[Fluff] Sangue, Sangue santo [La Strega]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Strega
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[Fluff] Sangue, Sangue santo [La Strega]

Beitrag von La Strega »

Tief war die Nacht, dunkel und Wolken verhangen. Genua schlief größtenteils. Am Tag zuvor hatte es leicht geregnet, die Erde um den verfallenen Bauernhof auf einem Hügel in Ravecca war feucht. Hier und da hatten sich Regenwürmer durch die Erde nach oben gebohrt. Die Katzen streunten um das Haus und der übliche Katzenjammer war zu hören. Aus dem Kamin stieg rauch auf und das Innere war von einem kleinen Herdfeuer erleuchtet. Schatten bewegten sich darin, die Schatten der alten Hexe, die dort in dem verfallenen Bauernhof oben auf dem Hügel wieder irgendetwas zusammenbraute.

Tatsächlich war die alte Hexe nicht untätig. Erfüllt war der Raum von einem schweren Geruch. Rauschkräuter, die die Sinne benebelten, waren auf einer Räucherschale mit einem glühenden Stück Kohle entzündet worden. Den feinen Nasen der Katzen schien dieser Geruch zuwider zu sein, denn keines der neugierigen Tiere wagte es, dass Innere des Raumes zu betreten.

Mit glasigem Blick und im Delirium zerstieß die alte Hexe in einem großen steinernen Mörser allerlei merkwürdige Dinge. Weihrauch, Salbei, getrockneten Katzenkot, Kamille. Dabei murmelte sie in einem eigentümlichen Singsang vor sich hin.


"Terra, Terra santa...Aria, Aria sacra...Aqua, Aqua santa...Fuoco, Fuoco sacro"

Diesen wiederholte sie immer und immer wieder. Dabei legte sie weitere Dinge in den Mörser. Den blanken Schädel eines Raben, eine fette tote Spinne, Rinde von dem toten Baum, der auf dem Friedhof steht. Nach einer gewissen Zeit war das ganze zu einem feinen Pulver erstoßen und Die Hexe testete den Geschmack. Sie war zufrieden. Dann griff sie nach einem rostigen Messer und schnitt sich ohne zu zögern in die Handfläche. Das dunkle Blut quoll hervor und tropfte in die Mischung.

"Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo..."

Die Hexe ließ das Blut fließen, bis sie schließlich meinte, dass es genug wäre und schloss die Wunde wieder. Dann rührte sie das Gemisch so lange, bis sich das Pulver und das Blut zu einem zähen blutigen Teig vermischt hatten. Schließlich griff sie nach einer tönernen Schale und häufte den Teig darauf auf. Anschließend griff sie eine lange Zange und fischte vorsichtig und mit gebührendem Abstand aus dem Herdfeuer ein Stück glühende Kohlen hervor. Mit viel Muße und ohn zu zittern legte sie das Stück Kohle auf die Spitze des Teiges. Sofort begann das Gemisch zu räuchern in einem dicken, bläulichweißen Rauch. Mit der Schale in der Hand wackelte sie durch die Eingangstür nach draußen.

Vor dem Bauernhaus streunten die Katzen neugierig vor dem Eingang und sahen die Hexe gespannt und aufmerksam an. Doch als diese die Katzen bemerkte, entfuhr Ihrer Kehle ein Fauchen und die Katzen stoben in wilder Panik auseinander weg von dem Bauernhof. Den Hof zu Ihrer Linken begann die Hexe langsam um den Bauernhof herum zu laufen. Dabei murmelte sie weiter ihren merkwürdigen Singsang vor sich hin.


"Terra, Terra santa...Aria, Aria sacra...Aqua, Aqua santa...Fuoco, Fuoco sacro
Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo...Sangue, Sangue santo..."
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La Strega
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Re: Sangue, Sangue santo [Fluff]

Beitrag von La Strega »

Neumond es war dunkel. Wolken verhingen den Sternenhimmel, so dass es fast absolut dunkel war. Auf einer Klippe östlich von Genua stand die alte Hexe. Horchte in den Wind und in das Rauschen des Meeres unter ihr. Es war kurz vor Mitternacht und die Augen der Hexe waren in Trance geschlossen. Sie war allein...sie hatte dafür gesorgt, denn keiner sollte sie heute Nacht sehen.

