[1071] Späte Antwort [Nicolò, Liviu]

[Nicolo Trevisan]

"Ihr habt Recht, was die Koordinierung angeht. Unsere Art hat Schwierigkeiten zusammen zu arbeiten. Oftmals sieht jeder seinen eigenen Vorteil hierin und nutzt es. Und selbst wenn man nur lautere Absichten hat, fällt es schwer die Führung anderer zu akzeptieren."
Zu Arash schwieg der Salubri auffallend.

Als ihm das Entgleiten der Gesichtszüge auffiel hob Nicolò die Augenbrauen und schmunzelte etwas.
"Ich erinnert mich, an mich selbst vor vielen Jahren." Dann wurde er wieder ernster.
"Allerdings solltet Ihr vorsichtig mit Euren Worten sein. Man sagte mir einmal, das Amtsträger die Macht die das Amt einem verleiht auch nutzt. Ich habe einst erlebt, dass der andere Herold sein Amt noch in weit größerem Ausmaß für seine Zwecke ausnutzte, so dass gar ein schlechter Eindruck von Genua hätte entstehen können und es meiner Meinung auch tat. Aber auch das mögen andere anders sehen. So etwas werdet Ihr jedenfalls nicht bei der wohlwerten Harpyie sehen."

Der Salubri hörte aufmerksam zu und nickte an der ein oder anderen Stelle, dann lächelte er erneut und breitete seine Arme offen vor sich aus.
"Durchaus viele Interessante Fragen. Ich schätze Eure Neugierde. Was die Reliquien angeht solltet Ihr äußerste Vorsicht walten lassen. Was Eure anderen Fragen angeht, habe ich durchaus mehr als eine Antwort. Vielleicht können wir diese zu einem späteren Zeitpunkt vertiefen."

Die linke Hand fuhr wieder zu seinem Bart, ob der letzten Frage der Rose.
"Der werte Nubis ist äußerst bewandert in den Künsten und hat sich früher zumindest auch medizinischen Forschungen verschrieben. Allerdings kam er in letzter Zeit nicht mehr Recht dazu. Seinem Clan sagt man besondere Einsicht in den Tod und den Toten nach und ich vermute, dass Ihr dort auch seine Interessen findet.
Der werte Toma hingegen interessiert sich vor allem über die Zusammenhänge des Körpers und warum was funktioniert. Auch hat er einige, nun wie soll ich sagen... außergewöhnliche Interessen. Dazu fragt Ihr ihn am besten selbst."

Nicolò blickte Liviu mit einem seltsamen Blick an. Dieser Augenblick hielt mehrere Lidschläge an, doch dann sagte der Salubri.
"Soll ich Euch noch durch das Erdgeschoß führen? Die obere Etage ist den schweren Fällen und den Lernenden vorbehalten, die ich momentan ungerne stören möchte."

[Liviu Cosma]

„Sehr sehr gerne, ich folge euch und bin schon gespannt mehr vom Heilerhaus zu sehen. Genauso würde ich mich freuen, euch einmal in Votori begrüßen zu dürfen oder falls ihr meine Unterstützung hier braucht, gibt mir einfach Bescheid.“

[Nicolo Trevisan]

"Ich danke Euch für Euer Angebot. Ich bin stets am Austausch interessiert," mit einem lächeln fügte der Salubri noch hinterher, "und ohnehin ist dies meine Aufgabe in Genua als Hofmedicus. Auch möchte ich nochmal mein Angebot aufgreifen - wenn Ihr Rat auf dem Weg sucht oder die Fallstricke und Schwierigkeiten der Via Hummanitatis mit einem Gleichgesinnten besprechen möchtet, stehe ich Euch zur Verfügung."

