[1047] Gemini [Galeno, (SL)]

[April'21]
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Gemini [Galeno, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die rasche Zusage prallte gegen eine Wand des Schweigens und blieb im Raum liegen wie ein abgestürzter Vogel. Ein dünner Windzug wirbelte ein wenig Asche und einige Funken auf, doch nicht genug um irgendjemandem hier drinnen Angst zu machen.

"Keine Namen. Ihr werdet eine Einladung erhalten. Und eine Möglichkeit euch zu beweisen. Darüber hinaus kein Wort hierzu. Keine Andeutung. Kein Hinweis. Keinen Gedanken außerhalb eures täglichen Grabes. Wir sind sehr verschwiegen. Und verlangen dies auch von euch." stahl sich die Erinnerung an jene Worte in sein Gedächnis, wie eine zeitliche Divergenz. Die Rauheit in der Stimme vermischte sich mit dem flüstern darin. Und hinterließ nur einen Verdacht, wie sie in ihrem vollen Volumina klingen mochte.

Dann schwang wieder diese Stille durch den Raum. Bedrückend und forciert, aber keineswegs unnatürlich, hörte man dann und wann doch die Glut knacken und den Wind draußen rauschen.
Zu sagen gab es von jener Seite jedoch offenbar nicht mehr. Alles weitere würde man später klären können. Alle wirklich wichtigen Dinge waren besprochen. Oder gab es da noch etwas auf Seiten Galenos das er zur Sprache bringen wollte?
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Nubis
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Re: [1047] Gemini [Galeno, SL]

Beitrag von Nubis »

Er hätte sicher diverse Fragen stellen können. Doch waren sie gerade wichtig? Nein.

Er würde eine Einladung erhalten...
Würde sich beweisen müssen...

Hatte jenr vor ihm Zweifel? Auch da er noch einmal auf die Verschwiegenheit hinwies?

Er blieb still und die Gedanken kreisten.
Sollte er noch etwas fragen? Sollte er noch etwas sagen?
Doch wie die Namen, würde sich alles sonst ergeben. Vielleicht war dies endlich die Gelegenheit, sich mit dem zu beweisen, was er konnte...was sonst kaum jemand gesehen hatte.
Vielleicht sogar die Möglichkeit zu schaffen, was bisher durch viele Unstimmigkeiten nicht ging.

"Ich werde abwarten." Wie immer ... er wartete seit seiner Wandlung des Äusseren stets ab. Ruhe, Geduld...er hatte Zeit.

"Wenn ihr von wir sprecht, so meint ihr eine Gruppe? Ich werde sicherlich erst weitere Informationen erhalten, wenn ich mich bewiesen habe. Dennoch stellt sich mir natürlich diese Frage. Würdet ihr auch unkonventionelle Mittel genehmigen, um eben dies zu erreichen, dass euch dienlich sein kann? Hätte ich Mittel und Möglichkeiten, um tiefer blicken zu können, um mehr zu erfahren?"

Er setzte ab und gab einer Pause kurz nach.
"Würde es sich mit meinem Amt und der Arbeit für Genua kreuzen oder gar damit konkurieren?"

Noch einmal eine Pause.
"Andere fragen dies wahrscheinlich, bevor sie zustimmen...würden abwägen...doch ihr sagt, ihr benötigt einen Späher auf den Pfaden der Toten. Jemanden der keine Angst hat ins Dunkel zu blicken. Der diese Welt dort erkundet wo sie aufhört offensichtlich zu sein....ihr sucht das, was ich ursprünglich tun wollte und an dem niemand Bedarf zu haben schien. Ich forschte für mich, doch kaum für jemand anderen. Wenn ich damit endlich dienen kann, wieso sollte ich dies ablehnen? Wenn ich endlich auch einen Halt dort finden kann, wo meine Qualitäten auch erwünscht oder sogar gefragt sind, wieso sollte ich zweifeln? Ich bin sogar zuversichtlich, dass ich dadurch neue Fragen ergründen und somit auch neue Erkenntnisse erreichen kann.
Und sicherlich lassen sich auch Wege finden, um einiges miteinander zu vereinen oder aber ich werde dafür etwas aufgeben müssen.
Und wenn ihr in mir gefunden habt, wonach ihr gesucht habt, so bin ich voller Hoffnung, dass auch mein Weg keine Hürde darstellt, dass Möglichkeiten gefunden werden können, um entsprechend agieren zu können, ohne dass ich mich und somit ihr mich verlieren würdet."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Gemini [Galeno, SL]

Beitrag von Il Canzoniere »

"Ihr wurdet uns empfohlen." wiederholte sich die Stimme, nun etwas deutlicher, als ob sie darauf hindeuten würde das offenbar gewisse Rahmenbedingungen von Galeno abgedeckt würden. Oder das er für die angedachte Aufgabe genau der richtige sei. Wie eine Welle von Dominosteinen klappte eine nach der anderen der Fragen des Kappadozianers um, die sich mit dieser einfachen Wiederholung auf die ein oder andere Weise beantworteten. Stehen blieb nur äußerst wenig.

"Wir sind frei in dem was wir tun. Suchen gemeinsam nach der Erkenntnis. Wir müssen mit den Toten sprechen. Alte Flüche brechen und neue aussprechen. Wir benötigen verschwiegene Diener und vergessene Erinnerungen. Wir graben in der Zeit. Was benötigen wir dafür?" die Andeutungen waren vage wie vielsagend. Es war eine Aneinanderreihungen von Unmöglichkeiten. Und doch hatte Galeno den Eindruck das keins davon wirklich unmöglich war. Sicher, manche mochten ein wenig Gedankenarbeit benötigen, aber zumindest der Verdacht einer Machbarkeit lag wie Morgennebel über den Worten des Fremden.
Auch war Galeno sich sicher das auch er in diesem wir gemeint war. Was ebenfalls eine seine Fragen beantwortete.

