[1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

[Dezember '21]
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Giada Salvaza Rossi
Lasombra
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[1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

[Ursprünglicher Thread hier]

Giada beobachtete dies Kommen und Grüßen, vor allem aber wohl die Gesten der Harpyie mit der Aufmerksamkeit, die dies auch verlangte. Wie so vieles, was die Lasombra auf der Bühne der Gesellschaft tat, hatte dies einen gewissen Ernst oder sogar Grimm. Die Zeichen, welche die Harpyie setzte, hatten Bedeutung.

Doch die Gastgeberin war nicht nur Harpyie sondern sie war auch eben dies: Eine Gastgeberin. Und es gab all diese Nebenklänge: Kind des Prinzen, hoher Clan, der Clan der Könige, ihre Jugend und natürlich die Politik. All dies hatte ebenso Bedeutung und die Bahn, auf der Giada ging, war schmal und fest vorgezeichnet - selbst dann, wenn viele umher sie nicht sehen konnten. Doch was änderte die Blindheit anderer an den harten Tatsachen dieser Welt in der Nacht?


Wenn Iulia bereit schien und nicht jemand anderes ihre Aufmerksamkeit für sich beanspruchte, trat Giada an sie heran. Sie hatten den ersten Gruß in Gesten schon ausgetauscht und so folgte der zweite, ernst und ein wenig steif: “Ich grüße Euch, wohlwerte Iulia Cornelia. Habt Dank für die Einladung und Eure Mühen, einen Abend wie diesen möglich zu machen.”

Es klang nicht schroff, doch den Worten fehlte die leichte Eleganz, die man Iulias Auftreten dagegen vielleicht anmuten würde. Die Lasombra war von anderer Natur. In einem so direkten Aufeinandertreffen der beiden Kainiten wurde dies sichtbar.

“Ich will Euch ein paar Worte zu dem sagen, das ich Euch heute Nacht hierher mitgebracht habe.” Es war eine Notwendigkeit des Standes als Neugeborene. Ahnen hätten untereinander solche Worte nie verloren und auch nie verlieren müssen. Ahnen wären einander niemals so begegnet. Ancilla vielleicht? Doch dann wären die Worte weniger klar gewesen und wahrscheinlich zugleich mit scharfen Schneiden versehen - selbst dann, wenn die Klingen dazu ruhten und niemanden schnitten. Es war eine einzigartige und darum seltene Ebene und Möglichkeit, mit der diese beiden Kainiten einander begegnen und miteinander sprechen konnten.

Was Giada mitgebracht hatte, sah auf den ersten Blick wie eine Kette aus in Silber gefassten, polierten Steinen aus. Sie war eher schwer als zierlich und die Steine schienen nicht sonderlich kostbar oder waren sogar völlig gewöhnlich. Die Handwerkskunst der Fassung und das Silber selbst werteten diesen Schmuck auf. Die Kette war so gemacht, das man sie an verschiedenen Stellen schließen konnte: zwischen den Steinen war jeweils immer ein Glied, in welches die Öse eines Kettenendes eingehakt und so der Kreis geschlossen werden konnte. So konnte diese Kette womöglich ebensogut um einen Hals getragen werden wie um den Arm oder am Gürtel.

“Als ich nach Genua kam, nahm ich mich der Aufgabe an, mich für den Bau und Ausbau einer Straße zwischen dieser Stadt und meiner Heimat einzusetzen. Der Handel unter den Städten bringt Blüte, Reichtum, Bildung, Fortschritt. Doch schon zu der Zeit war deutlich, dass dies kein leichtes Werk ist. Ebenso keines, welches in ein paar wenigen Jahren oder Jahrzehnten zu tun ist. Es ist eines, welches nicht nur ein Werk, Stein für Stein, zwischen Städten spannt. Es ist ebenso eines, das von vielen Händen und aus vielen Gründen getan werden muss, in der Welt der Sterblichen ebenso wie in der unseren. Nicht wenige sehen Genuas Zukunft allein in der See und schätzen die Bindung an das Land nicht. Ob wir also eine solche Straße je vollendet sehen werden?” Die Frage war offen und sie erwartete keine Antwort, jedenfalls nicht hier oder heute.

“Doch ich finde in dieser Domäne bereits jetzt weitere, die dem nicht grob abgeneigt sind. Und so haben die Arbeit und das Wirken an dieser Aufgabe bereits einen Wert.”