Nicolòs Worte waren freundlich und aufrichtig, und mit diesen stand der Salubri auf. Er drehte sich kurz um, und schwang sich seinen Umhang über. Als er sich wieder zu Liviu zurückdrehte, war sein drittes Auge bereits geschlossen und nur ein auffälliger Knoten blieb auf der Stirn zurück. Diesen auch verdeckend, zog sich Nicolò die Kapuze noch über den Kopf.
Dann führte der Hofemdicus Liviu zurück zu dem Durchgang, an welchem er bereits früher in der Nacht vorbei gekommen war.
Vom Saal her drang ihm bereits der Geruch aromatischer Kräuter entgegen. Aber auch der von Essig und Wein und wohl von zumindest einem Siechenden.
Nicolò sprach nun leise:
"Wir kümmern uns hier um alle, die den Weg zu uns finden. Nur von denen, die es sich leisten können, nehmen wir etwas und auch nur soviel, wie sie sich zu leisten vermögen. Dadurch ist hier aber auch alles etwas... bescheiden. Dennoch hoffe ich so, den Menschen so gut es eben in meiner Macht steht, helfen zu können."

Sie kamen in einen recht großen, dreischiffigen Raum, welcher durch zwei kurze Reihen an Säulen abgetrennt wurde. Die Säulen waren aus Holz und nicht verziert. Ebenso war die Decke nicht besonders hoch. Insgesamt war kaum schmückendes in diesem Haus zu erkennen, alles war eher schlicht und einfach, aber robust eingerichtet.
Zu beiden Seiten des Raumes fanden sich einfache Lagerstätten oder Betten, jeweils zwölf an der Zahl. Einige waren durch Vorhänge abgetrennt, andere lagen offen dar, so dass Liviu sehen konnte, dass rechterhand wohl die Männer untergebracht wurden und links Frauen. In den Betten sah Liviu stets zwei Patienten liegen. Insgesamt aber, waren in dieser Nacht kaum welche im Haus anzutreffen.

Am Mauerwerk im südwestlichen Bereich war eine Feuerstelle zu sehen. In der Westwand ein kleiner Hausaltar. Die Kräuter, Leinen und anderes zur Behandlung wurden scheinbar in einem separaten Raum aufbewahrt, zumindest war hier solches nur vereinzelt bei den Lagerstätten zu sehen. Während Nicolò die Rose durch den Saal führte, konnte Liviu zumindest auch einen Türdurchgang sehen, welcher nach Norden führte.

Ein Heiler in einem einfachen wollenen Gewand begrüßte die beiden mit einer kurzen Verbeugung, widmete sich dann aber wieder still seiner Arbeit.
Um niemanden zu stören, schwieg Nicolò ebenfalls, doch er bedeutete Liviu Fragen zu stellen, so er denn welche hatte.

[Liviu Cosma]

Liviu nickt respektvoll zu den Mitarbeitern, die sie hin und wieder begegneten. Er verfolgt interessiert der Führung und den Ausführungen. Er vernahm den Geruch in dem Saal.

„Interessanter Geruch, welche Kräuter benutzt ihr, um für eine gute Umgebung zu sorgen?"

"Nun ich finde es äußerst anstrengt bei dem anderen Bewohner der Stadt für eine bessere Umgang mit den Menschen zu werben. Ich habe einst der Harpyie von den Zuständen auf den Straßen berichtet und ich wurde im Grunde für meine Sorge nur belächelt. Bei wenn findet man für solche Sorgen ein offenes Ohr in der Stadt oder wißt ihr vielleicht wer diesen Weg noch bestreiten?“

„Wie sorgt ihr dafür das besonders schwere oder sehr blutige Fälle nicht die Stille gefährden. Sind euch schon mal Krankheiten untergekommen, die auf einen er unseren Hinweisen?“

[Nicolo Trevisan]

"Nun, hauptsächlich nutze ich verschiedene Kräuter, um die unterschiedlichen Leiden zu behandeln, an denen die Menschen hier leiden. Der Mann dort hat sich beispielweise bei den Arbeiten an der Schmiede eine üble Verbrennung zugezogen. Ihm geben wir einen Trunk in welchem Sanikel, Nelkenwurz, Ochsenzunge, Wegwarte, Baldrian, blau blühendes Wundkraut und die beiden Arten des heidnischen Wundkrautes zerstoßen und mit Wein versetzt werden. Diesen Trunk haben wir aber auch schon bei verschiedenen Krankheiten gegeben und er hat sich oftmals als wirksames Mittel erwiesen."

