[1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

[August '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Die Villa hatte vor langer Zeit eurer inzwischen verblichenen Clansschwester Acacia, ehemals aus der Linie des Saadi, zuletzt aus der Linie Ahriman min alzilals gehört, bevor diese sie wohl der Toreador Avelina di Braida, ehemals Hüter des Elysiums Genuas, geschenkt hatte.“, erklärte die Ventrue das Offensichtliche, eine kurze Sprechpause machend, um die Informationen sacken zu lassen.

Dann sprach sie unbekümmert weiter: „Ich selbst war nie dort und weiß entsprechend nicht, wie groß diese wohl ist oder auch in welchem Zustand sie heute sein mag. Avelina war jedoch ihrerseits unter den Neugeborenen gut angesehen, weshalb die Unruhe womöglich auch darauf zurückzuführen ist, dass sie anscheinend nicht mehr nach Genua zurückkommen wird, nachdem sie bereits in den vergangenen Jahrzehnten zuvor, als Botschafter unterwegs war.“ Iulia ging einige Schritte langsam und schweigend weiter, bevor sie das Thema wechselte.

„Ihr hattet angedeutet, dass ihr keinen Beitrag leisten möchtet, weil ihr euch damit nur eine Blöße gegeben hättet?!“, widerholte die Harpyie den Inhalt seine Worte, bevor sie ihn rhetorisch und doch mit einem gewissen Ernst in der Stimme fragte: „Doch leistet ihr euch diese nicht ebenfalls, so ihr als Mitglied eines hohen Clans es nicht versucht?! Schließlich könnte man dies als fehlendes Interesse, gar nicht vorhandene Motivation deuten. Oder schlimmer noch, dass ihr nicht von eurem Erzeuger auserwählt worden wärt, eben weil ihr ein Talent für etwas besitzt.“

Iulias Hand beschrieb eine beschwichtigende Geste, als sie in einem entspannten Plauderton weiter zu verstehen gab: „Versteht mich nicht falsch, ich will euch keinesfalls zwingen, noch eure Entscheidung in Frage stellen.“ Sie schenkte Vincente ein freundliches Lächeln, während sie etwas mehr in seine Richtung blickte und abschließend meinte: „Etwas nicht zu tun, mag ebenso von Bedeutung sein, wie etwas zu tun. Ich teile einzig eure Schlussfolgerung nicht zwangsweise.“

„Was derweil eure Frage nach meinen Pflichten anbelangt, so bin ich weder an der Organisation noch an der Durchführung der Veranstaltung selbst beteiligt.“, erklärte die Ventrue bereitwillig, bevor sie ihm mit einem leichten Schmunzeln in der Stimme erinnerte: „Allerdings bin ich die Harpyie der Domäne, wie auch das Kind des Prinzen, weshalb Erwartungen an mich gestellt werden, die ich nur ungerne enttäuschen würde.“
Benutzeravatar
Vincente Carlos
Lasombra
Beiträge: 554
Registriert: Do 19. Mai 2022, 20:00

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente folgte den Ausführungen der Harpyie mit Interesse, denn damit ein Kainit starb bedurfte es schon außergewöhnlicher Umstände.

„Oha, ein Todesfall im Clan der Lasombra, das erscheint mir doch ungewöhnlich.“ Er hatte den Eindruck, dass der Clan durchaus Einfluss in der Domäne hatte und gut aufgestellt war, schon alleine wegen Giada und Ilario. „Ich hoffe doch, dass diesbezüglich nicht noch Konflikte schwelen?“ Er hatte nicht die geringste Lust in eine Art Clankrieg zu geraten. Auch fragte er sich, was passiert war, dass Avelina die Position als Hüter des Elysiums verloren hatte. Warum würde man dergleichen aufgeben? Und noch dazu seinen Besitz? Wenn man die Ewigkeit vor sich hatte, dann gab es doch immer die Aussicht irgendwann wieder nach Genua zurückzukehren, oder nicht?

