[1083] Auf der Suche nach Zerstreuung [Liviu, Vincente]

[Vincente Carlos]

Vincente hatte im Jungfernhof Anweisungen hinterlassen, die er großzügig mit ein paar Münzen untermauert hatte. Liviu hatte er mit ein paar Worten knapp beschrieben, damit es zu keinen Verwechslungen kommen würde, seinen Namen hatte er jedoch nicht verraten. Sobald sich besagter junger Mann bei der Hausdame nach ihm erkundigte, sollte man ihn zu ihm bringen. Er selbst würde es sich derweil in einem der hinteren Zimmer gemütlich machen und warten.

Die Hausdame hatte ihren Mädchen entsprechende Anweisungen gegeben. Vincente hatte angedeutet, dass sein Freund keine gute Nacht gehabt hätte und wahrscheinlich recht gestresst hier erscheinen würde. Es handelte sich dabei um die üblichen Sorgen eines Mannes: Geschäfte, Rivalen, eine wütende Ehefrau oder Geliebte … Die Mädchen kannten dies doch sicher zur Genüge.

Vincente vermutete, dass sein Freund nicht oft fleischliche Genüsse suchte und vielleicht ein bisschen schüchtern war. Ja, er war ein kluger Kopf, aber wenn man immer über Büchern brütete, da vergaß man doch sicher schnell, dass, wenn man nur einmal nach oben blicken würde, man ein paar herrliche Brüste zu sehen bekäme. Daher sollte das Mädchen, dass Liviu zu Vincente brachte, sich etwas keusch und sittsam geben, ohne ihre Reize zu verstecken. Sie sollte mit ihm spielen, ihn verführen, ohne vulgär zu sein. Wenn sie es schaffte ihm die Röte in die Wangen zu treiben, ohne dass er die Flucht ergriff, so würde es einen Bonus geben...

[Liviu Cosma]

Liviu erschien am Jungfernhof und wie verabredet meldet er sich kurz bei der Hausdame. Diese schien schon auf ihn gewartet zu haben. Sie stellte ihn erst einmal ein paar ihrer Frauen vor, damit die Richtig ihn zu dem anderen Herrn bringen könnte.

Dennoch hatten die Gespräche mit den Wachen des Bischofes seine Geduld schon genügend strapaziert. Seine Wahl fiel auf eine ehr etwas schüchterne Frau, anmutig und schlank mit ehr blassen Haut mit einem harmonischen und Wohlproportionierten Körper damit die Hausdame ihn endlich in Ruhe ließ.

Er gab ihr ein großzüges Trinkgeld (1R2), damit sie dem anderen Herrn eine Nachricht übermittelt und ihn doch erst einmal das Haus in aller Ruhe zeigen würde. Zusammen verließen sie den Begrüßung Bereich und mal sehen, wo und wie er sich am unauffälligsten wieder verabschieden könnte.

[Vincente Carlos]

Das Innere des Gebäudes war so vielschichtig wie seine Fassade schlicht erscheinen mochte. Schließlich war Werbung nicht nötig, wenn man einen guten Ruf hatte. Die Räume an sich waren früher einmal größer gewesen, offenbar hatte es Umbauten gegeben, um diese nun den Bedürfnissen der Bewohner und ihrer Gäste anzupassen.

Es war leicht sich in den Gängen und Zimmern zu verirren und nie wieder hinauszufinden – zumal das die meisten Gäste vielleicht auch gar nicht wollten. Und die Mädchen würden ihre Gäste nicht gehen lassen, solange sich noch ein paar Münzen in ihren Taschen finden mochten.

Das Etablissement war eines der saubereren der Stadt, dennoch konnte der Duft von Seife und Lavendel- und Rosensäckchen den von Samen und Pisse nicht ganz überdecken. Schließlich stahl sich der Geruch der Stadt durch die Fenster hinein wie Fliegen, die einen Kadaver entdeckt hatten. Menschen mochte es nicht all zu sehr auffallen und als Kainit sollte man generell in der Stadt seine Sinne nicht allzu scharf stellen.

Die junge Frau legte geschickt ihre Arm um den von Liviu und führte ihn so durch das Haus. Sie kamen an einer Unmenge an Zimmern vorbei. Bei manchen waren die soliden Türen fest verschlossen, bei manchen nur angelehnt oder schlicht weg offen. Manche Zimmer hatten gar keine Türen, sondern waren nur durch dünne Stoffe abgetrennt. Selbst ein Blinder hätte hinter diesen noch die Schattenumrisse der Mädchen erkennen können, oder die der Freier und was sie mit einander taten. Und dann war da der Teppich aus Geräuschen. Leise Gespräche, Lachen, und das Grunzen und Stöhnen von Liebenden.

Livius Begleitung achtete, wie man es ihr aufgetragen hatte, auf seine Reaktionen, als sie ihn durch das Gebäude führte. Zeigte er überhaupt bei den Versuchungen und möglichen Vergnüglichkeiten eine Anbahnung von Lust oder Interesse?

Schließlich gelangten sie zu einer Tür, hinter der dröhnendes Gelächter erklang, begleitet von leisem Gekicher. Vincente schien sich seine Zeit angenehm zu vertreiben.

[Liviu Cosma]

Man gab sich sehr viel Mühe eine ordentlich Eindruck zu hinterlassen und versuchte geschickt durch den Duft von Lavendel und Rose für etwas Entspannung für die Nase zu erzeugen. Liviu ließ sich alles zeigen und dennoch war ihm die Anatomie eines Menschen nichts neues.

Die junge Frau war sehr charmant und sehr bemüht ihn alles zu präsentieren. Bei der ein oder anderen Frau schien er mal einen zweiten Blick zu riskieren, aber ein wirkliches Interesse flammte nicht auf. Oft gab es ein kurzes Moment, in dem ihm die Atmosphäre ein leichtes Lächeln entlockte, doch dieses verschwand wieder sehr schnell, wenn diese durch die Geräuschen von nebenan barbarisch zerstört wurden.

Als sie ihn vor die letzte Tür brachte, verabschiedete er sich sehr charmant bei ihr und bat sie seine Nachricht auszurichten. Er müsste leider gehen und bedankt sich bei dem anderen Herrn für seine Hilfe. Dann löste er sich aus ihren Armen und ging in Richtung des Ausganges.

[Vincente Carlos]

Zusammenfassung: Liviu und Vincente verabreden sich zu einem Treffen im Theater von Adamo. Nach einer kurzen Gesangseinlage von Vincente wird die Unterredung jedoch schnell gestört – Die Gardisten des Bischofs sind in Begleitung eines Geistlichen erschienen und wollen wissen, was im geschlossenen Theater vor sich geht. Während Liviu die Menschen mit höflichem Gespräch hinhält, gelingt es den Theaterangestellten und Vincente durch eine geheime Hintertür zu flüchten. Vincente hat mit seinem Kamerad verabredet, dass er im Bordell auf ihn warten würde. Sollte er nicht eintreffen oder Nachricht schicken, so würde er beim Hüter Hilfe suchen, damit die Stille gewahrt blieb. Liviu erscheint schließlich und lässt ausrichten, dass es ihm gut geht und sie sich ein andern mal wieder treffen würden.