[Diskussion] NSC/ SC/ Charaktererstellung: Altspieler vs Neuspieler

[Macario]

Ich habe mich kürzlich mit einem Mitspieler/-in ausgetauscht, der/ die (gender rules^^) schon länger in der Chronik mitspielt und wir sind im Gespräch auf ein paar sensiblere Themen bzgl. der Spielgemeninschaft zu sprechen gekommen, die ich hier für alle einmal zusammenfassen möchte und auch gerne Meinungen dazu hören würde sowie ein Statement der SL (auch hinsichtlich möglicher Anpassungen zukünftig).

Vorweg die Handhabung von NSC und SC. Es ist m.E. ungewöhnlich, dass die SL selbst mit eigenen SC am Spiel teilnimmt. Es besteht dadurch immer die Möglichkeit der Vorteilsnahme und den Verdachtsmoment kann man nie bei Seite legen (auch ich hatte so eine Situation im Spiel bereits). Daher ist es "normalerweise" usus, dass die SL nur NSC bespielt/ steuert. Bei uns konkret scheint das zum Glück, gut zu funktionieren und sicherlich sind alle Spielteilnehmer froh über die aktive Teilnahme am Spiel von den betr. SC Toma und Ilario, die das Spiel immens bereichern. Ich habe diese Thematik bereits intern einmal angesprochen. Dennoch halte ich diese Lösung für eine wenig geschickte Lösung und würde dafür plädieren, der Form halber bei Toma und Ilario auch von NSC zu sprechen. Ich sehe dadurch kein Problem/ keine Änderung an der bisherigen Spielweise. Reine Wording-Thematik auch hinsichtlich Außenbetrachtung. My point of view.

Speziell geht es mir vor allem aber um ein anderes Thema. Das betrifft Altspieler, die - aus welchen Gründen auch immer - mit einem neuen SC starten. Hier habe ich erfahren, dass die SL angeblich (!) - wir einigten uns im Gesprächsverlauf relativierend zumindest auf eine unpassende Ausdrucksweise diesbzgl. - diesen neuen SC einen Erfahrungspunkteboost angelehnt an die bisherige Erfahrung des ehemaligen SC des Altspielers gewährt. Ehrlich gesagt, fiel mir da salopp gesagt ein bißchen die Kinnlade runter. Eine Sache ist es, wenn es Sonderabsprachen mit erfahrenen Altspielern gibt von Seiten der SL. Das finde ich vollkommen okay, jedoch pauschal oder mehrheitlich so zu handeln - hier war die genannte Begründung, dass ansonsten einige Altspieler abspringen und das Spiel verlassen würden - empfinde ich als höchst unfair gegenüber allen Neuspielern. Hier möchte ich dazu anregen, falls diese Problematik in Zukunft aufkäme, dass die SL an betreffende Altspieler einfach bestimmte NSC-Rollen vergibt (und darüber wacht), die sicherlich auch mächtigere Vampire sein können. Meine eigene Meinung dazu ist aber, wenn jemand nicht wie alle anderen Spieler mit neuem SC bei quasi Punkt 0 wieder starten möchte, ist es ohnehin die falsche Einstellung zum Spiel.
Hier sehe ich es als grundlegend im Sinne der Fairness, dass Spieler mit ihren SC bei Spielbeginn nahezu auf gleichem Level starten (Sonderabsprachen der SL außen vor). Selbstverständlich widerspricht dem nicht, dass Spieler, die bereits lange mit ihrem SC am Spiel teilnehmen, einen anderen Level erreichen können. Das ist zu guter Letzt ja auch ein Teil des Spielanreizes. Der Eindruck von "Vetternwirtschaft" o.ä. sollte m.E. von der SL vehement vermieden werden.
Bestimmt habe ich das Szenario gewissermaßen überzeichnet, dennoch empfinde ich es insgesamt als sensible Thematik, die einer klaren Position bedarf.
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen im Sinne eines transparenten und guten Austausches

[Gabriel Ducas]

Also erstmal ein paar Einschränkungen meinerseits.

