[1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

[Mai '23]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Allegra Aldighieri
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[1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra lädt Giada immer wieder ins Elysium, um Lehrgespräche zu führen, und bemüht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ihr Versprechen einzulösen. Ein Rahmen, der sich bald als ausgesprochen beschränkt erweist.

Die Kappadozianerin erweist sich als ausgesprochen undiszipliniert (besonders aus Sicht von einer, die auf der Via Regalis wandelt), und wird schnell gelangweilt sobald es mühselig und repetitiv wird. Das Alphabet zu lernen geht noch, und auch die Grammatik zu Beginn der jeweiligen Lehrstunde, aber mit fortwährender Dauer wird Allegra immer schludriger in ihrer Korrektur, so als wolle sie in erster Linie bald fertig werden.
Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit schweift sie ab zu ihrem neuesten Modeerwerb, mit weitschweifigen Erläuterungen dazu wo sie das Stück gesehen hat, warum sie es haben musste, zu welchem anderen Stück es passen würde und was es gekostet hat. Mit fortlaufender Dauer der Erzählung wird das Stück auch immer teurer und teurer. Diese Einschübe lehren Giada mehr über Jägerlatein als über Griechisch.

Allegras Kenntnisse des Alt-Griechischen mögen hervorragend sein, aber ihr in lateinischen Buchstaben geschriebenes Italienisch ist nicht besonders vertrauenserweckend. An einem Punkt argumentiert Allegra vehement dafür dass man das Wort für ein vierbeiniges Hafermoped "Fährt" schreibt, weil man einen Fährtekarren fährt weil man Fährte davor spannt und nur dadurch pferdt, äh, fährt.

Die Schriften, anhand von denen Giada komplexere Sätze lernen kann, sind auch sehr beschränkt. Genauer gesagt beschränken sie sich auf Euripides' "Bakchae", in einer eselsohrigen Kopie von einer Kopie. Allerdings sind Allegras Ausführungen dazu begeistert und ausdauernd, selbst gegen Ende der Lehrstunde hin, so als ob sie starkes persönliches Interesse daran hätte und nicht von ihrer Gelangweiltheit abgelenkt würde. Allegras Interesse gilt besonders Dionysos und seinen Bakchen und deren Opposition gegen König Pentheus. Die Hexe wird vielleicht andere Aspekte an der Erzählung interessanter finden, besonders den Aspekt Herrschaft gegen Glauben.

Eines Abends taucht Allegra glückselig grinsend zum Lehrgespräch auf, ihre Lippen nach frischer Vitae riechend, ihre Augen mt roten Äderchen durchsetzt. Viel lernen tut Giada nicht an diesem Abend, außer dass Allegra selbst über die gewöhnlichsten Aussagen jungmädchenhaft kichern kann, und dass sie Giada ganz doll lieb hat. Man könnte sie an Ort und Stelle über ihre Verantwortungslosigkeit konfrontieren, aber wahrscheinlich würde es in ihrem rauschhaften Wachtraum untergehen.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Auf der anderen Seite konnte Allegra über die Zeit hinweg feststellen, dass Giada ihrerseits auch eine wechselhafte Schülerin sein konnte. Es gab Nächte, in denen sie tatsächlich voller Energie und Eifer stecken konnte. Sie war alles andere als dumm und offenkundig besaß sie eine Bildung, die weit über das Maß hinaus ging, das sonst einer Frau zugemutet wurde. Sie brachte sogar ein paar griechische Schriften mit, offenkundig aber weit neuer als Allegras alte Texte und wohl etwas wie Reiseberichte, Geschichten und Fabeln.
Wenn Allegra in solchen Nächten zu weit abschweifte und ins Fabulieren geriet, dann scheute sich die Magistra nicht, sie hart und mit Nachdruck wieder zu den Pflichten und dem Studium zurück zu holen. Und wenn Allegra allzu wilde und bunte Eigenheiten in der Schrift entwickelte, dann setzte die Magistra das auch wieder gerade - oder wenigstens etwas gerader. Was richtig und was falsch war, das ließ sich letztlich aber wohl nur am Grad der Verständlichkeit am Ende messen.

