[1072] Warme Nächte und kalte Fluten [Brianna, Arash]

[Arash]

Sie war lernbegierig, dass konnte man in ihren Augen lesen. Es kam ihm nicht sonderlich gespielt vor. Sie schien wirklich für neues Wissen und neue Erfahrungen zu brennen. Er würde ihr neue Erfahrungen verschaffen. Sicher war es spannend sie und seine neue Clansschwester im Vergleich zu sehen. Jung gegen wissbegierig. Instinkt gegen Wissen. Was würde gewinnen? "Ich bin sicher ihr werdet den Ort finden. Seht es als erste Lektion. Habt ihr keine Orientierung in den Wäldern, so werdet ihr schneller die Sonne aufgehen sehen, als euch lieb ist."

Ihre weiteren Worte schienen ihm allerdings weniger zu gefallen. Er schloss die Augen und seufzte. Offenbar war dies ein Thema, welches er gerne vermied. Aber nun da sie es angesprochen hatte, konnte er dem nicht mehr entgehen. So blickte er sie wieder an und obwohl dieser Themenkomplex wohl nicht sein Liebling war war das Feuer in seinen Augen nicht gänzlich erloschen. Eher hatte es die Intensität geändert. Es war nicht mehr hell lodernd, sondern eher ein konstantes brennen. Eine gleichbleibende Flamme, die sich ihr Brennmaterial einteilte, um länger am Leben zu bleiben. "Ihr werdet mich in der Gegenwart von anderen mit Wert ansprechen. Ob ihr meinen Titel oder meinen Namen verwendet ist dabei einerlei. Durch euren Clan steht ihr in der gesellschaftlichen Hackordnung über mir. Was nicht bedeutet, dass ich euch bei der Jagd schonen werde!" stellte er noch fest. "Ob ihr eine Jagdwaffe mitbringt, oder wie ein Kainit jagen wollt. Überlasse ich euch." er schmunzelte noch einmal. Das Feuer nahm wieder an Intensität zu.

[Brianna]

Seltsamer Weise schien sie sich, zumindest im Moment, noch keine Gedanken darüber zu machen ob sie in der Wildnis Probleme bekommen würde. Setzte sie zu viel Vertrauen in den ihr eigentlich noch völlig unbekannten Gangrel? War nicht sprichwörtlich die Neugier der Katze Tod? Würde er sie offen der Sonne überlassen, wenn sich die Gelegenheit bieten würde? Wie auch immer, die ersten Worte ließ sie einfach verklingen und unkommentiert.

Dann hatte sie wohl ein Thema getroffen, welches ihm nicht ganz so gefiel und verrückter Weise machte das ihn in ihren Augen noch ein wenig sympathischer. Sie machte sogar eine leicht wegwischenden Handbewegung und vielleicht sollte sie die kommende Worte nicht äußern... „Hoher Clan oder niederer Clan – wer auch immer sich das ausgedacht hat... wir stammen doch alle von Kain ab.“ Dann sah sie ihn wieder unvermittelt an und besann sich wohl ihrer Worte und schob nach: “Nicht das ich die Etikette brechen will...“ schien sie unterwürfig oder unsicher? Mitnichten! Hier schien jemand zu wissen was in den heutigen Tagen für Traditionen und Regeln galten, aber warum nicht nach neuen Wegen suchen? „Also nicht dass ihr mich falsch versteht. Ich weiß schon um die Regeln und Traditionen, und dennoch muss ich nicht zwangsläufig völlig einverstanden damit sein. Und doch werde ich mich daran halten...“ die Frage war scheinbar nur... wie lang? Etwas was gerade der Geißel vielleicht ein Dorn im Auge war? Hatte sie gerade wieder einen Minuspunkt für ihren Clan eingefahren? „Wie dem auch sei – ich wäre auch schwer enttäuscht wenn ihr mich schonen würdet. Ich bin kein rohes Ei und was bringt mir eine neue Erfahrung wenn ich sie nicht völlig auskosten kann? Und eine Jagdwaffe? Sind denn nicht gerade unsere Clans an sich Waffe genug?“ Große Worte oder vielleicht steckte auch etwas anderes dahinter...

