[1069] Wort für Wort [Gabriel, Giada]

[Giada Salvaza Rossi]

Giada beobachtete. Mitgefühl war ihr selten von Nutzen. Mitleid kam einer Beleidigung gleich, denn es hätte Gabriel nur so scheinen lassen als bräuchte er derlei.
Für eine Weile beobachtete sie einfach, nahm den Anblick in ihre Erinnerung auf. Dann straffte sie sich in ihrem Sitz.

“Ich kenne zu wenig von Eurem Werdegang. Ich kenne den Mann, der sich mir hier in Genua gezeigt hat. Der sich heute und jetzt mir zeigt.” Sie machte eine knappe Geste zu ihm herüber.

“Ich habe keinen Trost für Euch. Diese Welt ist hart und hungrig. Ich kenne den kalten Abgrund des Verlustes von Weggefährten, Waffenbrüdern, dem eigenen Blut. Es ist die Via Regalis, die mich aufrecht hielt und hält. Euch wird sie ebenso dazu dienen.”
Sie sprach diese Worte mit Zuversicht, denn sie waren wahr: Dieser Weg hatte sie nie im Stich gelassen, selbst in den dunkelsten - den wahrhaftig dunkelsten - Stunden nicht.

“Euer eigener Pfad auf dieser breiten Straße ist mir selbst fremd und fade. Doch ich kann ihn verstehen und achten. Jetzt, in einem Augenblick der Finsternis, gedenkt dieser Schritte: …”
Über den Tisch hinweg legte sie ihre Hand hin, doch diesmal geöffnet und locker. Eine offene Hand, ein Angebot.

“Weder Ihr noch ich können jene, die zu uns aufsehen und die uns folgen und dienen, enttäuschen. Also müssen wir uns aufrecht halten, ganz gleich wie stark der Sturm ist, der uns umreißen will.”

“Weder Ihr noch ich wollen die gering achten, die uns voraus gehen, denen wir dienen, denen wir nachfolgen. Also halten wir uns aufrecht und brechen nicht ein. Wir folgen unseren Pflichten, ganz gleich, was uns diese Welt entgegenschmettert.”

“Wir halten unser Haupt erhoben und unser Kreuz ungebrochen. Die Krone auf unserem Haupt mag unsichtbar sein, ungesehen. Doch sie ist ein Symbol der Herrschaft und diese Herrschaft beginnt bei uns selbst.”

Nein, Giada war nicht dafür gemacht, irgend jemandem einen Trost auszusprechen. Doch sie war stark genug, um andere an ihre eigene Stärke zu erinnern.

“Zeigt dieser Welt Eure Stärke. Damit wird Euer Name geschrieben oder er verblasst.”

[Gabriel Ducas]

Mit ausdrucksloser Miene verfolgte er die Worte der Magistra.* Nur hier und da gab es ein kurzes Zucken der Mundwinkel oder der Augenbrauen. Nein, er brauchte ihr Mitgefühl nicht. Es war auch nicht die Tatsache das sein Clansbruder vernichtet war, vielmehr störte ihn die erneute Sackgasse. Er ließ sie ihre Rede beenden und wartete einen Moment. Langsam entspannten sich die Hände wieder. Am liebsten hätte er vor wenigen Augenblicken wohl den Tisch kaputtgeschlagen.

„Sofern ihr keine Informationen habt, was Ramon nach Como trieb oder warum sich die Rose an dessen Vernichtung beteiligt hat, denke ich es ist Zeit mit der Vergangenheit abzuschließen und den Blick nach vorn zu richten. Ich werde die Namen nicht vergessen, jedoch liegt meine Zukunft hier und nicht in Como oder anderswo.“ sicher konnte man sich nie sein. Jedoch schien er es für den Moment darauf beruhen zu lassen und sich mit anderen Dingen befassen zu wollen. "Habt Dank."

*

Spoiler!

Gefühle verbergen 3 Erfolge

[Giada Salvaza Rossi]

Giada zog die Hand, die sie ihm hingehalten hatte, zurück. Sie sah in seine ausdrucklose Miene und schüttelte einmal den Kopf, vielleicht mehr für sich selbst als für ihn.