Sie machte eine Geste über die Kette her. “Dies sind Steine jener Straße, des Landes, der Berge und der Flüsse zwischen unser beider Heimat.” Das konnte in der Tat stimmen, wenn man diese Steine so betrachtete. Alle waren hübsch poliert, doch ansonsten waren sie unterschiedlich und gewöhnlich. Wenn man sich ein wenig mit derlei auskannte, dann konnte man in der Tat wohl Stein vom Strand der ligurischen See erkennen, aus den Appenninen, aus dem Flachland, in welchen frühere Zeiten oder die Flüsse den Stein gespült hatten.

“Noch sind sie nur in hoffnungsvolles Silber gefasst. Vielleicht wird es einst das feste, graue Eisen der Wirklichkeit werden.” Eisen war gewiss nicht wertvoller als Silber, zumindest in der Welt der Sterblichen. Dies wussten sie beide, doch Giada gab offensichtlich nichts darauf, denn Eisen war in der Tat härter und hielt den Alltag aus.

“Ich hoffe, Ihr mögt dies annehmen. Es ist, was ich mitbringe.” Und tatsächlich schien diese Entscheidung offen zu sein und allein die Wahl Iulias. Giada jedenfalls schien weder eine Ablehnung noch die Annahme fest zu erwarten und ebenso bereit, Iulia diese Kette zu reichen, wie sie auch bereit schien, sie wieder zurück in den Korb zu legen und mit sich zu nehmen. So oder so, ihre Miene blieb fest und ernst, höflich und gefasst.
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Seid auch ihr mir gegrüßt, werte Giada. Euer Kommen freut mich wie immer sehr.“, erwiderte die Ventrue. Wie sehr sie sich tatsächlich freute, oder ob es nur eine höfliche Formulierung war, war schwer zu sagen, doch wirkten ihre Worte respektvoll gesprochen und auch das Nicken mit welchem sie der Lasombra bedachte, wirkte nicht gekünstelt.

Auf Giadas Anmerkung hin, sie wolle ein paar Worte zu dem zu sagen, dass sie ihr heute Nach hierher mitgebracht hatte, legte sich die ansonsten glatte Stirn der Harpyie in zarte Fältchen, während sie den Schatten vor sich jedoch nicht weiter unterbrach, sondern diesen weiterreden ließ, ihren Erzählung aufmerksam zuhörend.

Als die Lasombra geendet hatte, fand der Blick kurz auf die Kette und die damit verbundene Geste dieser, bevor sie ihr erneut in die Augen blickte und meinte: „Ich danke euch vielmals für die Worte, die ihr mir heute Nacht hierher mitgebracht habt und nehme diese gerne so auf. Die Kette, die ihr mir hierfür derart eindrucksvoll präsentiertet, spiegelt ohne Zweifel euren persönlichen Einsatz wider.“ Die Ventrue machte eine kurze, aber bewusste gesetzte Sprechpause.

Dann erst für sie weiter fort und erklärte ihrem Gegenüber, was dieses eigentlich bereits selbst wissen müsste: „Ich bin zuversichtlich, der Prinz der Domäne Aurore von Genua wird sehr genau die Arbeit und den Wert, den ihr euer zugeteilten Aufgabe zukommen lasst kennen, zu schätzen wissen und keinerlei Grund daran finden, euch dieser zu verweisen, sondern euren Einsatz und eure Mühen mit aufmerksamen Blicken verfolgen, und euch weiterhin gerne als Gast in der Domäne Genua willkommen heißen.“

Ihre feingliedrige Hand beschreib eine darreichende Geste, nachdem sie geendet hatte, völlig offenlassend, ob dies nun bedeutete, dass die Lasombra die Kette wieder wegpacken konnte, nachdem Iulia geendet hatte oder aber in eben jene marmorfarbene, ruhige Hand legen durfte. Ruhig abwartend, wie sich die Lasombra entschied oder womöglich auch, bis die Ventrue den Schmuck in Händen hielt, um ihr angemessen auch für diesen zu danken.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giadas Aufmerksamkeit und Blick galten ganz Iulia während diese sprach und wie. Sie betrachtete die Gesten, die Miene, die Haltung der jungen Ventrue. Sie schien nicht überrascht und wie vielleicht schon zuvor war es ein wenig so als wäre dies zwischen ihnen ein Austausch von Worten, Zeichen und Gesten, die bereits festgeschrieben waren und unsichtbar vorgeschriebenen Bahnen folgten.

Bedacht und langsam legte Giada die Kette in Iulias schlanke, helle Hand.

