Spielen "nach Wert"

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Giada Salvaza Rossi
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Spielen "nach Wert"

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Ich wollte das mal zur Sprache bringen, weil es mir immer mal wieder auffällt und wir uns gerade gefühlt in einer Art Aufwärtsspirale dessen befinden, was unsere Charaktere so können:

Ich finde, dass es wichtig ist, immer die eigenen Fertigkeits- und Attributswerte im Hinterkopf zu haben, wenn man den eigenen Charakter was tun lässt. Die Vampire, die wir spielen, haben zum Teil schon absurd viele relativ hohe Fertigkeiten und damit übersteigen sie das normale Maß von normalen Menschen bei WEITEM.
Dennoch gibt es auch unter den Vampiren Unterschiede und es ist auch klug, bei seinem Spiel nicht "zu hoch" zu greifen. Wer zum Beispiel eine 0 hat, sollte sich auch selbst gestatten, auszuspielen, dass der Charakter einfach keine Ahnung hat. Wer eine 1 hat, hat Basiswissen. Wer eine 2 hat, hat schon ein bisschen was drauf, aber ist noch lange kein Meister oder echter Könner.

Wer mit solchen Werten bereits spielt als hätte er ne 3 (das wäre das Niveau von z.B. einem Menschen, der ein solider und normaler (kein herausragender) Handwerksmeister in einer Fertigkeit ist), der nimmt sich selbst auch den Spielraum, denn irgendwann muss man ja auch eine 3 tatsächlich ausspielen. Eine 4 ist meisterlich und geht in der Regel auch mit einer Spezialisierung einher, weil der Charakter sich so viel mit einem Feld oder einer Tätigkeit beschäftigt hat, dass er sich automatisch schon auf etwas eingeschossen hat. Eine 4 wird bei uns auch einfach nie erreicht ohne Spiel dazu und Beschäftigung mit der Sache, so dass es auch meist nicht schwer ist, die Spezi dazu zu finden.
5er sind so selten, dass ich die gar nicht allgemein kategorisieren will.

Mir wäre wichtig, dass alle mal die Werte anschauen und dann auch Unerfahrenheit ausspielen, wenn sie nun einmal da ist. Dann ist es auch leichter, Können, Wissen oder Erfahrung auf einem Gebiet auszuspielen, wenn der Charakter das eben auch entsprechend hat - und den Unterschied zwischen den Charakteren.

Natürlich gibt es immer Graubereiche. Wenn ich mich gerade auf dem Weg zu einer Steigerung befinde, dann wird der Charakter in diesem Lernprozess auch schon höher zielen (wenn auch nicht unbedingt treffsicher). Oder wenn man das häufig korrespondierende Attribut hoch hat, dann hat man vielleicht auch einfach die natürliche Veranlagung und ist besser als wer mit mäßigem Attribut (z.B. jemand mit Geschick 4 wird halt trotzdem häufiger beim Bogenschießen treffen als wer mit Geschick 2, auch wenn beide denselben Fertigkeitswert hätten).
Auch in den Graubereich fallen natürlich alle Spielarten von Vortäuschen, Angeben, Prahlen etc. - da lohnt dann aber jeweils auch mal ein Wurf auf Manipulation + Ausflüchte, um zu schauen, wie gut der eigene Charakter beim Vortäuschen von Fachwissen oder Fähigkeiten so ist.

Ne, mein Appell richtet sich einfach darauf, dass wir alle uns mal wieder mehr auf die Finger gucken. Wer sich hohe Werte erspielt hat, der soll sie auch als mit gutem Gewissen so spielen. Und wer die noch nicht hat, kann auch einfach mal den eigenen Charakter entsprechend darstellen und hätte dadurch vielleicht sogar Spielansätze, wie und warum der eigene Charakter was lernt.
Im Zweifel kann man oft auch mit einem Fertigkeitswurf mal bespielen, dass man vielleicht gerade mal einen Glückstreffer hatte (weil trotz weniger Würfel eine Probe gut geschafft wurde), aber dass es eben wirklich eher Glück als Können war o.ä.
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Angelique
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Angelique »

Ich zitiere mal selbst aus 2017 bei einer ähnlichen Diskussion:

"meinen Senf dazu: ich gehe von pools aus. Also das Zusammenwirken von Skills und Attributen. Wenn einer ne Fresse hat, dass Vergonzo kotzen würde, aber hohe Talente oder Skills, die er beherrscht, kann er Leute trotzdem als Gesamtkunstwerk überzeugen.
Umgekehrt kann ein mir häufig vorgeworfener niederes knowledge im Pool zusammen mit hoher Int, als Bücherwissen, einen sehr soliden Wert geben.