“Ja, ich könnte Euch helfen. Antworten zu finden, Zusammenhänge zu verstehen, daraus Eure Schlüsse zu ziehen, Eure Schritte und Ziele dementsprechend zu ändern und einen Weg für die Zukunft zu wählen.” Sie runzelte die Stirn. “Bis dahin findet heraus, in wessen Gunst Avelina di Braida stand - oder steht. Findet heraus, wer in Como herrschte und wer dort herrscht. Findet heraus, wer darum kämpfte.”

Sie erhob sich. Der Rosenkranz klapperte hart gegen ihren Sitz und die Tischplatte.

“Kehren wir zu diesem Gespräch zurück, wenn Ihr die Plänkeleien um Sestieri hinter Euch gelassen habt. Nicht, dass ich sie nicht unterstützen würde, wenn es geboten scheint. Derlei wird Euch gute Lehrstunden geben. Wenn Ihr es überlebt, dann wachst und erstarkt Ihr daran.”
Wieder ging ihr Blick über diese Ausdruckslosigkeit ihres Gegenübers, die Stille, die Müdigkeit. Es mochte gut sein, dass dies in ihren Augen Schwäche war.

“Doch verschwendet nicht zu viel Eurer Zeit. Feinde stehen jetzt an der Grenze der See der Schatten und an der Grenze Genuas. Und wenn ich die Zeiten richtig deute, dann haben sie bereits jetzt einen mächtigen Handelspartner hier in der Domäne gefunden.”

[Gabriel Ducas]

Gabriels Blick folgte der Hand der Magistra und auch ihrer Bewegung als sie danach aufstand. Seine Augen fielen auf den Rosenkranz und danach wieder auf die Magistra. Die Müdigkeit blieb. Lediglich ihre letzten Worte schienen die Mimik etwas zu ändern als die Augen des Gelehrten fast schon schelmisch funkelten. Es war nur ein flüchtiger Moment, ehe er den Blick wieder senkte und sich ebenfalls erhob.
„Ist dies eine Bitte um eine Gefälligkeit oder ein Rat?“ er schien ihre Worte nicht richtig deuten zu können. Dennoch lag in der Stimme nun nicht mehr die Müdigkeit, sondern etwas anderes. Wusste der Handwerker etwa um die Zeichen der Zeit?

[Giada Salvaza Rossi]

“Ich kämpfe gegen diese Feinde seit ich existiere. Es mag gut sein, dass ich dafür in die Nacht geboren wurde. Ich bitte nicht um Gefälligkeiten, doch ich kann Erfahrungen teilen. Genua ist aus ihrer Sicht reif und die Früchte hier hängen allzu tief.”

Ihr Blick ruhte still und dunkel auf Gabriel. “Es hat sehr handfeste Gründe, weshalb ich in Wort und Tat die Traditionen und die Ordnung der Gesellschaft stütze und schütze. Weshalb ich jene, die sich als Rebellen, als Abweichler, als Traumtänzer mit Fantasien von ‘Freiheit’ sehr genau betrachte. Ebenso alle, die Veränderung wünschen und dafür allein nicht stark genug sind. All solche suchen oder nehmen Stärke von außerhalb. Dieser Feind reicht ihnen sehr gern seine Hände.”
Giada verengte die Augen.

“Ihr könnt Euch selbst ausrechnen, wo Ihr dann steht. Seht in die Reihen unserer Gesellschaft in Genua, seht in diese Domäne der Weißen Prinzessin. Die Schwachstellen, die auch dieser Feind sieht und die er ausnutzen wird, sind da. Man muss sie nur erkennen gelernt haben.”

“Ich habe bereits Weggefährten fallen sehen. Auch mein eigenes Blut. Ebenso wie Ihr kenne ich Verlust, Verrat, tote Enden. Ich kämpfe in einem Krieg, den hier unter den Neugeborenen kaum einer überhaupt erkennt. Nennt mich hart, wenn Ihr müsst. Ringt mit Euren eigenen Empfindsamkeiten, wenn Ihr die Zeit braucht. Doch der Krieg wird am Ende nicht warten.”
“Wenn Ihr Euch vorbereiten wollt, dann folgt meinen Worten. Findet heraus, was ihr könnt. Lernt, was Ihr könnt. Seht in die Gesellschaft. Seht auf die neben Euch ebenso wie auf die Mächtigeren. Werdet wachsamer als Ihr es jetzt seid.”