“Diese Zuversicht hoffte und hoffe ich zu teilen”, sagte sie ernst. Die Worte waren fest und schwer wie diese Kette aus Steinen dieses Landes. “Weder Ihr noch ich können die Vergangenheit fortwischen. Doch eine neue Zukunft zu formen, dies ist das Vorrecht derjenigen, die der Gegenwart in ihr launenhaftes Angesicht blicken können.” Und dies, zum ersten Mal in der Gegenwart Iulias, klang mit einem schlichten und schnell verblassenden Lächeln der Lasombra aus. Es hatte etwas melancholisches, dieses Lächeln: Giada war keine fröhliche Natur und ihr fehlte die Leichtigkeit, die andere so einfach in ihre Worte und Taten bringen konnten.
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Iulia Cornelia
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Re: [1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

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„Sicher.“, attestierte die Ventrue beiläufig die letzten Worte der Lasombra, während ihr Blick aus den Augenwinkeln heraus, mehr auf der Kette in ihren Händen lag. Fast liebkosend streichelten ihre feingliedrigen Finger über einen der kalten, glatten Steine in ihrer marmorfarbenen Hand, die kaum wärmer als dieser war. „Ein wirklich außergewöhnliches Geschenk.“, erklärte die Harpyie abschließend, während ihr Fokus weiterhin bei Giada lag. Noch einen längeren Augenblick wog sie deren Mitbringsel Aufmerksamkeit bei, bevor sie einem unbekannten Protokoll folgend unbeirrt weiterzumachen schien.

Mit ihrer freien Hand deutete sie in die Casa, als sie der Lasombra zu verstehen gab: „Fühlt euch erneut willkommen geheißen. Ich hoffe sehr das heutige Treffen wird euch dieses Mal nicht so sehr ermüden, wie beim letzten Mal, als ihr es gar kurzweilig verlassen hattet.“ Der Ausdruck im Gesicht der Harpyie wirkte bei diesen Worten entspannt, auch wenn sie offensichtlich keinen sonderlichen Hehl daraus machte, dass die Lasombra damit wohl in ein gesellschaftliches Fettnäpfchen getreten war.

Die Ventrue selbst schien darüber jedoch nicht verärgert zu sein oder verbarg dies unter einem freundlichen Lächeln, während sie dem Enkel Totilas mit einem plaudernden Tonfall vorschlug: „Ich bin zuversichtlich der Abend wird ein oder auch mehrere Themen aufbringen, zu welchen eure Ansichten durchaus interessant zu hören sein dürften, sofern ihr euch denn aktiver in eine Veranstaltung wie diese einbringen möchtet.“ Die Harpyie machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie ergänzte: „Es würde mich freuen. Sofern es derzeit sonst nichts Weiteres zu besprechen gäbe, würde ich euch anderenfalls dem Abend übergeben.“ Fragend, aber durchaus geduldig abwartend ob es von Seiten der Lasombra noch etwas gäbe, lag ihr Blick aus blaugrauen Augen auf ihrem Gegenüber.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1064] Ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt [Iulia, Giada] [Tratsch und Sachgeschichten]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Ein solches Willkommen ist keine Selbstverständlichkeit und so bin ich dankbar dafür”, bedankte sich Giada ernst für Iulias Worte. Den Tadel über das Fettnäpfchen nahm sie hin - nicht zuletzt war so etwas aus dem Munde einer Harpyie schlicht auch hilfreich für die Zukunft und die Lasombra schien es eben so auf zu nehmen. Sie verlor kein Wort über Benjamin oder das Gespräch, das sie seinerzeit mit ihm geführt hatte. Es spielte schlichtweg keine Rolle für das eigene Betragen.

“Eure Ankündigung für den Abend schärft mein Interesse für die nächsten Stunden”, erwiderte sie dann. “Wie …aktiv ich mich selbst einbringen kann, will ich der Höflichkeit in der Gesellschaft überlassen. Allzu forsch sollte jemand wie ich nicht auftreten. Die Freude der Gastgeberin jedoch und ebenso der schöne Rahmen einer Nacht wie dieser sind Einladungen, denen ich gern folgen will.” Hier lag einer der Gründe für die gefasste Zurückhaltung, die die Lasombra zumeist an den Tag legte und wahrscheinlich auch legen musste.

“Habt meinen Dank für dies Gespräch.” Sie neigte das Haupt vor Iulia und mischte sich wieder unter die Gäste des Abends.



Auf dem gesellschaftlichen Abend 1064 übergibt Giada der Gastgeberin Iulia Cornelia ein Gastgeschenk und die beiden Unterhalten sich kurz höflich über dessen Bedeutung.
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