[1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

[September '22]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Giada Salvaza Rossi
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[1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

[Kommt hierher: viewtopic.php?p=79260#p79260 ]

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Giada hob die rechte Augenbrauen als Macario so zu ihr trat, doch ihrem Beichtvater zollte sie den Respekt, den er sich verdient hatte, in hässlichen Gesprächen, in langen und in dunklen Stunden.

"Einen guten Abend, wohlwerter Pater", sagte sie und machte eine Geste zur Seite hin, so dass sie etwas von der Schale entfernt und nicht in jemandes Weg miteinander sprechen konnten.
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Macario
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Macario »

"Und eine angenehme Nacht möchte man meinen, sofern man den Künsten der Teilnehmer trauen darf", setzte er das Gespräch fort, nachdem man sich nun einander begrüßt hatte.

War da der Anflug einer Belustigung, in Macarios Stimme zu vernehmen gewesen?

Er folgte ihrer Geste.

Giada war zu eigen, dass sie Gesten der Unterordnung so gering wie möglich hielt, wenn es dann zulässig war. Selbst hier am genuesischen Hof. Macario wußte dies bereits und ließ sie einmal mehr gewähren. Man kannte mittlerweile einander... zumal er final auch nicht in der Lage wäre, ihrer so präsenten Linie es zu oktroyieren, ohne dabei selbst bittere Kost zu erhalten. Soviel war man sich sicher.

Einen Moment stockte der Gesprächsfaden.

Macario behielt jedoch die Gesprächsführung inne und setzte mit milder Stimmlage ihr zugewandt fort:

"Wisst Ihr, werte Giada, sicherlich wird der wohlwerte Erste Liktor sogleich die nächste Kugel beanspruchen. Gebt ihm noch einen Moment Zeit, den Zuspruch auf seine fabelhafte Rede zu kosten."

Macario musterte Giada für einen Augenblick, ob eine Regung ihrer selbst sichtbar wurde.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

“Gern will ich auf Euren Rat hören”, erwiderte Giada darauf. Und im selben Atemzug ergänzte sie glatt: “Ihr jedoch könntet den Griff bereits tun.”

Sie hob die rechte Augenbraue an und schien nicht zu erwarten, dass Macario darauf direkt Taten folgen ließ. Stattdessen lächelte sie wie um ihn anzuspornen.

“Es gibt mehr als eine Ebene in diesen Verflechtungen”, erklärte sie dann. “Der verehrte Ilario und ihr. Ich und der werte Vincente. Wir alle sind verbunden. Der werte Vincente scheint dies nicht verstanden zu haben - noch nicht. Er lässt sich umherzeigen und -führen wie eine gewonnene Trophäe und scheint dies sogar für einen Triumph seinerseits zu halten.” Ihr Lächeln verblasste abrupt. “Womöglich ist es das sogar für einen wie ihn. Er wird wohl seine Farben noch zeigen und beweisen müssen.”

Sie machte eine knappe, wegwischende Geste. “Der hoch verehrte Lydiadas scheint kein Interesse an einem Wettbewerb der Kunst zu haben. Und ebenso ist der werte Benjamin der Einladung des Prinzen nicht gefolgt.”
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Macario
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Macario »

"Das ehrt Euch und den Ratgeber in gleicher Weise.", antwortete Macario mit schelmisch bescheidener Stimmverstellung.
Sie hofierten einander.

Auf Ihre Offerte hin, antwortete der Mönch ebendies mit gewohnter Milde:
"Nicht immer zeugt es von Stärke etwas vorschnell zu ergreifen, was einem ohnehin zusteht.

Er stellte ihr rhetorisch versiert die Gegenfrage:
"Kann es nicht auch Schwäche bedeuten?"

Macario ließ Giada Raum für eine passende Antwort.

Er kommentierte ihre Einwerfung mit diesen Worten:
"Das Fernbleiben Einiger ist bedeutsamer, als manch Verflechtung, die noch gesponnen werden muss."

Ehe er mit leiserer Stimme und verschwörerischer Tonation erklärend fortsetzt:

"Ich ziehe es vor Anderen die Möglichkeit zur Erkenntnis, zur Buße einzuräumen, und sich selbst zu schätzen.
Die Konsequenz dessen kann manch interessante Wendung hervorbringen.
"

Er nickte Giada milde lächelnd zu, wie um seinen gerade gesprochenen Worten, auf magische Weise Taten folgen zu lassen und im Flüsterton wisperte er ihr zu:

"Seht die tierhafte Geißel der Domäne... vor allen Anderen. Mit welchem Recht frage ich?"
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Zenon von Kition
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada warf einen Blick zu Arash herüber und dann zu Macario. Sie neigte den Kopf ein wenig auf die Seite, nachdenklich vielleicht.
“Mit dem der Tat”, antwortete sie dann sehr, sehr trocken. Sie sah Macario mit einem Anflug von Amusement an, das ihre Gesichtszüge auf eine seltene Weise weicher machte, lebendiger.

“Er hat sich offen entschieden, nicht dem Ton zu folgen, den die wohlwerte Harpyie zu setzen versuchte. Ob er sich bewusst dafür entschied, vermag ich nicht einzuschätzen… doch ich würde es ihm zutrauen.”
Sie hob die nun noch immer leere Hand, ohne eine Kugel, ohne ein Zeichen des Wettbewerbs.
“Ihr klingt so als wolltet ihr lieber sehen, dass ein jeder dem festen Lauf folgt, den die wohlwerte Harpyie vorzugeben versuchte. Doch wir beide wissen, dass in unserer Gesellschaft wenig tatsächlich diesen festen Bahnen folgt und so klar und einfach ist. Die Strömungen sind tiefer, die Ebenen vielschichtiger, die Verflechtungen dichter.”