[Arash]

Spannenderweise schienen ihre Worte ihn nicht anzugreifen oder zu verletzen. "Ich kann eure Einstellung verstehen. Lasst diese nur niemals in offiziellen Kreisen oder gegenüber den falschen Kainiten durchsickern. Es würde euch gesellschaftlich ruinieren. Zwar kann ich mir vorstellen, dass euch dies jetzt egal sein mag." er hob einen Zeigefinger, wie um ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. "Aber, sollte es euch nicht umbringen, so könnte es euch später mehr Steine in den Weg legen, als ihr überwinden können. Haltet euch also an die Regeln. Die Traditionen wurden ins nicht umsonst gegeben und die Etikette ist oftmals das Einzige das einen Umgang mit alten Monstern in Menschgestalt untereinander überhaupt möglich macht." belehrte er sie ein wenig. Auch, wenn ihm das alles nicht gefallen zu schien, war wohl seine öffentliche Meinung hier eine Andere.

Kurz lies er die Worte wirken, bevor er fortfuhr. "Was macht euch so sicher, dass alle Clans von Kain abstammen? Habt ihr je von Lilith gehört? Oder Ennoia?" er schien mehr darüber zu wissen, lies die Worte aber wiederum so stehen. Fast wie einen Köder an einer Angel, die man vor dem Fisch auf und ab lies, um ihn zum Anbeißen zu bewegen. "Schonen werde ich euch nicht. Aber ihr müsst euch darauf einrichten vielleicht in einer selbst gegrabenen Erdloch übertagen müsst. Wir werden vielleicht keine Höhle finden. Eure Antwort ist aber die Richtige. Wir sind alles was wir für die Jagd brauchen. Ich freue mich darauf. Wann wollt ihr mit der Jagd beginnen?"

[Brianna]

Sie hörte ihn offenen Geistes zu. Er hatte schon recht mit seiner Ausführung, dass ihre verquere Ansicht ihr Steine in den Weg legen würden. Das ihre offenen Worte in den falschen Ohren ihren gesellschaftlichen Ruin gar den endgültigen Tod bedeuten könnte... aber konnte sie wirklich, wenn es darauf ankam ihre Art des Redens unterdrücken? Würde das Feuer in ihr dann weiterhin so leuchten? Oder würde es in zu viel einengender Regeln und Traditionen eingehen? „Aber was ist, wenn diese alten Wesenheiten nur wieder an die Jugend erinnert werden müssten? Wenn ihr aufgesetzter Panzer nur ein Selbstschutz ist? Wenn jeder in seinem inneren ein Leuchten hat was so mancher nur einfach vergessen hat?“ Was sprach da aus ihr? Hoffnung? Naivität? Jugend? Oder vielleicht die Angst selbst einmal so eine Monstrosität zu werden? Sie schüttelte leicht den Kopf, so als wenn sie einen schlechten Gedanken loswerden wollte. Dann besann sie sich auf seine weiteren Worte. Lilith? Ennoia? Eine Wissenslücke die es zu schließen galt. „Nein, habe ich nicht. Aber scheinbar Ihr. Könnten und würdet ihr mir euer Wissen über diese beiden Individuen mitteilen?“ Da war es wieder... die unbändige Neugierde, die wieder das ungezähmte Leuchten in ihre Augen brachte.

Ein Erdloch selbst graben? Sie meinte dann schmunzelnd, mit einem Augenzwinkern: “Vielleicht sollte ich eine Schaufel mitnehmen? Meine Hände eigenen sich wohl nicht besonders zum graben. Obwohl ich eigentlich davon ausgehen, dass wir eine Höhle oder einen anderen geeigneten Unterschlupf zum Übertagen finden werden.“ Da sprach wieder die Hoffnung aus ihr, oder einfach nur der feste Glaube, dass immer alles gut werden würde. „Und ich richte mich nach Euch, obwohl... in wie viel Tagen ist der nächste Vollmond? Oder doch schon früher?“ Augenscheinlich konnte sie es kaum erwarten die Erfahrung zu machen wie ein Gangrel zu jagen? Es würde so sehr anders sein als alles was sie bisher erlebt hatte. Oder würde es so sein, wie damals, als sie noch ihrem Tier unterlag?

