[1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

[Februar '21]
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Aufmerksam verfolgte Iulia, wer ihrer Gäste was über sich selbst den anderen Preis gab oder auch verschwieg. Wie sie sich selbst dabei präsentierten und gaben. Dass die Harpyie wohl selbst durchaus mehr über die einzelnen Kainiten wusste war offenkundig, aber auch dass sie anscheinend bewusst Diskretion hierüber walten ließ. Dennoch verfolgte sie durchaus interessiert, wer sich Rechte nahm oder wie darauf reagierte, so ihm Rechte genommen wurden. Wie die Kainiten sich selbst sahen und von anderen gesehen wurden, bevor sie abschließend dankend in die Runde nickte und meinte: „Ich danke für jeweiligen Vorstellungen. Nachdem alle nun etwas besser im Bilde darüber sind, wer die jeweils Anderen sind, macht es euch bitte bequem.“ Einladend deutete sie auf die Liegen.

Mit diesen Worten ließ sich die Ventrue selbst auf die große Liege sinken, die sie mit ihrem Clansbruder teilte. Elegant wechselte sie von einer sitzenden Position in eine liegende, stets darauf bedacht, ihren Körper dabei züchtig bedeckt zu halten. Dann wartete sie geduldig, bis jeder Platz genommen hatte, bevor sie weiter sprach: „Wie bereits angedeutet wurde, ist eine Versammlung wie diese, an einem Ort wie diesem, eher ungewöhnlich. Vor allem zwischen Kainiten, die kaum unterschiedlicher sein könnten.“ Iulia machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie weiter erklärte: „Dennoch gibt es bei allem was uns trennt auch etwas, was uns alle die wir heute hier versammelt sind eint: Das Verständnis für und über ein angemessenes, gesellschaftliches Benehmen.“

Ihr Blick schweifte langsam über die Anwesenden, bevor er kurz an Liutprand hängen blieb. „Eines, welches uns von unseren Erzeugern bereits in die Wiege gelegt worden war.“ Sie schenkte ihrem Clansbruder ein respektvolles Lächeln, bevor ihre Augen zu Leandro weiterwanderten, während ihr Blick wieder etwas ernster, aber keines Wegs unfreundlich oder ablehnend dabei wurde und sie meinte: „Eines, welches eine echte Alternative zur barbarisch geführten Konflikten darstellen und sein kann.“ Iulia machte erneut eine bewusste, kurze Sprechpause. „Eines, welches ich bei Jedem Einzelnen als vorhandenes Potenzial ansehe.“, meinte die junge Ventrue, während sie Aurora anblickte, bevor ihr Blick weiter zu Achilla glitt und sie meinte: „Oder auch zu beachtenswerten Verbesserungen führen kann, die einen durchaus positiven Einfluss auf die genuesische Gesellschaft haben können.“

Die junge Ventrue wirkte entspannt, während sie zwischen den beiden bewaffneten Männern ruhte, mit nichts mehr als einer Schicht zarter Seide, die ihren Körper dabei bedeckte. Dennoch wirkte sie nicht nervös, als sie mit der Stimme einer geübten Rednerin weiter fortfuhr: „Als Harpyie genieße ich es nicht nur, mich in Gesellschaft von Neugeborenen zu befinden, die über ein gutes gesellschaftliches Betragen verfügen.“ Ihre blaugrauen Augen wanderten langsam weiter über die Anwesenden während sie weiterhin jedem ihrer Gäste die Aufmerksamkeit und Dauer schenkte, die er oder sie verdiente. „Stattdessen bin ich auch sehr daran interessiert, dies in Genua weiter zu fördern.“

Iulia lag weiterhin mit einem Kissen unter ihrem linken angewinkelten Arm da, während ihr Oberkörper dadurch sanft erhoben und aufrecht in ihrer Haltung war. Der Rest ihres Körpers lag leicht schräg auf der Seite, wodurch ihre natürliche Schönheit weiter unterschwellig betont wurde, ohne dass sie selbst viel hierzu aktiv tun musste. Ihr ungeschützter Rücken befand sich durch die Hufeisenform der Liegen auf Seiten Leandros, dem sie diesen jedoch nicht aktiv zuwandte, sondern stattdessen ihre Schulter weiter nach hinten gezogen hatte, sodass ihre Haltung auch gegenüber ihm offen und einladend wirkte.