[Gabriel Ducas]

Die Augen auf Giada gerichtet lauschte Gabriel den Worten der Magistra und neigte seinen Kopf erst leicht nach links, dann wieder nach rechts. Die Müdigkeit schwand aus dem Blick und er lächelte schwach und schmallippig.

„Wohlwerte Giada. Habt Dank für eure Informationen und euren Rat." recht beiläufig fragte er "Da ihr bei unserem heutigen Treffen so häufig euer Alter, eure Erfahrungen, eure Kenntnisse oder die anderen Dinge, die ihr mir, aufgrund meiner Unerfahrenheit und Jugend, voraushabt, betont. Welche Veränderungen plant ihr für euch?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie ohne große Scheu an. Scheinbar gibt es hier einige deren Ambitionen sich aus ihrem Alter ableiten lassen.
„Verzeiht meine Direktheit, doch bin ich nur ein einfacher Handwerker, der in Frieden leben will. Daher würde ich mich gern auf Veränderungen vorbereiten um in euren Augen nicht als Abweichler oder Rebell zu gelten so ihr Veränderungen plant.“

[Giada Salvaza Rossi]

“Ich plane für Stabilität und rechtschaffene Ordnung”, gab Giada mit einem Grollen in der Stimme zurück. Doch dann schnaubte sie, lächelte halb und fegte diese Worte mit einer harschen Handgeste beiseite.

“Ihr habt meine Ungeduld nicht verdient, denn weder Jugend noch Unerfahrenheit sind Fehler, welche Euch vorzuwerfen sind.” Sie runzelte die Stirn. “Doch Eure Frage müsst Ihr schon klarer stellen. Was ist es, worauf Ihr damit abzielt?”

[Gabriel Ducas]

Gabriel nickte nur auf ihre Worte bezüglich Stabilität und rechtschaffende Ordnung und bemühte sich seine Züge möglichst weiterhin freundlich zu halten als er ihr dankbar zunickte, nachdem sie ihm weder seine Jugend noch Unerfahrenheit vorwerfen wollte. Mit einem Lächeln sprach er

„Das ist sehr großzügig. Nun wenn ich die Frage dann für eure Ohren direkter stellen müsste, wäre ich interessiert daran zu erfahren, ob ihr den Schritt zur Ancilla vollziehen wollt. Eure Anmerkungen bezüglich eures zeitlichen Vorsprungs waren doch deutlich zu vernehmen.“

[Giada Salvaza Rossi]

“Ha. Als wenn dies eine Frage der Jahre wäre.” Giada sah Gabriel mit gerunzelter Stirn an. “Ich werde Euch Antwort auf diese Frage geben. Und dafür werdet Ihr mir beantworten, wie sehr Ihr ein Mann der See der Schatten und wie sehr Ihr ein Mann des hochverehrten Lydiadas seid - oder anderer aus der See, welche ebensogut auch seine Feinde sein könnten. Beide Antworten sollen umfassend und klar sein, Lehrstück und Erkenntnis für den jeweils anderen. Wir geben sie einander binnen eines halben Jahrzehnts.”

Sie hielt ihm ein zweites Mal in dieser Nacht die Hand hin, dieses Mal wie zu einem Handschlag bei einem Handel.

[Gabriel Ducas]

Die Augen des Brujah wanderten ruhig jedoch bohrend über die Magistra vor sich.* Langsam wanderte der Blick von oben nach unten und schließlich auf die ausgestreckte Hand. Sein rechter Mundwinkel zuckte leicht als er erwiderte. „Ich danke für eure Antwort. Ob ich nun ein Mann der See der Schatten oder ein Mann des höchstverehrten Seneschalls bin, möchte ich nicht weiter diskutieren. Ich habe meinen Standpunkt diesbezüglich bereits mehrfach klar gemacht.“ er ergriff ihre Hand und seine Mundwinkel hoben sich zu einem seltsam alten und wissenden Lächeln, während in seinen Augen ebenfalls etwas ähnliches aufblitzte. „Ich verbleibe somit in freudiger Erwartung und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“ er nahm es offensichtlich als Abschied und nicht als Einverständnis in einen Handel.



Zusammenfassung: Im Jahr 1069 treffen Giada und Gabriel im Elysium zusammen und besprechen neben der vor Jahren vereinbarten Zusammenarbeit ebenfalls über die Informationen bezüglich Gabriels Clansbruder Ramon.


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Spoiler!

Wahrnehmung + Empathie: 7 Erfolge