[Sterblich - Archiv] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Jahre 1063-1064 ( November + Dezember 21)

Wer ein Ohr zu den Geistlichen Genuas hat, wird mitbekommen, dass in den Klöstern Genuas immer mehr Stimmen laut werde, die sich gegen den Bischof richten. Vor allem San Sisto et Vittorio steht mit jenem schon im Streit. Die Mönche halten die Kirche für korrupt und wollen sich noch stärker vom Bischof unabhängig machen und einen stärkeren Fokus auf die Lehren Benedikts legen.

Der Bau der Stadtmauer schreitet unermüdlich voran. Einige hundert Meter sind in den Jahren 1063 und 1064 neu hinzugekommen. Der aktuelle Stand ist dieser: https://ibb.co/H7hF8jk Auch zwei Türme und zwei (aktuell ständig offene) Tore sind bereits errichtet worden. Der Senat berät noch über passende Namen für die beiden neuen Tore die in Zukunft die Porta Soprana ersetzen werden - das bisherige Haupttor Genuas. Das der Bau - nach anfänglichem Stocken - so gut vorangeht ist wohl vor allen der Familie Embriaci aber auch dem Senator und Hafenkonsul Gianluca Marchetti sowie seinem ältesten Sohn, Roberto Marchetti zu verdanken.

Ein besonders bestialischer Mord erschüttert 1063 Clavicula. Im Schlaf wurde - offenbar zum Spaß - ein Mann in seinem eigenen Verschlag ermordet. Leider keine Seltenheit, in dieser Gegend. Dieser jedoch wurde nicht nur ermordet, er wurde geradezu abgeschlachtet. Bis zur Decke spritzte das Blut und seine Leiche wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, man munkelt bereits von einem düsteren Ritual oder ähnlichem. Das lässt die Ältesten Claviculas zusammenzucken. Denn in ihrer Kindheit passierte soetwas häufiger...

Vollbart kommt dieser Tage immer mehr in Mode. Im Gegensatz zu vergangenen Generationen, die stest gut rasiert daher kamen (naja, die die es sich leisten konnten), nimmt nun auch im Adel das Barttragen zu. Wer modisch daher kommen möchte, kommt in den feineren Gesellschaften kaum noch drum herum.

In Vegoli verstarb 1063 der brave Pater Maurizio. Nur Wochen später entsandte der Bischof jedoch bereits einen Nachfolger, Pater Gero, in das abgelegene Dörfchen.

Die Stadtpolitik ist um zwei Senatoren ärmer. Die hochbetagten Herren Massimo Ucello aus Domus sowie Renzo Serpico aus Broglio verstarben im Laufe des Jahres 1064. Für 1065/1066 sind daher in beiden Sestieri Neuwahlen angesetzt.

Aus dem italienischen Umland
1063
- Feldzug von Barbastro – Prototyp der Kreuzzüge: 1063 ruft Papst Alexander II. zu einem Feldzug zur Eroberung der spanischen Festungsstadt Barbastro von den Mauren auf, nachdem im Frühjahr König Ramiro I. von Aragón die Schlacht von Graus während der Reconquista gegen die Hudiden von Saragossa verlor und dabei getötet wurde.
- Normannen unter Robert Guiskard, Herzog von Apulien und Kalabrien, erobern Tarent.
- Schlacht von Cerami: Herzog Roger I. (der Bruder Robert Guiskards) führt eine kleine normannische Streitmacht (unterstützt von 136 berittenen Rittern) und besiegt eine viel größere sarazenische Armee (35.000 Mann) bei Cerami (in der Nähe von Troina) in Sizilien.
- Sommer – Die pisanische Flotte startet einen Entlastungsangriff zur Unterstützung Roger I. auf Palermo, welches sich aktuell unter Kontrolle der Sarazenen befindet. Unter dem Kommando von Giovanni Orlandi schlagen die Pisaner erst die sarazenische Flotte, dann plündern sie die Stadt. Mit der Siegesbeute wird der Bau des Komplexes auf dem Piazza del Duomo finanziert. Dieser besteht aus dem bis heute berühmten Ensemble, aus dem Baptisterium als (bis heute) größte Taufkirche der Welt, dem Friedhof Camposanto Monumentale und dem kreuzförmigen Dom Santa Maria Assunta mit seinem Campanile, dem Schiefen Turm von Pisa.
- Nach dem Tod König Bélas I. von Ungarn kehrt dessen Neffe Salomon, der von Béla im Jahr 1061 gestürzt und vertrieben worden ist, zurück und erkämpft gegen die Söhne Bélas seinen Thronanspruch.
- Der Doge von Venedig, Domenico I. ordnet den Wiederaufbau des (bis heute) berühmten Markusdoms in Venedig an.
- In Trani werden die "Ordinamenta et Consuetudo maris", auch bekannt als "Seestatuten", erlassen, die heute als ältestes Seegesetzbuch des Mittelmeers (im Mittelalter) gelten.

