[1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

[Juli '21]
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada hatte den Überblick auf dem Schachbrett verloren. Es blieben nicht mehr viele Figuren, die Lage war verkantet und kompliziert. Wenn es so weiterging, würde es eine hässliche Jagd mit nur wenigen Figuren auf einen der beiden Könige werden. Als sie die Regeln des Spiels gelernt hatte, hatte man ihr mit nicht wenig Spott in der Stimme gesagt, dass derlei nur ein Anzeichen für die Unerfahrenheit der Spieler war. Sie schnaubte ärgerlich und konnte doch nicht anders als sich eingestehen, dass sie in dem Spiel alles andere als geübt war. Doch Übung kam wohl nur durch das Spiel. Sie machte ihren Zug, eines der letzten möglichen Bauernopfer. Wenn ihr Gegenüber den Plan dahinter übersah und das Opfer akzeptierte, würde sie einen der verbleibenden Bauern bis zur letzten Linie schicken können. Doch selbst sie musste sich eingestehen, dass der Zug recht durchsichtig war.

“Wenn es nichts gäbe, wofür sich zu sterben lohnte, so gäbe es auch nichts, wofür das Überdauern und Voranschreiten lohnen würde”, sagte sie, doch ihr Tonfall war flach. Die Leidenschaft fehlte darin, weil sie sie nicht besaß. Auf der anderen Seite aller Dinge klaffte eine Stille, wie eine Wunde, wie eine Einladung. Doch dafür hatte sie keine Worte, noch nicht.
“Ohne solcherlei wären wir gesichtslos und biegsam, unsere Seelen formlos, unser Dasein ausgehöhlt. Ein Tier kann und will überleben um des Überlens willen. Doch mir genügt nicht, wie ein Tier zu sein. Ich erhielt Gottes Gaben, um mehr zu sein als ein Tier. Ich erhielt die Gabe meines Blutes, um mehr zu sein als ein Mensch.”

Sie fixierte Toma über das Spielbrett hinweg. “Wenn Ihr danach fragt, was dies sei, jene Dinge oder Prinzipien, Idee oder Wunsch, für das ich mein Sein aufgäbe, so seid Euch gewiss, dass ich Euch die Frage beantworten würde doch ich würde sie Euch auch zurückgeben und Antwort erwarten. Seid Ihr bereit dazu?”

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma schmunzelte leicht. „Eine gute Antwort. Wir wären bereit dazu und es wäre vermutlich nichts überraschendes für euch dabei." Doch sie überließen ihr die erste Antwort dazu.

Toma nahm das Bauneropfer an und übersah dass der andere es bis zum Ende schaffte oder mehr übersahen sie welche Möglichkeiten sie gehabt hätten dies noch zu verhindern. So nahmen sie es in Kauf. Ihr Plan zuvor war ohenhschon nicht aufgegangen, nun versuchten sie irgendwie nur noch zu überleben. Was ein erfahrener Schachspieler sicher gehässig belächelt hätte.

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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Mit sinnlicher Genugtuung sah Giada zu wie Toma den Bauern nahm und ihr so erlaubte, den anderen vorbei zu ziehen. Nun war Toma im Verzug, würde selbst Opfer bringen müssen oder dabei zusehen wie ihr belangloser Bauer auf der letzten Linie zu etwas gänzlich Neuem wurde.

“Für die meinen würde ich mein Dasein opfern”, antwortete Giada ernst. “Ohne meine Herrin Erzeugerin wäre ich nicht in der Nacht und ihr gebührt meine Achtung und Dankbarkeit. Ohne meine Ahnen wäre mein Geist verschlossen und dumpf, mein Wort ungelenk, mein Blick auf die Welt mit dichten Schleiern verhüllt. Ich verdanke den meinen alles und für sie werde ich mein Dasein und mein Blut geben.” Ihr Blick ruhte auf Toma und sie wirkte gelassen. Es wirkte nicht einmal fatalistisch oder sonderlich pathetisch, was sie sagte. Es war eine handfeste Wahrheit ihres Daseins. Überraschend war es wahrscheinlich auch nicht, wenn man bedachte, wer und wo sie war.

“Für mein gegebenes Wort würde ich mein Dasein geben, wenn ich es nur kann. Doch nur die einfachsten Geister können die Welt in so einfachen, geraden Linien gezeichnet sehen. Mein Dasein gehört nicht allein mir und so darf ich es nicht allein vergeben. Doch wenn ich es kann, dann dafür. Und dies mag gut Hand in Hand gehen, denn eine Eidbrecherin wird von den meinen nicht wohl gelitten.” Sie reihte ihre gefallenen Figuren vor sich auf als wollte sie schon auswählen welche davon sie später wieder aufs Feld bringen wollte.

“Wie steht es also um Euch, wohlwerter Toma? Wofür würdet Ihr Euer Leben geben, in dieser ewig weiter treibenden Welt?”

