[1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

[Juli '21]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

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Giada schien Iulias Reaktion auf ihre Antwort nur zuzustimmen - so wie sie selbst von einer Position zu dem Gedankenspiel Abstand genommen hatte. Keine von ihnen beide hatte den Raum für derlei.

Doch unweigerlich wurde ihre Aufmerksamkeit auf die diskreten Erwartungen und Worte Iulias von danach gezogen. Sie studierte die Ventrue für einen Moment still, dann neigte sie das Haupt. Die Geste war ein wenig steif, doch es war eine Geste der Achtung für solche Worte.

Sie konnte sich nicht erlauben, dafür ein Wohlwollen oder eine Ablehnung zu zeigen. Wie auch? Doch sie konnte die Worte ihres Gegenübers respektvoll annehmen. “Der verehrte Orazio Visconti hat gewiss einen wachsamen Blick gen Genua”, erwiderte sie neutral. Dies konnte ebensogut die junge Harpyie vor ihr meinen wie Giada selbst oder auch nur die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. “Indes sind unser aller Pfade durch die harten Tatsachen dieser Welt bestimmt. Ganz Italien hat die Ereignisse in Genua bezeugt. Weder Ihr noch ich können solches Zeugnis gering achten. Weder Ihr noch ich können ungeschehen machen, was geschah. Eure Worte und Eure Geste jedoch haben ein eigenes Gewicht und eigene Bedeutung.” Nun fasste Giada die junge Ventrue vor ihr fest in ihren Blick. “Wenn Eure Hoffnung so ist wie Ihr es sagt, will ich diese Worte mit mir tragen. Seid Ihr Euch darin gewiss?” Es lag keine Geringschätzung für Iulia in diesen Worten - es ein kleiner Spielraum, der der beträchtlich jüngeren Kainitin angeboten wurde. Eine Geste der Ehre? Ein Hinweis auf die Bedeutung? Danach klang es am ehesten.

Einmal mehr hätte all dies von außen, für einen entfernten Betrachter vielleicht, wie ein distanzierter, höfischer Tanz wirken können. Ernsthafte, abgezirkelte Schritte, niemals zu weit, niemals zu kurz, denn beides würde ihn aus dem Takt bringen. Auf eine Bewegung folgte die nächste, wurde erwidert, leitete zur nächsten über.
Und doch war nicht sinnlos und leer, was heute Nacht gesagt worden war, im Gegenteil.


Sofern Iulia ihre Worte bestätigte, blieb für Giada auch nur die Überleitung zum Abschied und die Antwort für die üblichen Notwendigkeiten. Auf die Frage nach einer direkteren Art des Kontaktes erklärte sie:
“Die habe ich und will sie Euch auch nennen. Nachrichten darüber werden mich innerhalb weniger Nächte sicher erreichen.” Was Giada Iulia beschrieb, war ein Haus in Platealonga - ungefähr wohl von der Art wie ein betuchter Händler es sein eigen nennen würde.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Es würde mich schmerzen so ihr annehmt ich hätte bei der Ankündigung von Orazio Visconti, Ancilla des Clans der Rose, Hüter der mailändischen Elysien und Harpyie ihrer Majestät Totila von Mailand nicht zugehört oder aber ich würde mich nicht an ihn und sein schmeichelhaftes Erscheinen auf dem hundertjährigen Thronjubiläum des Prinzen von Genua neben dem eures Großerzeuger, eures Erzeugers und Angello di Sorrento noch gut erinnern können.“, erklärte die genuesischen Harpyie charmant auf den festen Blick der Lasombra hin, ohne ihren eigenen von ihr abwandern zu lassen.

„Was derweil die Beziehungen zwischen Mailand und Genua anbelangt, sowie den vermeintlich harten Tatsachen dieser Welt von denen ihr zu sprechen gedenkt, so seid ihr selbst doch gerade hier in Genua. Oder etwa nicht?!“, erkundigte sich die Ventrue unaufgeregt rhetorisch, während ihre Hände eine öffnende Geste beschrieben und sie fragend auf ihr Gegenüber blickte. „Der Prinz der Domäne Genua hätte eure Einreise ablehnen können, wie es dessen Recht nach der Zweiten ist. Dessen Kind hätte euer Gesuch euch angemessen vorstellen zu dürfen ablehnen können aus diversen Gründen.“, fuhr sie mit einem freundlich wirkenden Tonfall erklärend fort, bevor sie mit ihren feingliedrigen Hände mit den offenen Handflächen nach oben und den Fingerspitzen in Richtung ihres Gegenübers deutete. „Und doch sehe ich euch hier und heute klar und deutlich vor mir stehen.“, stellte sie das wirklich offensichtliche rhetorisch mit einer weiterhin mild und charmant wirkenden Stimme fest.