Ich als Spieler bin ein gutes Beispiel: Ich könnte jetzt aus dem Stehgreif keine Bibelstelle anständig zitieren (niedriger, wenn auch vorhandener Theologiewert), könnte aber ein breites historisch fundiertes theologisches Allgemeinwissen (passabler Intwert mit Spez. Bücherwissen) ins Feld führen, was mich in einer Diskussion mit nem echten Theologen nicht alllzu alt aussehen lassen würde.

Also Fazit: gucken, was hat der Chara an pool? Aha, Cha 1, aber Vortrag 4, eine graue Buchhaltermaus mit augebildeter Gesangsstimme. Genau soviel auf der Bühne wert wie die bombastische Dorfqueen mit Cha 4 und Gesangsausbildung unter der Dusche 1."
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Drita
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Drita »

Angelique hat geschrieben: Fr 12. Mai 2023, 09:27 Ich als Spieler bin ein gutes Beispiel: Ich könnte jetzt aus dem Stehgreif keine Bibelstelle anständig zitieren (niedriger, wenn auch vorhandener Theologiewert), könnte aber ein breites historisch fundiertes theologisches Allgemeinwissen (passabler Intwert mit Spez. Bücherwissen) ins Feld führen, was mich in einer Diskussion mit nem echten Theologen nicht alllzu alt aussehen lassen würde.
Und wie sähe es aus, wenn ich dich jetzt an einen Computer setzen würde und dir eine Softwareentwicklungsaufgabe gäbe? Da reicht ein hoher Int-Wert denke ich nicht mehr aus.

Genauso wenig, wie einem geschickten Bogenschützen es etwas bringt, wenn ich man ihn an Schloss setzt und er es knacken soll, ohne jemals auch nur einen Dietrich in der Hand gehabt zu haben.


Attribute unterstützen Fähigkeiten. Sie sind die Veranlagung für bestimmte Bereiche. Aber sie ersetzen eben nicht das spezielle Wissen / Erfahrung / etc in einem Themenbereich
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Drita
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Drita »

Und es ist ja sogar Teil des Regelwerkes, dass Fähigkeiten aus dem Bereich Kenntnisse nicht verwendet werden können, wenn nicht mindestens 1 Punkt vorhanden ist.
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Angelique
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Angelique »

Ich habe auch nicht von Wert 0 geredet oder dass man Wissensfähigkeiten spontan besitzen sollte. Habe ich nie behauptet. Mein Beispiel zeigt einen Wert von 1 Minimum
Ich gehe jetzt mal nicht auf das moderne Beispiel mit Computern ein. Da wäre auch Leonardo da Vinci gescheitert.

Außerdem finde ich die Aussage Wert 2 "man hat ein bisschen drauf" und 3 man ist "normaler Handwerksmeister" etwas harsch interpretiert. 2 ist eigentlich durchschnittliches Können (normale Handwerksmeister, wenn ich mir die Jampel anschaue, die ich persönlich kenne)
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Angelique
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Angelique »

Ziehe meinen Einwand zurück. Hatte ich missverstanden. ^^
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Giada Salvaza Rossi
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Mein Appell geht darüber hinaus. Was Hauke da geschrieben hat, will ich gern unterschreiben - insbesondere auch den Appell, dass man seinem Charakter nicht hohe Attribute geben sollte, die man als Spieler:in auf Dauer nicht ausspielen kann oder auch nur will.

Mein Ziel war jetzt auch nicht, kleinlich darum zu streiten, ob jetzt ein Handwerkermeister eine 2, 3 oder sogar 4 hätte. Ich bin völlig fein damit, dass menschliche Handwerksmeister sicherlich immer noch untereinander sehr große Unterschiede haben können. Nein, mein Anliegen geht in die Richtung, dass man seinem Charakter (und sich) öfter mal gestattet, auch nach Wert mal was nicht oder nicht so gut zu können.