Bei dem Geplauder über die Villa erinnerte er sich an ein Gerücht, dass er vor einer Weile gehört hatte und beschloss nachzufragen.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass ein gewisser Adliger namens Lucio mit anderen Adligen eine Fehde hat. Die Details sind nicht genauer bekannt, man munkelt nur etwas wegen verschiedenen Frauengeschichten. Umso interessanter jedoch, dass es sich bei der beschriebenen Villa Lucio Doria um die Villa Illuminata zu handeln scheint. Gehört dieser Lucio zu unserer Gesellschaft der Nacht?“ Er fragte sich wer da mit wem etwas am Laufen hatte, das so interessant war, dass sogar die Sterblichen sich die Mäuler darüber zerrissen.

Er ließ ihre Worte bezüglich des Wettkampfs auf sich wirken und ging ein paar Schritte schweigend neben ihr her. „Ich habe tatsächlich lange darüber nachgedacht“, erklärte er. „Wenn ich mir jedoch mit etwas Arbeit mache, dann versuche ich dabei auch mein Bestes zu geben. Und mein Erzeuger hat mich sicherlich nicht für meine Gesangskünste auserwählt“, fügte er über seinen eigenen Scherz schmunzelnd hinzu. „Und mir erschien es fataler bei etwas anzutreten und dann nicht das bestmögliche Ergebnis abzuliefern. Insbesondere, da ich einem der höheren Clan angehöre, wäre die dadurch entstandene Blöße nur um so schmachvoller gewesen.“ Er sog den Duft der Nacht ein und fügte dann hinzu. „Ich vermute zudem, dass es bei diesem Wettkampf nicht alleine um die erbrachte Leistung geht. Schließlich sind die angekündigten Beiträge sehr vielseitig und damit doch auch schwer miteinander zu vergleichen, abzuwägen und zu bewerten. So wie bei Äpfeln und Birnen.“ Er lachte kurz, bevor er ernst hinzufügt. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Entscheidung nicht am Wettstreit teilzunehmen die Blicke auf mich lenken könnte, vielleicht sogar mehr noch als wenn ich mich zum Wettkampf angemeldet hätte. Mit ein wenig Glück wird es mir mit der Zeit vergönnt sein mich auch... in kultureller Hinsicht zu schulen und zu verbessern. Sicherlich fehlt es mir aktuell am richtigen Blick, um dergleichen erbrachte Leistungen einschätzen oder gar auf die zustehende Art bewundern zu können.“ Das war seine Art zu sagen, dass er schlicht keine Ahnung hatte. Ein ähnliches Gespräch über Kunst hatte er auch mit Liviu geführt. Es war einfach ein blinder Fleck auf seinem Wissenshorizont und wenn er genug freie Zeit hatte, würde er sich dem annehmen.

„Ich hoffe jedoch sehr, dass meine Nicht-Teilnahme mich zumindest nicht in eurem Blick hat sinken lassen“, er schenkte ihr eines seiner gewinnenderen Lächeln.
Benutzeravatar
Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia erwiderte das Lächeln des Lasombras zart. „Es ist überaus bedauerlich, dass euer Erzeuger euch nicht für eben jene Kunst auserwählt hat, hätte ich mich anderenfalls nur allzu gerne mit euch darüber unterhalten. Aber es soll wohl nicht sein.“, stellte die Harpyie mit einer unbeschwert wirkenden Stimme fest, bevor sie sanft mit den Schultern zuckte, als sie das Thema offenkundig damit dezent zur Seite schob.

„Was eure Clansschwester anbelangt, so verblichen viele Kainiten in jenen Nächten. Oder verschwanden spurlos.“, gab sie zu verstehen, bevor sie eine kurze Sprechpause machte, fast so, als würde sie derer Schicksal gedenken. „Acacia, so heißt es, soll in jener Zeit am Hafen vor aller Augen die Kräfte ihres Blutes heraufbeschworen, und damit zahllose Menschen getötet haben, bevor die Sterblichen sich gegen sie gewandt und letztlich vernichtet haben sollen.“ Die Stimme der Ventrue wirkte geradezu nüchtern, ob dem Schicksal der Lasombra. Dennoch lag kein hörbarer Hass in ihrer Stimme, der auf eine Fehde hätte hindeuten können.