- Ich bin neu in dieser Chronik
- Ich bin neu im Foren-Rollenspiel

Allerdings möchte ich hierzu dennoch etwas sagen.

Zunächst finde ich es gut, dass du solche Dinge ansprichst und dir darüber Gedanken machst. Ich kann deine Grundgedanken nachvollziehen und bin immer ein Freund von einem offenen Austausch.

Zu deinen genannten Punkten:
Ich kenne die SC/NSC "Problematik" aus vielen meiner Runden. Merkwürdigerweise bin ich immer der SL. Keine Ahnung warum. Daher verstehe ich allerdings auch den Wunsch aktiv als Spielercharakter ins Spiel einzugreifen und teilzuhaben. Es ist, mEn, ein Unterschied ob ich einen SC spiele oder einen NSC. Einfaches Beispiel ist da alleine schon evtl. Bindung die man zu einem Charakter aufbaut. Klar ich als SL habe in meinen Spielen auch NSC die ich ungern verliere, allerdings kann ich mir jederzeit andere - neuere - coolere - ähnlichere - mächtigere - etc. NSC ausdenken und sie ins Spiel integrieren. Als Spielercharakter ist das schon wieder eine andere Sache. Ich müsste ja neu anfangen, mir alles neu erarbeiten, das gesamte Hintergrundwissen, die Backgrounds, die Freunde, Connections, etc. pp. (von den EP mal ganz zu schweigen). Das macht den Verlust natürlich umso tragischer ABER das macht das Spielerlebnis auch ein anderes. Daher kann ich gut verstehen, dass ein dabeisein als SC auch für Teile der SL den Spielspaß ausmacht. Ohnehin ist man als SL sogar teilweise mit "Wissen gestraft" - Manche von den Spielern entworfene Plots hat man einfach schon im Voraus gesehen und in der gesamten Geschichte begleitet. Es fehlt dieser WOW OMG Effekt, den andere Spieler haben, wenn sie das Ergebnis sehen.
Ich kann als Neuspieler jetzt auch nicht auf so viel Erfahrung im Foren-Rollenspiel zurückblicken aber bislang habe/hatte ich nie das Gefühl Toma/Ilario würden so handeln, als wüssten sie Dinge, die sie normalerweise nicht wissen dürften/sollten. MMn handeln sie genauso wie alle anderen Spieler auch - keiner egal ob SC oder NSC zeigte bislang offen Zeichen von Überraschung oder Ahnungslosigkeit. Zumindest nicht in den Spielen, die ich verfolgt habe. Ich nehme mich da auch explizit nicht raus. Ich könnte meinem Charakter auch hier und da mal mehr Schwächen gönnen. Aber ich schweife ab.
Ich denke das auch die SL gern eine*n SC spielen darf und sollte. Ständig nur Macro- & Micromanagement für Figuren, die einmal im Jahr angespielt werden? Die so mächtig sind, dass sie die Stadt zerreißen? Die so verrückt sind, dass man froh ist, wenn sie keiner anspielt? Oder die einfach kein Interesse seitens der Spieler wecken? Das nimmt den Spielspaß und ich bin der SL so schon dankbar, dass sie sich überhaupt die Mühe für das alles macht.