1064
- Feldzug von Barbastro – Prototyp der Kreuzzüge: Ein internationales christliches Heer aus Franzosen, Burgundern, italienischen Normannen, Katalanen und Aragonesen vereint sich im Frühjahr 1064 in Girona, zieht nach Barbastro und erobert die Stadt nach kurzer Belagerung. Die Stadt wird geplündert, die Einwohner massakriert, die Herrschaft über Barbastro wird an Graf Armengol III. von Urgell übergeben, das Hauptheer kehrt mit reicher Beute in die Heimat zurück.
- Die Stadt Coimbra wird von Kriegern Ferdinands I., des Herrschers von Kastilien, den Mauren abgenommen. Alle Moslems werden über den Fluss Mondego vertrieben.
- Winter – Große deutsche Wallfahrt: Erzbischof Siegfried I. von Mainz, Bischof William von Utrecht, Bischof Otto von Regensburg und Bischof Gunther von Bamberg führen 7.000-12.000 Wallfahrer über Ungarn und Bulgarien nach Jerusalem.
- 31. Mai - Papst Alexander II. beruft das Konzil von Mantua ein, welche mit seinem Freispruch vom Vorwurf der Simonie, seiner endgültigen Anerkennung als Papst sowie der Exkommunikation des Gegenpapstes Honorius II. endete.
- 10. Juni - Papst Alexander II. erlässt ein Gesetz, mit dem er denjenigen, die sich am Krieg gegen die Mauren auf der Iberischen Halbinsel beteiligen, Ablass gewährt.
- Die Gräfin Adelaide di Susa überträgt den Benediktinermönchen der Sacra di San Michele die politischen und wirtschaftlichen Rechte bezüglich der Stadt Pinerolo, des Dorfes San Verano Porto Maurizio (in Ligurien), Porte und verschiedener anderer Ländereien. Noch in diesem Jahr beginnen die Mönche mit dem Bau der Abtei Santa Maria im Gebiet von San Verano, die später San Verano di Cavaillon geweiht wurde.
- Die seldschukischen Türken dringen in Anatolien ein, besetzen Cäsarea und Ani und markieren den Beginn der türkischen Einfälle in Anatolien.
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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1065 (Januar 22)

Im Kloster San Andrea vor den Toren der Stadt soll ein Engel gesehen worden sein! Ein wahrhaftiger Engel von graziler Gestalt und hellblondem Haar. Allerdings ist das Kloster seitdem geschlossen und empfängt weder Besucher noch verlassen es die Mönche.

Der capitano della mare sucht aktuell viele fähige Matrosen und solche die mit einer Waffe umzugehen vermögen um den gestiegenen Bedarf der genuesischen Flotte zu decken. Insbesondere in Clavicula und Broglio wird dabei stark rekrutiert. Als zusätzlicher Anreiz hierfür wurde der Sold in der gesamten Flotte erhöht - offenbart finanziert aus Operationen gegen sardische Piraten.

Der "palazzo di mare", wie der eine zeitlang eher heruntergekommene Palast der Meere in Nervi neuerdings genannt wird, wurde jüngst aufwändig renoviert und soll nun seine einstige Pracht gar noch übertreffen. Hat dies mit dem stillen neuen Eigentümer zu tun der dort seit wenigen Jahren leben soll? Dieser plane offenbar auch bereits den Bau einer Schule im Ort. Man munkelt nun das der Bischof - dessen Landsitz ja ebenfalls in Nervi liegt - die Bischofsschule hierhin verlegen möchte um den angehenden Priestern die Laster der Stadt zu ersparen. Oder geht es doch um etwas anderes?

Aus Casteletto scheint durchzusickern, dass offenbar das marode Straßennetz - insbesondere jene den Polcevera-Tal hinauf über den Bocchetta-Pass (die Landverbindung nach Pavia und Mailand) - endlich auf Vordermann gebracht werden soll. Hat dies mit den hohen Geldern zu tun die die Embriaci-Familie angeblich an den Grafen gespendet haben soll?