„Wie uns allen hier, die wir uns hierauf verstehen oder durchaus lobenswerte Ansätze dafür zeigen, schmerzlich bewusst ist, krankt es mitunter bei anderen Neugeborenen der Domäne in diesem grundlegenden gesellschaftlichen Betragen. Die Gründe, woran dies liegt, sind mannigfach und sie werden sich nicht dadurch lösen oder gar beseitigen lassen, dass sich zwei Harpyien diesem Missstand annehmen. Stattdessen benötigt ein solches Unterfangen eine stabile Basis an Kainiten über politische Differenzen hinaus, die sich dennoch gesellschaftlich zu betragen wissen und hierüber auch nach außen hin einen gemeinsamen Konsens vertreten.“, sprach die junge Ventrue weiterhin in einem angenehm warmen Ton und mit einer Stimmfarbe, die es leicht machte ihr und dem was ihr vorschwebte zuzuhören.

„Die Möglichkeit hierzu sehe ich in Jedem von euch gegeben.“, gab die junge Kainitin ihren Gästen zu verstehen, bevor sie das Thema weiter aufgriff und erklärte: „Und hierüber wünsche ich mit euch nicht nur heute, sondern auch in weiteren, regelmäßigen Treffen in diesem Kreis zu sprechen. Nicht nur darüber wie renitenten Neugeborenen, die mit ihrem Verhalten nicht nur sich selbst sondern auch ihre Erzeuger und ihr Blut beschmutzen, Einhalt geboten werden kann, sondern auch, wie wir alle von einem gesellschaftlich angemessenem Verhalten anderer auch selbst profitieren können.“ Ihre blaugrauen Augen wanderten weiter über die Anwesenden, als sie damit einen und eine Jede einschloss.

„Sollte ich mich Widererwarten in einem von euch und euren Interessen diesbezüglich getäuscht haben, so stelle ich es nun einem Jedem frei, an diesem Punkt zu gehen. In diesem Fall würde ich mich für euer Kommen dennoch bedanken und euch von einem meiner Diener zurück nach Maddalena geleiten lassen.“, meinte die Ventrue, bevor sie unaufgeregt ergänzte: „Von allen die jedoch bleiben, erwarte ich nicht nur eine gesellschaftliche Zusammenarbeit trotz politischer Differenzen, sondern auch eine gewisse Diskretion über die Dinge, die hier heute und künftig besprochen werden.“ Abwartend wanderten ihre blaugrauen Augen über die vier Kainiten, ihre Reaktionen oder auch Fragen hierzu aufnehmend, während sie sich erkundigte: „Gibt hierzu Fragen, die noch vorab geklärt werden sollten, bevor ich weiter fortfahre?“
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Signora Achilla
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Nosferatu hatte sich ebenso niedergelassen, geziert und mit einer gewissen Umsicht für die Kompliziertheit ihrer Gewänder, für Leder und Stoffe, Schnürung und Schleifen. Wo sie ging, saß oder lag, waren auch die kleinen, braunen Falter - und sie blieben das Einzige, was von der Nosferatu tatsächlich zu sehen war. Ganz ähnlich wie Iulia, doch vielleicht aus sehr unterschiedlichen Gründen, hielt sie sich bedeckt, zupfte nur die bunten Stoffe oder den weiten Schal zurecht, den sie um Kopf und Schultern trug.
Vielleicht war dies auch besser so, ein mit Sorgfalt entworfenes Äußeres, das die Wahrheit hinter gefälliger Form und kostbarer Farbe versteckte.