[Arash]

Er schmunzelte, schüttelte aber leicht den Kopf. "Oh ihr sprecht ganz ähnlich wie ich in meiner Anfangszeit. Aber glaubt mir. Die Alten können es sich nicht leisten diesen Panzer aufzugeben. Würden sie es tun, würde andere kommen...Jüngere oder Alte und sie vernichten. Sei es politisch, oder körperlich. Die Ahnen und die Ancilla kämpfen einen anderen Kampf wie wir." er erklärte dies leise. Vielleicht verstand er was dort passierte. Vielleicht auch nicht. Wer konnte das schon sagen? "Dieses Innere Leuchten von dem ihr sprecht haben sie aber alle. Ihr müsst es nur zu sehen lernen, denn es ist dunkler, als euers. Aber nicht weniger stark."

Langsam erhob er sich. Hob die Netze hoch, an denen er bis eben unermüdlich gearbeitet hatte. Er sah zu ihr hinunter. Nicht herablassend, aber neugierig. "Vielleicht werde ich euch über diese beiden Individuen mehr erzählen." Er verstaute die Netze wieder auf dem Fischerboot. "Aber nicht heute Nacht. Dies soll Thema einer anderen Nacht sein." Offenbar hatte er die Mit den geschmeidigen Bewegungen entstieg er dem Fischerboot wieder und trat zurück auf den Steg. "Wir treffen uns beim nächsten Vollmond an der zweiten Brücke zwischen Sancto Pedro di Arena und Votori." Er machte zwei Schritte in Richtung des Hafens, bevor er sich erneut zu ihr umdrehte. "Bringt mit was ihr für die Jagd benötigt. Kleidet euch passend und vergesst nicht, dass ihr vermutlich in dieser Nacht es nicht wieder nach Genua schaffen werdet."

Dann machte er zwei weitere Schritte. "Mögen eure Wege sicher sein, werte Brianna." mit diesen Worten machte der Gangrel sich wieder auf den Weg in die Stadt.

[Brianna]

Jetzt war also die Zeit für den Abschied gekommen, für die heutige Nacht zumindest. Aber immerhin hatte sie ja schon quasi zwei weitere Verabredungen mit dem Gangrel. Er hatte Ansichten, die sich mit ihren glichen, aber mehr Erfahrung die ihr vielleicht nützen konnte. Oh – sie würde ihn nicht ausnutzen wollen, also nicht im üblichen Sinne, aber dieses ungezwungenen Geplänkel zwischen ihnen, fand sie sehr erbaulich.

Aber alles würde stehen oder fallen mit der Erfahrung beim nächsten Vollmond. Würde sie in seiner Gunst fallen? Würde sie selbst an ihre Grenzen kommen? Versagen? Die Nacht im Wald, ohne sicheren Unterschlupf überleben? All das würde sich zeigen...

Die einzigen Worte die sie noch erwiderte, ohne die von ihm gesagten zu vergessen waren: „Wir sehen uns dann zum nächsten Vollmond und euch eine angenehme Nacht, werter Arash.“ Das sein Weg sicher war, davon ging sie einfach mal aus! Sie band sich ihre Haare wieder zu einem strengen Knoten zusammen und würde den Steg dann in einer anderen Richtung als er verlassen.

[Arash]

Brianna trifft Arash am Hafen, wo dieser seine Netze flickt. Schnell kommen sie darauf, dass beide Kainiten sind. Beide stellen fest da sie ähnliche Ansichten haben, sich aber in gewissen Dingen und Meinungen doch unterscheiden. Bevor sie sich trennen vereinbaren sie ein erneute Treffen im Wald, wo Arash Brianna die Jagd zeigen und beibringen will wie er sie praktiziert.