[1035] Eine Schachtel, in einer Schachtel, in einer Schachtel... [Nicolo, Avelina]

[April '20]
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Avelina di Braida
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Re: [1035] Eine Schachtel, in einer Schachtel, in einer Schachtel... [Nicolo, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ihre Hand fuhr zu ihrer Schläfe und sie schloss für einen Moment die Augen um sich zu sammeln. Es schien nicht so, als würden seine Worte an ihr vorbei gehen, oder sie nicht mitnehmen. Und so nickte sie schließlich sachte, als er endete und sah ihn aus müden Augen an.
„Es tut mir leid, es ist nicht meine Absicht euch Vorwürfe zu machen oder euch zu beleidigen. Doch ich weile schon länger in der Stadt, und ich kenne viele jener, die sich Lydiadas Seite anschlossen. Die Harpyie und ihr Erzeuger, die geflohen sind nach den Unruhen. Ich bin mir Sicher sie ging über Leichen, wenngleich ihre Worte stets süß wie Honig waren. Und ich weiß, dass sie sich für eine Schwester im Geiste hielt, in Bezug auf Acacia, von der ich wohl nicht weiter berichten muss, und dass sie auf dem Weg der Sünde wandelt. Dann Toma... habt ihr Martha kennengelernt? Seine Dienerin? Habt ihr sie nackt gesehen? Sein groteskes 'Kunstwerk', das stets fremde Hände auf ihren intimsten Köperteilen hat, welcher Knochen aus dem Körper ragen und in deren Haut ein Rillenmuster eingedrückt ist? Die selbst nicht weiß wer oder was sie ist? Ob sie wahrlich ein Kunstwerk ist oder eine bizarre Laune ihres Herren?“

Nichts von dem Zorn über die Schatten war noch auf ihren Zügen zu sehen, stattdessen sah sie ihn nun eher flehentlich an, „Ihr seid wohl derzeit der einzige außer der höchst verehrten Majestät, der meine Via teilt, auch wenn ihr einen anderen Unterpfad beschreitet. Mit wem, außer mit euch soll ich so offen reden? Ich bin in Sorge, versteht ihr? Wie kommt ihr auf die Idee die höchstverehrte Majestät würde nicht mehr auf unserer Via wandeln? Ich kämpfe mit allen Mitteln darum eine Herrscherin auf dem Thron zu sehen, welche der Menschlichkeit folgt, wenn ihr begründeten Verdacht habt, dass sie ihren Weg verloren hat, dann bitte teilt ihn mit mir. Ich weiß, dass der verehrte Ferrucio bestrebt ist, sie auf die Via Caeli zu führen. Und auch wenn ich es zutiefst bedauern würde, sollte sie unseren Weg verlassen, so scheint mir dies für den Moment immer noch als die menschlichere Alternative. Haben wir überhaupt eine Idee davon, auf welcher Via der Seneschall wandert? Bislang reichen mir allerdings seine Anhänger, um recht sicher zu sein, dass es keine ist, die ich unterstützen will.“
Sie sprach leise, fast ein Flüstern.

Dann senkte sie den Blick und wirkte durchaus ein wenig reumütig.
„Und... ich danke euch dafür, dass ihr euch für mich einsetzen wolltet. Ich... habe es durchaus bemerkt und weiß es sehr zu schätzen. Ich kann mir vermutlich nur schwerlich vorstellen, wie es am Tor zugegangen ist. Ich selbst half Galeno in Burgus mit einigen Verletzten und hatte über das Leben eines Menschen zu entscheiden. Es ist keine einfache Aufgabe und es verlangt viel von uns, die wir auf der Via Humanitas wandeln. Ich habe kein Bestreben nach Macht, wenn ich an die Entscheidungen denke, welche Aurore zu treffen hat. Doch so sie noch auf unserer Via wandert, so hat sie meinen größten Respekt. Und letztendlich bleibt wohl doch, sich die Frage zu stellen, ob sie am Tor so handeln musste für das größere Wohl. Oder aber, ob es nicht sie selbst, sondern jemand aus ihren Reihen war, der für die Lage am Tor verantwortlich war.“