“Ich erinnere mich, wie wir uns einst über eben dies unterhielten wovon Ihr nun sprecht”, meinte sie zu Iulias Frage. “Und damals hätte ich es allzu kühn gefunden, hätten wir uns einen Moment wie diesen, jetzt und hier, erdacht. Ich bin froh um diese Runde und Eure Worte und erwartungsvoll, wie Eure Worte wohl diesen Weg weiterzeichnen werden.”
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Liutprand
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand ließ sich auf seine Liege nieder, so wie es ein römischer Patrizier tun würde und er schien daran nichts Ungewöhnliches zu sehen. Er lauschte den Ausführungen seiner Clanschwester und der Signora Achilla zu und nickte schließlich zustimmend.

"Ein wichtiges und bedauerlicherweise auch sehr notwendiges Thema. Schon in der ersten Nacht in der Gesellschaft der Kainitienschaft Genuas, der Nacht der Iustitia, konnte ich deutlich Defizite unter den Neugeborenen feststellen. Wie auch durch einige Erzählungen aus den Nächten vor meiner Zeit."

Er blickte einmal in die Runde, bevor er schließlich wieder bei seiner Clanschwester blieb.

"Werte Iulia Cornelia, habt Ihr eine spezielle Vorstellung über den Verlauf unserer Debatte? Eine Liste von Themen? Seht Ihr Euch als Teilnehmerin oder eher moderatio?"
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Aurora
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Aurora »

Aurora nutzte anders als die anderen die ihr zugewiesene Liege nicht so, wie die beiden Ventrue und Achilla, stattdessen saß sie etwas seitlich versetzt aber angelehnt mit dem Rücken an dem etwas erhöhten Ende der Liege, ihre Beine blieben dabei vom einfachen Kleid züchtig bedeckt auf dem Boden. Dabei schien sie diese Position auch nicht verändern zu wollen, ruhten doch ihre Hände in ihrem Schoß, während sie ein höfliches Lächeln für alle sichtbar auf ihrem Gesicht präsentierte.

Nachdem Julia geendet hatte, schien es ihr nicht eilig zu sein etwas sagen oder fragen zu wollen. Sie hörte stattdessen den Ausführungen der beiden Vorredner mit der jeweiligen Konzentration auf den Redner zu. Einzig bei der Ansprache der Nacht der Justizia konnte man, sofern man direkt auf sie schaute, erahnen, dass ihre Gedanken in diesem Moment wieder an diesem Ort waren.

Nachdem für einen Moment die Stille einkehrt, war es wiederum Aurora, die vor dem Brujah die Stimme erhob. Im flüssigen Latein mit einer klaren, ruhigen, monotonen Stimme.

„Aus einem kleinen Samen kann ein starker Baum entstehen. Doch muss der Samen in die Erde gepflanzt, muss der Spross gegossen werden, sonst verdorren die Wurzeln und der Spross wird niemals Äste austreiben.“
Ein bedächtiges Nicken in Richtung der Gastgeberin zum Schluss, signalisierte das Ende ihrer kurzen Rede, sowie Zustimmung für die Fortführung dieser Unterhaltung.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulias Blick war schweigend zu Achilla gewandert, als diese als Erste begonnen hatte zu sprechen. Da die Nosferatu jedoch selbst keine Frage gestellt hatte, ging er weiter zu Liutprand, dessen Worte und Frage sie mit einem respektvollen Nicken aufgriff, bevor sie in einer ruhigen und gleichmäßigen Stimme bestätigend meinte: „Ich danke euch für diese interessanten Fragen, werter Liutprand, und ersuche euch um einem kleinen Moment Geduld, möchte ich zuerst alle offenen Fragen hören, um etwaige Wiederholungen zu vermeiden.“