„Was eure andere Frage anbelangt, so wäre mir kein Kainit bekannt, der den Nachnamen Doria führt. Es soll allerdings wohl einen Nosferatu mit dem Namen Bruder Lucio in Genua geben. Inwieweit dieser jedoch noch da oder womöglich bereits wieder abgereist ist, ist mir dagegen nicht weiter bekannt.“, erklärte die Ventrue.

„Ansonsten sind Fehden unter Sterblichen grundsätzlich nichts weiter ungewöhnliches.“, gab die Frau, die ihrem Äußeren nach, wohl selbst einst zum Adel zählte, zu verstehen, bevor sie ergänzte: „Zumal jede Adelsfamilie, wie ihr vermutlich selbst nur zu gut wisst, gefühlt stets mit einer oder mehrerer im Streit liegt.“ Ihre feingliedrige Hand beschrieb eine sanft abwinkende Geste.

Iulia machte eine kurze Sprechpause, in der sie ihre Hände erneut auf ihren Rücken zurückführte als sie feststellte: „Allerdings habt ihr tatsächlich nicht ganz unrecht damit, dass es doch eher ungewöhnlich ist, so derart offen schmutzige Wäsche gewaschen wird. Entsprechend muss der Disput schwerwiegend sein. Womöglich sogar persönlich. Oder aber Jemand, der keinerlei Verständnis von Adel hat, versucht den Ruf der Familie Doria bewusst zu schädigen.“

Ruhig musterte die Ventrue ihre Begleitung einen Moment stumm, bevor sie sprach: „Ihr scheint viel unter den Menschen herumzukommen, so ihr von derartigen Gerüchten hört?! Mir fehlt im Moment die Zeit, um mich derartigen Nachforschungen zu widmen. Zudem wäre es nicht sonderlich unauffällig, so Jemand wie ich, mich unter die Sterblichen mischen würde.“

Ihr sanftes Lächeln ließ die hochgewachsene Frau nur noch schöner wirken, als sie sich erkundigte: „Aber womöglich hättet ihr Interesse daran, euch diskret weiter umzuhören, um herauszufinden, woher diese Gerüchte über die Familie Doria stammen? Insbesondere, wer sie verbreitet? Oder aus welchem Grund? Womit sich die Familie Doria derzeit oder auch im Allgemeinen beschäftigt? Aber auch wer ihre Konkurrenten in diesen Angelegenheiten sind?“

Ihre blaugrauen Augen musterten ruhig ihr Gegenüber, während sie dessen Antwort abzuwarten schien und beiläufig ergänzte: „Ich würde mich selbstverständlich auch alles andere als undankbar zeigen, so ihr jene Informationen die ihr herausfindet, mir alleinig zur Verfügung stellen würdet.“ Ihre sanfte Worten hielten etwas verlockendes inne, auch wenn sie selbst es nicht weiter aussprach oder zu ende formulierte.
Benutzeravatar
Vincente Carlos
Lasombra
Beiträge: 554
Registriert: Do 19. Mai 2022, 20:00

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Vincente Carlos »

„Auf See hat die Kunst wohl leider nur wenig Platz, weshalb man sie dort wohl auch nur so selten antrifft – sieht man von der kunstvollen Schönheit der Natur selbst einmal ab“, entgegnete er. Tatsächlich war er sich nicht sicher, wie Kami zur Kunst stand. Sicher, in ihnen beiden mochte eine Elster stecken, wenn es um wertvolle Dinge ging. Und bei Festen wurde sicher auch getanzt und gesungen und hin und wieder hatte er Kami auch lesend und schreibend angetroffen. Aber konnte man deshalb schon von Kunst oder Kunstgeschmack sprechen? Vielleicht befasste er sich ja privat mit diesen Dingen und hatte es einfach nur nie für nötig gehalten, ihn diesbezüglich zu schulen. Er würde ihn fragen.

„Ich bin auf dem Gebiet sicherlich nicht sonderlich bewandert“, begann er, „aber ich könnte mir vorstellen, dass es auch ein Vorteil sein kann, wenn man Bereichen wie Kunst gegenüber noch unerfahren ist. Es gibt einem Gelegenheit zu staunen und die Welt wie aus den Augen eines …“, er überlegte kurz und suchte nach einem passenden Vergleich, „eines Kindes zu sehen. Wenn man Dinge gelehrt bekommt – sei es durch andere oder durch Schriften und Studium – so färbt sich der Blick doch immer auch ein wenig, man überwirft eigene Ansichten oder übernimmt andere. Oder man betrachtet das Objekt und ist sich vielleicht nicht mehr ganz sicher, ob die Eindrücke von einem selbst stammen oder von der Person, dessen Abhandlung man gerade gelesen hat.“ Grübelnd zog er die Stirn in Falten. „Ich sehe es als Gelegenheit mich mit neuen Dingen vertraut zu machen und mich von ihnen staunend überraschen zu lassen. Es ist ein bisschen wie das Bereisen neuer Küsten.“ Er lächelte. Er glaubte, dass er, wenn auch etwas wirr, sich vielleicht doch verständlich ausgedrückt hatte. „Aber natürlich bin ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fähig mit anderen gebührend über Kunst debattieren zu können, da es mir noch an entsprechenden Kenntnissen mangelt. Aber ich werde die Kunst vorerst nicht ganz aus den Augen lassen, vielleicht findet sich in ihr ein würdiges Lehrwerk und Zeitvertreib.“ Zweifelsohne konnte sein Wissen nicht mit dem Wissen, dass die Harpyie durch Ihre Ausbildung oder durch private Studien angesammelt haben mochte, mithalten. Und er wollte auch keineswegs andeuten, dass er auf diesem Gebiet in irgendeiner Form ebenbürtig wäre. Bis er sich näher mit diesen Themen befasst hatte, würde er dem Urteil anderer vertrauen, die sich besser damit auskannten. Vielleicht würde sich an einem anderen Abend wieder ein Gespräch dazu führen lassen.

Als die Sprache auf die anderen Themen kam, lauschte er aufmerksam. In Genua schien es ein reges Kommen und Gehen zu geben. Und ja, wenn sich die anderen nicht bei gelegentlichen gesellschaftlichen Veranstaltungen blicken ließen, war es unmöglich zu sagen, wo sie sich aufhielten. Oder ob etwas passiert war. Oder ob sie einfach gerade Aufgaben in anderen Orten nachgingen. Er selbst musste sich ja auch bei niemandem melden, seit er sich beim Herold vorgestellt hatte, wobei eine Isolierung natürlich dadurch verhindert wurde, dass er Fürsprecher finden musste. Aber dennoch – es gab doch Möglichkeiten in Genua seinen eigenen Wegen nachzugehen und andere Kainiten über Taten im Dunkeln zu lassen. Wobei dies sicher auch immer neugierige Blicke und Bestrebungen verstärken mochte.

Als die Sprache auf Acacia und Ihre Taten - und womöglich auch Tod kam - , erschrak Vincente. „Acacia...sie hat die Stille gefährdet, ja womöglich sogar gebrochen, und ihre Kräfte und ...Andersartigkeit den Menschen gezeigt?“, fragte er und blickte fassungslos. Er ignorierte dabei den Gedanken, dass auch er nach seiner Begegnung mit Arash am Hafen nur schwer sein Tier wieder unter Kontrolle hatte bringen können. Er war damit vielleicht näher an Acacias Schicksal gewesen als ihm lieb war. Und ihn schauderte. Vielleicht würde Iulia weiter ins Detail gehen, was jenen Abend betraf oder was danach passierte.