Sie hob den Kopf wieder und blickte ihm abermals direkt in die Augen, „Wichtig für uns und unsere Via ist, dass wir zusammenstehen. Wenn nicht wir, wer sonst? Unsere Art ist selbstsüchtig, selbst wir können uns davon nicht ausnehmen. Das Tier wütet in uns und es wird stets versuchen in seinem eigenen Interesse zu handeln. Doch wir haben uns die Erinnerung bewahrt. Die Erinnerung daran, wer wir waren. Ich will ehrlich zu euch sein. Diese Existenz ist für mich ein Segen und kein Fluch. Die letzten Jahre meines sterblichen Daseins waren – um mit christlichen Metaphern zu sprechen – die Hölle. Doch diese Existenz erlaubt es mir Dinge zu verändern, zum besseren. Damit es anderen Frauen nicht ergeht wie mir.“ sie hielt inne und lächelte traurig, „Ich kann natürlich nicht umhin zuzugeben, dass ich auch das genießen möchte, was mir zu Lebzeiten verwehrt wurde. Aber vielleicht will ich gerade deswegen nicht die Erinnerung an die Frau verlieren die ich war. Will nicht enden wie diejenigen unter uns, denen menschliche Emotionen und Bedürfnisse fremd geworden sind. Und... ich glaube wir können uns diesbezüglich gegenseitig unterstützen. Doch wenn wir zulassen, dass jene über uns herrschen, welche die Menschlichkeit hinter sich gelassen haben, werden wir womöglich zu viel damit zu tun haben zu kämpfen. Denn wie sollen wir jene unterstützen, denen ein Menschenleben nichts wert ist, ohne dabei selbst unterzugehen?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Nicolo Trevisan
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Re: [1035] Eine Schachtel, in einer Schachtel, in einer Schachtel... [Nicolo, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò's Zorn schien sich ebenso schnell aufzulösen, wie er gekommen war und er blickte Avelina bedauernd an.
"Ihr habt mir bereits von Martha erzählt, und auch wenn ich sie noch nicht kennen lernte, denke ich, dass Ihr meine Meinung zu Toma kennt und es bedarf keiner weiteren Worte. Jedoch entstellt er Martha bereits unter der Höchst verehrten Aurore."

Schnell hob Nicolo abwehrend die Hand,
"bevor Ihr glaubt, dass ich den sehr verehrten Lydiadas verteidigen möchte, so möchte ich Euch versichern, dass dem nicht so ist. Ihr könnt offen mit mir reden und ich tue es auch. Denn auch wenn ich einen anderen Unterpfad beschreite und daher manche Punkte anders sehe, verbinden uns weitaus mehr gleiche Ansichten."
Er blickte sie ernst an, bei seinen folgenden Worten.
"Dessen bin ich jedenfalls überzeugt."

Erst nach einer kurzen Pause sprach er weiter:
"Außer dem gesagten, kann ich keine anderen Verdachtsmomente aufbringen, dass die höchst Verehrte Aurore die Via Hummanitas aufgab und es ist gut möglich, dass ein Anderer die Planung der Verteidigung an dieser Stelle übernahm. Doch würde es dann dennoch nicht auf die Höchst Verehrte zurückfallen? Denn sie entschied, wer mit welchen Aufgaben betreut wurde. Daher kam dieser Verdacht in mir auf, aber es mag sein, dass dies der speziellen Sichtweise meines Pfades geschuldet ist - in meinem Fall ließe es mich vermutlich bereits auf meinem Pfad straucheln. Und doch würde es zu Eurem Verdacht über den verehrten Ferrucio passen..."

