[1064] Gelegenheiten ergreifen, wo sie sich zeigen [Giada, Liviu] [Tratsch und Sachgeschichten]

[Giada Salvaza Rossi]

“Interessant.” Giada hatte sich Livius Antwort äußerst genau angehört und sie schien ihn und diese erste Unterhaltung zwischen ihnen beiden daran zu messen.

“Ich leugne den Wert der Erkenntnisse und des Wissens nicht. Sternkunde, Schifffahrt, Berechnungen für alle Bereiche des Daseins, Heilkunde, die Erkundung und Beschreibung des Weltenrunds oder der Gesamtheit der Schöpfung und so vieles mehr in den hohen Künsten - viele dieser Dinge wurden vor unserer Zeit bereits angegangen, vor dem Christentum sogar oder außerhalb der Länder und Reiche, die wir hier kennen.”

“Doch ich glaube wohl, dass Ihr einen sehr, sehr schmalen Grad geht. Gewiss ist Euch nicht entgangen, dass sie in Spanien die Heiden mehr und mehr auszutreiben versuchen. Gewiss entgeht Euch nicht wie die Macht der Kirchenmänner greifbare Formen im Leben der Menschen annimmt. Weshalb also begebt Ihr, als einer vom Blute, fern von dem, was die Menschen sind, sich in ein solches Ringen? Sollte dies nicht den Menschen dieser Zeit vorbehalten sein?”

Es war natürlich eine rhetorische Frage, vielleicht sogar mit einer gewissen Provokation, obwohl darin keine Beleidigung lag. Die Lasombra schien Liviu in Wahrheit mit sehr großem Interesse zu beobachten - und vielleicht zu prüfen.

[Liviu Cosma]

Liviu beobachtet sein Gesprächspartner sehr aufmerksam und seine Augen begannen zu strahlen als er die Antwort von Giada Rossi hörte.

„Wohlwerte Giada Salvaza Rossi, ich möchte euch für euren scharfen Verstand gratulieren. Dieses ist eine bemerkenswerte Frage! Sie ist nicht einfach zu beantworten, aber ich bin gerne bereit meine Meinung offen mit euch zu teilen. Auch wenn es dazu wohl nicht die eine, allein gültige Wahrheit geben wird oder das Thema für uns vielleicht zu komplex ist, um es in aller Gänze zu erkennen und zu lösen. Gleichzeitig bin auch sehr neugierig eure Meinung zu hören.“

"Meinem Clan sagt man eine besondere Nähe zu den Menschen nach und das stimmt. Wir suchen ihre Gegenwart, wir erfreuen uns an ihrer Kunst und fördern sie. Damit greifen wir aber auch behutsam in ihre Zeit ein und werden von einem Beobachter zu einem Akteur in ihrem Leben. Aber was sind wir, was ist der Sinn unsere Existenz und unsere Aufgabe in Gottes Schöpfung?"

"Gleichzeitig habe ich oft gefragt, wie es ist, wenn man eine halbe Ewigkeit gelebt hat. Den Menschen ist nur eine kurze Zeit vergönnt, aber uns die Ewigkeit. Kommen wir dann noch immer zu Recht mit der Welt oder sind wir gefangen in der Zeit in der wir aufgewachsen sind."

[Giada Salvaza Rossi]

“Dies sind gleich mehrere Fragen, über welche die Aschepriester in der Nacht wohl nachsinnen seit es unsere Art gibt. Und auch wir, die wir erst beginnen, unsere Existenz zu begreifen, stellen uns diese Fragen.”

Giada machte eine knappe Geste über die Abendgesellschaft hinweg. “Wahrscheinlich ist ein Abend wie dieser nicht der rechte Ort und nicht die rechte Zeit, um ihnen wahrhaftig zu begegnen. Sie gehen an unser Innerstes, diese Fragen. Die verschiedenen Antworten auf sie bestimmen die Geschicke und das Schicksal ganzer Existenzen, Blutlinien, Reiche.”

Die Lasombra neigte den Kopf ein wenig. “Und wir? Wir stehen ja inmitten von alledem, in einer Stadt, welche sich jüngst in die See der Schatten einfügte - und in dieser See der Schatten werden gänzlich andere Antworten auf Eure Fragen gegeben als es wohl zum Beispiel in meiner Heimat aber wohl auch anderswo der Fall wäre.”

Der Tonfall der Rede hatte sich nicht sonderlich verändert, aber es war doch deutlich, worauf die Lasombra hier hinwies und wie glatt der Boden war, auf welchen Livius Fragen sie beide führen konnten.