Aus den Kreisen des Bischofskastells hört man das man sich erneut mit dem Baumeister Bohemund bespreche, der erst vor wenigen Jahren die Kirche San Cassiano in Clavicula gebaut habe. Offenbar plant man einen weiteren Kirchenbau, diesmal in der Siedlung Nord, direkt nördlich der Porta di San Pietro.

Die Bewohner von Nervi klagten darüber, dass Diebe ihnen nachstellen würden.
Sie hatten im Gras gelauert, doch konnten entdeckt und in die Flucht geschlagen werden. Was sie gewollt hatten, weiss man nicht, doch sie zündeten eine der Hütten am Stadtrand an.
Vandalen und Diebe!
Der Priester von San Siro in Nervi sprach auch davon, dass schon seit Monaten Kerzen aus der Kirche verschwänden, so hatte man also endlich die Übeltäter auf frischer Tat erwischt?
Unter den Dieben waren zwei Männer in Reisekleidung. Einer hatte einen Bart, der andere nicht. Jener mit Bart trug ein Schild dabei, beide waren mit Schwertern bewaffnet.
Kurioser Weise war der dritte im Bunde den man sah, gekleidet wie ein Mönch.


Stadtpolitik
Wahl in Domus: Nach dem Tod seines Vaters Massimo gewinnt Alessio Ucello die Sestieriwahlen und folgt seinem Vater als Senator nach.
Die Wahl in Broglio um den bereits Ende 1064 verstorbenen Renzo Serpico, den Herren des Handelshofes, findet im kommenden Jahr (1066) statt.

Aus dem italienischen Umland
- Feldzug von Barbastro – Prototyp der Kreuzzüge: Im Frühjahr 1065 erobern die Mauren die Stadt zurück.
- Nach dem Tod von König Ferdinand I. wird dessen Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt. Sancho II. wird König von Kastilien, in Asturien und León folgt König Alfons VI. seinem Vater auf den Thron, García erhält Galicien.
– Die im vergangenen Winter aufgebrochene große deutsche Wallfahrt unter Erzbischof Siegfried I. von Mainz erreicht nach Angriffen der Berber Jerusalem.
- Girelmo, Bischof von Asti, stirbt.
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Jahre 1066-1068 ( Februar, März, April 22)
Im Kloster San Andrea scheint es eigenartiges Betragen zu geben. Man spricht von Veitstanz und sehr eigentümlichem Gehabe. Zwei Mönche sollen sich gar oben auf der Mauer entblößt haben. Allerdings hört man auch fromme Lieder aus jenem geschlossenen Kloster in Staglieno, direkt vor den (alten) Mauern der Stadt. Was mag dort vor sich gehen?

In Platealonga gab es im Winter des Jahres 1067 einen bestialischen Mord. Geradezu zerfleischt wurde das Opfer, ein junger Mann, in einer Seitengasse aufgefunden. Und trotz seiner schweren Verstümmelung fand sich ungewöhnlich wenig Blut am Tatort. Als ob jemand oder etwas alles weggewischt habe... es heißt gar der kirchliche Sonderermittler habe sich die Berichte der Stadtwache aushändigen lassen. Sind gar wieder Dämonen am Werke?

Seit Ende des Jahres 1067 scheint irgendetwas in den weiten Wäldern zwischen Pontedecimo, Luccoli und Flussmund unterwegs zu sein. Jäger wie auch Reisende berichten von seltsamem, fluchtartigen Verhalten von Tieren aus den tieferen Wäldern. Was für ein Monstrum muss sich dort verbergen das gar Bären und Wölfe verjagt? Oder ist es am Ende gar kein größeres Tier sondern etwas anderes?

Gleich zwei unterschiedliche Schaustellergruppen wurden im Laufe des Jahres 1068 aus der Stadt gejagt, da sie offenbar Aufrechten Bürgern nachstellten, stahlen, in Mascharana Betteleien nachgingen und die öffentliche Ordnung in erheblichem Maße störten.

