[1059] Pars pro toto [Vergonzo, Macario]

[Macario]

Der Andere schien in der Mitte des Kirchenschiffs plötzlich stehenzubleiben.

Ein Augenblick verstrich, ehe Macario reagierte und in einer deutlich einladenden, entwaffnenden Geste seine Arme am Körper seitwärts emporhob. Seine geöffneten Handflächen wiesen in Richtung des Vergonzo.

"Seid recht willkommen und tretet doch näher, auf dass wir einander begrüßen und vorstellen.", sprach Macario, der vermeintliche Pater, in die Stille der Kirche.

[Vergonzo Faro]

Wortlos trat der Baumeister hinkend näher, sich dabei etwas umschauend, wer sich noch in den Schatten des Kirchenschiffes verstecken würde.
Die Hände waren vor dem Körper ineinander gelegt.
Als die beiden sich dann in akuratem Abstand zueinander gegenüberstanden, deutete mit einer offen Hand an fortzufahren und nickte dem Pater zu und dennoch begann er dann.
"Ich denke es ist üblich das sich der Gast dem Gastgeber zuerst vorstellt." sprach er knatternd und kratzig als hätte er eine Halsentzündung, ohne das diese ihn irgendwie beeinträchtigte.
"Also, der Etikette willen und aus Respekt euch gegenüber, bedanke ich mich in aller Form für diese Einladung. Ich bin gespannt welcher Grund mich hier heute Nacht hergeführt hat. Vergonzo Faro, Erster Baumeister Genuas vom Blute der Verborgenen." er deutete eine leichte Verbeugung an.
Und auch wenn er zuvor von Etikette sprach, war seine Vorstellung lückenhaft, wie der Lasombra sicher sofort bemerkte.
Doch dies könnte durchaus Absicht gewesen sein.

[Macario]

Auf die angedeutete Verbeugung nickte Macario dem Anderen deutlich sichtbar zur Bestätigung mit dem Kopf zu.

Macario begrüßte den Nosferatu mit pastoraler Stimme:
"Der Friede sei mit Euch, werter Vergonzo Faro."

Er ergänzte:
"Seid willkommen im Hause Gottes in San Genesio."

Nach dieser kurzen Einleitung offenbarte sich Macario dem Anderen mit folgenden Worten:
"Ich bin Macario, Neugeborener vom hohen Blute der Schatten."

Es verstrich ein Augenblick, der die Möglichkeit zuließ, dass Vergonzo etwas einbrachte. Würde dies nicht geschehen, setzte Macario mit leiser Stimme fort:
"Und es sind da einige Themen, in verschiedener causa, Gründe, die ich mit Euch in dieser Nacht besprechen will, denn ich glaube, dass wir mehr füreinander tun können, als Ihr erahntet."

Abschließend gab Macario wieder mit etwas festerer Stimme an:
"Und ich will hoffen, dass es nicht mehr die geschlagenen Wunden aus dem Jahr 1041 sind, die Eurer plagen... seid hier und heute versichert, dass ich mit großer Unbill an jener Eurer Bestrafung teilnahm..."

[Vergonzo Faro]

Unwillkürlich war die einzige Reaktion des Nosferatu zu kichern als er die einleitenden Worte des Paters vernahm und sah sich amüsiert in der Kirche um.
Die Vorstellung des Lasombra nahm er dafür eher unbeeindruckt hin, musterte sein Gegenüber lediglich mit einem Grinsen im verschobenen Gesicht, was im Hause Gottes, wie es der Pater nannte, wohl beinahe die Fratze eines Dämonen ähnelte.

"Habt dank für diese erheiternden Worte. Seht mir nach, wenn ich der Etikette nicht ganz die Beachtung schenke, wie es viele in Genua tun, da ich eine etwas andere Sicht besagter Umgangsform pflege, die mehr mit den Taten einer Person in Zusammenhang steht, als den falschen Geschenken eines Standes. Ich werde mich bemühen euch den nötigen Respekt entgegen zu bringen." er lächelte nun und schien es ernst zu meinen. Dann sah er mit seinen klaren hellblauen Augen in die des Paters.

"Was meine Wunden aus dem Jahre 1041 angeht, so danke ich für die Anteilnahme. Seid gewiss, dass ich durchaus schlimmeres erlebt habe und es gewohnt bin. Denn ein jeder von uns ist eine Figur im Spiel der Ahnen. Aber nur wenige lernen schnell mitzuspielen ohne dabei unterzugehen."