“Und doch interessieren mich Eure Gedanken und Antworten zu diesen Dingen”, räumte sie ein. “Vielleicht wollten wir sie einmal mit Zeit und Ruhe besprechen?”

[Liviu Cosma]

„Sehr gerne und ich gebe euch Recht, das scheint nicht der richtig Ort zu sein, um die Gedanken darüber auszutauschen.“

Seine Blick schauen dabei misstrauisch in Richtung des Herold Galeno Fiore

„Gerne auch in einem größeren Kreis, wenn ihr noch andere Personen kennt, die an einem offen Austauschen von Wissen interessiert sind. Personen die eine offene Diskussion nicht als Zeitverschwendung betrachten.“

Seine Blicke wenden sich wieder seinem Gesprächspartner zu.

„Wenn es etwas gibt, wie ich euch behilflich sein kann, nur raus mit der Sprache. Ich habe nicht das Gefühl mit meiner Aufgabe meine Status ändern kann und suche noch Wege, wie ich mich positive für die Stadt und ihre Bewohner einsetzten kann“

[Giada Salvaza Rossi]

“Der weise Rat wäre wohl der zur Geduld”, bemerkte Giada trocken. “Es scheint mir offensichtlich, dass Ihr die politische Landschaft Genuas noch nicht kennt - und in einem solchen Nebel kann der Untergrund, auf dem man geht, allzu glatt und trügerisch sein.”

Sie legte die Hände ineinander. “Doch ein brennender Eifer ist oft schwierig zu bezähmen. Ihr könntet an jenen Stellen Eure Hilfe anbieten, die Euch liegen. So könntet Ihr zum Ersten Liktor gehen und sehen, ob Ihr mit Eurer Zugewandtheit zu den Menschen den Liktoren nicht eine gute Hilfe sein könntet.”


Kurz pausierte sie hier und wägte ab, dann meinte sie: “Oder Ihr könntet sehen, was aus dem werten Adamo Manacres geworden ist. Er hatte ein Theater errichtet - was auch immer mit ihm selbst geschehen sein mag, ist ein solches Theater vielleicht Eure Aufmerksamkeit oder Euren Eifer wert?”

[Liviu Cosma]

"Glaubt ihr an Omen, an Vorzeichen, die uns vor Gefahr oder Problemen warnen?“

„Dasselbe ist mir bei meinen Spiel gegen den wohlwerten Toma Ianos Navodeanu passiert! Meine Eröffnung war zu offensive. Ich wurde zu übermütig und wagte mich zu schnell auf die gegnerische Seite ohne die nötige Absicherung durch die Bauern und Türme. Das hat mir später wichtige Figuren gekostet. Ich musste mich unter Verlusten zurückziehen und den Angriff neue formieren. Man sagt auch das Schach Spiel verrät viel über seine Mitspieler und fördert das Temperament, der Wille, den Charakter, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit.“

„Ich danke euch für eure offenen und sehr hilfreichen Worte“

[Giada Salvaza Rossi]

“Dann sage ich, dass wir etwas vorhaben, Ihr und ich. Ich gebe Euch eine Weile Zeit, Euch in Genua einzufinden. Dann können wir uns zu einem Spiel treffen und vielleicht aufgreifen, was Ihr mit Worten bereits angerissen habt.”

In ihren letzten Worten klang eine gewisse Skepsis mit, die wohl auch einen simplen Grund hatte: “Unsere Ansätze mögen grundverschieden sein, doch ich kam nicht nach Genua, um mich vor dem Neuen zu verschließen. Doch für heute Abend will ich Euch nicht ganz in Anspruch nehmen. Seine Gastgeberin bietet Euch mit diesem Abend die großzügige Gelegenheit, einen guten Teil der Gesellschaft um Euch her kennen zu lernen.”

[Liviu Cosma]

Livius nickt tief Giada Salvaza Rossi zum Abschied zu.

"Ich danke und freue mich auf ein wiedersehen mit euch!"

[Liviu Cosma]

Zusammenfassung: Im Jahr 1064 trafen sich auf der Veranstaltung der Harpyie von Genua, im Elysium Giada Salvaza Rossi & Liviu Cosma. Das war das erste Zusammentreffen beider und nach der Vorstellung folgte ein reges Gespräch, das vor allem durch offene Worte geprägt war. Dabei wurden sich über eine Reihe von Themen ausgetauscht, bei denen beide ein Interesse an einer Vorsetzung und Vertiefung des Diskurses zeigten.