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma konnte den Bauern nicht aufhalten und auch nicht was aus ihm wurde. Sie hatten schon zu viele Figuren verloren und kamen nun einfach nicht mehr an ihn oder die anderen Figuren Giadas heran um sie aufhalten zu können. SIe würden alle ihre verlieren im Versuch den Prinz zu schützen und dann trotzdem scheitern. Es hatte keinen Sinn.

Sie führten keinen Zug weiter aus. Sie legten die Hände vor sich zusammen und sahen Giada an.

"Wir würden unser Leben für niemanden geben. Das Leben zu geben ist das Ende einer Reise und das Ende aller Möglichkeiten Wissen und Erkenntnisse zu gewinnen oder jemanden nützlich zu sein. Sicher haben es unsere Ältesten gern wenn wir unser Leben für sie geben würden, doch auf lange Sicht gesehen bringt es weder ihnen was noch uns." Sie hatten darüber lange nachgedacht. Zu erst gedacht es gäbe etwas für das sie sterben würden. Doch nein, das würden sie nicht, so tragisch es auch wäre.

Sie blickten auf das Schachbrett hinunter.

"Unser Prinz muss nun wohl sterben, wie es aussieht. Ihr habt gewonnen."

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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Das habe ich.” Sie stellte dies mit Genugtuung fest und genoss das Gefühl des Sieges für den einen Moment. Mit einem Finger kippte sie Tomas Prinzen um.

“Eure Antwort klingt wahrhaftig. So spricht einer, der überlebt - wofür auch immer.” Sie dachte an die Verlockung hinter seinen Worten. Sie wusste, welchen Weg sie einschlagen würde, wenn es nur den Raum dafür gäbe. Es gab ihn nicht.
“Ich will sehen, was Ihr mit Eurer Freiheit und Euren Möglichkeiten tut.” Sie konnte solchen Dingen nicht selbst nachhängen, doch niemand hinderte sie daran, zu beobachten.

“Habt Ihr Euch entschieden, was Ihr von mir wünscht? Denn wenn ich ohne Euer Wort heimkehre, so werde ich mit den Vorbereitungen für meine Abreise beginnen müssen. Wenn der Erste Herold der höchst verehrten Herrin Aurore mich der Stadt verweist, so wird dies wohl in der Tat auch eine interessante Reise bedeuten.” Giada musste feststellen, dass sie in der Tat leidenschaftslos blieb. Genua war nicht ihre Heimat. Beiläufig dachte sie darüber nach, was diese Art der Abreise bedeuten würde. Für sie, für den Herold vor ihr. Vielleicht sollte sie ihm dankbar sein. Vielleicht sollte sie ihn nur ein wenig weiter treiben.
Vielleicht sollte sie es gut sein lassen und sich in die Dinge fügen so wie sie es zu ihm gesagt hatte.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma grinste leicht. "Nein Freiheit ist es nicht. Es ist eigentlich das Gegenteil davon. Man hat keine andere Wahl."

In einer kurzen Pause rollten sie ihren weissen Prinzen zwischen ihren Fingern und sahen wieder auf zu Giada.
"Ihr habt uns bereits gezeigt, dass ihr in der Lage sein werdet unseren gefallen zu erfüllen und wir haben es euch auch bereits angedeutet, doch wie gesagt können wir diesen euch noch nicht nennen. Ihr dürft bis zu dem Zeitpunkt an dem es soweit sein wird, aber in Genua bleiben." Sie rollten die Figur des Prinzen über das Brett auf sie zu und erhoben sich dann von ihrem Sitzplatz.

"Es war ein interessanter und erfreulicher Abend. Gern würden wir wieder ein solches Spiel mit euch spielen, wenn ihr daran interesse habt. Ihr findet uns im A Tarda Ora im Sesterie Broglio. Für diese Nacht werden wir uns nun verabschieden. Bis bald, werte Giada."
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1059] Das zweite Gesicht [Giada, Toma]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada schnaubte einmal. Verärgert? Belustigt? Beides, doch keins davon genug. Sie erhob sich mit Toma.
“Ich freue mich auf ein neuerliches Treffen und ein nächstes Spiel”, entschied sie dann und musste für sich feststellen, dass dies der Wahrheit entsprach. Keine Stadt war ganz ohne ihre eigene Würze, Schärfe und Unterhaltung.


Giada hat Toma als Amtsträger zum Kennenlernen um ein Treffen gebeten. Im Elysium kommen beide dann zu zwei Partien Schach und einigem Wortgeplänkel zusammen. Toma bestehen als “erster Herold” auf deren Status und drohen Giada sogar damit, diese der Stadt zu verweisen. Diese muss förmlich um Entschuldigung bitten und nach ihrem (sehr knappen) Sieg im Schach gewähren Toma ihr auch Aufschub bis sie sie wissen lassen wollen, wie Giada deren Fehltritt (oder Provokation?) ausgleichen kann.
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