Ihre blaugrauen Augen waren höflich noch einen Moment länger auf ihrem Clansbruder verweilt, ihm damit die Sicherheit gebend, dass er und seine Fragen von ihr vollständig gehört worden waren und diese Beantwortung finden würden, bevor sie von ihrer rechten Seite erneut nach links blickte, um die verbleibenden Gäste zu hören. Als Aurora dann vor dem Brujah die Stimme erhob, konnte sie den ernst wirkenden Blick der Harpyie, förmlich auf sich spüren. Die feingliedrige linke Hand der Ventrue schob sich leicht, beinahe beschwichtigend in Richtung des Gelehrten an ihrer linken Seite, als sie dessen Blick suchte und ihm gleichzeitig damit signalisierte, dass sie wohl als Hausherrin und Harpyie zuerst etwas dazu zu sagen hatte.

Entsprechend fand ihr Blick erneut auf die Salubri, während sie mit unaufgeregter, beinahe milder und nachsichtig wirkender Stimme, an die noch immer Sitzende gewandt sprach: „Werte Aurora. Da ihr anscheinend mit den Konventionen eines Treffens wie diesem nicht vertraut scheint, sowie der Begrifflichkeit des geschworenen Schwertes eines Prinzen, möchte ich euch in meiner Verantwortung als Gastgeber dieses Abends und Harpyie Genuas höflich darauf aufmerksam machen, dass ihr die Rangniederste aller hier Anwesenden seid. Es euch entsprechend als Jemand von niedrigerem gesellschaftlichen Rang nicht zusteht, euer Wort vor jemandem mit höherem Rang zu erheben.“

Die blaugrauen Augen der Ventrue trafen kurz auf Achilla, als sie an diese gewandt sanft meinte: „Dies gilt auch für euch.“ Dann wanderte ihr Blick erneut ernster zurück auf die Salubi, als sie dieser höflich zu verstehen gab: „Davon ab wird es als gesellschaftlich unschicklich angesehen, eine Frage nach Fragen mit philosophischen Ansätzen zu beantworten.“ Ohne einer der beiden Frauen überhaupt die Möglichkeit zu einer weiteren Rechtfertigung zu geben, wandte Iulia sich an Leandro, dem sie ein bezauberndes, beinahe um Entschuldigung bittendes Lächeln für das Benehmen ihrer Gäste schenkte. In einer sich öffnenden Geste drehte sich ihre Hand weiter zu ihm, als sie sich respektvoll bei ihm erkundigte: „Gibt es von eurer Seite aus noch Fragen, die ich im Vorfeld beantworten darf, werter Leandro?“
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Il Cavaliere
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Il Cavaliere »

"Nein nein, keine Fragen. Eurem Ansinnen kann ich nur zustimmen, auch wenn ich mittelerweile nur noch selten Gast der schönen Stadt Genua bin. Eine gesunde gesellschaftliche Basis, erst dadurch wird es möglich sich anderem zu widmen als dem eigenen Überleben und dem Schutz vor Gewalt. Der Philosophie zum Beispiel." Er lächelt und zwinkert Aurora charmant zu. "Die Gesellschaft als Ganzes zu verbessern schafft Raum für jene von uns die mehr sind als Barabaren." Mehr sagte Leandro vorerst nicht, überhaupt schien sich der besonnene Brujah in der Rolle des Zuhörers wohler zu fühlen.
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Signora Achilla
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla nahm die Zurechtweisung der Gastgeberin mit einer gewissen Leichtigkeit an. Ob sie die Spitze verstand? Ob es sie kümmerte? Die Nosferatu legte sacht zwei Finger an die Wange ihrer Maske, als eine Geste der Betroffenheit, mit sacht gesenktem Haupt. Die Maske konnte nur lächeln.
Doch zwangsläufig wanderte ihr Blick nun zu Liutprand, um zu sehen, ob und wie er dies aufgreifen würde.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Das ist eine sehr faszinierende Sichtweise, werter Leandro.“, bestätigte die Ventrue die Worte des Brujah frei von jedwedem Hohn und mit einer leichten Überraschung in ihrer Stimme, bevor sie dankbar nickte und höflich sich erkundigte: „Ich denke, ich würde mich gerne über diesen gedanklichen Ansatz noch einmal mit euch austauschen wollen. Womöglich in den kommenden Nächten, sofern ihr noch in der Domäne verweilt. Oder womöglich auch heute Nacht, sofern sich die Gelegenheit findet.“ Sie lächelte sanft, als sie ergänzte: „Und ja, ich denke ihr habt recht, die Philosophie sollte nicht zu kurz kommen. Doch womöglich an passenderem Ort und Stelle.“

