[1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

[Juni '20]
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Gasparo
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

„Ah.“ Ein wissendes Lächeln erschien auf Gasparos Gesicht. Dieses Terrain erschien ihm vertraut. „Dies könnte eine würdige Aufgabe für einen noblen Hofgelehrten sein.“ Es war auf den ersten Blick nicht erkennbar, ob der Ventrue diesen Satz mit vollem Ernst ausgesprochen hatte. „Sagt mir, der verehrte Viscomte … ist er ebenfalls ein Abkömmling des Clans der Könige?“

Als er sich an etwas erinnerte hob er einen Zeigefinger und wedelte mit ihm beschwingt in der Luft. „Lasst mich Euch noch eine Quelle für Bücher nennen, die näher liegt. Es gibt einen jüdischen Händler in Genua, Ismar, der gute Verbindungen zur Levante besitzt. Von ihm konnte ich einige Bücher erwerben, die die Basis für meinen Unterricht der Capitanos waren. Seine Preise sind jedoch nicht gering.“ Abschätzend beäugte er erneut die kleine Gestalt vor sich. „Ihr verfügt über Mittel, werte Angelique? Leider weiß ich nicht viel über Euch …“ Er wechselte in ein fast akzentfreies Fränkisch für den nächsten Halbsatz. „ … außer, was Ihr mir gerade über Eure Heimat verraten habt.“
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Angelique
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Angelique »

Für einen Augenblick blitzten die Augen der Kleinen auf. "Wer wagt es, meine Juden zu...?", begann sie sehr leise und damit um so unheimlicher, als hätte sie nur einen Tobsuchtanfall bekommen.

Aber sie fing sich schnell wieder und lächelte erneut. "Ich vergaß für einen Moment, dass mein Roger tot ist und ich mehrere Jahrzehnte nichts mehr zum Schutz der Juden tun konnte. Wisst Ihr zufällig, wer sie um den Schutz der Juden im Moment kümmert?"

Angelique wechselte ebenfalls in das Fränkische, was ihrer Heimatsprache nahe genug war, dass das kleine Sprachtalent es auch ohne Akzent sprechen konnte.
"Selbstverständlich ist der wohlwerte Vicomtes Berà de Marseille Ancilla aus dem Hause Arikels, ebenso wie der illustre Princeps Fernand von Arles, der mich freisprach."
Sie verneigte sich höfisch und fuhr fort:
"Ich bin geschäftstüchtig und gebiete über ein Handelsschiff. Früher hatte ich zahlreiche Kontakte zu mannigfaltigen Söldnern, die ich zu vermitteln wusste. Ich gedenkte das wieder zu tun."
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Gasparo
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparos Augen verengten sich kurz, als Angelique eine andere Seite ihrer Persönlichkeit andeutete. Vorsicht war in seiner Stimme zu hören, als er ihr antwortete. „Mir ist nichts über einen Beschützer bekannt, aber auch nicht, dass sie zur Zeit Schutz benötigen. Zumindest den Händlern ging es vor einigen Jahren recht gut, soweit ich sah. Aber Ihr habt natürlich Recht … in diesen Zeiten, wo Aberglaube und Misstrauen unter den Christen so hohe Wellen schlagen und Monster und Teufel in den Schatten gesucht werden ist es leicht denkbar, dass sich Aggressionen gegen die Andersgläubigen formen. Dabei sind sie doch eine so wertvolle Brücke in die Levante.“ Er hob eine Handfläche, als machte er ein Angebot. „Zumindest ist dies zur Zeit kein Thema im Rat der Kirchen Genuas. Sie sind nicht auf der Suche nach Sündenböcken.“

Langsam nickte Gasparo. „Ja, auch ich betätige mich etwas im Handel. Die Gelegenheiten scheinen vielfältig zu sein, vor allem, nun, wo die See der Schatten keine Bedrohung für unsere Schiffe mehr darstellt. Was den Brief angeht so bin ich willens, ihn für Euch zu verfassen. Ich hoffe, im Gegenzug gewährt Ihr mir Einblick, sollten Schriften aus Arles hier in Genua eintreffen.

Aber Ihr erwähntet Söldner.“
Er warf einen Blick über seine Schulter zu Crispianus bevor er zu dem Mädchen zurückblickte. „Dies ist interessant. Wie Ihr wisst sind zahlreiche Wachen des Bischofs während des nächtlichen Krieges verstorben. Vielleicht wären Eure Kontakte ein wenig, die Anzahl der Gardisten wieder zu erhöhen. Fähige Schwerter scheinen mir selten zu sein, vor allem jene, deren Loyalität nicht bereits anderen unserer Art gehören.“
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Angelique
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Angelique »

"Ihr seid so weise Sire, an die Möglichkeit zu denken", schmeichelte das Mädchen wie der hongzüngiste Händler dem Ventrue, so wie es Reinhard dem Nobel zu tun pflegte. Nicht, weil sie böser Absicht war, sondern weil es der Natur beider Jäger der Nacht enstprach.
Nach all den Jahrzehnten schien sie endlich den Dreh der vampirischen Etikette zu lernen.

"Söldner aus der Ferne hätten nur Vorteile, so wie es immer Sitte bei den Kaisern Roms ist", fuhr sie fort. "
Lieber einen Fremden deinen Leib beschützen lassen, der durch Gold loyal ist, als einen Verwandten, der nur Vorteile durch dein Unglück hätte, so geht das alte Sprichwort.

Und so wie es bei den Römern auch Sitte ist, zeigt es das Prestige des Beschützten, wenn er die Teuersten und somit Besten sichtbar in Diensten hält.

Ferner sind die, die ich beschaffen kann, stolz darauf, mit Gold in die Heimat zurückzukehren und zu sagen einem großen Fürsten oder Kirchenmann gedient zu haben. Das wiederum wirbt neue Söldner in die Ferne. Ein Silberstück hier verdient, ist so viel wert wie zehn in den dunkel umwölkten Ländern der Barbaren.

Ich empfehle die Axtträger der Dänen oder Angelsachen oder die Schwertkämpfer der Tedesco oder Normannen. Wollt Ihr modern und wahrhaft eindrucksvoll erscheinen, so nehmt die Panzerreiter der Normannen, selbst wenn sie teuer sind."
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Gasparo
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte nachdenklich und strich sich mit dem Zeigefinger über das Kinn. Wieder und wieder war das scheinbare Kind vor ihm in diesem Gespräch eine bemerkenswerte Informationsquelle. In der Tat wären fremde Söldner, mit denen er sich verständigen könnte, ein großer Vorteil in den kommenden Konflikten.

„Es scheint wirklich ein Thema zu sein, mit dem Ihr Euch auskennt, werte Angelique, dem Ihr viele Gedanken gewidmet habt.“

Der Ventrue senkte kurz dem Kopf anerkennend. „Panzerreiter wären aber vermutlich eine Übertreibung, nicht wahr? Auffällig und schwerfällig in den Gassen der Stadt. Ich habe nicht vor, eine Schlacht zu führen. Aber eine Handvoll Schwertkämpfer von der normannischen Küste … um meine Person und mein Heim zu schützen … um zu verhindern, dass den Meinen erneut Gewalt angetan wird … dieser Gedanke klingt wohlfallend in meinen Ohren.“

Etwas theatralisch sah er sich auf dem Platz um, auf dem sie sich gerade befanden bevor er wieder auf sein Gegenüber herabblickte. Sein Gesichtsausdruck war selbstsicher, fast etwas überheblich. War es der Tatsache geschuldet, dass er die Tochter Malkavs köperlich überragte? „Was ist mit Euch? Ihr scheint das Bedürfnis nach Schutz nicht zu haben. Sind die Kräfte eines Orakels mächtig genug, Euch vor jedweder Gefahr rechtzeitig zu warnen? Laokoon schützte seine Einsicht nicht vor einem grausamen Ende.“
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Angelique
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Angelique »

"Und Kassandra auch nicht", ergänzte sie. Sie hob die Schultern. "Aber anders als diese sterblichen Orakel bin ich eine der Perfecti und mir stehen auch andere Kräfte des Blutes zur Verfügung, die diese nicht hatten. Zumal Schlangen mich weder vergiften, noch erwürgen könnten."

Sie schien auch selbstsicher, ohne sich dem Hohen Klan gegenüber herausfordernd zu geben.
"In der Regel wissen allerdings auch alle, dass ich nie irgendwohin gehe, ohne dass Leute, denen ich teuer oder wenigstens nützlich wäre, davon in Kenntnis sind. Ebenso meine Blutvasallen, die", sie warf einen abschätzenden Blick auf den Diener Gasparos, "drei Herzschläge bräuchten, den durchschnittlichen Halsabschneider Genuas in mehrere zuckende Teile zu verwandeln."

Sie lächelte freundlich. "Aber natürlich habt Ihr recht. Die wichtigste Warnung gibt die Orakelkraft. Sie sagte mir im voraus, dass Ihr viel zu klug und weise seid, um mich angreifen zu wollen. Und ebenso sagte sie mir, dass Ihr genug Autorität habt, jeden Diener von Euch in die Schranken zu weisen, sollte er mir übel wollen."

Sie wechselte das Thema. Das Letzte, was sie wollte, war ein keltischer Prahlwettbewerb mit einem Ventrue.
"So will ich Euch denn die gewünschten Schwertkämpfer besorgen. Ihr habt Glück, so wie die Menschen Pech haben. Gerade tobt ein Krieg - mal wieder - und viele Söldner werden ohne Brot sein, wenn er bald endet. Die Preise werden günstig sein und die Schwertmannen bereits im Lande. Im Vertrauen: Söldlinge lieben den Leibwachendienst, viel Silber, wenig Stahl, was man bekommt."
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Angelique
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Re: [1037] Echo der Vergangenheit [Angelique, Gasparo]

Beitrag von Angelique »

Sie besprachen noch ein paar Details, Angelique verabschiedete sich alsbald und entschwand in der Nacht, froh den Vantrue letztendlich mal näher kennengelernt zu haben. Sie hoffte, ihn irgendwann wiederzutreffen.

Zusammenfassung:

Angelique traf endlich einmal den Ventrue Gasparo recht zufällig und hatte inzwischen gelernt, dass ein ehrerbietiges Verhalten den Hohen Klans gegenüber diese milde stimmte. Und tasächlich plauderten sie über Tagespolitik, Philosophie, Bedrohungen für Genua und Gasparo lernte, dass Angelique auch Söldner zu vermitteln wusste. Sie versprach ihm dann anhand seiner Vorstellungen Mietlinge zu verschaffen. Dann gingen sie im Guten auseinander.
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