[1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

[März '23]
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Atessa Federizzi
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[1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von Atessa Federizzi »

in einer spätsommerlichen Nacht im Jahre 1079 war das bunte nächtliche Treiben im Hof der Wunder in vollem Gange. Die Luft war schwer vom Geruch des Sommers, den Jauchegruben Claviculas und dem Schweiß der Menschen, die sich hier vergnügten - es war, wie so oft, ein Fest für alle Anwesenden.

In einer Ecke lehnte eine Frau an der Wand und ließ ihre Augen über die Menge gleiten. Ein süffisantes Grinsen lag auf ihren Lippen, sie schien zufrieden. Ihre rehbraunen Augen klebten an den sich bewegenden Körpern, die sich überall boten - auf der Bühne, in der Menge und natürlich auch in den dunklen Ecken, in denen jene wenigstens vorgaben, sich für etwas Privatsphäre zu interessieren.
Gedankenverloren spielte sie ihren dichten dunkelbraunen Haaren, die interessanterweise nicht schweißnass an ihrem Hals und Nacken klebten, sondern locker auf ihren Schultern lagen und ihren Rücken entlang flossen.

Ihr Blick hatte etwas gieriges, doch jeder Mann und jede Frau, die sich ihr näherten, wurden mit einer simplen Geste abgestraft. Das war nicht das Vergnügen, dass Atessa wollte.
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La Strega
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von La Strega »

Das Treiben war bunt und laut und so mochte eine kleine hutzelige Gestalt, wie die der alten Strega nicht bemerken, ignorieren oder gar meiden. Sie passte hier her, in Lumpen gekleidet und ein schmutzig grünes Kopftuch über ihr Haar. Nur das Gesicht war zu sehen, hässlich, alt, aber mit klarem wachen und neugierigem Blick.

Und da stand sie plötzlich in eine dieser dunklen Ecken und blickte Atessa direkt an. Stand sie vorher schon da? Eine seltsame Gestalt, die reglos da stand...all den Trubel drumherum ignorierend und von diesem ignoriert.

Als die Alte sicher war, dass Atessa die alte Nosferatu bemerkt hatte, grinste sie und nickte ihr mit leicht wackelndem Kopf zu.
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Atessa Federizzi
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Es dauerte eine Weile, bis Atessa die kleine, in Lumpen gehüllte Gestalt überhaupt wahrnahm. Irgendwas in ihren Erinnerungen schien zu arbeiten und nach einigen Minuten erst fiel es ihr wieder ein - die Alte im Elysium, an dem Abend, an dem sie sich mit der wunderschönen Mariam ausgetauscht hatte. Hatte sie den Namen der Alten erfahren? Atessa wusste es nicht mehr genau aber es war sicher nicht von Nachteil sich notfalls erneut bekannt zu machen.
In einer fließenden Bewegung stieß sie sich von der Wand ab, an der sie gelehnt hatte und schlenderte langsam auf die andere Kainitin zu. So ein optisch altes Exemplar hatte sie noch nie gesehen.

Die Rose blieb neben der alten Frau stehen, schien kurz zu überlegen und nickte ihr dann zu.
"Was für ein wunderschöner Abend, nicht wahr? Diese Aussicht..." Atessa seufzte zufrieden und blickte zurück in die Menge.

Fast beiläufig wirkte ihre Vorstellung, als wollte sie hier nicht zu sehr auffallen.
"Ich bin Atessa Federizzi, Neugeborene aus dem hohen Blut der Rose. Kind des Romian d'Lucacello, Kind der Caramia da Napoli, letzter Schwurmeister Roms, Ahn aus dem Blut der Rosen. Verzeiht, mir ist wohl Euer Name entfallen..."

Jetzt erst drehte sie sich wieder zu der alten Vettel um und sah sie aufmerksam an.
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La Strega
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von La Strega »

Die alte Vettel war so alt und bucklig, dass sie von unten recht unangenehm zu Atessa aufblicken musste. Sie nickte leicht und verzog den Mund zu einem Lächeln, dass vielleicht höflich oder freundlich sein sollte aber auf Grund ihrer Hässlichkeit eher grotesk wirkte.