Nun hab ich im ersten Teil auch wieder einiges gesagt was als Futter für deinen zweiten Punkt gelten kann. Klar! Verlust geht nur über Verlust. Es kommt kein großer Verlust auf, wenn ich, nachdem mein Charakter ein Häufchen Asche ist, mit einer Figur um die Ecke komme, die das gleiche Machtniveau hat. Den Punkt sehe ich ein. Aber manchmal gibt es einfach Gegebenheiten wo man als SL selbst sagt…"puh das ist echt unlogisch aber leider…ciao Char XY" da drückt man dann mal ein Auge zu und sagt: Hey komm erstell dir einen und du bekommst einen kleinen Boost. Auch als ausgleichendes Element oder X-Faktor (siehe unten) finde ich einen Boost gar nicht schlecht. Oder aus SL-Erfahrung. Manche Spieler*innen legen einfach so viel Liebe und Detailfreude in ihr Hintergrundkonzept das ich sie knuddeln und belohnen möchte. Überhaupt in einem geschlossenen Setting ist der EP-Boost evtl. auch dafür da, weil der Spieler ja nun erstmal spielen muss als hätte er KEINE Ahnung! Nicht falsch verstehen. I get your point! ABER es ist ein Rollenspiel. Es gibt wichtigeres als EP!

Ein einfaches Beispiel, weil es mich persönlich betrifft.

Ich spiele Gabriel. Korrekt. Ich fand es damals eine coole Idee. Brujah gabs nicht wirklich. Relativ straight forward als Clan. Konzept lieber mal einfach halten (Danke an alle, die mich da eingefangen haben ). Aber ich hadere mit mir. Seit geraumer Zeit geistert in meinem Hinterkopf, ich hätte etwas anders machen sollen. Ich hätte etwas anderes spielen sollen. Anderes Konzept, anderer Clan, hier und da ein paar Änderungen, etc. pp.. Kurzum es nagt an mir und ich könnte natürlich sagen: Hey Schei* drauf. Ist noch nichts großes passiert, ich fang einfach von vorne an (kann immer noch passieren. ).
Muss jetzt als Beispiel erstmal reichen. Bislang habe ich es noch nicht gemacht. Warum? Ehrlich gesagt sind mir die EP egal. Was mir seeeeeehr viel mehr "Sorgen" bereitet? Die gesamten gesammelten Infos. Ernsthaft! Es würde mir echt weh tun alles noch einmal sammeln zu müssen. Mein Onenote füllt sich (fast) jedes mal, wenn einer eurer Charaktere etwas zu Gabriel sagt. Mache ich mir also Sorgen über einen EP Boost von "Alt-Spieler*innen"? Nope. Denn, wenn der neue Charakter nach Genua kommt, hat der NULL Ahnung was eigentlich vor sich geht. Er könnte einen 200 EP-Boost haben und hätte trotzdem keine Ahnung UND das wichtigste! Es spielt eine Rolle. Warum?
Bei Vampire gibt es die Bezeichnung "Neugeborene". Der Begriff ist sooooo offen das niemand weiß was der Gegenüber ist. Egal ob ein Neuspieler oder ein Altspieler sich gegenüberstehen. Rein spieltechnisch sollte keiner der beiden davon ausgehen, dass er überlegen ist, solange beide Neugeborene sind. Um die Paranoia mal aufzumachen: Weiß einer ob z.B. Liviu Cosma nicht schon 100 Jahre auf dem Buckel hat? In irgendeiner anderen Domäne? Als Krieger Erfahrung in zahlreichen Schlachten gesammelt hat? Nope. Es spielt keine Geige ob jemand einen Boost erhalten hat. Unsere Charaktere sollten sich davor hüten einen andere*n Neugeborene*n zu unterschätzen. Völlig egal ob Neuspieler oder Altspieler. Kurzum ich finde einen EP-Boost gar nicht schlimm, er hat sogar etwas ausgleichendes. Ich denke die Regeln von Hauke hierzu sind klar und ich denke auch, einen EP Boost gibt es nicht nur für SL Buddies, und er ist ein X-Faktor. Das macht es suuuuuper spannend.

Ich hoffe ich habe mich jetzt hier nicht um Kopf und Kragen geredet. Just my thoughts. Danke an die SL und auch danke an die "Spielerschaft"

PS: Wer Fehler findet darf sie behalten. Sitze seit 45 Minuten im Wartezimmer vom Zahnarzt….grml

[Giada Salvaza Rossi]

Ich finde das schwierig. Wir spielen in einer Chronik, die über Jahre geht. Vorsichtige, eher passive Charaktere bzw. Spieler:innen, die weniger und weniger risikofreudige Sachen spielen, haben den "Vorteil", dass ihre Charaktere tendentiell länger und ungefährlicher EXP ansammeln können und damit "mächtiger" werden. In der Spielwelt ergibt das auch irgendwo Sinn: vorsichtige Vampire überleben länger.