Sie wartete noch einen Moment ab, ob der Brujah etwas entgegnen wollen würde, bevor sie sich ihrem Clansbruder und dessen Fragen widmete. Ihre Hand deutete nun leicht in Richtung Liutprand, als sie ihm darlegte: „Ich danke euch für eure Geduld, doch um nun auf eure Fragen einzugehen. Wie ihr selbst wisst, werter Liutprand, bleibt mir als Harpyie in gewissen Dingen nur wenig Spielraum für Diskussionen oder gar Debatten.“

Ihr Blick aus blaugrauen Augen wanderte über die Anwesenden, als sie sprach und diese miteinbezog: „Ich bin jedoch offen dafür, sollte es abseits der Themen, die ich an diesem Abend zu besprechen gedenke, weitere geben, die die Anwesenden in diese Runde mit einbringen möchten oder auch Anliegen, nach denen sie hier in diesem Kreis um Unterstützung suchen wollen. Ich gedenke dies nicht grundsätzlich zu unterbinden, werde es im Angesicht der Umstände jedoch auch nicht aktiv einfordern. Sofern es sich ergibt, soll es meinen Segen haben.“

Die Ventrue machte eine kurze Sprechpause, bevor sie sich erneut an den Ventrue wandte und diesem erklärte: „Solltet ihr eure Fragen aus einem gegebenem Anlass heraus gestellt haben, werter Liutprand, so dürft ihr darin versichert sein, dass ich den Anwesenden im Anschluss die entsprechende Zeit für persönliche Themen eingeräumt hätte und dies auch gedenke heute zu tun. Sollte bei diesen meine Meinung von Interesse oder auch meine Unterstützung gefragt sein, werde ich mich dessen selbstverständlich nicht verschließen.“

Iulia lächelte freundlich, bevor sie höflich weiter erklärte: „Darüber hinaus dürfte vermutlich weithingehend bekannt sein, dass ich in meinem Heim nichts dulden werde, was anderen Orts gegen die guten Sitten verstoßen würde. Auch behalte ich mir das Recht vor, neue Kainiten zu künftigen Treffen einzuladen, so ihr Verhalten in positiver Weise in der Gesellschaft hervorsticht.“ Die blaugrauen Augen waren erneut nicht nur bei Liutprand verblieben, als sie gesprochen hatte, sondern waren auch weiter auf die anderen Liegen gewandert, während sie auch ihnen die Regeln dieser Veranstaltung und deren nachfolgenden zu verstehen gab: „Oder auch auszuladen, so sich ein Verhalten als gesellschaftlich unangemessen herausstellen sollte.“

Erneut schwieg Iulia für einen Moment, bevor sie sich wieder Liutprand zuwandte und sich erkundigte: „Konnte ich eure Fragen damit ausreichend beantworten, werter Liutprand?“
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Signora Achilla
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Signora Achilla »

Es war ein tiefes Grauen, das langsam wie ein feiner Nebel in Achilla aufstieg. Ein feiner Nebel, der über die Zeit hinweg immer dichter und dichter werden würde bis er alles andere in der Nacht erstickte: den weiten Blick, Geräusche und Formen, selbst die wenigen Farben, die die Nacht noch besaß.
Die Harpyie schauderte und sah Iulia zu, in einem der seltenen Momente, in denen sie tatsächlich dankbar für die Maske war, die sie trug.