"Es ist mir eine Freude Deine Bekanntschaft zu machen, mein Kind. Ich werde la Strega genannt, schon seit jeher. Und ich bin wohl eine Neugeborene aus dem niederen Blut der Verborgenen."

Übernahm sie eine Spur spöttisch diese Betonung der Rose und gluckste leise vor sich hin.

"Was führt Dich denn in dieser Nacht zu m Hof der Wunder? Bist Du auf der Jagd?"
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Atessa Federizzi
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Atessa erwiderte die Worte der Alten mit einem Nicken in ihre Richtung, dann lenkte sie ihren Blick wieder auf die Menge. In ihrem süffisanten Grinsen wurde breiter und für den Hauch einer Sekunde mischte sich etwas gieriges, fast tierisches dazwischen.

" Auch mir ist es eine Freude, werte la Strega. Aber nein, mir ist die Jagd in diesem Gebiet nicht gestattet."

Sie zuckte mit den Schultern. Wie sehr sie diese Regel respektierte stand wohl auf einem anderen Blatt - aber zumindest war es nicht verboten sich hier den Appetit zu steigern.

"Ich hatte vor einiger Zeit das große Glück diesen wunderbaren Ort zu finden und ich genieße lediglich die schöne Aussicht. Diese Art zu... feiern... ist eine ganz eigene Kunstform, die man viel zu selten bewundern kann. " Sie deutete ein Paar, das engumschlungen und sichtbar gierig aufeinander tanzte.

Dann huschten ihre Augen wieder zu La Strega. "Und ihr? Was bringt Euch in dieses grandiose nächtliche Treiben? Was ist es, dass dieser Ort Euch bietet?"

War es auch eher ein Vergnügen oder war die Alte auf der Suche nach Informationen, die man hier, das wusste Atessa bereits aus eigener Erfahrung, durchaus bekam.
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La Strega
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von La Strega »

"Das gleiche was mich jede Nacht erwachen lässt und durch die dunklen Straßen und Gassen dieser Stadt treibt."

Sie betrachtete das Treiben auf dem Hof der Wunder.

"Die Gier nach Informationen, Wissen, großen oder auch kleinen Geheimnissen. Fehlern, Stärken, Vorlieben. Und dieser Ort ist hervorragend dazu geeignet, Informationen aus der Welt der Sterblichen zu hohlen. Neuigkeiten, Gerüchte oder auch nur Klatsch und Tratsch."

Sie kicherte vergnügt und betrachtete Atessa von Kopf bis Fuß.

"Natürlich bin ich nicht mehr so schön wie Du. Du könntest dich viel geschmeidiger und unauffälliger durch diese Menschen bewegen als ich."

Sie schien diesen Umstand nicht zu bedauern.

"Wer will einer alten Vettel wie mir denn schon unter den Rock fassen?"

Sie kicherte spitz und das Geräusch verflüchtigte sich gleich wieder in dem allgemeinen Lärm der Masse.
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Atessa Federizzi
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von Atessa Federizzi »

Die Rose wirkte ob der losen Zunge der Alten ein wenig überrascht. Der Gedanke derart alte Hautlappen zu berühren war ganz weit weg von ihrer Liste der Dinge, die sie gern tat. Aber wer war sie über sowas zu urteilen?

Atessa grinste die Vettel vergnügt an und musterte sie.

"Also, wenn es jemanden gibt, der das möchte, dann findet ihr ihn wohl am wahrscheinlichsten hier. Oder kennt ihr noch andere Orte wie diesen hier?"

Schwer vorstellbar, dass sie überhaupt mal schön war. Aber der menschliche Körper nahm zuweilen groteske Züge an, wenn er alterte... von der besonderen Note der Verborgenen ganz zu schweigen.