Wieder zog sich die Stille wie ein eisiger Windhauch durch alle Öffnungen der Holzhütte im Nirgendwo. Draußen mochte sich der Sternenhimmel überschlagen, die Erde umrunden und umrunden, so sehr verdünnte sich die Zeit im inneren des Raums. Jedesmal wenn das glimmende Licht im Raum leise knackte wirkte es wie ein neuer Tag, ein neuer Zeitabschnitt.

Der Kappadozianer war allein mit diesem Wesen das rätselhafter war als alle denen er bisher begegnet war. Und es suchte nach Antworten. Dort wo Galeno pflegte seine Zunge zu tragen.
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Nubis
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Re: [1047] Gemini [Galeno, (SL)]

Beitrag von Nubis »

Er blieb still, nickte auf den erneuten Hinweis der Empfehlung, was in seinem derzeitigen Zustand wohl eher nach einer wieder kurz tiefer werdenden Verneigung erschien und blieb ruhig. Worte hatte er tatsächlich gerade keine, keine, die den Mund verlassen wollten. Nein, er dachte über die Worte des Alten nach, über Sinn und Unsinn, sollte dieser vorhanden sein. Doch so unwirklich dies für manche Ohren klingen mochte, so sinnig war es das für ihn. Zeitreisen hatte er schon immer unternommen. Schriften alter Gelehrter waren Dokumente aus jener Zeit. Man musste sie nur lesen und verstehen, was dort geschrieben stand. Das Gespräch mit dem Tod selbst war eine solche, denn das Erleben des Sterbens war ein Schritt zurück in der Zeit. Was würde es noch für Möglichkeiten geben?
Würde er mit den Verstorebenen selbst kommunizieren können, würde dies eine weitere sein...

Flüche schaffen und brechen...auch hierbei kannte er sich zumindest bei einem Teil aus. Flüche waren möglich. Gewisse eigene Riten konnten als solche benannt werden, denn wen sie trafen, der hielt sich sicher für einen Fluch. Und irgendwann musste irgendwer sicher die Riten erfunden haben. Also würde dies sicher auch in Zukunft gehen. Neue schaffen, alte brechen.

Zum ersten Mal, seit langem kamen Dinge auf, die ihn wirklich interessierten und sicherlich für lange Zeit beschäftigen würden. Die Stille war keine Stille, die unangenehm war. Nein, sie war eine, die er sogar schätzte, eine, bei der er die Gedanken schweifen lassen konnte, trotz dass ein mächtiges Wesen vor ihm thronte. Es war bei Weitem nicht so, wie bei der Prinzessin oder dem Senechall. Es war anders.

Für ihn war zudem alles gesagt worden, weitere Worte waren unnötig. Er würde warten, er würde schweigen und er würde sich als würdig erweisen, wenn es denn so weit sein würde.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Gemini [Galeno, (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Stille zog sich eine ganze Weile. Aus Sekunden wurden Minuten. Aus einer Minute zehn. Aus zehn wurden hundert. Offenbar war Galeno nicht der einzige der seinen Gedanken nachhing. Es war ein wenig kälter geworden, als mehr und mehr der Kohlen ihr glühendes Leben aushauchten. Welche Stunde der Nacht es mittlerweile sein mochte war ebenso unklar als ob noch etwas passieren würde. Die Stille mit der Sterne über den Himmel zogen machte sich gemächlich breit. Nicht nur im Raum, auch in Galeno. War er doch unfreiwillig von seinen eigenen, betrügerischen Füßen hierher gebracht worden, spielte dies nun weniger und weniger eine Rolle.

Beinahe so etwas wie Frieden stellte sich ein, da glitt die fremde Stimme, wenn es denn eine war, ein weiteres mal durch die Nacht. Was sie dem Wortlaut nach sagte, ließ sich kaum in der Erinnerung wiedergeben. Es war jedoch eine Art Entlassung. Vielleicht ein wenig zeremoniell, aber dennoch eine Entlassung. Für heute Nacht war alles gesagt. Die Begutachtung war abgeschlossen. Weitere Nächte würden folgen.
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Nubis
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Re: [1047] Gemini [Galeno, (SL)]

Beitrag von Nubis »

Da er nicht wusste, wie viel Zeit tatsächlich vergangen war, eilte er den Weg zurück. Doch zuvor wurde die Entlassung noch einmal mit einem respektvollen Nicken bedacht und nicht überstürzt aus der Hütte gegangen. Anstand, trotz Zeitdruck. Doch danach war es anders. Dann rannte er beinahe, wo es möglich war, in der Hoffnung, den Weg zurück auch wirklich zu kennen.
Er hielt sich nahe Siedlungen oder Regionen, wo es möglichweise Erdhöhlen oder welche im Stein geben könnte. Wenn die Sonne kam, würden dies die einzigen Schutzmöglichkeiten sein. Verlassene Häuser und Scheunen, ein Brunnen vielleicht oder eben Risse und Ausbuchtungen im Fels, in die er hinein schlüpfen könnte.

Und so kam er hoffentlich doch noch wohlbehalten zu Hause an.
Dort würde er nachdenken über all das, nochmals und abermals ausführlich.



Zusammenfassung:

Galeno wird in fremde Gefilde gezogen und zu einem fremden Alten. Dieser unterbreitet ihm eine Möglichkeit, sich mit seinen wahren Kräften endlich einbringen zu können und Galeno sagt zu. Doch wird er sich noch beweisen müssen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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