Mit den Worten, die die andere Harpyie spann, sah sie, wie dieser Abend gehen musste. Wie weitere seiner Art gehen mussten, jahrein, jahraus, immer wieder und wieder und wieder, wie ein Schleifstein für die schartige, grobe Gesellschaft Genuas.
Natürlich machte die Zurechtweisung Iulias sie nicht tatsächlich betroffen. Natürlich musste diese Gastgeberin den bewussten Wert darauf legen, dass ihr Clansbruder und erste Liktor Genuas vor dem versammelten Rest ging. Hoch und tief, Gefälle und Abgründe, so waren die Dinge eben und Achilla wusste diese Dinge zu gut.

War es die Aussicht auf den Fortgang des Abends, der sie mit Grauen erfüllte? Auf den Fortgang von Abenden genau wie diesem? Nein, gewiss nicht. Ein Teil von ihr hatte sich dies immer gewünscht: Das junge Mädchen, dass die geschliffene Pracht der Edlen sah und bewunderte, das die Macht, die hinter alledem lag, instinktiv erahnte und erkannte. Wenn es Achilla vor diesen Dingen graute, dann höchstens aufgrund der Aussicht auf die Eintönigkeit, Fluch aller langen Nächte, Monate, Jahre, Jahrzehnte und länger.

Nein, das Grauen hatte eine andere Quelle. Achilla, deren Blick in fast entrückter Faszination auf Iulia lag, schloss nun einen Moment lang die Augen. Sie lauschte den so sanften, so sorgfältigen, so klar und schön gesprochenen Worten als wären sie Musik. Dann öffnete sie die Augen und sah die Form des augenscheinlich so jugendlichen Körpers, schlank und weich, nobel und rein. Sie sah die Art, wie Iulia lag, wie gefasst und vollkommen sie sich präsentierte, wie das helle Haar gelegt und gesteckt war, wie sie ihre Blicke wendete oder ruhen ließ. Auch dies war Musik, so fand Achilla, Musik für die Augen, ein Kunstwerk auf mehr als nur einer Ebene.

Das Grauen, so verstand sie in dem Augenblick, kam von den Dingen, die dahinter lagen wie gähnende Abgründe, schwarze, morastige Alptraumlandschaften. Dahinter lagen die Antworten auf die Frage, wie Kunstwerke dieser Art geschaffen wurden. Hatte es einst, vor langer Zeit, hundert Kinder gegeben, welche geformt und gelehrt wurden? Hundert junge Menschen, unter welchen Auslese betrieben wurde? Der eine zu dumm, die andere zu hässlich, der nächste zu klein, die nächste zu schroff… . Vielleicht hatte es dann ein Häuflein junger Menschen gegeben, die nichts voneinander wussten - oder vielleicht eben doch, in ewiger Rivalität?
Achilla schauderte wieder.

Und dann? Dann wurden sie weiter geformt und geprüft. Sie wurden geschliffen, auf derselben Art von Schleifstein, welchen Iulia selbst nun wieder drehte, nur ungleich brutaler. Ein Mangel hätte Ausschuss bedeutet.
Am Ende war eine übrig geblieben, irgendwann. Sie wurde Iulia Cornelia genannt, so dass dies nun ihr Name war, gebrochen über dem Schleifstein, neu geformt, wieder gebrochen und so fort, fort, fort, bis eine Perfektion erreicht war, die auch in die Gußform dieses Namens passte.