Langsam und mit bedachten Bewegungen begann die Hexe zu tanzen und sich ihrer Lumpen zu entledigen. Mit einem Krückstock in der Hand bewegte sie sich in einem lautlosen Takt. Zum gleichmäßigen Rythmus der Brandung. Ihr nackten verformten Zehen gruben sich in die kühle feuchte Erde. Sie spührte die Vibration, die die mächttigen Wellen unter ihr in dem Gestein hervorriefen. Die alte, faltige, nackte Haut war dem Wetter nun schutzloß ausgeliefert. Der Wind umspielte ihr strähniges schmutziges Haar, umwehte die Warzen ihrer faltigen flachen Brüste und liebkoste sanft die alten, hängenden Lippen zwischen ihren Beinen.

Sie tanzte weiter, hörte das flüstern der Winde. Sie stimmte einen leisen monotonen Singsang in einer merkwürdigen Sprache an und folgt dem Rythmus des Meeresrauschens. Ohne den Tanz zu unterbrechen bückte sie sich nach ihren Lumpen, zog ein kleines Messer hervor und schnitt sich in das Handgelenk. Das Blut quoll hervor und sie ließ es sich über den Kopf fließen. Es begann leicht zu regnen und der Wind schien sich zu verstärken, so als wollte er das Blutopfer gerne annehmen.

Der Regen vermischte sich mit dem dicklfüssigen Blut und es floß in kleinen Rinnsalen an ihrem Gesicht entlang, troff von Nase und Kinn...an ihrem Hals entlang...zwischen ihren Brüsten...in ihren Schoß zwischen ihre Beine und lief an der Innseite ihrer Schenkel gen Boden. Der Wind verstärkte sich und erfasste ihr Haar, er spielte damit. Die Brandung wurde ein wenig lauter, als sich der Wind verstärkte.

Schließlich bückte sie sich und zeichnete mit ihrem Finger seltsame Kreise und Zeichen in die Erde auf der sie getanzt hatte. Runen, Zeichen...vermischt mit ihrem Blut. Kaum waren sie mit der Hand gezeichnet, wurden sie mit dem Fuß wieder verschmiert. Das Flüstern des Windest wurde lauter und lauthals lachte und tanzte die Hexe durch den Regen.
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Re: [Fluff] Sangue, Sangue santo [La Strega]

Beitrag von La Strega »

Teurer Vater, stets vernarrt warst Du in meine Lockenpracht.
Teurer Vater, stets gepriesen hast Du meiner Wangen Samt.
Doch was du an mir bewundert, hat mich vor Gericht gebracht.
Meine Schönheit, meine Jugend haben mich zum Tod verdammt.

Liebste Mutter, stets gefördert hast du meinen Wissensdrang.
Liebste Mutter, stets befolgte aufmerksam ich Deine Lehren.
Pflegte Wunden, lindert Schmerzen, saß an Betten Nächte lang.
Doch mein Wissen, meine Klugheit werden mir den Tod bescheren.

Meine Tochter, spürst Du noch wie sicher Dich im Arm ich hielt?
Meine Tochter, hörst Du noch das Wiegenlied, das ich Dir sang?
Meine Tochter, lass nicht zu, dass man Dir die Erinnrung stiehlt.
Was auch immer sie erzählen, glaub's nicht einen Herzschlag lang.

Ach Geliebter, stets gefesselt hat Dich meiner Augen Feuer.
Ach Geliebter, stets verfallen warst Du meinem freien Geist.
Doch was Du an mir so liebtest, dafür zahl ich heute teuer.
All zu leicht nährt Neid und Missgunst bösen Zweifel, wie du weißt.

Alte Freunde, stets vertrauen konntet Ihr den Schwüren mein.
Alte Freunde, wahr und ehrlich sprach ich was mein Herz gedacht.
Doch nun werden jene offnen Worte mein Verhängsnis sein.
Meine Wahrheit, Eure Lügen haben mich hierher gebracht!

Zerrt mich auf Geheiß erzwungner Zeugen aus der Heimat fort!
Schleppt mich aus verirrtem Glauben hier an diesen graus'gen Ort!
Ritzt in meine Haut die Lüge, die mich zwang vor dies Gericht!
Nehmt mir Würde, Stolz und Leben - Schuld bekennen kann ich nicht!

Brennt mir Eure falsche Wahrheit tief ins Fleisch mit Feuersglut!
Schreibt nur nieder das Geständnis stummer Qual mit meinem Blut!
Peinigt meinen Leib mit Schlägen, bis der letzte Knochen bricht!
Nehmt mir Würde, Stolz und Leben - Meinen Willen brecht Ihr nicht!

Nehmt mir würde Stolz und Leben - eine Hexe bin ich nicht!

Musikalische Untermahlung
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