Dann wieder gab es Nächte, in denen die Magistra düster und in sich gekehrt wirkte. In solchen Nächten ließ sie Allegra reden. Sie beobachtete still, als ein schwermütiger, dunkler Gegenpol zu dem farbenfrohen, schillernden Auftreten der Kappadozianerin. Keine Ungeduld, keine Zurechtweisung, meist nur kurze oder einsilbige Antworten. Wenn das Gespräch sie zu mehr trieb, dann wirkte das Gesagte hoffnungslos und düster. Die Fetzen und Echos von Euripides’ großen Werken scheinen die Magistra tatsächlich mit einer Art finsteren Freude zu füllen. Was von Pentheus’ schrecklichem Schicksal noch herauszulesen ist, das lässt sie sogar lächeln. Ganz offenbar scheint der Gedanke der Macht der Frauen des Dionysos sie sogar kurzzeitig aus ihrem Schwermut hervor zu zerren. Doch vermutlich wäre jemand wie Giada eher im Publikum für die Medea als im Publikum für die Bakchen.

In jener Nacht jedenfalls, als Allegra ihren Rausch genießt, ist Giada voller unheilschwanger Energie. Irgendwann wischt sie die Kreide, Stöckchen, Wachstafel oder sonstiges Schreibwerkzeug beiseite und erklärt geradeheraus:
“Ich schätze Euch auch, werte Allegra. Als Lehrmeisterin lehrt Ihr sogar allerlei, wenngleich wohl auch nicht jene Sprache der Alten. Doch weder Ihr noch ich müssen hoffentlich morgen mit dem hoch verehrten Kometiolos sprechen. Und vor uns breitet sich eine Ewigkeit aus, in welcher wir lernen können.” Und damit beginnt die Magistra gerade erst, Fahrt auf zu nehmen, denn sie beginnt eine längere Rede - immerhin sogar mit dem einen oder anderen griechischen oder altgriechischen Wort darin - über die Kunst, ewig zu lernen. Einmal in Fahrt, ist es schwer, Giada bei irgend etwas zu bremsen, ganz zu schweigen bei einem energischen Plädoyer für die Macht von Wissen, Lernen und Begreifen. Unterstreichen muss sie das in allem Überfluss auch noch durch ausgreifende Gesten als wäre sie selbst eine der Frauen, die mit einem Thyrsosstab gegen Felsen schlugen. Der Fels und damit das Ziel von Giadas metaphorischen Thyrsosstab wird auf diese Weise Allegra und als Giada schließlich ein Ende findet, sieht sie die junge Vampirin auch an als erwarte sie in der Tat, dass nun der - vielleicht auch nur metaphorische - Wein fließen müsse.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Die Kappadozianerin lässt sich gefügig zurechtweisen, wenn sie abschweift, aber wirkt dennoch lustlos und gelangweilt und muss wiederholt an ihre Pflichten erinnert werden.

Allegra freut sich aufrichtig an Giadas Interesse an den Bakchae und erweist sich tatsächlich einmal als lehrreich und kenntnisreich. Sie quasselt und quasselt und quasselt, aber kein dummes eitles Zeug wie über ihre bunten Tücher, sondern ordnet den Stoff und die Figuren in die Mythologie ein und macht weitere Ausführungen zum dionysischen Kult - sehr detailreiche Ausführungen. Dabei steht ihr die ganze Zeit das begeisterte Leichenstarren ins Gesicht geschrieben, an dem man ablesen kann wenn etwas ihr Interesse weckt. Es wirkt so, als habe sie jahrelang keine Möglichkeit gefunden über ihre Obsession mit jemandem zu sprechen, der sich dafür tatsächlich interessiert, und müsse nun alles auf einmal aufholen.