Achilla ließ ihre behandschuhten Fingerspitzen über den glatten Untergrund streichen, auf dem sie lag. Wie wäre es dann, in diesem Alptraum, wohl weiter gegangen? Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem das grobe Formen vorüber war und die Feinheiten begannen. Ob die Hand der Künstlerin hier zu hastig gewesen war? Oder war der Zeitpunkt genau recht gewesen, die Zwangslage in Wahrheit gar keine? Oder war dies einfach der Mut der Künstlerin, die früher oder später ihr Werk eben doch enthüllen muss? Es war schließlich nicht nur ein Kunstwerk sondern auch zugleich ein Werkzeug, das Zwecke erfüllen musste… .

Die dürren Finger der Nosferatu, die nur dank der Handschuhe, die sie trug, eine schöne, beinahe elegante Form hatten, trommelten einen lautlosen, kleinen Rhythmus auf die Liege. Trommelwirbel, Tusch, Enthüllung, so stellte sie es für sich vor: In einem Stück, welches nicht gesehen werden sollte. Wie bei aller hohen Kunst sollte die Arbeit daran unsichtbar sein. Tänzer sollten wirken als könnten sie schweben, denn wer wollte schon die dutzenden, hunderten, lebenslangen Stunden an Übungen dahinter sehen? Stickereien sollten wie hingeflossene, weiche Gemälde wirken und niemand wollte sich um die zerstochenen Hände, die blutigen Finger am Spinnrad scheren.

Ein paar kleine, bräunliche Larven fielen aus Achillas Ärmel auf die Liege, denn sie hatte zu wenig darauf achtgegeben, während sie dem Alptraumgespinst nachhing. Ohne tatsächlich den Blick von der Sprecherin oder ihrem direkten Gesprächspartner zu wenden, verbarg sie die blinden, sich windenden Leiber unter dem Ärmel und versuchte, sie heimlich wieder dorthin hinein zu sammeln. Es war ein verstohlener, seltsamer Augenblick, der sie aus ihren Überlegungen riss und der sie dann schließlich doch kurz und einschätzenden ihren Blick zu jenem Leandro und mit wachsender Neugier auch auf Aurora in ihrem aufrechten Sitz richtete. Wie sie wohl diese Runde sahen? Und was sahen sie?
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Liutprand
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Re: [1045] Combatti la fame [Achilla, Aurora, Liutprand, Iulia, Leandro (SL)] [Salon]

Beitrag von Liutprand »

Liutprands Aufmerksamkeit war ganz bei seine Clanschwester und er hörte ihr konzentriert zu. Das freundliche Lächeln blieb und sein Haltung auf der Liege war betont entspannt aber nicht ungebührlich. Als Iulia geendet hatte schien er einen Augenblick nachdenklich zu sein und sein Blick ging einmal durch die Anwesenden, bevor er dann wieder bei seiner Clanschwester angekommen war.

"Zum Teil..." Er lächelte ein wenig verschmitzt.

"...aber Ihr habt meine Neugier auf die Themen dieses Abends weiter verstärkt, die wir diskutieren werden."

Charmant gab er sich mit der Antwort zufrieden. Bevor er sich ein wenig aufrichtete und erneut das Wort ergriff, diesmal an die Runde gerichtet.

"Ich würde gerne einen Vorschlag machen. Mir ist bewusst, dass die Rangfolge in unserer Gesellschaft wichtig ist, und auf diese gerade zu einem gesellschaftlichen Anlass wie diesem zu achten. Doch mit Eurem Einverständnis, werte Iulia..."

Ein Nicken in ihre Richtung.

"...und dem Euren, werte Achilla, als Harpien dieser Domäne. Es wäre mir lieb, wenn wir im Sinne einer lebhaften und angeregten Debatte diese Rangfolge für die Wortmeldung ein wenig auflockern. Ihr, werte Iulia habt, diese Persönlichkeiten aus einem guten Grund ausgesucht und ich bin wirklich sehr neugierig auf Euer aller Sichtweisen und Argumente."

Er beobachtete die Reaktionen der Anwesenden, wobei sein Hauptfokus hier bei seiner Clanschwester und der Nosferatu war.
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