Später hörte er sich ruhig Iulias Angebot an. „Ja, ich bin viel unter Menschen, schon alleine, weil ich ihre Gesellschaft oft in Tavernen und Wirtshäusern suche, wenn mir der Sinn danach steht.“ Den Teil mit den Bordellen ließ er aus. „Sicher lässt sich da noch der ein oder andere Informationsbrocken finden. Wobei dann natürlich abzuwarten ist, was Übertreibung und was Körnchen Wahrheit ist. Nach einem Tag voll harter Arbeit und mit einem gut gefüllten Weinbecher in der Hand erzählt es sich gleich noch mal so gut, wenn es um die Skandale anderer geht. Umso mehr, wenn es die dreckige Wäsche einer angesehenen Familie von Stand ist.“ Es war immer schön, wenn man sich über die Probleme anderer das Maul zerreißen konnte, lenkte es doch oft genug – zumindest für eine Weile – von den eigenen Problemen ab.

Er überlegte kurz und versuchte noch einmal zusammenzufassen: „Bei der Familie Doria handelt es sich um ein menschliches Adelsgeschlecht hier in Genua bzw. der Domäne. Es ist kein Kainit mit einem solchen Familiennamen bekannt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass Kainiten an der Familie Interesse haben, und sei es nur, weil ein anderes Adelsgeschlecht, welches von einem Kainiten unterstützt wird, sich davon einen Vorteil erhofft. Eine Schlammschlacht auf rein menschlicher Ebene scheint ausgeschlossen, da es eine Verbindung zur Villa Illuminata gibt und diese in die Welt der Kainiten fällt. Und da die Frauengeschichten in den Gerüchten so breit getreten werden, wird damit offenbar ein Ziel verfolgt. Ich gehe davon aus, dass dergleichen für den Bereich des Adels eher ungewöhnlich ist und man Skandale...eher intern und unter sich regelt? Habe ich das richtig verstanden oder etwas übersehen?“
Benutzeravatar
Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia schien nicht im Geringsten gelangweilt zu wirken und hörte ihrer Begleitung aufmerksam zu. „So heißt es.“, bestätigte die Ventrue seine Worte mit gleichbleibender Stimme hinsichtlich Acacias Schicksal, doch führte sie das Thema nicht weiter aus. Womöglich wusste sie keine tiefergehenden Details darüber. Vielleicht war es auch zu heikel. Oder aber, sie wollte seine Erzählungen nicht unterbrechen, als wären ihr Jene, die nicht verblichen waren, schlichtweg wichtiger.

„Es ist überaus interessant was ihr hinsichtlich eurem Umgang mit den Menschen berichtet, doch wie kommt es, dass ihr deren Gesellschaft noch immer oft sucht?“, erkundigte sich Iulia später stattdessen interessiert, bevor sie rhetorisch weiter fragte: „Ich meine schließlich seid ihr inzwischen ein Kainit und nicht länger wie sie. Was verbindet euch noch mit ihnen?“

Was derweil die Doria anbelangte, so schüttelte Iulia nur sanft ihr Haupt, ob Vincentes Rückversicherungen, bevor sie freundlich meinte: „Ich denke ihr zieht derzeit diesbezüglich zu schnelle, womöglich auch zu voreilige Schlüsse, doch ich bin zuversichtlich, ihr werdet dies selbst herausfinden, sofern ihr euch denn tatsächlich etwas näher und tiefer damit beschäftigen werdet.“
Benutzeravatar
Vincente Carlos
Lasombra
Beiträge: 554
Registriert: Do 19. Mai 2022, 20:00

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Vincente Carlos »

Nach der Erzählung über Acacia brauchte sein Kopf ein wenig, um sich von den Schrecken, die er sich diesbezüglich ausmalte, wieder zu erholen. Welch grässliches Ende für ihrer eins, sollte sie wirklich von einem Menschenmob ausgelöscht worden sein. Und falls nicht, so wäre das, was die Kainiten mit ihr gemacht hätten, sicher um Vieles schlimmer gewesen. Dann doch lieber ein Tod durch Pechfackeln, dachte er grimmig.

