei er ihr bereits bekanntes Wissen mit weiterem ergänzte, was dem Kind offenkundig gefiel, denn sie verbarg ihr Interesse nicht. Bevor das Gespräch tiefer gehen konnte, unterbrachen die sich überschlagenden Geschehnisse am Thronjubiläum ihre Unterhaltung rüde.
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