[1077] Schatten im Rosengarten [Ilario, Drita]

[Drita]

Der Dritte auf ihrer Liste war Ilario, Hüter des Elysiums. Einige Wochen war sie nun schon in Genua und es war Zeit sich auch dort vorstellig zu machen. Sie kam aus Richtung Mascharana, begleitet von einem Mann in Seefahrermantel. Dieser blieb abseits des Elysiums stehen, sodass Drita die restlichen Schritte alleine vollzog.

Sie trug ein sauberes, dunkelblaues Kleid und einen passenden Schleier im Gesicht. Über dem Kleid lag ein Fellkragen zum Schutz vor der Kälte. Waffen konnte Drita den Wachen nicht ausliefern, denn sie führte keine mit sich. Bis zum Eingang des Elysiums wirkte die Frau unter dem Schleier schüchtern und zurückhaltend. Dies änderte sich wenige Schritte dahinter mit dem Fall des Schleiers. Drita straffte sich und die kalten, alten Augen suchten zielstrebig nach Ihresgleichen oder einem Bediensteten des Elysiums, den sie nach der Anwesenheit des Hüters fragen konnte.

[Ilario]

Da war eine hübsche Frau mittleren Alters und etwas dunklerem Teint als ihn die Bewohner Genuas üblicherweise hatten, die in der Nähe jener Tafeln zu finden war die die Traditionen des Dunklen Vaters ehrten. Sie näherte sich Drita als sie ihrer gewahr wurde und verneigte sich tief vor ihr, wartete auf ein Zeichen der Kainitin das ein Gespräch erwünscht sei.

[Drita]

Die toten Augen legten sich auf die Menschenfrau. Kalt. Dunkel. Alt

Das Ding vor ihr atmete. Eine Dienerin also.

Drita ließ sich Zeit dieses hübsche Ding zu mustern. Länger, als ein Neugeborener es getan hätte. Kurz mochte es den Anschein erwecken, dass sie am Ende doch kein Interesse hatte das atmende Geschöpf vor sich anzusprechen. Doch dann erhob sich die süße Stimme, lieblich, sodass man ihr alles glauben wollte.

"Mein Name ist Drita, Ancilla vom Clan des Schattens. Ich wünsche meinen Blutsbruder, den verehrten Hüter des Elysiums zu sprechen. Wann ließe sich das einrichten?"

Es folgte eine kurze Pause.

"Wenn du ihn sprichst, um ihn über mein Erscheinen hier zu informieren, nenn ihm bitte meinen Namen... und sag ihm... " Sie beugte sich vor, um einen weiteren Namen zu flüstern, der Ilario wahrscheinlich bekannter sei. "... sei hier."

[Ilario]

"Kommt in sieben Nächten wieder verehrte Herrin, dann wird der verehrte Hüter euch erwarten oder aber eine Nachricht von ihm." Die Dienerin konnte wohl kaum bestimmen ob ihr Herr dann hier sein würde, aber in ihrer Antwort fand sich durchaus ein Hinweis, dass sie seinen Willen erahnen konnte.

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Eine Woche später. Das Elysium war menschenleer, Maryam war nicht zu sehen und auch die Wachen verbargen sich gut beziehungsweise waren nur an den Eingängen postiert. Im Herzen des elysiären Gartens, bei den Tafeln welche zuvor schon in San Donato hingen und von den ehernen Traditionen ihrer Art kündeten, wartete der Hüter. Ilario war angetan mit einem bodenlangen, klerikal anmutenden Gewand von tiefem Schwarz. Der einzige Farbtupfer, der sich zwischen seinem blassen Teint und der Robe abzeichnete, war das Rot eines Rubins am Knauf des Schwertes welches der Ancilla an seiner Seite trug. Eine Klinge die so in Genua nicht üblich war und eher westlich anmutete. So er Drita nahen, schlug er die Kapuze zurück und wandte sich um, ihr zu.

"Seid willkommen verehrte Schwester im Blute."

Ilario verneigte sich, so wie es unter einander fremden Ancilla in aller Form üblich war, und gab Drita Raum sich vorzustellen.

[Drita]

Drita nickte auf den Hinweis der Ghulin. Sie hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass es heute funktionierte den Hüter zu treffen, aber es war ihr wichtig genug gewesen nicht einen Ghul los zu schicken, um den Termin aus zu machen und um persönlich hier zu erscheinen.