Auf Iulias Frage hin fand er keine einfache Antwort und er warf in Gedanken ein paar mögliche Versionen von einem Ohr zum anderen, bevor er sich an einer versuchte.
„Die Frage, warum ich mich so gerne unter Menschen aufhalte, ist nicht leicht zu beantworten.“ Nach einer kleinen Pause räumte er ein: „Vielleicht auch gerade deshalb, weil ich noch nicht lange Kainit bin und es selbst nicht so richtig erklären kann. Verglichen mit der Ewigkeit, müssen die paar Jahre, die ich als Kainit zähle, als kaum mehr als ein Blinzeln erscheinen. Ich stehe ihnen gewissermaßen damit irgendwie noch näher, als wenn ich schon ein paar hundert Jahre als Kainit zugebracht hätte.“ Sicher würde die Welt der Sterblichen mit der Zeit immer fremder werden – schon alleine, weil sich die Welt weiterdrehte und irgendwann nur noch sehr entfernt an die eigene Kindheit oder Jahre als Sterblicher erinnern würde.

Er kreiste kurz mit dem Kopf, um die Gedankenkugel wieder in Bewegung zu setzen.
„Zum einen schadet es sicher nicht, sich regelmäßig unter ihnen zu bewegen. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn man über lange Zeit nur die Gesellschaft von Ghulen oder anderen Kainiten pflegt, also unter Personen, bei denen man die eigene Natur nicht unbedingt verstecken muss, es einem anschließend schwer fallen könnte, diese wieder zu verbergen, wenn man nur Menschen gegenüber hat. Denn plötzlich kann man nicht länger man selbst sein, man muss auf der Hut bleiben, darf sich nicht verraten oder Argwohn aufkommen lassen. Gewissermaßen spielt man immer etwas vor.“ Wobei das auf der Hut bleiben natürlich auch in der Gesellschaft von Kainiten zutraf, wenn auch auf eine etwas andere Art. „Es kann auch nützlich sein, denn manchmal kommen einem interessante Dinge zu Ohren, wie z.B. die Sache mit den Frauengeschichten der Familie Doria.“ Er lächelte.

Er strich sich nachdenklich durch den Bart, bevor er sie ansah: „Ich bin viel auf See unterwegs gewesen, sowohl als Mensch als auch als Kainit. Ich habe Dinge gesagt und getan, bei denen es manch einen sicher schaudern würde. Und dabei wäre ich vermutlich noch nicht einmal der Schlimmste unter ihnen. Wenn man Seite an Seite der Dinge ausharrt, Stürmen widersteht, Kameraden zwischen den Wellen verliert, zum ersten mal eine fremde Küste betritt...es verbindet einen. Ich habe mich auf diese Männer immer verlassen können, auch wenn es Halunken und Halsabschneider sind. Ihre Motive sind einfach, sie sind nachvollziehbar. Sie leben für den Augenblick, weil sie nicht wissen, ob sie nicht in den nächsten Minuten sterben müssen. Ich kann sie verstehen, da ich selbst lange Zeit wie sie gewesen bin.“ Er blickte lange in die Schatten, bevor er ihr den Blick wieder zu wandte. „Manchmal habe ich noch das Gefühl, noch immer mit ihnen auf einem Schiff zu sein. Wenn ich in einer Taverne sitze, dann kommen Erinnerungen hoch, es ist mir vertraut. In der Fremde war dies immer auch ein Stückchen Heimat, egal wie der Hafen hieß, in dem wir den Anker gesetzt haben.“

Er stieß den Atmen langsam aus. „Was natürlich nicht bedeutet, dass die kainitische Gesellschaft nicht auch Heimat ist.“ Er hob die Arme und gestikulierte. „Jedoch ist unsere Anzahl vergleichsweise gering, wir haben mehr Zeit, um einander zu treffen, daher gibt es mitunter größere Abstände zwischen den Begegnungen. Auch können einen Aufgaben außerhalb der Stadt eine längere Abwesenheit mit sich bringen...In einer Stadt wie dieser, sind wir immer von Menschen umgeben. Jedoch kann es Monate oder Jahre dauern, bis man ein Gespräch mit einem Kainiten führt. Vielleicht...liegt es aber auch daran, dass ich noch so neu in der Stadt bin. Ich kenne die hiesigen Kainiten noch nicht besonders gut, zumindest nicht so wie ich meinen Erzeuger kenne. Es sind einfach noch keine so engen Bande entstanden. Ja, vielleicht liegt es daran. Ich muss erst noch meinen Platz in der hiesigen Gesellschaft finden – und vielleicht ein paar Freunde.“