Aber als Spieler möchte ich gar nicht eine Chronik voller übervorsichtiger Charaktere. Ich möchte, dass da was passiert, dass es auch mal knallt, dass Köpfe rollen, Drama entsteht und die Geschichten, die ich schreibe und lese und mit denen ich viel Zeit verbringe, spannend sind. Und Vampire sind halt auch nicht alle und immer paranoid und supervorsichtig sondern haben alle so ihre Schwächen, Ausraster, Empfindlichkeiten und so weiter.

Kurzum: Ich finde es auch aus OT-Sicht und für die Spieldynamik gut, dass auch andere Spielweisen ganz gut gehen. Ich will gern, dass es eine Mischung geben kann OHNE dass eigentlich nur die immer-vorsichtigen/langsamen-Charaktere die mit den EXP und hohen Werten sind. Ich habe große Freude daran, "gefährliche" Spiele zu lesen oder zu spielen!

Ich finde es insgesamt am coolsten, wenn EXP auch nicht so sehr nur von "abgesessener"/überlebter Zeit abhängt. Und wenn "Macht" nichts mit "ausgegebene EXP" zu tun hat sondern von vielen Faktoren abhängt (siehe Gabriels Argument oben, mit Hintergrundwissen, Beziehungen, erspieltem Status etc.).
Ich fände es auch okay, wenn man in einem EXP-Rahmen starten könnte, wo man wollte. Oder wenn ein: Spieler:in mit Spielerfahrung in der Chronik auch eine Rolle spielen kann, die eigentlich sehr viele EXP gekostet hätte (weil bereits ein erfahrener/mächtiger Charakter oder außergewöhnliche Eigenschaften, rollenspielerische Besonderheiten oder whatever).

So sehe ich das im Augenblick eigentlich auch passieren und finde das gut. Es entspannt dieses Gehabe von "Alt" versus "Neu" bei den Spieler:innen, abgesehen von der wirklich absoluten Einsteigerphase, wo man das Spiel hier noch gar nicht kennt und tatsächlich erstmal schaut, dass man sich zurechtfindet.

Doch ganz egal wieviel EXP oder Freebies oder Sonderdinge ein Charakter nun am Start oder über Zeit gesammelt hat: Gespielt werden muss er auch. Und gerade "alte" oder "mächtige" Charaktere haben auch oft engere Handlungsmöglichkeiten. Wenn man sich die "ältesten" Charaktere in der Chronik anschaut, dann stellt man fest: Die können gar nicht nackig mit dem Cocktail über die Wiese rennen, weil sie sehr, sehr viele Dinge im Rollenspiel mit bedenken müssen. Oder sie haben echte Knackse mitbekommen oder wirklich gefährliche Feindschaften oder herbe Schulden oderoderoder. Meistens gehen die Vor- und Nachteile Hand in Hand und man kann sich darüber streiten, was in Wahrheit schwerer wiegt.

Es relativiert sich sehr viel. Als ich meinen Charakter neu erstellt hatte, habe ich auch viel mit Hauke gesprochen, viele Infos bekommen und den Charakter nicht einfach in der leeren Luft erstellt. Jede Charaktererstellung läuft mit der SL. Im Spiel ist die SL auch mit dabei und wenn mal was schief läuft, kriegt das direkte Hilfe und Unterstützung.
Und solange das halt so individuell und mit Augenmaß gehandhabt wird, finde ich das auch okay. In PnP-Runden läuft es nicht anders. Hier sind wir halt ein paar mehr Leute und ein paar mehr SL als in einer "normalen" Tischrunde üblich.