An dem Abend, an dem Allegra berauscht auftaucht, nutzt sie den Monolog als Gelegenheit, um sich gemütlich zurückzulehnen, breit grinsend berieseln zu lassen und an unpassenden Stellen zu kichern. Als die Magistra geendet hat, teilt die Kappadozianerin ihre Gedanken mit. "Komet-οὖλος. Das langhaarige Nesselinsekt? Uh bäh, das klingt häßlich, will ich nich sprechen morgen. Oder das langhaarige Kornbündel? Würde ich schon eher sprechen wollen, Pflanzen sollen ja besser wachsen wenn man mit ihnen spricht. Hab da ja auch ein paar Pflanzen. Muss ich mit denen mal ausprobieren, würde es ganz doll gut finden wenn die besser wachsen würden." Sie verfällt in schallendes Gelächter, als hätte sie gerade etwas ungemein komisches gesagt, und kichert immer wieder albern als sie an den Satz zurückdenkt.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Giada runzelte die Stirn und sie spannte sich an. Es war als würde ein Gewitter sich zusammen brauen, so wie die Miene der Magistra sich verfinsterte. Man konnte den Zorn sehen, der in ihren dunkelbraunen Augen auf einmal aufblitzte - als wäre er eigentlich immer dort gewesen wie ein Stück abkühlende Glut, das nun auf einmal aufs Neue angefacht wurde.

“Kometiolos”, fuhrt sie Allegra an, “Ahn des Clans von Saulot.” Und dann hob sie ihre Hand, um Allegra mit dem Mittel- und Zeigefinger vor die Brust zu stoßen. Das hatte eine beachtliche, wütende Wucht und Kraft dafür, dass es eigentlich nur eine einfache Geste war.
“Ihr seid berauscht!”, beschuldigte sie Allegra.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Normalerweise sollte ein so zartes Persönchen wie Allegra ins Taumeln kommen, wenn sie einen so harten Stoß erfährt, aber die Magisterin fühlt mehr den Widerstand, als wenn sie versuchen würde ein leichtes Pferd zu schubsen. Hinter ihrer Fassade der Schwäche und Verletzlichkeit versteckt die Kappadozianerin ein Raubtier, das zumindest körperlich nichts so leicht umhaut.

Und normalerweise sollte Allegra zumindest gereizt reagieren, wenn man versucht sie so rumzuschubsen, wenn Giada an ihre Experimente damit denkt nach Allegras Locken zu greifen, aber da ist... nichts. Keine Gereiztheit, keine Umlenkung ihrer bestialen Wut in genußvolle Unterwerfung, sie reagiert einfach gar nicht darauf. Hatte die Magisterin auf die Genugtuung gehofft, die Kappadozianerin aus der Reserve zu locken?

Stattdessen grinst sie Giada weiter breit an, ehe sie gespielt auf den Rücken fällt, mädchenhaft kichernd als wäre das ganze ein albernes Spiel. "Naja, ein bißchen berauscht schon" lacht sie, während sie den rechten Arm hochreckt in der Erwartung, dass Giada ihr aufhelfen werde. Sie blickt sie dabei von unten an, mit einem versonnen Blick und einem freundlichen Lächeln als ob sie die ganze Welt umarmen wolle.

"Wohlwerte Giada, habe ich dir eigentlich schon gesagt dass ich dich ganz doll lieb habe?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für Giada war es als würde die Zeit auf einmal zähflüssig langsamer laufen. Allegra fiel, sie sprach, sie lachte. Doch sie war gefallen. Sie lag auf ihrem Rücken, sie hätte ebensogut sogleich ihre Kehle darbieten können.
In gewisser Weise tat sie das sogar, denn ein berauschter Geist war schwach. Wehrlos. Giadas Verstand begriff all dies in berechnender Klarheit. Das Ziehen und Locken des Neumondes tat noch einiges dazu. Sie konnte spüren, wie die Schwärze in ihrer Macht in der Welt anschwoll, wie es dicht unter der rissigen Oberfläche der Wirklichkeit, dieser brüchigen Tünche aus Farben und Licht, brodelte.