Kurz machte er eine Pause ehe er weiter sprach.
"Zuvor möchte ich zum Ausdruck bringen, das ich eure Blutsverwandten zu schätzen weiß. Was diese Themen angeht, so bin ich durchaus interessiert daran zu hören, welche diese Themen sind und ich höre mir gerne eure Worte an. Ich bevorzuge es mit wenig Klimbim zum Thema zu kommen und hoffe, dass ihr dies nicht mit fehlender Höflichkeit verwechselt, denn dem ist nicht so. Ich würde es effektiv nennen."

[Macario]

Macario ignorierte für den Moment den lästerlichen Beiklang und das Gehabe, welches der Nosferatu hervorbrachte.
Es mochte sein, dass dem Vergonzo die heilige Kirche eben nicht sehr heilig war. Es gab solche unter Ihnen...

Er antwortete Vergonzo:
"Es sei mir ganz Recht, kommen wir direkt zum Thema. Angemerkt sei, dass, wie Ihr sicherlich bereits annehmt, mein Handeln in dieser Sache auch das Interesse des verehrten Ilario hervorgerufen hat."

Nun kam er zur Sache und erklärte:
"Es geht um Clavicula. Die neue Kirche San Cassiano zu Clavicula ist mein Werk. Ich nehme mich der Menschen Claviculas an und den Glauben dort zu stärken, wo er am Meisten gebraucht wird, dem gilt mein Streben. Damit mein Tun sicher sei, suche ich die Übereinkunft mit den Verborgenen Claviculas."

Er führte seine Gedanken weiter aus:
"Doch mehr steht auf dem Spiel. Clavicula ist seit dem Jahr 1041 für die Verborgenen verloren; sie werden Clavicula nicht mehr für sich allein beanspruchen können, wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschieht. Zwei Dekaden sind seitdem fast verstrichen. Die gestellten Aufgaben, um Ansprüche in Clavicula geltend zu machen, werden bald erfüllt sein. Das wisst Ihr wie ich. Vermutlich werdet Ihr einen Teil der gestellten Aufgaben, den Bau der Stadtmauer, in einigen Jahren abschließen können. Vermutlich wird dies aber nicht genügen..."

Es folgte das Angebot, welches Macario mit leiserer Stimme formulierte:
"Ich biete Euch einen Bund in Clavicula an. Dem hohen Blute der Schatten soll Clavicula als Jagdgebiet zugesprochen werden. Die Verborgenen werden ihren angestammten Platz in Clavicula behalten. Vieles bliebe beim Alten. Gemeinsam werden wir die gestellten Aufgaben schneller und sicherer erfüllen, bevor andere es tun. Der Fortschritt in der neuen Siedlung Nord ist bereits beträchtlich..."

Er ergänzte die Offerte:
"Ich habe gehört, dass Ihr den Bau der Stadtmauer vorantreibt. Es mag sein, dass Ihr bereits den Namen Bohemund vernommen habt. Er würde Euch beim Erweiterungsbau der Stadtmauer zur Hilfe kommen. Er ist ein erfahrener Baumeister und am Tage tatkräftiger als Ihr es seid..."

Abschließend äußerte Macario:
"Nun habt Ihr wahrlich alles gehört. Was sagt Ihr dazu? Kommen wir überein?"

Macario fokussierte den Nosferatu mit seinem prüfenden Blick.

[Vergonzo Faro]

Vergonzo begann zu lächeln. Doch es war kein amüsiertes Lächeln. Die einen würden vielleicht sagen, es wäre etwas väterlich darin zu erkennen, etwas geduldiges vielleicht. Und so verhallten die Worte Macarios leise in der weiten Einsamkeit der Kirche, während Vergonzo den Blick auf sein Gegenüber ruhen ließ und lächelte.
"Glauben stärken,....Clavicula ist verloren,....nicht genügen...als Jagdgebiet....tatkräftiger als ich es bin...." sinnierte er leise vor sich hin.