Nicolò schloss kurz die Augen, das Thema schien ihn stark zu beschäftigen und er sammelte sich zunächst bevor er weiter sprach.
"Was den Via Caeli angeht, so bin ich mir nicht sicher. Häufig werden die verschiedenen Aspekte doch wohl anders wahrgenommen und befolgt. Ich halte daher einen Fanatiker auf der Via Caeli für sehr bedenklich. Ein Anhänger des Weges der Könige, welchen beispielsweise der Wohlwerte Galeno beschreitet, dagegen für deutlich...,"
der Salubri suchte wohl nach dem richtigen Wort, so wie er zögerte,
"... umgänglicher. Versteht mich nicht falsch, ich hoffe, dass die höchst Verehrte immer noch auf der Via Hummanitas schreitet. Doch sicher ist es eben nicht, oder kennt Ihr eine Möglichkeit dies festzustellen? "

Fragend sah er Avelina an. Dann seufzte Nicolo tief auf - eine überaus menschliche Geste, die abermals zeigte, wie jung der Salubri doch noch war.
"Tatsächlich kenne ich den Weg, welchen der Seneschall beschreitet nicht. Und ich gebe Euch in Bezug auf einige seiner Anhänger recht. Doch bewerte ich ihn auch anhand seiner Taten, weshalb ich mich verpflichtet sah, ihn zu unterstützen.
Durch die Nacht in San Donato und die Ausrufung des aschernen Pakt noch in derselbigen, ist dies nun nichtig geworden. Ich schwor der höchst verehrten Aurore als Vasall die Treue, wo ich zuvor nur ein Gast war und ich hege kein Bestreben darin, in der Gunst des Seneschalls aufzusteigen. Ich stimme Euch zu, dass viele andere Wege einfacher mit der Stellung des Prinzen zu vereinbaren sein mögen, als der der Via Hummanitas. Aber leide kenne ich auch nicht alle Unterpfade der Menschlichkeit und so wie es Unterschiedliche Ausprägungen zwischen dem Hauptpfad und meinen gibt, mag es einen geben, der besser für das Prinzenamt geeignet ist."

Er sah etwas unglücklich aus, weil er nicht wusste, ob er sich verständlich genug ausgedrückt hatte. Straffte sich dann jedoch, während er Ihre folgenden Worte aufmerksam verfolgte. Dann schaute Nicolo sie ernst an. In seinem Blick lag jedoch auch Anteilnahme und Zustimmung.
"Es tut mir Leid, was Euch zu Lebzeiten widerfuhr und es gereicht Euch zur Ehre, dass Ihr trotz dessen oder gerade deshalb versucht, die Dinge zum besseren zu bewegen und an Eurer Menschlichkeit festhaltet. Ob man es nun Fluch oder Segen nennen mag - lässt sich manchmal schwer sagen. Das Tier und die Gier ist eine Bürde, die uns auferlegt wurde- aber uns wurde auch die Macht gegeben, eben jenes Gute zu bewirken, wofür Ihr einsteht. Ich teile Eure Meinung darüber, nicht zu vergessen wer wir waren oder wer wir sind, denn das würde bedeuten einen Teil seiner Selbst an das Tier zu verlieren. Entsprechend bin ich Euch also dankbar und komme dem gerne nach, wenn wir uns hierin gegenseitig unterstützen."
Und mit den letzten Worten senkte Nicolò seinen Kopf ergeben und in einer Geste des Respekts.
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Nicolo Trevisan
Salubri
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Re: [1035] Eine Schachtel, in einer Schachtel, in einer Schachtel... [Nicolo, Avelina]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò und Avelina unterhielten sich noch eine Weile, bis die Rose schließlich wieder aufbrechen musste.




Die Hüterin des Elysiums sucht Nicolò in seinem Haus in Platealonga auf. Dabei bittet Avelina um eine Unterredung ohne Zuhörer.
Unter den beiden besprechen sie nun offen die Nachwirkungen des Hofes. Warum Nicolò die Seiten wechselte und wie seine weitere Einstellung zum Seneschall und zu Prinz Aurore ist. Dabei ist die Diskussion zwischenzeitlich hitzig und doch merken beide, dass sie das Wohl Genuas und der Menschen dahin weiter verfolgen oder verfolgen wollten.
Nicolò äußert Zweifel, ob Aurore weiterhin auf dem Pfad der Menschlichkeit wandelt. Trotzdem sichert er Avelina zu, sie weiterhin dahin zu unterstützen, die Princeps in der Menschlichkeit zu bestärken.
Auch sagen sich beide gegenseitig erneut zu, sich bezüglich den Angelegenheiten der Via Hummanitas weiterhin zu unterstützen.
Gesperrt

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