Knapp nickte sie einmal in die Richtung von Iulia und Vincente. “Es hat auch eine Wirkung, dass sich unser junger und naiver Clansbruder derart vorzeigen lässt, am Arm der Höhergestellten. Und wir selbst, Ihr und ich? Wir sind, was wir sind. Weder Ihr noch ich können uns am Arm der Harpyie vorführen lassen. Mir zumindest würden die meinen solcherlei niemals verzeihen. Ich muss Pflichten genügen, Anschein wahren, Haltung zeigen. Und von Euch will ich ähnliches annehmen, auf Eure eigenen Weisen. Und so können wir nicht jeden Ton blindlings tanzen, den die wohlwerte Harpyie singt. Und manchmal zeigt sich dies in den kleinsten Zwischenschritten, welche für die allermeisten unsichtbar bleiben.”

Giada hob das Kinn ein wenig an. Die Härte war in ihre Miene zurückgekehrt. “Ich gebe zu, es ist ein schmaler Grad. Für mich womöglich mehr noch als für Euch. Eure zweite Geburt gewährt Euch weniger Halt und so viel, viel mehr Freiheiten. Manches Mal wünschte ich, ich könnte wie Ihr einfach an einen fremden Hof gehen und mein eigenes Glück durch Taten und Erfolge zu schmieden versuchen.” Plötzlich lachte sie über sich selbst, hart und bitter.
“Damit entlarve ich mich als naiver und närrischer als der werte Vincente sich zeigt.”

Sie neigte sich Macario einmal zu und verriet ihm leise: “In einem Anflug solcher Naivität hatte ich versucht, zu sehen, ob ich Genua als Liktor dienen kann. Ein Ding der Unmöglichkeit, natürlich. Und so stehe ich am Rande und beobachte. Vielleicht werde ich dies noch Jahre und Jahrzehnte tun, Jahrhunderte und länger. Jeder von uns folgt seiner Pflicht, wissend oder unwissend, bis wir fallen.”
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Macario
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Macario »

"Eure Worte treffen, wie zu oft, den Kern der Sache. Gott hat Euch beschenkt mit einer überaus klaren Sicht auf die Dinge, werte Giada. Bedenket dies stets, wenn Eure Faust sich ballt...", so antwortete Macario anerkennend auf Giadas Einleitung. Er wußte anscheinend um ihren inneren Kampf.

Ruhig und mit monotoner Aussprache erklärte er seinerseits:
"Ein Recht der Tat kann vor dem Recht der Rechtmäßigen nicht Bestand haben.
Es kann nur zerstören, aber keine Ordnung herstellen.
Es zeugt von wenig Weitsicht, sich selbst derart ins Chaos zu stürzen.
Es mag das Blut des Tiers in Jenem hervorrufen.
Ebensowenig wird es klug sein, die Harpyie zu brüskieren. Insbesondere unsere Harpyie.
Einige sind bereits an ihr gescheitert.
"

Seine Pointe legte er folgendermaßen dar:
"Welchen Nutzen bringt es sich gegen den Strom zu werfen, anstatt leichter und weiter mit der Strömung zu schwimmen?"

Leise teilte er ihr mit:
"Es gibt für uns andere Mittel und Wege als tierhaft polternd über den Tanzboden..."
Der Mönch sprach wohl immernoch von der Geißel. Auf den genannten Vincente ging er nicht ein.

Macario beschied ihr vertraulich:
"Wir glauben an Gott und Gott wird es fügen. Lasst uns dieses Gespräch in San Genesio fortsetzen."

Falls Giada nicht neue Themen einbringen würde, so würde Macario das Gespräch verlassen, in dem er Giada ein aufrichtiges, länger anhaltendes als nur notwendiges, Kopfnicken zu Teil werden ließ.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ein Nicken, das sie ebenso erwiderte. Der Respekt darin wahr ehrlich.

Ihre Haltung hatte sich ein wenig entspannt, mit seinen Worten. Beinahe so als hätten die Worte Macarios sie tatsächlich dazu gebracht, die geballte Faust zu öffnen.
"Ja, gern will ich Euch erneut aufsuchen. Eure Worte sind wahr und sie sind weise." Das war keine Heuchelei - Giada gab sich mit derlei nicht ab. Sie genoss den Hauch von Frieden, der mit der Entspannung kam, mit den Worten des Priesters, mit der Erinnerung an die Stille der Beichte und die Erlösung durch Buße.

"Ich will sie mir für heute Nacht als Maß und Mäßigung nehmen." Wie keinem anderen sonst war es Macario tatsächlich gelungen, den ewigen Zorn der Magistra zu dimmen. Es war als könnten seine leisen Worte sie so einfach entwaffnen wie sonst wohl nur die Gewalt von Befehl oder reiner Macht es könnten. Wenigstens für jetzt, für diese Nacht.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1073] Kreuzweg [Giada, Macario] [Die Letzten haben keine Rivalen]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »


Während des Wettstreits der Künste fängt Macario Giada vor einer gesellschaftlichen Geste ab und lenkt diese in einem vertrauten Gespräch in womöglich weisere und gemäßigtere Bahnen. Beide verabreden sich zu einem weiteren Gespräch.
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