Nicht nur, dass das ehrlicher ist, sondern auch, dass das dann auch gleich zu Gründen und Aufhängern für Spiel führen kann. Zugleich lässt es den Charakteren bzw. Spieler:innen von Chars mit hohen Werten dann auch die Möglichkeit, diese hohen Werte entsprechend im Kontrast zu spielen.
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I Tarocchi
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von I Tarocchi »

Ich wollte die alte Diskussion mal wieder aufgreifen. Vielleicht ist es auch normal, dass das zyklisch immer mal wieder ein Thema wird.

Ein paar Spieler:innen hatte ich die Tage schon angesprochen, wenn es um das Ausspielen von Werten geht. Diesmal ging es insbesondere um das Ausspielen von Wissen, Intelligenz und Wissensfertigkeiten.
Bei diesem Unterthema zum "Spielen nach Wert" kommt als zusätzliche SChwierigkeit hinzu, dass die Kultur und der Wissensstand in unserem Setting natürlich ganz anders sind als heutzutage. Die Leute waren damals nicht dumm, aber das Bildungsniveau war eben ein anderes. Lesen und Schreiben war außergewöhnlich, Bücherwissen selten und überregionaler Austausch nicht für jedermann selbstverständlich.

Dazu gibt es hier auch einen sehr guten Thread mit Übersicht zu übernatürlichem, aber auch "normalem" Wissen: viewtopic.php?f=15&t=707

Schaut bitte mal selbst, ob ihr eure Charaktere vielleicht zu viel wissen lasst. Und auch, ob es nicht vielleicht cool wäre, wenn sie mehr am "normal" für die Spielzeit (bzw. die Zeit ihrer eigenen Geburt) und die Region (bzw. die Region ihrer Geburt) wären.
Man erliegt gern der Versuchung, den eigenen Charakter nicht "dumm" oder "unwissend" dastehen zu lassen. Aber manchmal schafft genau das viel mehr Profil und vor allem dann auch für andere die Luft nach "oben", um z.B. einen 4er-Wert, eine Spezialisierung oder vergleichbares auszuspielen.
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Vincente Carlos
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Vincente Carlos »

Generell ein interessantes Thema, es würde aus meiner Sicht dann aber ein großes Spezialisieren bedeuten, oder nicht?

Wenn Vinnie jetzt nachtein, nachtaus beim Be- und Entladen seines Schiffes hilft, dann wird er damit sicher (auf welchen Wert auch immer) sportlich, weil es Kraft und Ausdauer erfordert da Kisten zu schleppen und er über die Zeit sicher besser darin wird, länger tragen kann und nicht ständig was fallen lässt, etc..
Aber nur weil ich für den Charakter dann einen guten Sportlichkeitswert habe, heißt das nicht automatisch, dass Vinnie gut im Klettern/Mauer erklimmen wäre, etc. Genauso wie wer, der viel Läuft und Rennt sportlich sein kann, aber nicht unbedingt schwere Dinge heben kann, weil das unterschiedliche Disziplinen sind?

Ist dann auch interessant zu sehen wie man generell an Wissen kommen soll/kann?

Beispiel:
Angenommen ich will was über "Navigation" lernen. Wäre für mich ohne Schulbildung jetzt ein Fremdwort mit dem ich nicht unbedingt was anfangen kann. Dann kann ich als Chara sicher zu Angelique, die mir die Bedeutung des Wortes aus dem Alt-Griechischen und in noch 3 Sprachen etc. herleiten kann. Man benötigt aber Worte um Worte zu erklären, was ja dann weiteres Lernen bedingt. Genauso mit Orten oder Namen. Ich weiß dann vielleicht das Konstantinoepl eine Stadt ist, aber mehr auch nicht. Nicht wo die liegt, mit was die Handeln, wer da Herrscht oder wie man hinkommt. Mal vom Praktischen Teil des Wissens ganz abgesehen.

Das würde bedeuten, dass man im Falle eines OOCs jedem Schnipsel nachjagen müsste. Und Wissen durch Spiel mit anderen Charas krasse Ausmaße annimmt?

Ich weiß da als Spieler gerade nicht wie sehr ich das Wissen erspielen müsste, oder ab wann "es reicht" um damit dann im Spiel was anzufangen oder eine Steigerung zu rechtfertigen.
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