Nicolò deutete dabei unauffällig auf einen Mann mittleren Alters welcher in einem der Betten lag und schlief. Sein linker Arm waren mit Leinen umwinkelt, welcher wohl die Brandwunde verdeckte.

Dann deutete Nicolò auf eine Frau, deren Alter schwer zu deuten war und wieder sagte er leise.
"Und diese Frau behandlen wir beispielsweise mit einer Salbe aus 8 Lot Bleiweiß, zwei Lot Weihrauch, Mastix, Silberglätte und einem Pfund Olivenöl. Sie hilft hervorragend gegen Furunkel."

Bei Livius nächsten Worten bedeutete der Salubri Liviu noch leiser zu sprechen.
"Solche Themen, sollten wir lieber woanders besprechen... doch um Euch zu beruhigen. Die Stille ist nicht in Gefahr, denn ich achte darauf... nicht hungrig zu sein, wenn ich hier arbeite... und ich habe einen festen Willen..."
Mehr schien Nicolò an dieser Stelle nicht sagen zu wollen.

[Liviu Cosma]

„Selbstverständlich, dann zeigt mir bitte noch die anderen Räume und gibt uns die Gelegenheit diese Themen noch kurz zu erörtern, wenn es eure Zeit erlaubt.“

[Nicolo Trevisan]

Nicolò führte ihn zurück durch die Halle. Dabei konnte Liviu einen weiteren Blick in den Durchgang nach Norden sehen. Es schien dort zumindest einen Lagerraum zu geben, aber auch eine Tür, die wohl zu den Anwesen hinter dem Haus der Heiler führte.

Wieder nahm Nicolò den Gang, den Liviu früher in der Nacht schon gegangen war, um ihn in den Raum zurück zu führen, aus dem sie gekommen waren.
Als sie dort angelangten sagte Nicolò:
"Die Heiler hier sind nicht eingeweiht. Es sind zu viele, daher würde eine tiefere Kenntnis die Stille gefährden. Was Eure Fragen angeht, so kann ich Euch an die werte Angelique vom Clan des Mondes verweisen. Ihr legen die Menschen ebenso am Herzen wie mir. Ich denke ebenfalls, dass Benjamin vom Clan der Jäger die Menschen schützen möchte. Er tut dies aber auf andere Art und mehr, um sie vor unserer Art zu schützen, als dem Unbill, welches das Leben einem nun mal aufbürdet. Außerdem kümmert sich der verehrte Ferrucio als Priester ebenfalls um die Armen und Siechenden Menschen. Auch dem werten Nubis ist es wichtig, das Leben der Bürger Genuas zu verbessern und die Stadt insgesamt zur Blüte zu führen."
Nicolò hielt einen Augenblick inne und besah Liviu mit einem nachdenklichen Blick, bevor er fortfuhr:
"Was Eure andere Frage angeht, ich habe selber noch keine solchen Hinweise gesehen, doch hörte ich davon, dass es sowas gibt. Warum fragt Ihr dies?"

[Liviu Cosma]

Liviu verneigt sich tief für den äußerst interessanten Abend bei seinem Gastgeber.

„Ich danke euch für die Führung und kommt uns gerne in Votori besuchen, wenn ihr Zeit habt. Sollte ihr Unterstützung für Genua brauchen stehe ich und meine Leute euch gerne zur Verfügung. Nur aus Interesse habe ich gefragt und bin immer an einem Austausch unter Gelehrten interessiert.“

[Liviu Cosma]

Zusammenfassung:
Im Jahre 1066 schrieb Liviu einen Brief an Nicolo Trevisan und nach 5 Jahre erreicht ihn die Antwort. Daraufhin besuchte Liviu das Heilerhaus und es kam zu einem regen Austausch zwischen den beiden Heiler über eine Vielzahl von Themen. Im Rahmen des Gesprächs erklärt sich Nicolò zur Fürsprache für Liviu bereit und man freute sich auf eine baldige Vorsetzung der Gespräche.