[1046] Stille Wasser [Achilla, Arash]

[Arash]

"Geschichten klingen immer gut." schmunzelte Arash. Noch einmal glitt sei Blick kurz auf die zwei Begleiter von Achilla, die ihnen eine gewissen Privatssphäre zusicherten, bevor er er erneut die Signora fixierte. "Ich habe noch ein ernstes Thema über das ich gerne mit euch sprechen möchte." begann er in ruhigen Ton. "Und zwar über die Schwarzen Schwestern, welche ihr ja allen Amtsträgern öffentlich gemacht habt...nur...Jahre später?" Die Frage hatte etwas lauerndes gefährliches in sich. Offenbar wollte der Gangrel auf etwas bestimmtes hinaus. "Wieso habt ihr solange gezögert, nachdem ihr eine nicht gemeldete Kainitin am Hof der Wunder habt auftauchen sehen?"

Offenbar hatte der Gangrel gute Quellen, denn es klang nicht so, als würde er die Information erraten.

[Signora Achilla]

Die Signora zuckte mit den Schultern. “Als sie mir begegnete, hatte ich noch herzlich wenig mit den Dingen zu schaffen, die die Gesellschaft in Genua angingen. Lang genug war ich einfach vor mich hin.”
Sie zupfte ein wenig ihre Kleider zurecht. “Und so ging ich schlicht davon aus, dass sie auch getan hat, was unsereins nun einmal tut, wenn wir fremde Domänen betreten. ‘s ist nicht eben so, dass ich jeden Kainiten in Genua sogleich als einen verdächtige, der die Tradition der Domäne mit Füßen tritt, eh?” Sie seufzte und schüttelte den Kopf.

“Doch als ich später und später dann dies Amt antrat, da fand ich keine Spur, keinen Hinweis und nichts weiter über jene Fremde - und das war eben dann die Zeit, dass ich nach ihr fragte.”
Interessiert sah sie Arash an. “Warum fragt Ihr nach ihr? Seid Ihr auf der Jagd? Oder habt Ihr sogar eine Spur gefunden, vielleicht sogar sie selbst?”

[Arash]

"Ich verstehe. Ich habe mich nur gefragt, ob es Absicht eurerseits war diese Kainiten nicht sofort zu melden." er zuckte mit den Schultern. "Das das nicht der Fall ist..." er beendete den Satz nicht. Aber es war wahrscheinlich auch gar nicht nötig. Für ihn war es offensichtlich erledigt.

"Ich war auf der Jagd. Diese Angelegenheit ist erledigt. Die Stille wird gewahrt bleiben und in Nord leben die Menschen wieder ohne unseren direkten Einfluss." offenbar konnte oder wollte er nicht genauer ins Detail gehen. O er erfolgreich gewesen war? Vielleicht.

[Signora Achilla]

“Ich frage mich oft, was gewesen wäre, wenn jene Nacht anders verlaufen wäre. Als sie und ich uns trafen… .” Achilla legte eine Hand über ihr totes Herz. “Und seitdem dies um sie her aufflog, frage ich mich, wie viele vom Blut unerkannt zwischen uns einher gehen. Reisende, Spione, Boten, Unwissende… .”

“Für mich hat sich mit den fünf Nächten vieles verändert. Ohne sie hätte ich wohl nie begonnen, mich für mehr zu interessieren als das, was um mich her ist, wie die Menschen und die Nächte um mich her sind. Und dann kam die Justitia!”
Interessiert sah sie Arash an. “Eure Worte haben mich beeindruckt. Sie haben mich fragen und nachdenken lassen. Was Ihr sagtet, über Blutsdiener? Und Ihr habt doch eine Frau, die an Euer Blut gebunden ist, ja? Wie kann sie frei sein?”

[Arash]

"Oft eine Frage die man sich stellt. Was wäre wenn..." Arash schüttelte den Kopf. "Ich habe damit aufgehört. Die Frage bringt mich nicht weiter. Sie lässt mich nur innehalten. Ich habe beschlossen nach vorne zu sehen und aus der Vergangenheit zu lernen, als mich zu fragen was anders wäre, obwohl ich es nicht ändern kann."