In Votori kam es in den letzten Monaten gleich mehrmals zu bizarren Unfällen. Einmal erhängte sich ein Fischer gar mit seinem eigenen Netz, wohl weil er so betrunken war, wenige Wochen später ertrank ein weiterer im Dorfbrunnen, nachdem er Nachts hinabgestürzt war. Nur Tage später brach das Dach eines Hauses ein und begrub die Frau eines weiteren Fischers unter einem massiven Balken, erschlug sie im Schlaf. Und dann verschwanden auch noch der Dorfälteste eine gute Woche, eher er, völlig verwildert und ausgehungert eine knappe Woche später wieder ins Dorf gestolpert kam, er sprach von Banditen, Söldnern mit venezianischem Akzent, die ihn durch den Wald gejagt hätten wie ein wildes Tier. Die Einwohner sind sichtlich verängstigt, beten zu Gott und flehen den Grafen um Hilfe an!

Kurz vor Ende des Jahres 1068 wurden mehrere Novizen und ein Wachmann im Bischofskastell Zeugen eines eigenartigen Ereignisses: es schien soetwas wie eine sehr kleine, partielle Stern- und Mondfinsternis zu sein die sich parallel zu einem der Außentürme langsam gen Himmel bewegte. Seelenlos habe sie gewirkt und ganz und gar unnatürlich. Wie ein düsteres Omen das einen Teil des Sternbild des großen Wagen hatte fressen wollen. Was mochte dies bedeuten? Die sogenannten Seher und sehenden Frauen der Stadt überschlagen und überbieten sich mit prophetischem Getue und schlimmen Orakelsprüchen. Unruhe macht sich breit. So sehr das der Bischof, Oberto Pevere, sich genötigt fühlte in der Sonntagsandacht die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Es gäbe keinen Grund zur Beunruhigung, außer für jene die sich einer Sünde haben schuldig gemacht, doch auch jenen könne geholfen werden wenn sie bereuen und beichten würden.


Aus dem italienischen Umland
1066
- Ein genuesischer Seeverband überfällt einen pisanischen Konvoi, angeblich aus Neid auf die pisanischen Fortschritte in den letzten Jahren.
- Im Zuge des Abodritenaufstands erfolgt die Vernichtung der Wikingersiedlung Haithabu durch die Westslawen. Bis dahin wurde ein Großteil des Austauschs zwischen Skandinavien und dem Frankenreich in dieser Wik (Bucht, Handelsort) abgewickelt.
- Wiedererrichtung des von Arabern zerstörten italienischen Klosters Montecassino
- 14. Oktober: Schlacht von Hastings. Wilhelm der Eroberer besiegt den englischen König Harald II., der im Kampf fällt, und erobert damit England.
- 25. Dezember: Wilhelm der Eroberer wird in der Westminster Abbey zum König von England gekrönt.
- 30. Dezember: Das Massaker von Granada gilt als erstes Pogrom auf europäischem Boden. Eine Menschenmenge stürmt den Palast der berberischen Ziriden im islamischen Herrschaftsgebiet von al-Andalus, kreuzigt den jüdischen Wesir Joseph ibn Naghrela, Sohn von Schmuel ha-Nagid, und massakriert den Großteil der jüdischen Bevölkerung der Stadt. Mehr als 1.500 jüdische Familien, rund 4.000 Personen, werden ermordet.

1067
- 27. November: Nach dem Tod der Sancha von León bricht zwischen ihren Söhnen ein Streit um das Gesamterbe aus, bestehend aus den Königreichen León, Kastilien und Galicien.
- König Sancho II. von Kastilien belagert mit der Unterstützung von El Cid die Stadt Saragossa. Die Belagerung wird aufgehoben, nachdem Emir Al-Muqtadir Lösegeld zahlt und sich zu Tributzahlungen verpflichtet.
- Minsk wird als Stadt im Fürstentum Polozk im Verband der Kiewer Rus erstmals urkundlich erwähnt.
- Bei Eisenach wird die Wartburg errichtet.

1068
- 5. August: Normannische Eroberung Süditaliens: Die Normannen unter Robert Guiskard beginnen mit der Belagerung von Bari, dem letzten Stützpunkt des Byzantinischen Reichs in Apulien.
- Unterdessen fällt das sarazenische Palermo nach dreimonatiger Belagerung an pisanische Truppen.

Stadtpolitik
- In Broglio wurde 1066 der ehrenwerte Elia Serpico, Enkel des vorherigen Amsinhabers Renzo Serpico, zum neuen Senator gewählt. Die Wahl verlief unauffällig.
- In Platealonga stirbt 1068 Tommaso, Salz- & Weinhändler, Freund der Brigori. Bereits im kommenden Jahr wird die Wahl für dessen Nachfolger ausgerufen.
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