Iulia machte eine bewusste Sprechpause in der sie die Lasombra vor ihr schweigend anblickte, während sie ihre Hände langsam wieder an ihre Seite zurücksinken ließ. „Ich verstehe also nicht recht, weshalb euch meine Hoffnung als Harpyie eines Nachts dem Ancilla meine Aufwartung machen zu dürfen, derart zu verunsichern scheint.“, erklärte die Ventrue, ihre blaugrauen Augen noch immer unbewegt in denen ihres Gegenübers ruhend, bevor sie abschließend ergänzte: „Vor allem da die Entscheidung ob oder auch wann dies geschehen wird, aus mehreren offensichtlichen und weniger offensichtlichen Gründen nicht bei mir liegen wird.“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Das nun ließ die Lasombra die rechte Augenbraue heben. ‘Unsicher’ war offenkundig nicht eben ein Wort, mit dem man sie oft bezeichnete oder das sie annahm. Und so machte sie auch eine knappe, harsche Geste wie um es beiseite zu wischen.

“Es ist nicht Unsicherheit, was mich bestimmt. Es war auch nicht eine Unsicherheit, die hier in Genua geschah. Ebenso ist in keiner Weise unsicher, dass der Prinz von Genua mich der Domäne verweisen kann.” Sie neigte einmal knapp das Haupt und setzte dann neu an.

“Ich werde Eure Worte von Eurer Hoffnung gern weiter tragen. Es ist eben so wie ich es sagte: Dies hat eine eigene Bedeutung und ein eigenes Gewicht. So wie meine Anwesenheit in Genua nicht vergangene Ereignisse ungeschehen machen kann, können auch Eure Worte es nicht. Und doch sind beides Gesten.”
Auch dies ließ sie kurz so stehen, bevor sie weiter sprach.

“Indes wird keine unserer beiden Gesten diese bezeugte Vergangenheit ungeschehen machen können. Ich ebenso wie der verehrte Orazio Visconti müssen uns den Folgen dieser harten Tatsachen beugen. Sein und auch mein Handeln bewegt sich dabei in den Grenzen, welcher der höchst verehrte Totila von Mailand setzt.”
Sie hatte kurz die Hand erhoben wie um solcherlei Grenzen anzudeuten. “Innerhalb dieser Grenzen habe ich die Möglichkeit, Euer Wort weiter zu tragen und es der verehrten Harpyie und Hüter der Elysien von Mailand auszurichten.” Bislang klangen die Worte hart und klärend. Nun aber gewannen sie eine Note der persönlichen Anerkennung für Iulias Worte: “Ich will dies gern tun.”

Sie ließ die Hand sinken und faltete beide Hände vor dem Bauch. “Mein Hiersein, solange der höchst verehrte Prinz von Genua es dulden mag, eröffnet eine solche Möglichkeit in der Tat für einen jeden, welcher sie erkennen kann und sie gesittet und wahrhaftig ergreift. Doch es ist auch zugleich nur genau dies. Ich kann und werde keine Versprechen für die Folgen machen.”
All dies klang ein wenig steif, aber auch gewiss geduldig und gründlich. Ja, es war ein schmaler, schmaler Grat, auf welchem Giada in Genua ging oder gehen musste.

“Was bedeutet es in unserer Gesellschaft, in der Stand und Wort, Eid und Versprechen, Gefallen und Anstand den Wert haben, welchen sie haben? Was bedeutet in einer solchen Gesellschaft ein Eidbruch für jene, die ihn begehen? Oder gleich zwei Eidbrüche? Was bedeutet es dann für deren Gefolgschaft und Blutserben? Kann ein Eidbruch Heilung finden? Oder würde eine solche Möglichkeit einer Heilung zugleich jeden gehaltenen Eid, jedes gegebene Wort entwerten?”
Nein, die Lasombra war nicht unsicher. Sie sah Iulia geradeheraus an. Ihre Fragen jedoch klangen offen und nicht so, als habe sie die Antworten schon längst gekannt. Sie richtete sie offen an die Ventrue, doch forderte die Antwort wohl nicht hart ein.

Fast wie ein Brückenschlag darüber hinweg setzte sie dann ruhig und ernst noch eine andere Frage hinzu: “Werdet Ihr also mit meiner Antwort zufrieden sein können, dass ich Eure hoffnungsvollen Worte anerkenne und mit mir trage?” Und beließ sie es ganz bei Iulia ob oder wieviel sie davon beantworten konnte.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Haltung der Ventrue verblieb aufrecht, wie es nicht anders bei einem Nachfahren aus hohem Blut zu erwarten war, während sie der Lasombra weiter fest in die Augen blickte auf ihre zahlreichen Fragen hin, ohne sich darunter hinwegzuducken. Dennoch gab sie ihrem Gegenüber auf Keine davon eine Antwort. Die Harpyie machte dabei nicht den Eindruck, als würde sie ihr hierauf nicht antworten können, schien sie deutlich mehr über den eigentlichen Sachverhalt zu wissen. Dennoch war sie offenkundig Niemand, die ein gesteigertes Interesse an derlei Gedankenspielchen hatte.

