[1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

[April '20]
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Avelina di Braida
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Re: [1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

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Sie nickte auf seine Worte hin bedächtig, „Ich denke ein Blick auf seine Dienerin – Martha – erzählt viel über Toma. Und ich bin mir recht sicher, dass es einige gab, welche... dank der Art der Ausübung seiner... Heroldstätigkeiten aus Genua verscheuchte, bevor sie überhaupt wirklich angekommen waren. Vielleicht hört ihr euch einmal nach einer Rose namens Simon um. Ich habe... diesbezüglich ein paar unschöne Dinge am Rande vernommen und ihn seither nicht mehr gesehen.“
Ihr Blick verfinsterte sich ein wenig doch sie schüttelte es ab.
„Dass er euch verschleppen wollte entsetzt mich. Ich traute ihm viel zu, aber das ist... ein untypisch offenes Vorgehen. Es zeigt ein weiteres mal auf, mit welchem Mitteln man auf Seiten der Schatten nach Verbündeten suchte. Es wirkt... fast ein wenig verzweifelt.“
Ein leichtes Stirnrunzeln zeigte, dass die Viscontessa einen Moment in ihren Gedanken darüber versunken war. Dann blinzelte sie und blickte wieder zu ihm auf.

„Wenn es noch anderen außer Euch so erging, sollte man diejenigen finden, deren Treue erzwungen wurde. Man muss ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Dass es jene gibt, die in Loyalität zur höchst verehrten Prinzessin verbunden sind.“

Zu der Frage nach Sixtus nickte sie und blinzelte abermals. Seine Worte schienen sie zu irritieren und er mochte wohl eine gewisse Skepsis in ihrer Miene erkennen. Doch sie schwieg dazu und warf nur leise ein, als er endete, „Nun... meine Via gebietet es mich um die Sterblichen zu sorgen. Gebt gut auf ihn acht. Ich denke er ist ein treuer und guter Mann. Und jene sollte man stets wie seine Familie behandeln. Sie werden es einem danken.“

Noch einmal schien sie nachdenklich, und nach einer Bedenkminute wandte sie sich abermals an Gasparo.
„Sagt, ihr wisst nicht zufällig auf welcher Via unser... verehrter Seneschall wandelt?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Gasparo
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Re: [1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte ernst. Offensichtlich war das Thema des Herolds sehr wichtig für ihn und Avelinas Worte nahm er fast gierig auf. „Ich weiß nicht, ob verzweifelt das richtige Wort ist. Sie waren arrogant und selbstsicher und viel fehlte nicht, dass ihr Triumph absolut war … ebenso wie die Zerstörung Genuas. Das die höchst verehrte Aurore Prinz geblieben ist ändert nichts daran, dass dies nun eine Domäne der See der Schatten ist. Ihr Schwur … wirkt sich auf uns aus.“

Seine Finger berührten kurz das Amulett auf seiner Brust. Er wirkte bestürzt, als rufe er sich die geleisteten Eide noch einmal in Erinnerung. „Wie viele wirklich gezwungen wurden, die Seiten zu wechseln, und wie viele die Gelegenheit freudig ergriffen haben weiß ich nicht, hoffe es zumindest über den einen oder anderen zu lernen. Wir können nicht in unsere Gegenüber hineinsehen doch diese Entscheidung … in dieser dramatischen Situation … sagt viel … vielleicht alles über uns aus, wer wir sind und wer wir sein können.“ Gasparo senkte seinen Kopf erneut in einer angedeuteten Verbeugung. „Ihr habt Euch bewährt, wie ich es geahnt und gehofft hatte.“

Sein Gesichtsausdruck wurde wieder kühler, emotionsloser, als er sich von dem Thema entfernte. „Aber wir dürfen auch nicht blind sein für die Gegenwart und die Zukunft. Wir sind nicht die Richter und Henker, die über den vielfachen Verrat urteilen können oder dürfen. Aber die Wahl, mit wem wir weiter kooperieren und wer nicht mehr in unserer Gunst steht … so viel steht uns frei.“ Der Ventrue hob sein Kinn in einer Geste die so etwas wie Stolz oder Widerstand ausdrücken sollte.

Auf Sixtus angesprochen runzelte Gasparo erneut die Stirn. „Eure Sorge ehrt Euch, aber Sixtus bedarf nicht Eurer Aufmerksamkeit.“ Er legte den Kopf schief. „Hat er sich ungeschickt geäußert?“

Sein langer Zeigefinger rieb über sein Kinn. „Eine sehr gute Frage, werte Viscontessa di Braida. Ich weiß es in der Tat nicht, und bei einem Ahn wie ihm bin ich auch vorsichtig, die Regeln der Via zu verallgemeinern von dem, was Ihr und ich gelernt haben mögen. Die Axiome vor Jahrhunderten mögen anders gewesen sein als die, unter denen wir nun leben.

