[Fluff] Lernen im Alter...

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Gabriel Ducas
Brujah
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[Fluff] Lernen im Alter...

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er hasste die nächtlichen Lektionen. Schon mehr als eines, seiner fragilen Handwerksstücke war unter einem seiner Wutausbrüche zerstört worden. Wenn man die Sprache seines Volkes nicht spricht oder nicht sprechen will, muss man sich nicht wundern das alles im Chaos endet. Wie will man so führen? Erneut nahm er eine nahegelegene bemalte Glasplatte und warf sie an die Wand. Direkt neben seine Lehrerin. Sie zuckte nicht einmal. Seit Jahren erlebte sie nun schon dieses Schauspiel. Er hatte sie nie getroffen. Am Anfang fürchtete sie sich noch, doch dies war das wievielte mal? Sie hatte vermutlich aufgehört zu zählen. Als sie mit dem Latein begonnen hatten, schickte sie Gabriel zunächst zu abendlichen oder nächtlichen Messen in die Kirchen Genuas. Jede Messe fühlte sich an, wie der Wettbewerb. Er verstand kein Wort. Ihm war schleierhaft, wie er so diese vermaledeite Sprache lernen sollte. Doch nach einiger Zeit begannen die Lektionen. “Man kann nur sprechen, was man vorher gehört hat.“ hatte sie ihm ruhig erklärt und sich von seinem Wutausbruch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es waren langsame, mühevoll erkämpfte Fortschritte. So musste es sich für die Ältesten anfühlen etwas neues zu lernen. Neues? Die Faust des Brujah traf den Tisch Wenn es doch nur etwas Neues wäre. Erneut kochte die Wut hoch und er wollte gerade etwas greifen als sie ihn korrigierte. Nicht “Novus.“ es ist “Vetus“ langsam kämpfte er den Impuls herunter, presste die Lippen aufeinander und nickte. Immer wenn er aus der Kirche kam, sollte er Worte wiederholen, die er gehört hatte. Sie korrigierte diese, erklärte deren Bedeutung und so ging es weiter. Bis ihm keine neuen Worte mehr einfielen. Wenn sie sich das nächste Mal trafen, ging alles von vorne los. Doch nach einem Jahr hatten sich Worte und deren Bedeutung endlich festgesetzt. Sie mussten nicht mehr korrigiert werden und er wusste, was sie bedeuteten.

Erst nach diesem Jahr nahmen sie einen Griffel und die Wachstafel zur Hand und sie begannen diese, langsam verständlicheren Worte niederzuschreiben. Auch diese ergaben anfangs wenig Sinn und die Buchstaben waren fremd. Jedoch konnte Gabriel seine Wut besser zügeln, mit einem Griffel in der Hand hatte er das Gefühl etwas zu zeichnen. Einer Arbeit nachzugehen und nicht stumpf die Worte einer… knack der Griffel gab unter der Wut des Brujah nach und seine Lehrerin rollte mit den Augen und reichte ihm einen neuen. Mühsam kratzte er die Worte für seinen heutigen Satz in die Tafel und präsentierte stolz: Romanes eunt domus. Nun war es an der Lehrerin einen Griffel zu nehmen und nach ihrem Schüler zu werfen. Gabriel sah irritiert, wie ein kleines Glaskästchen neben ihm zu Bruch ging. Hatte er etwas falsch gemacht? Es dauerte Monate, bis er die Grammatik anwenden konnte und auch hier bediente sie sich erneut den Predigten des Klerus, ja auch eine Bibel wurde gekauft, die zur Lektüre herhalten musste. Weitere Sätze ließ sie sich nach und nach einfallen, um ihrem Schüler ein umfassendes Verständnis der Sprache zu vermitteln. Selbst als man schließlich untereinander auf Latein sprechen konnte, nahm sie sich die Zeit ihn stets zu korrigieren und zeigte keine Scheu vor dem aufbrausenden Kainskind.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

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