Sein Blick glitt auf das schwarze Wasser hinaus. "Die fünf Nächte waren für jeden ein Scheideweg an dem er sich entscheiden musste sich weiterzuentwickeln und zu überleben oder stehen zu bleiben und zwischen den Fingern der Ahnen zu Staub zermahlen werden."

Kurz schloss er die Augen und schien an die Nächte zurück zu denken. In seiner Miene wechselten sich Emotionen von Wut bis zu Angst ab, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Wahrscheinlich hätte er durchgeatmet, wenn er es noch hätte tun müssen, bevor er wieder Achilla mit dem Blick fixierte. "Tia und ich kennen uns bereits länger, als ich die Nächte durchschreite. Deutlich länger. Sie ist mein Rudel und folgt mir Freiwillig. Sie hat mein Blut freiwillig angenommen. Es war nie ein Zwang. Sie folgt demselben Pfad dem auch ich folge. Wieso sollte sie also nicht frei sein?"

[Signora Achilla]

Dazu neigte die Signora einmal das Haupt. “Weil es nicht zu dem zusammenpasst, was ich über die Gabe unseres Blutes an die Sterblichen kenne”, erklärte sie. “Doch zugleich habe ich Euch als wahrhaftig kennen gelernt. Und so lässt sich hier vielleicht etwas lernen.”

Sie tippte nachdenklich ihre Finger aneinander. “Seht, wenn ich den Sterblichen von meinem Blut gebe, so sind sie mir zugetan. Sie können kaum anders. Gewiss, ich hatte die eine oder andere Sache, wo es ein Überschwang an Gefühlen war, so wie’s beim Bühnenvolk auch einmal geschehen kann. Liebe, Hass, Verzweiflung, Eitelkeit, Hingabe… alles auf einmal in einem wilden, verwirrenden, betörenden Gemisch.”

“Doch vor allem bedeutete mein Blut eine Veränderung für sie. Für keinen war es gleichgültig. Für jeden hat es eine Bedeutung gehabt. Wie frei ist danach ihre Entscheidung? Wie frei ist die Entscheidung, wenn ich dann etwas wünsche? Etwas tue, das sie sehen? Etwas sage?”
Sie wiegte den Kopf.

“Würdet Ihr mir erzählen, von diesem Pfad, dem sie und Ihr folgt? Vielleicht liegt der Unterschied eben darin?”

[Arash]

"Die Freiheit liegt nicht in unserem Blut. Sie liegt in der Entscheidung es anzunehmen, oder dazu gezwungen zu werden." Er machte eine ausholende Handbewegung, die wohl mehr als nur die Stadt einschließen sollte. "Dem Pfad dem wir folgen liegt mehr daran Städte und System zu Fall zu bringen. Frei ist man, wenn man sich den Zwängen dieser Systeme widersetzt."

Kurz schloss er die Augen. Offenbar dachte er kurz über die Formulierung nach. "Seht euch allein den letzten Hoftag an. Freiheit ist individuell. Wenn ihr Tia fragen würdet, würde sie euch sagen sie ist frei. Freiheit kann eine Wahrheit sein, die euer Weltbild zersplittern lässt wie einen Spiegel, oder eine Maske. Freiheit bedeutet Entwicklung, Freiheit bedeutet Ungewissheit und Angst. Sie bedeutet Stärke und Eigenständigkeit. Freiheit ist etwas allumfassendes. Etwas das nicht durch Gitterstäbe oder Mauern aufgehalten werden kann. Freiheit beginnt hier!" Beim letzten Wort tippte der Gangrel der Harpye gegen die Stirn, um seine Worte noch zu unterstreichen.

[Arash]

Achilla und Arash treffen sich wie verabredet im Hafen um die Vorkommnisse um das Hafenmonster genauer zu untersuchen.
Zwar findet Arash im Hafenbecken, zwischen all den Wracks und toten Seemännern auch einige tote Fische, die so aussehen, als hätte sie jemand angenagt, aber nicht verpeist, allerdings nicht mehr Hinweise auf dieses Wesen.

Später dreht sich das Gespräch noch um Freiheit und die Ansichten Arashs, auch zu Blutsbändern. Schließlich aber trennen sie sich und beschließen erneut zusammen zu kommen, wenn mehr Hinweise über den Aufenthaltsort des Wesens gefunden sind.