"Sagt Mütterchen, welche spannenden Gerüchte haben denn den Weg an Euer Ohr gefunden?" Die Rose schien in Plauderlaune, während ihr Blick ab und an in die Menge huschte. Vermutlich mussten sich die Augen der Rose gelegentlich einfach mit etwas wunderbaren vergnügen, bevor der Blick zurück auf die alte Frau fiel. Aber ihre Mimik blieb stets offen, amüsiert und vor allem: interessiert.
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von La Strega »

"Es gibt keinen anderen Ort wie diesen. Manchmal, wenn ein Handelsschiff im Hafen anlegt und die Matrosen nach einer langen Zeit auf See ihren Sold verprassen, dann kann es in den Hafenspelunken durchaus ähnlich frivol zugehen wie hier. Aber dieser Ort ist ein regelmäßiger Ort der Genusssucht, der Zügellosigkeit und der Sünde."

Sie blickte auf die Frage nach den Gerüchten Atessa von unten her interessiert an. Das Lächeln blieb auf ihrem hässlichen Gesicht und Neugier blitzte in ihren Augen.

"Welche Art von Gerüchten empfindest Du denn als spannend und hast Du schonmal mit dem Clan der Verborgenen Wissen ausgetauscht?"
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Atessa Federizzi
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von Atessa Federizzi »

"Das hatte ich befürchtet, zu schade. Aber immerhin GIBT es diesen Ort hier." antwortete die Rose auf die erste Auskunft der Verborgenen, bevor sich gut gelaunt der Frage der Alten lauschte und bei ihrer Antwort kurz zu überlegen schien.

Als sie antwortete, dämpfte sie etwas ihre Stimme. Wenngleich es hier laut war und die beiden Frauen gerade weniger im Fokus der Menge waren, galt es vorsichtig zu sein.

"Oh! Nun, Geschichten über Monster in der Stadt, die des Nachte über die ehrbaren Bürger dieser Stadt herfallen und ebenjene nie wieder gesehen werden. Ist nicht vor kurzem wieder irgendeiner verschwunden?" Atessa lächelte die Alte an und zuckte mit den Schultern.

"Oder welches Kraut weit mehr intensive Wirkung hat, als einfacher Mohnblumensaft. Solche Sachen eben , die die Menschen hier interessieren. Andere Themen würde ich an diesem Ort nicht groß suchen, dazu scheint mir dieser illustre Kreis hier zu... besonders."

Atessa kicherte vergnügt und sah erneut in die Menge... dieser Ort hob ihre Laune und lenkte sie ab von dem, was sie vermisste.

"Ich hatte bereits das Glück mit eurem Clansbruder, dem werten Vergonzo ein wenig zu plaudern und zu handeln. Ein interessanter Zeitgenosse, wie mir scheint."

Die Rose musterte das Gesicht der alten Strega. Wie es wohl darunter aussah?

"Und Ihr, Mütterchen, welche Art von Gerüchten hier treffen euer Interesse?"
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Re: [1079] Das Treiben der einen ist das Vergnügen der anderen [La Strega, Atessa]

Beitrag von La Strega »

Sie blickte Atessa an und legte den Kopf leicht schief.

"Vergonzo ist einer unserer Älteren in Genua und weiß von uns allen am meisten. Ein unerschöpflicher Quell von Informationen und Wissen...allein dafür gebührt ihm Respekt und Anerkennung, wenn man klug genug ist das zu erkennen..."

Sie grinste schelmisch dreckig und zuckte mit den krummen Schultern.

"Was das Kraut angeht...da kann ich Dir gewiss weiterhelfen. Ich verstehe mich auf das ein oder andere Kraut, das eine solche Wirkung hat...oder besser gesagt die Kräutermischung, wie auch jede andere Trunk oder Salben für alle mögliche Anlässe und Vorhaben...was auch immer Du vorhast, mein Kind."

Sie blickte wieder auf das bunte Treiben.

"Mich interessieren die schmutzigen, die gefährlichen und die dunklen Gerüchte und vor allem das Körnchen Wahrheit, das in allen Gerüchten drin ist. Und wie man sieht wird man bei der Suche danach öfters mal schmutzig."
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