[1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

[Juli '21]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Wir sind keine Sterblichen mehr.” Es war eine Feststellung, hart und schonungslos, doch sie war nicht abweisend. “Was uns an das Leben von einst erinnert, Liebe und Trauer, Zorn und Furcht - diese Dinge sind wie wir selbst auch durch den Tod gegangen und wurden verändert.” Giada hielt an, streckte sich ein wenig, ließ die Schultern einmal rollen. Nein, sie war alles andere als ein Schwächling und sie wusste das. “Wir sind in so vielem auch zugleich so viel besser als zuvor.” Jetzt konnte sie sich Arash ganz zuwenden.
“Ich kann Euch nicht sagen, dass dies, was wir beide heute Nacht geteilt haben und was wir tun, nicht gefährlich ist. Das wäre eine Lüge. Doch was von Wert in unsere Nächten ist ohne Gefahr, ohne einen Preis?” Sie hatte “wir beide” gesagt, weil dies, was sie heute Nacht ausgetauscht hatten, für sie beide wohl Grenzen überschritten hatte. Doch sie bereute das nicht.
“Mich fasziniert Eure Gesellschaft ebenso. Ihr habt Euch eine Art der Freiheit errungen, die ich vielleicht niemals erreichen kann. Es ist verführerisch. Gefährlich.”
Für einen Augenblick wollte sie noch weiter gehen als das. Doch das war zu weit, zu früh, zu töricht, führte nirgendwohin.
Stattdessen ging sie langsam wieder weiter und suchte einen anderen, weniger trügerischen Weg.

“Wenn wir das Pferd gebunden haben, würdet Ihr mir dann dieses Land zeigen? Zu Fuß kann ich Euch wahrscheinlich kaum folgen, doch mit dem Pferd mag es möglich werden.”
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Arash
Gangrel
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Arashs Ohren zuckten leicht bei ihrer harten schonungslosen Feststellung. Beinahe wäre er enttäuscht gewesen, doch der Ton war keiner der ihn verstieß. Es war nichts weiter als eine Feststellung, die er selbst schon kuz nach Beginn seiner Reise in die Nacht hatte. Die aber immer wieder, seit er in Genua war, auf die Probe gestellt wurde.

Er blieb genau wie Giada stehen, betrachtete die flüssigen Bewegungen des athletischen, starken, Körpers. Vielleicht übertraf sie ihn sogar an Körperkraft. Er war nie besonders kräftig gewesen. Eher flexibel, geschickt und schnell. Aber hier sah er die Verschmelzung dieser beiden Attribute. Nicht in Perfetion, aber die Verschmelzung gelang bei ihr besser, als bei ihm. "Ihr sprecht von Gefühlen die mit uns in den Tod gegangen sind...viele unserer Art sehen diese als genauso tot an wie wir. Ihr sagt wir wären nun besser darin oder sie hätten sich verändert. Wie meint ihr das?" fragte er interessiert. "Wie können wir in Gefühlen nun besser werden? Unser Zorn mag tiefer gehen, unsere Furch vor der Sonne mag urtümlicher sein, aber sonst?"

Dies war eine Frage über die er bisher gar nicht nachgedacht hatte. Warn die Gefühle ines Kainiten, egal welche, vielleicht...anders als die der Sterblichen? Weil sie keine Dauer hatten? Weil nicht einer der beteiligten an Krankheit oder Alter sterben konnte? Wieder eine Frage auf die er keine Antwort hatte. Schließlich nickte er aber, während er wieder neben seiner gesprächspartnerin her ging. "Ihr habt recht. Wir mögen beide Grenzen überschritten haben. Ihr scheint dies aber nicht zu bereuen." er seufzte. "Vielleicht sollte auch ich dies nicht bereuen. Ist es doch eine seltene Gelegenheit in unserer Gesellschaft solche Dinge anderen mitzuteilen."

Auf ihre letzten Worte hin legte er den Kopf schief. Giadas Worte schienen ehrlich und keine einfachen Lippenbekenntnisse, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Wieder leckte er sich über die Lippen. Diese letzte Frage erinnerte ihn an jemandem, der mit ihm genau dies auch tun wollte. Aber es kam nie dazu. Der Krie kam dazwischen und die Möglichkeit dazu verblasste. Nun hatte erneut die Mgölichkeit an der Seite eines Pferdes durch die Nacht zu jagen.