Er hob die Augenbrauen, den nicht zu identifizierenden Blick weiter auf Macario liegend.
Macario sollte klar sein, dass Vergonzo wusste was es eigentlich hieß, wenn jemand wie er, ein Kainit der sich hinter der Kirche versteckte, davon sprach den Menschen glauben zu bringen. Noch mehr Menschen mit etwas zu blenden, von dem sie nicht überleben konnten, damit sie einem folgen würden.
Und wie oft hatte er in letzter Zeit gehört Clavicula sei verloren, die Nosferatu nicht zu retten, am Ende.
Sie würden ohne Hilfe nicht zurecht kommen und untergehen.
Kurz kicherte er auf, dass noch immer soviele nicht erkannt hatten, wo die Stärke der Nosferatu lag oder warum genau bestimmte Dinge erfolg hatten in Genua und manche nicht.
"Guter Mann,..." sprach er dann leise und in ruhigem Ton, der durchaus etwas gelangweiltes hätte haben können, wäre da nicht das enigmatische Lächeln gewesen und der feste Blick der klaren Augen des Nosferatu.

Und als würde ein dahergelaufender Baumeister, von dem noch niemand gehört hatte, tatkräftiger am Tage sein, als Vergonzo der Erste Baumeister Genuas es vermochte. Als wenn nicht auch am Tage sein Werk vollbracht werden würde, als würde sein Können am Tage ruhen...
Kurz schüttelte er den Kopf.
"Eure Ambitionen in allen Ehren, wenn auch nur eines der von euch genannten Dinge stimmen oder wahr sein würde, gäbe es schon lange keine der unsrigen mehr, wäre Genua noch immer ein Fischerdorf und ihr vermutlich irgendwo in Mailand oder sonst wo. Wäre es so, müsste ich echt besorgt sein, was ich nicht bin und das ist etwas das euch zu denken geben sollte." er machte eine Kurze Pause.

"In anbetracht eures Blutes lasse ich eure mit eher mittelmäßiger Eloquenz versteckten Beleidigungen unbeachtet. Wie auch der mittelmäßige Versuch mich zu beunruhigen und die eher durchschnittliche Methode euch über euren Gesprächspartner zu stellen, zumal ihr diesem dann glauben machen wollt ihr würdet ihn als zukünftigen Geschäftspartner betrachten. Verzeiht, aber ich bin nicht beeindruckt.

Ich habe mit eurem verherten Ancilla, dem geschätzten Ilario Contarini, Hüter des Elysiums Giardino della Rosa silenziosa, Ancilla im Clan der Schatten und Kind des sehr verehrten Lucius Valerius Galba, Ahn im Clan der Schatten bereits alles besprochen. Sprecht mit ihm darüber. Er soll mich in Kenntnis setzen so er für euch Immunität wünscht. Dann seid ihr willkommen, wie auch euer Baumeister."
er neigte kaum merklich kurz das Haupt zum Abschied und wandte sich um, ehe er hinkend den Weg aus der Kriche begann.
Scheinbar war für den Nosferatu damit alles besprochen.

[Macario]

Wortlos blieb Macario zurück ohne eine Regung.

Nur das Geräusch vom hinkenden Abgang des Nosferatu war zu vernehmen.

Dem folgte Stille.

[Vergonzo Faro]

Bevor er den Ausgang erreicht hatte, blieb Vergonzo stehen und wandte sich erneut in Richtung des Hausherren um.
Der Blick ging erneut durch die Kirche, scheinbar unsicher ob sie wirklich nicht von unwissenden belauscht werden konnten.
"Dennoch ist meine Familie stets jedem offen, ob König oder Bettler, so diese weitere Geschäfte tätigen wollen. Für solch einen Fall wird der Kontakt gerne hergestellt."
Ergänzte er noch, geschäftig wie er war. Denn wahrlich, das eine hatte nichts mit dem anderen zu tun.

[Macario]

Überrascht von dieser Wendung antwortete Macario prompt über die Distanz zwischen Ihnen hinweg:

"Noch nanntet Ihr einen Namen? An wen aus Eurer Familie mag ich mich überdies wenden?"

[Vergonzo Faro]

Kurz überlegte er und schürzte die Lippen.
Er würde den frischen Bruder vermitteln. So bekam er neben dem Alltagsgeschäft eine weitere Möglichkeit Kontakte und Erfahrungen in Genua zu sammeln.
"Tankred Drengot, Neugeborener aus der Familie und zumindest neu in Genua."

Er blieb noch einen Moment stehen.