„Wie ich schon sagte, es ist bereits spät geworden.“, gab sie ihrem Gegenüber höflich aber bestimmt zu verstehen, dass sie hierüber nicht mit ihr diskutieren würde, sondern das Gespräch beendet war. Zumindest fast, denn es gab noch etwas, was die Harpyie dem Gast der Domäne mit auf den Weg geben wollte, als sie mit einer ruhigen und unaufgeregten Stimme meinte: „Doch bevor ich dieses erste Treffen beende, will ich euch noch einen guten Rat mit auf den Weg geben.“

Die Harpyie machte eine bewusste Sprechpause, die die Schwere ihrer nachfolgenden Worte verstärkte, als sie ihrem Gegenüber mitteilte: „Solange ihr in Genua verweilt, solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr es wirklich für eine kluge Idee haltet, derart polemische Äußerungen nicht nur gegenüber dem Kind des Prinzen dieser Domäne zu äußern, sondern auch gegenüber dessen Harpyie.“ Dann pausierte sie erneut, bevor sie mit einer ruhigen und unaufgeregten Selbstverständlichkeit, die ihr junges Alter Lügen strafen mochte, ergänzte: „Und ja, unser aller Handeln, die wir unter den Ahnen stehen, sollte sich stets in den Grenzen bewegen, die diese setzen.“

Ihre feingliedrige Hand hob sich sanft und deutete dann leicht, aber doch mit einer Bestimmtheit in ihrer aufrechten Haltung in Richtung dem Ausgang der Casa, als sie weiterhin freundlich verbleibend sprach: „Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend und viel Erfolg bei was auch immer ihr künftig zu tun gedenkt.“ Ein zartes Lächeln umspielte die Lippen der Harpyie, bevor sie Giada abschließend wünschte: „Es war nett eure Bekanntschaft zu machen. Bis wir uns wiedersehen, allzeit sichere Wege.“
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Lasombra lächelte nicht wie Iulia, doch sie musste schon ein weiteres Mal die eine Augenbraue heben. Als sie dann sprach, tat sie es mit derselben, gestrengen Sorgfalt, die die enge Bahn, auf der sie bei diesem Treffen gehen musste, ließ.
“Ich danke Euch für Euren Rat. Ich muss ihn jedoch pflichtgetreu zurückgeben, denn es war nicht ich, die diese Polemik begann”, erwiderte die Lasombra schlicht. “Gerade jemand in meiner Lage kann nur dankbar sein, wenn das Kind des Prinzen und die Harpyie am Hofe mit ihren hohen Hoffnungen und gestellten Erwartungen nicht höher und weiter blickt als zwei Neugeborene wie wir es ebenso sind, greifen können.”

Und damit neigte sie das Haupt. Die Geste war ernst und langsam. “Ich werde tun, was ich kann, um Eurem Wunsch weiter zu helfen. Gehabt Euch wohl in dieser Nacht und den kommenden.”
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1059] Zulande und zur See [Giada, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Harpyie lächelte noch immer höflich, als sie mit einer ruhigen Bewegung nur den Kopf auf den Rat der Lasombra hin sanft, aber bestimmt schüttelte, während die feingliedrige Hand ihrem Gegenüber noch immer in Richtung Ausgang deutete.

Auf Giadas Verabschiedung hin lagen Iulias blaugraue Augen noch immer ruhig auf ihrem Gegenüber, ein Nicken des Abschieds mit einem weniger tiefen erwidernd, oder aber sie ohne diese Respektsbekundung ziehen lassend, sofern die Lasombra ihr diese zuvor verweigerte.

Als Giada gegangen war, legte die Ventrue erneut ihren Umhang an, bevor sie den Beutel aufnahm und einen Moment länger schweigend betrachtete. Insbesondere den Wachholder musterte sie noch einen Augenblick länger, bevor ihr Blick nachdenklich durch die leere Casa wanderte, ganz so als suchte sie dort etwas, was sich vor ihrem Auge dort verbarg.

Dann erst steckte sie das Geschenk der Lasombra ruhig ein und verließ den Ort des Treffens.



Zusammenfassung:
Giada und Iulia trafen sich im Elysium, um einander bekannt zu werden. Die Beiden unterhielten sich über die Differenzen ihrer beider Linien, über die Vergangenheit und Gegenwart innerhalb der Domäne Genua, sowie ihre künftigen Ziele, Hoffnungen und Wünsche.
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