Er konnte den Wind in den Haaren bereits fühlen. Das Hufgetrappel hören und die Freiheit unter den Füßen spüren. Er nickte. "Gerne zeige euch das Land. Wenn ihr es sehen wollt, wie ich es sehe." Es war eine Einladung ihrerseits für weitere Gespräche. Vielleicht mehr. Wer wusste das schon.
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Arashs Frage ließ Giada wohl ebenso nachdenken. So war ihre Antwort auch mehr ein Argument als eine echte, endgültige Antwort. Doch was in solchen Fragen war schon endgültig?
“Ob unsere Gefühle ‘besser’ sind? Sind die Gefühle eines Kindes besser oder schlechter als die eines erwachsenen Menschen? Ein Kind wird sich unschuldiger freuen und hemmungsloser trauern können. Es kennt kein Maß, keinen Vergleich, keine feinen Unterschiede. Ist dies ‘besser’? Ist es ‘schlechter’?”

Sie machte eine knappe Geste, Arash und sich selbst einschließend.
“Und wir? Unser Zorn geht tiefer. Unser Verständnis ebenso. Unser Schmerz ist exquisiter durch diese Erkenntnisse allein. Doch die Gegenstücke dieser Gefühle ebenso. Der Triumph, die Leidenschaft, vielleicht gar eine Liebe, wenn einer von uns es fertig brächte, all die Vorsicht und Kontrolle fahren zu lassen, die all die langen, langen Jahre überlebensnotwendig waren.” Das klang nicht bitter und nicht einmal zynisch. Es klang wie eine simple Feststellung.

“Wir sind keine Menschen mehr, doch dort liegen unsere Wurzeln in Körper und Geist. Die Jahrhunderte schleifen fort, was wir nicht halten können oder wollen. Doch jene Dinge, die wir behalten… . Sie lassen alles, was ein Mensch kennen könnte, blass, kurzlebig und fahl erscheinen. Was wir zu tun, zu fühlen, zu schaffen in der Lage sind, das sprengt das Verständnis jener, die sich nie weiter vorgewagt und nie den Prüfungen, Schmerzen und Entbehrungen ausgesetzt haben. Auf diese Weise können unsere Körper alles übertreffen, was ein Mensch je erreichen könnte. Und so ist es auch mit unserem Geist.”


Die Stadt mit ihren dunklen Mauern und einzelnen, im Seewind flackernden Lichtpunkten daran war langsam vor ihnen zu erkennen. Die Männer, die auf Giada warteten, waren auch nicht mehr weit.
“Lasst uns hier Abschied nehmen bis morgen Nacht”, meinte Giada darum schließlich.
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Arash
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Re: [1059] Pferdeschau [Arash, Giada]

Beitrag von Arash »

Arash lauschte den Worten Giadas schweigend und lies sie auch nachdem die Lasombra geendet hatte, noch einige Momente in der Luft hängen, bevor er nickte. "Ich denke das ist die zutreffendste Beschreibung die ich zu diesem Thema bisher gehört habe und ich habe viele solcher Feststellungen,Bekenntnisse und Versprechen gehört." antwortetet er schließlich. "Vielleicht ergibt sich in den folgenden Nächten oder später die Gelegenheit dieses Thema zu vertiefen. Aber für heute Nacht gebe ich euch recht. Lasst uns Morgen erneut zusammen kommen, um unser Vorhaben weiter voranzubringen."

Mit diesen Worten und einen Nicken verabschiedet sich die Geißel schließlich und verschwindet in der Dunkelheit. Laut- und spurlos.



Giada und Arash treffen sich Abseits der Stadtmauern Richtung Nervi, um ein PFerd für Giada zu binden. Zuerst wählt Arash eine Fuchsstute für die Lasombra aus und schafft es, dass das Tier von Giadas Blut trinkt. Im Anschluss gehen beide wieder Richtung Genua und es entspinnt sich ein Gespräch über Glaube, Wege, Wissen, den Umgang mit dem Tier und Gefühlen, bis die beiden Kainiten sich schließlich für diese Nacht trennen, nur um den darauffolgenden beiden Nächten erneut zusammen zu kommen, un das Pferd vollständig an Giadas Blut zu binden.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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