Giada lächelte. Sie trat näher an Allegra heran. Sie sah herab auf sie und sie griff nach der emporgereckten Hand und dem Arm daran. Doch sie zog Allegra nicht in die Höhe. Stattdessen sank sie neben dieser auf ein Knie herunter. So sah sie auf ihre Beute, auf ihr Opfer, auf die junge Kappadozianerin herab.

“Und ich dich”, sagte sie ihr. “Denn ich denke, heute Nacht wird es dennoch Lehren geben.”
Giadas Blick hatte eine merkwürdige Intensität. Ihre Worte schienen sich direkt in den berauschten Geist Allegras schreiben zu wollen als wäre dieser nichts als eines der Wachstäfelchen, mit denen sie diesen Unterricht bestritten.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra reagiert keinesfalls mit Besorgnis auf Giadas unerwartete Reaktion - stattdessen grinst sie weiterhin, fröhlich, bumsfidel und einfach grundzufrieden.

"Das freut mich, wohlwerte Giada. Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich ganz doll lieb habe?"

Ihre Knöchel schließen sich fester um Giadas Hand.

"Ivain wäre sicher froh, mich jetzt zu erblicken, auch so fern meiner Heimat - die εὐδαιμονία, ich kann sie mit bloßen Händen ergreifen. Näher hätte ich dem Glück nicht kommen können. Wie ergeht es dir, wohlwerte Giada? Fühlst du dich glücklich?"
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Die Magistra erwiderte dieses Lächeln ebenso wie sie den Griff erwiderte. Doch ihr Lächeln war zerbrochen und der Griff so fest als wollte sie Allegra nie wieder loslassen.
“Alles Glück ist flüchtig”, sagte sie. Und dann beugte sie sich noch ein wenig herunter wie um verschwörerisch zu flüstern. “Ich habe gelernt, das größte Glück in der langen Vorfreude zu finden. Das eine, glühende Auskosten des glühenden Triumphs, das ist nur das Ende.”

“Und ich glaube.. Ich weiß, Allegra, dass ich dir heute eine Lehre schenken kann. Und du kannst mir ein Stück zu meinem Glück schenken.” Das Lächeln Giadas konnte nicht harmlos wirken. Es hatte immer eine etwas grausame, eine herrische Note. “Darum schenke mir deine Aufmerksamkeit. Darum sieh mich an und höre mir zu*. Ich will dir einiges verraten.” Und so, wie Giada dies sagte, klang es als spräche sie von den köstlichsten Dingen, von dem kultiviertesten, lang gepflegten Geschmack. Ihre Worte hatten eine pulsierende, schon zwingende Kadenz, die darauf hinaus steuern wollte, das man ihnen folgte, unbedingt folgen wollte.


Beherrschung 1 (Befehl): 9, 8, 7, 6, 5, 3, 3, 2
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Allegra Aldighieri
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allmählich dämmert selbst Allegra in ihrem berauschten Köpfchen, dass etwas nicht stimmt, als sich der Griff festigt und Giada ihr Heifischlächeln zeigt. Ein Anflug von Panik liegt sich in ihren Augen, ihre Hand bäumt sich auf, und die Bestie nähert sich ihrer Oberfläche... Aber es wirkt irgendwie träger als das letzte Mal, als Giada die Kappadozianerin hilflos hatte.

Allegras Mund öffnet sich leicht - und schließt sich wieder wortlos, als ihr befohlen wird zuzuhören, fast wie bei einem Fisch. Ihr Blick wandelt sich von panisch zu hingabevoll, als sie tief in Giadas Augen blickt. So als wäre sie eine willige Partnerin, die sich der Magisterin nicht nur einfach beugt, sondern aktiv unterwirft, geistig wie auch körperlich, und ihre eigene Unterwerfung lustvoll genießt und auskostet.
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Giada Salvaza Rossi
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Re: [1081] Griechischer Wein ist so wie das Blut der Herde, komm schenk dir ein [Allegra, Giada]

Beitrag von Giada Salvaza Rossi »

Für einen kostbaren, genüsslichen Augenblick sah Giada auf ihr Opfer herunter. Momente wie dieser waren zeitlos, jeder für sich einzigartig. Der Augenblick der Erkenntnis entfaltete sich so wie ein Tropfen Blut sich in klarem Wasser entfaltet. Widerstand konnte danach folgen, der Druck des Kräftemessens und danach - Unterwerfung. Oh, wie sie diese Momente liebte und in diesem Augenblick auch Allegra selbst. Sie strich ihr über die Wange und dann etwas tiefer, über die Kehle. Sie kostete diesen Moment aus, schenkte ihn sich und der anderen gleichermaßen.