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Drita erschien in besagter Nacht. Sie kam nicht alleine, aber der Seemann, der sie begleitete, wartete an dem Tor. Nachdem Sie das Tor passierte, nahm die Dame im schwarzen Kleid, den dazu passenden Schleier ab. Ihre Kleidung war nicht aus den teuersten Stoffen, die man kaufen konnte, aber eben auch nicht herunter gekommen. Mit dem Ablegen der Maskierung änderte sich auch ihr auftreten. Die zierliche, schüchterne Frau richtete sich zu einem stolzen Geschöpf der Nacht auf. Aus zögerlichen Schritten wurden solche, die genau wussten, wohin sie gehen wollten. Nur die Augen blieben genauso freundlich, wie sie es auch auf offener Straße gewesen waren. Sie erkannte sofort, dass das Elysium ruhiger war, als vor einer Woche - aber sicher nicht ungefährlicher.

So kam sie langsam, aber nicht unsicher, näher an den Hüter. Die Verneigung war dem Ancilla würdig und würdigte zudem auch sein hiesiges Amt. Damit war ihre Verneigung etwas tiefer, als er es ihr zeigte.

"Ich danke euch, verehrter Bruder. Und ich freue mich, dass wir uns endlich persönlich kennen lernen. Es hat ja auch lange genug gedauert", zwinkerte sie ihm mit einem freundlichen Lächeln zu. "Mein Name ist Drita, Ancilla unseres Blutes. Vielleicht kennt ihr mich unter dem Namen, den ich als Neugeborene in Venedig trug... " es folgte nochmals der Name, den sie auch schon Ilarios Ghulin nannte. Dann folgte ein Weiterer. "... war mein Erzeuger. Möge er in Frieden Ruhe finden."

[Ilario]

"Möge er in Frieden ruhen." Wiederholte Ilario und bekreuzigte sich. "Ich vernahm diese Namen vor langer Zeit, in den dunkelsten Nächten Venedigs, bevor ich hierher entsandt wurde." Drita wusste sicher nur zu gut wie gefährlich die Kanäle und Plätze der Lagunenstadt damals gewesen waren, und er hatte dort seine Kindheit und einige Jahre als Neugeborener verbracht. Galba hatte ihn aus vielschichtigen Motiven nach Westen gesandt, doch eines davon war das schlichte Überleben seines Kindes gewesen.

"Um der Form genüge zu tun..." Sagte er lächelnd, samt einer Hand die leicht auf seiner Brust ruhte. "Ilario Contarini, Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege, Wandler auf der Via Regalis, Ancilla im Blut der Schatten, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig, Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten, Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten."
Wiewohl Ilario seit langem noch um einen weiteren Schritt in seiner Ahnenlinie wusste, beendete er sie dort. Immerhin länger als die vieler anderer, doch war es oft klüger sie nicht gänzlich zu enthüllen. Sie waren keine Ventrue, ihre Linien waren komplexer und voll weniger offensichtlicher Fallstricke. Nicht immer wog die Ehre das Mysterium auf.

"Was ist es, das euch nach Genua führt verehrte Drita? Ich hoffe doch weder Geißel noch Herolde haben euch bei der Einreise behelligt?"

[Drita]

Drita bekreuzigte sich ebenfalls und nickte Ilario dankbar für dessen Anteilnahme zu.

"So wie ich den euren Namen vernahm. Umso erfreulicher, dass ihr die Gassen Venedigs euch nicht verschlungen und wir nun doch die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs haben." Sie lächelte freundlich und nahm die Vorstellung ebenso nickend auf.

"Die höchst verehrte Majestät lud eine der Fraktionen Venedigs hierher ein und ich bin die Abgesandte die geschickt wurde. Eine Audienz bei ihr ist genauso angesetzt, wie ein Schreiben an unseren Ältesten, den hoch verehrten Seneschall." Drita machte hier eine Pause, um zu sehen, wie Ilario auf Lydiadas Nennung reagierte. *

"Auf persönlicher Ebene bin ich hier, um Kontakte zu knüpfen. Ein gutes Netzwerk ist für diejenigen auf der Via Mercator unabdingbar." Drita sprach da ganz offen über ihren Weg und vermied es so Ilario auf den seinen anzusprechen.

