[1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

[Signora Achilla]

“Ha, lasst Euch davon nicht täuschen”, meinte die Signora verschmitzt. “Das Meer will ewig veränderlich scheinen und damit immer gleich. Doch unter der Oberfläche, die Ihr sehen könnt, gibt es so viel mehr, das Ihr nicht sehen könnt.”

Sie neigte den Kopf ein wenig, so dass sie zum Hafenbecken hin nickte. “Es gibt die Geschichte, dass ein Monster dort unten lauert. Wer bei Nacht dort hinein fällt, betrunken oder aus Dummheit, den holt ein Schatten aus Schuppen und nadelscharfen Zähnen.”

Sie ließ einmal ihre Zähne aufeinanderschnappen wie um die Geschichte zu untermalen. “‘s ist bestimmt zu guten Teilen Seemannsgarn, weil irgendwer da unten betrunken ersoffen ist.” Ein Schulterzucken, ganz leichthin, genau abgepasst für die kleine Schauergeschichte.
“Doch ich würd’ nicht ohne größte Not und gewiss nicht ohne eine Opfergabe dort hinein tauchen. Nennt’s Aberglaube von meiner Seite aus, wenn Ihr wollt.”

Sie legte den Kopf wieder auf die andere Seite. “Am Ende bedeutet es wohl einfach: unter der Oberfläche, so schön oder so vertraut sie auch sein mag, da lauern ungekannte Abgründe.”

[Liutprand]

Als sie von dem Ungeheuer erzählte blickte er wieder aufs Meer, so als versuchte er mit seinem Blick die Oberfläche des Wasser zu durchdringen und nach dem Monster Ausschau zu halten. In der Dunkelheit war das natürlich unmöglich, doch Ungeheuern war er in seiner Vergangenheit schon häufiger begegnet. Und tatsächlich bildete er sich für einen kurzen Augenblick ein, zwei fahle Augen unter der dunklen Wasseroberfläche zu sehen, die ihn anstarrten. Er lächelte und betrachtete die Signora wieder.

"Wer das würde nicht besser wissen, als wir, nein?"

Er zog seinen Mantel wieder vor seiner Brust zusammen, tat so als sei ihm kalt...und vielleicht war dem sogar wirklich so.

"Es hat mich gefreut mit Dir bekannt zu machen. Ich hoffe, dass wir uns treffen wieder, Signora Achilla."

[Signora Achilla]

So klang es, wenn man abrupt entlassen wurde. Doch die Signora war keine, die sich solcherlei zu Herzen nahm. Es war genug Zeit in diese Nächten, genug Zeit für die offenen Fragen und für allerlei Antworten.

“Ja, eine Überraschung und eine Freude”, erklärte sie leichthin und zog sich wieder von ihm zurück. “Vielleicht kommt Ihr mich einmal besuchen”, meinte sie. “Für dies oder das, Fragen oder Antworten, einen Genuss oder einen Wunsch.” Es klang poetisch, auf seine Weise, doch es war handfestes Geschäft. Sie war sich sicher genug, dass er verstand - wenn nicht jetzt, dann später. “Kommt dann zum Hof der Wunder, Heerführer.”

[Liutprand]

"Den Hof der Wunder...wo ich kann finden?"

Seine Stimme klang nachdenklich interessiert. Er schien die Möglichkeit tatsächlich in Betracht zu ziehen diesen Ort aufzusuchen. Argumente dagegen konnte er viele aufzählen, doch Neugier oder eine gewisse Faszination konnte er innerlich nicht verleugnen.

[Signora Achilla]

Sie drehte sich halb nach Osten zurück, fort vom Meer und deutete in die Stadt hinein. “Seht Ihr den Turm dort? Das ist San Genesio, am Rande von Domus im Norden von Genua. Zu uns her wird’s zu Platealonga. Doch genau dort, im Schatten von San Genesio, beginnt auch die Kloake von Genua, Clavicula, der stinkende Unterbauch der Stadt.”
Sie lachte einmal und es klang ein wenig dreckig, passend zu dem, was sie sagte.
“Und genau dort, wo diese drei aufeinander stoßen, Domus, Platealonga und Clavicula, dort liegt ein Hof zwischen den Dingen. Dort lässt sich alles finden oder nicht eine gescheite Sache. Dort ist mein Heim und mein Sitz, wenn es mir so gefällt. Und dort könnt Ihr mich finden.”

[Liutprand]

Er folgte mit dem Blick in die Richtung, in die die Nosferatu wies, um ihm den Ort zu beschreiben.

"Wenn ich dort werde sein...ich nach Dir fragen werde, werte Signora."

Dann wandte er sich wieder ihr zu.

"Ich Dir wünsche eine noch erfolgreiche Nacht."

Er wartete noch Ihre Verabschiedung ab und würde dann in Richtung Norden in die Nacht verschwinden.

[Signora Achilla]

Luitprand und Achilla begegnen einander zum ersten Mal außerhalb der Hofhaltung und lernen sich im Gespräch ein wenig besser kennen. Trotz der etwas holprigen Aussprache Luitprands werden ein paar persönlichere Kleinigkeiten ausgetauscht bevor die beiden sich wieder trennen.