Doch dann musste sie zurückkehren in die grauen Pflichten der Nächte, der Mächte und der Mächtigen. Ihre Hand ließ sie auf Allegras Kehle ruhen, als sie sprach:

“Genua ist unser beider Heimat geworden, Allegra”, sagte sie leise. “Hier können wir wachsen und gedeihen, wo wir anderswo nur erdrückt verkümmern müssten. Hier können wir lernen und uns entfalten, wo wir anderswo nur flüchten oder um unser nacktes Überleben kämpfen müssten.”
Ihre Berührung an Allegras Kehle war bislang nur sacht gewesen, doch nun legte sie ihre Hand darüber.
“Doch hier tobt ein Kriegt.” Mit der Feststellung verhärtete sich dieser Griff kurz, doch dann löste sie ihn wieder auf. Giada konnte lächeln, auch wenn dies selten war und noch seltener schön. Dieses Lächeln besaß eine Traurigkeit, eine Trauer, die viel tiefer ging als die eigentlich einfachen Worte, die sie gesprochen hatte. Wie lange kämpfte sie diesen Krieg schon? Wie viele Opfer hatte er ihr abverlangt?

“Die Feinde lauern bereits um Genua her, in Savona, in Pavia, in Brescia und in vielen weiteren Domänen. Die Feinde stammen aus dem Norden und sie sind gelenkt von Hardestadts Hand. Es sind die Tedesci, die Deutschen. Sie kommen mit Gewalt und Mord. Sie versprechen Macht und Herrschaft, doch das hält nicht für lange. Es endet in Entmachtung und allzu oft in Vernichtung.”

Langsam neigte sich Giada näher zu Allegra, so dass sie ihre Stimme weiter und weiter senken konnte. Es war ein eindringliches Flüstern, doch darin lag so viel mehr: Das Versprechen von Bündnis zwischen ihr und Allegra, der Klang der Macht in der Stimme der Magistra, die wunderschöne Hoffnung auf Genua als einem sicheren Hafen in einer sturmumkämpften See.

“Du, kluge Allegra, sprichst mit so vielen. Dein Lächeln entwaffnet sie, wo meines ihnen wie blank gezogene Klingen erscheint.” Und es war tatsächlich so als zeichneten Giadas Worte das Bild einer blank gezogenen Klinge. Mit den nächsten glitt ein Wetzstein über die Schärfe ihrer Schneide: “Deine Leichtigkeit trägt dich durch die Reihen, wo mein schwerer Tritt sie alle nur fester stehen lassen will.” Und wieder ein Zug des Wetzsteins über dem Eisen: “Du sollst Auge und Ohr für mich werden.”

“Wenn du ihre Reden hörst, dann lausche gut.” Erneut, Wetzstein über Eisen, wie um jede Unebenheit auszumerzen.

“Und wenn du auch nur den Hauch von Verrat an Genua hörst, auch nur den Hauch von Hinwendung zu den Tedesci, dann berichte mir davon.*” In diesen Worten lag eine Gewalt, die sich in den Verstand einschleifen wollte. Wie der Wetzstein über der Klinge, so dass es keinen Widerstand gab oder eben musste, bis alles glatt, perfekt und scharf in die Richtung wies, die Giada vorgab.


*Beherrschung 2 (Unterwerfung): 9 3 8 1 8 2 10 6


Gesamt: Manipulation + Führungsqualitäten zum Überzeugen, Auffordern, Mitreißen: 3 3 3 4 8 8 2 2 (bitte selbst entscheiden, wie Allegra das aufnimmt - der Wurf dient nur einer groben Einschätzung)
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