Er blickte sie an. „Ich hoffe das war nicht zu wirr, ich rede manchmal etwas kreuz und quer und so wie mir die Gedanken in den Sinn kommen. Darf ich fragen wie ihr diesbezüglich zu Menschen steht?“

Als sie auf seine ggf. voreiligen Schlüsse bezüglich der Familie Doria zu sprechen kam, nickte er nachdenklich. „Ihr habt Recht, ohne Recherche sind als alles nur Schüsse ins Blaue, ohne Substanz. Für handfeste Theorien benötige ich mehr Informationen.“
Benutzeravatar
Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Eine interessante Frage.“, bestätigte die Ventrue nachdem der Lasombra geendet hatte. Offenkundig hatte sie keine großen Schwierigkeiten seinen Gedankensprüngen zu folgen, noch schien sie sich daran zu stören. „Eine, die mir offen gestanden sehr selten gestellt wird. Tatsächlich arbeite ich seit meiner Wandlung, mal im größerem, mal in kleinerem Umfang daran, dass Wohl der Menschen zu verbessern. Sei es nun baulich durch Leuchthäuser entlang der Küste, die den Schiffen den Weg aus dem Süden bei Nacht leuchten oder dem Bau von Einrichtungen; handelstechnisch durch den Aufbau von Beziehungen in andere Städte und Domänen; arbeitsseitig als Herr von vielen die dadurch direkt und indirekt in meinen Diensten stehen oder auch banaleren sozialen Dingen, wie meiner Tätigkeit als Obstetrix, in der Pflege aber auch der Heilung von Menschen.“

Es schien kaum vorstellbar, dass eine solch schöne, gepflegte und in teure Seide gekleidete Kainitin, blutgebadet zwischen den Beinen einer Gebärenden knien würde, ihr Innerstes dabei nicht in heller Raserei und Freude wütend. Geschweige denn, Kranken und Verwundeten den Hintern abwischend, oder auch eitrige Wunden versorgend. Dennoch lag in ihrer Stimme eine beinahe erschreckende Ehrlichkeit und tiefe Demut, die widerspiegelte, dass sie sie sich offenkundig selbst nicht zu fein für derartige Arbeiten war, noch dass sie Jemand war, die darüber prahlte, was sie alles im Verborgenen leistete. Vielmehr schien es, als würde sie die Dinge deshalb tun, weil sie sie für richtig erachtete, ohne einen Lohn, Lob oder auch Dank dafür zu erwarten.

„Zudem verbindet mich nicht nur mein persönliches Anliegen mit den Menschen, sondern auch der Vasallenschwur, welchen ich dem Prinzen schwor und welcher mich zum Schutz allen Blutes bedingt. Allerdings halte ich etwaige Begegnungen oder bessergesagt die Zeiträume der Begegnungen, abseits jenen mit meinen Dienern, gering.“, erklärte die Ventrue weiter, bevor sie mit einem sanften Lächeln, welches sie ungleich schöner werden ließ, ergänzte: „Wie ihr sicher unschwer erkennen könnt, habe ich nun einmal ein recht einprägsames Äußeres, weshalb ich mich nicht derart frei unter den Menschen bewegen kann. Davon ab gehe ich als Harpyie natürlich vielen Angelegenheiten innerhalb der kainitischen Gesellschaft nach, weshalb meine Zeit für die Sterblichen durchaus begrenzt ist.“
Benutzeravatar
Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1072] Dasein zwischen Licht und Schatten [Vincente, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Nach einigen weiteren Momenten verabschiedeten sich die beiden Kainiten voneinander.



Zusammenfassung:
Iulia hatte Vincente ins Elysium eingeladen, um miteinander besser bekannt zu werden. Sie unterhielten sich darüber, was den Lasombra nach Genua führte, die Beziehungen zu den Sterblichen wie auch Unsterblichen, sowie seinen weiteren Plänen.
Gesperrt

Zurück zu „1072“