"Weder Geißel noch einem der Herolde bin ich bislang begegnet. Wenngleich ich unserem Bruder schon darüber informiert habe, dass ich hier bin und ein Gespräch wünsche. Die ersten Tage in einer neuen Domäne sind immer geschäftig. Nicht?"

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* Reaktion erkennen
Pool 6 | Diff 7
10, 9, 7, 6, 6, 3 => 3 Erfolge (SK 7) oder 5 Erfolge (SK 6)

[Ilario]

Unschwer zu erkennen war, dass da keine Liebe zwischen Ilario und dem Ältesten ihres Blutes in Genua bestand. Wenn man wie Drita aber um das Verhältnis der venezianischen Lasombra zur See der Schatten wusste, war das wenig verwunderlich.
"Ihr wurdet also gesandt... interessant. Nun, ich bin darüber im Bilde um welche Fraktion es sich handelt und habe das Zustandekommen dieses Kontakts initialisiert. Doch keine Sorge, es ist nicht an mir das Schwiegen darüber gegenüber Dritten zu brechen." Damit war dieses Thema für Ilario abgehandelt und er wandte sich dem nächsten zu.

"Kontakte aufbauen und ein Netzwerk etablieren, etwas das nicht nur für Wandler auf eurem Pfad wichtig ist. Dazu zwei Dinge: Eine Einladung und eine Warnung. Seid auf der Hut vor dem sehr verehrten Lydiadas, denn er ist dem Umgang mit Wandlern auf der Via Regalis gewohnt und nicht gerade ein Freund unseres Weges. Er weiss die Grundsätze und Grenzen der Via Regalis sehr gut einzusetzen gegen jene die sie befolgen. Vorsicht ist also geboten, doch abseits davon... sind wir Könige eine Macht mit der langsam aber sicher wieder zurechnen ist in Genua. Nach dem kommenden Hoftag ihrer höchstverehrten Majestät werde ich die Wandler auf der Via Regalis erneut zusammenrufen um die Bande zu festigen und das gemeinsame Netzwerk zu erweitern. Hier werdet ihr sicherlich einige Kontakte knüpfen können verehrte Drita."

[Drita]

"Welch spannende Zufälle es doch gibt." Drita lächelte freundlich und zugleich dankbar für die Zusicherung. "Ich stehe im Kontrakt mit eben jener Fraktion und sie konnten keinen ihrer Ancillae schicken. Daher bin ich hier"

Lydiadas war also nicht nur kein Freund Venedigs sondern auch keiner der Könige. Auch, wenn die Information nicht neu war, so war es gut, dass sie bestätigt wurde. Drita nickte abermals dankbar.

"Die Werte Giada erzählte mir bereits, dass die Könige momentan erstarken. Doch sie wollte euch die Ehre lassen mich in ihren Reihen willkommen zu heißen und mir die Anderen zu nennen. Ich freue mich darauf meinen Teil dazu beizutragen, dass die Macht der Könige wächst. Ich habe vor ihrer höchst verehrten Majestät erwähnt, dass ich mir bereits Gedanken dazu gemacht habe, wie ich der Domäne nützlich bin und, dass ich bereit wäre die Eide der Kainiten Genuas zu wahren... Gefallen und ihre Erfüllung und ihren Handel aufzuzeichnen. Sie sagte, wenn ich die Ancilla und Könige davon überzeuge und das System etabliere, habe ich ihren Segen dazu."

Sie verzog etwas das Gesicht.

"Man trug mir an, wie es um die Treue bezüglich der Erwiderung von Gefallen in Genua stünde. Ich hoffe, dass ich daran etwas ändern kann. Das wäre sicher auch im Sinne unserer Via."

[Drita]

Drita bittet ihren Blutsbruder als einer der Ersten in Genua um einen Termin zur Vorstellung. Ilario empfängt seine Schwester und man tauscht sich über Venedig aus - dort wo die beiden erstmals voneinander in jungen Tagen gehört haben. Ilario offenbarte, dass er den Kontakt zu einer Fraktion Venedigs hergestellt hatte und wirkte überrascht, dass nun eine Lasombra geschickt wurde.

Die Ancilla offenbarte sich als Königin und man sprach noch eine Weile über die Via, ehe man sich darauf einigte das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortzuführen.