[1038] Voll im Leben [Alain, Angelique]

[Juli'20]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Alain le Beau
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[1038] Voll im Leben [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

Warm scheint die Sonne über den Feldern von Genua. Warm läuft der Schweiß über die Gesichter der Bauern die hier, vor den Mauern Genuas, auf ihren Feldern arbeiten. Warm auch ist das Lächeln auf den Gesichtern, fern von den Schrecken, welche die Nächte bringen. Die Menschen genießen diesen Moment des Friedens, die hohe Stunde des Lebens. Es ist ein kleiner Segen, aber die Genovesi nehmen, was sie bekommen können. Es duftet nach Kräutern und Gras und da der Wind sanft gen Meer streicht, bringt er nichts von dem Miasma der Stadt mit sich. Kurz gesagt, es ist ein wundervoller Sommertag.

Die junge Frau mit den roten Haaren beugt sich am Rand der Ähren nieder und schneidet sorgsam mit einem Messer ein Büschel Spitzwegerich ab. Sie riecht daran, nickt zu sich selbst und lässt diese dann in einen Umhängebeutel gleiten, den sie um ihre Schultern geworfen hat. Mit einer fließenden Bewegung erhebt sie sich und macht einige tänzelnde Schritte den Weg hinunter, ein verzücktes Lachen ausstoßend, so als könne sie selbst nicht glauben, dass ihre Füße sie tragen. Wieder lässt sie sich nieder und widmet sich mit voller Aufmerksamkeit dem Beinwell, der hier am Wegesrand im Schatten eines kleinen Gestrüpps wächst.

Dann gleitet sie weiter auf der Straße, schwimmt zwischen den Landarbeitern, wie von einer unsichtbaren Strömung getrieben auf Genua selbst zu. Erst als die Mauern der Stadt schon gut zu erkennen sind, bleibt sie stehen. Sie blickt mit einem sehnsüchtigen Blick darauf, verloren in ihren Gedanken. Dann seufzt sie leise und wendet sich südwärts, wandert auf den Wegen, hier und da innehaltend, suchend, staunend, sich freuend.
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Angelique
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Re: [1038] Voll im Leben [Sterbliche, offen]

Beitrag von Angelique »

Der Mann Mitte 40 blinzelte in die Sonne. Ein heißer Tag, aber er war es gewohnt, auch bei diesem Wetter in den Hügeln vor Genua, bevor die Hänge zu den Bergrücken aufstiegen, seine Rekruten zu trainieren.
Er war immer noch zäher und ausdauernder als die erbärmlichen Bauerntöpel und arbeitsscheuen Betteljungen, die glaubten, als Söldner schnell zu Reichtum und sozialen Aufstieg zu kommen.
Der alternde Miles hatte zu viele von solchen jungen Narren sterben sehen, kaum dass die ersten Pfeile flogen oder die ersten Profikrieger in die disziplinlosen Haufen pflügten wie der Schnitter durchs Getreide.

Er hatte seinen Helm und die Kettencoif abgenommen, trug aber ansonsten wie immer seine normannische Rüstung und den Mantel über den Schultern, damit die Sonne das Metall nicht heiß machte.
Er saß auf dem großen Schlachtroß seiner Heimat. Das wievielte war es wohl, das er überlebt hatte? Milites sollten vielleicht nicht so alt werden, dass sie ihre treuen Pferde überdauerten.
Im Schatten eines der Alleebäume auf der leidlich instand gehaltenen alten Straße sah er den ungeschickten Übungen seiner Leute zu und bellte ab und an Befehle, wenn sie sich zu ungeschickt anstellten. Wie sollte er aus diesem Pöbel Söldner machen, die den hohen Ansprüchen der ewig Krieg führenden Fraktionen des zerrissenen Italien genügten?Früher war alles besser gewesen und jede Generation Rekruten wurde dümmer und unfähiger, hatte er das Gefühl.
Aber das Gefühl hatte wohl jeder in seinem Alter.

Die Bauern der umliegenden Felder schauten mit Argwohn auf die trainierenden Taugenichtse. Der gepanzerte Normanne, wie man unschwer an seinem tropfenförmigen Schild erkennen konnte, achtete darauf, dass die Rekruten weder von den Feldern stahlen, noch diese zertrampelten. Das bedeutete zwar, dass sie auf noch steinigerem Grund Formation trainieren mussten, aber das bereitete sie schon mal auf das Schlachtfeld vor, das auch nicht für sie planiert sein würde.

Der Reiter gestattete sich, die Plackerei der Bauern zu beobachten und auch eine rote Schönheit fiel ihm ins Auge, die am Rande der Ackerhufen die Kulturfolger an den Hecken beschnitt, um wohl Kräuter zu ernten. Na, hoffentlich ließ sie sich nicht erwischen dabei. Bauern konnten sauer werden, wenn man ihnen das Wenige stahl, das sie als Zubrot anbauten. Aber vielleicht gehörte die Frau auch zu einem der Bauern und durfte das.
Sie wirkte so unbeschwert und lebenslustig. Fast so wie sein kleines Mädchen, wenn sie eine gute Nacht erwischt hatte. Er wünschte, sie würde auch so unbeschwert im Sonnenlicht frohlocken können.
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Alain le Beau
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Re: [1038] Voll im Leben [Sterbliche, offen]

Beitrag von Alain le Beau »

Tatsächlich gibt es einen oder zwei Momente, wo einer der Bauern ein kritisches Auge auf die junge Dame wirft. Sie aber entgegnet die Blicke mit so einem klaren, offenen Lächeln, dass auch der knurrigste Bauer nicht anders kann, als widerwillig seinen Mundwinkel zu heben. Außerdem geht sie recht geschickt vor, nimmt nur ein wenig an jedem Feld.

Schließlich scheint sie zufrieden mit der Ausbeute, setzt sich unter einen Baum und beobachtet die Vögel dabei, wie sie durch die Luft gleiten.
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Alain le Beau
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Re: [1038] Voll im Leben [Alain, Angelique]

Beitrag von Alain le Beau »

Nach einer halben Stunde hat die junge Frau genug und wandert gen Osten davon.



Zusammenfassung: Eine junge Frau sammelt Kräuter an den Feldern von Genua. Ein Bewaffneter beobachtet sie. Es ist ein schöner Tag.
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