Aber er gab einige Anhaltspunkte in seiner Rede in San Donato. Er sprach von unserer Gabe als Fluch und erwähnte, die Sterblichen vor jenem Fluch und den unseren zu beschützen. Mir schien, als wäre auch sein Respekt vor Gott deutlich geworden.“
Er zögerte einen Augenblick. „Wenn es nicht teil einer Scharade war, um eben einen bestimmten Eindruck zu vermitteln.“ Der Magister seufzte und seine Schultern schienen etwas zu sinken. Die Fragen dieser Jahre lagen schwer auf ihm.
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Avelina di Braida
Toreador
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Re: [1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie lächelte sacht auf seine Worte hin und nickte, „Oft reicht es sein Gegenüber zu betrachtet, sich in es hinein zu fühlen, um zu wissen aus welchen Motiven es handelte. Es schadet dabei nicht seinen Weg zu betrachten. Denn der Weg – soviel habe ich inzwischen gelernt – sagt vieles über uns aus. Er ist verbunden mit Pflichten und Beschränkungen. Und wir sollten stets davon ausgehen, dass die Alten sich darauf verstehen jene Pflichten und Beschränkungen zu nutzen. Es ist kein Krieg der Waffen den wir führen, der größte Krieg in unseren Reihen ist wohl der des Geistes.“

Sie seufzte und schien einen Moment betrübt über diese schlichte Tatsache.
Dann allerdings blickte sie Stirnrunzelnd auf und schüttelte heftig den Kopf.
„Nein, nicht doch! Sixtus hat sich tadellos benommen. Und da wir bei den Wegen sind... ihr wisst, dass ich der Via Humanitas folge. Euer Diener, auch wenn er an euch gebunden ist, ist nach wie vor ein Sterblicher. Und somit bedarf er meiner Aufmerksamkeit. Sie alle... sie dienen uns treu, sie haben unsere Aufmerksamkeit verdient.“

Sie schien wirklich ein wenig besorgt über die Art und Weise wie der Magister seinen Diener abtat, doch sie ging nicht weiter darauf ein. Sie wollte Gasparo sicher nicht verärgern. Und sie hatte keinerlei Idee in wie weit er ihre Via noch nachzuvollziehen mochte.
So kam sie schnell auf die Via des Seneschall zu sprechen.
„Ich denke nicht, dass er auf der Via Caeli wandelt. Ich habe seine Worte gehört und es schien mir als wolle er auch mir Glauben machen, ihm sei an den Geschicken der Sterblichen gelegen. Doch wie kann es das, wenn er nun den Tod unzähliger Blutsgebundener fordert? Ganz gleich ob sie wissend sind oder nicht? Dies spricht weder von Nächstenliebe, noch von Menschlichkeit. Es spricht nicht davon die Unschuldigen zu schützen. Erinnert euch meiner Worte, werter Gasparo. Ich habe es im Gefühl... die Misere hat gerade erst begonnen.“
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

Beitrag von Gasparo »

Für einen Moment schien Gasparo irritiert, aber er war sichtlich bemüht, das Gefühl mit einem Lächeln zu überspielen. „Sixtus ist mein loyaler Untergebener seit Dekaden. Seid versichert, dass ich seinen Wert kenne und schätze und ich erfreut bin, dass er Euch auch heute wieder gebührend empfangen hat. Jedoch …“ Er räusperte sich und hob entschuldigend die linke Hand. „ … solltet Ihr ihm nicht zu viel Eurer wertvollen Zeit widmen. Ich bitte Euch darauf zu vertrauen, dass ich auf die Meinen achte.“ Der Blick des Ventrue machte deutlich, dass er den letzten Satz nicht nur rhetorisch meinte. Er schien eine Bestätigung zu erwarten.

Nach Avelinas weiteren Worte nickte er bestimmt. „Dies scheint eine offensichtliche Beobachtung. Die Situation mit der See der Schatten, ihren Schergen, der gebrochenen Stille und der erzwungene Frieden mit unseren Peinigern sind Belastungen, denen wir uns ausgesetzt sehen.“

Er seufzte. Auch wenn Gasparos Worte noch immer selbstsicher klangen waren die Nächte des vergangen Jahres nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Waren die Gesichtszüge des Ventrue auch nicht um ein Jahr gealtert so war seine Mimik und Gestik doch eine Spur verbitterter als früher.

„Lasst uns vorbereitet in diese unsichere Zukunft gehen. Wir sind nicht ohne Möglichkeiten und Einfluss und stehen in der Gunst der höchst verehrten Aurore. Gemeinsam können wir für sie und die Menschen der Domäne … und uns … die nächsten Jahre sicherer gestalten. Lex paciferat.“
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Gasparo
Ventrue
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Re: [1035] Der, an dem der Fingerzeig vorüber ging... [Gasparo, Avelina]

Beitrag von Gasparo »

Schließlich beendeten die beiden noblen Kainiten ihr Gespräch. Gasparo begleitete Avelina zum Haupttor und verabschiedete sich höflichst, mit dem Versprechen, sie bald im Elysium erneut aufzusuchen.




Avelina sucht Gasparo im Kastell auf, um über die Ereignisse des vergangen Jahres zu sprechen. Sie wird von Sixtus in Empfang genommen und erblickt noch immer einige Spuren der Verwüstung, die den Ort heimgesucht hatte.

Im Gespräch unterrichtet der Magister sie über einige Einzelheiten des Konfliktes unter anderem die Vernichtung Acacias und die Ermordung des Bischofs und das Verhalten Tomas. Avelina selbst berichtet ebenfalls, wie sie mit den Schatten aneinandergeraten ist und nun außerhalb der Stadtmauern ein Versteck gefunden hat.

Gasparo gibt der Hüterin einen Ratschlag, wie sie das Elysium durch eingeschränkte Zugangszeiten leichter beschützen könnte.

Beide Amtsträger sind sich allerdings sicher, dass die aktuelle Situation, vor allem der Einfluss der See der Schatten auf Genua, eine Bedrohung für sie darstellt. Man ist sich einig, zusammenzuhalten, ohne jedoch genaue Maßnahmen zu vereinbaren.

Man trennt sich wieder in der Hoffnung, durch das eigene Handeln die Geschicke der Domäne positiv beeinflussen zu können.
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