[Brief] Eine Nachricht für Ilario [Allegra, Ilario]

[Allegra Aldighieri]

Mariam erhält einen Brief ausgehändigt, mit Allegras mündlicher Anmerkung es sei dringlich.
Die Rechtschreibung des Briefes ist ebenso sauber und tadellos wie das Schriftbild, mit einer femininen Verspieltheit.

Verehrter Ilario Contarini, Blutvogt und Hüter von Genua, Ancilla des Clans der Schatten,

sicherlich ist Euch nicht die Aufregung in Votori entgangen. Ich habe einen Mittelsmann diskret nachforschen lassen, und der hat ausdrücklich bestätigt, was wir vermutlich alle in der Stadt vermutet haben: Es war der wohlwerte Liviu Cosma, der da ans Tageslicht gezerrt und als Kainit offenbart wurde.

Im Ort herrscht immer noch helle Aufregung. Die Bischofsgarde hat das Heilerhaus auf den Kopf gestellt und alles mitgenommen, was für sie von Interesse war: Bücher, Apparaturen, und sicher auch Schriftstücke, die Rückschlüsse auf andere Kainiten erlauben, mit denen der wohlwerte Liviu in Kontakt stand.
Jeder, der mit dem wohlwerten Liviu Korrespondenz ausgetauscht hat, muss davon ausgehen dass jedes niedergeschriebene Wort ab sofort auch dem Sondergesandten und seinen Leuten bekannt ist, und sollte entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen, zum Selbstschutz wie auch zum Schutz unserer ganzen Art.
Mit Eurer Erlaubnis würde ich gerne einen entsprechenden Aushang im Elysium anbringen - aber vielleicht wollt Ihr ihn auch lieber selbst unterzeichnen, damit er auch wirklich ernst genommen und nicht bloß als Gewäsch einer Neugeborenen und Gästin abgetan wird.

Akut drängender ist, dass sich immer noch ein Blutsdiener Livius im Heilerhaus aufhält. Die Bischofsgarde hat ihn bisher nicht mitgenommen - vielleicht haben sie seine wahre Natur nicht erkannt, vielleicht dient er aber auch ganz bewusst als Köder.
So weit mein Mittelsmann aus der Entfernung erkennen konnte, befindet der Blutsdiener sich durch den Tod seines Domitors in einem emotionalen Ausnahmezustand und könnte sich zu unüberlegten Handlungen und Äußerungen hinreißen lassen.
Je nachdem, wie alt der Blutsdiener schon war, dürfte er auch bald schlagartig altern und damit die Stille in Votori noch mehr erschüttern.
Mein Mittelsmann konnte leider nicht näher heran kommen und selbst mit dem Blutsdiener sprechen.
Weder ich selbst noch meine Blutsdiener sind dazu imstande, nach Votori zu reisen, unauffällig in das Heilerhaus einzudringen und uns ebenso unauffällig dem Blutsdiener anzunehmen. Bereits eine Zuflucht zu finden ist eine Herausforderung, mit dem nun höchst unsicheren Heilerhaus und mit dem Mißtrauen, das die Votorer jeder durch die Nacht wandelnden bleichen Gestalt entgegenbringen.

Mit besorgten Grüßen,

Allegra Aldighieri, Neugeborene des Hauses Kappadozius

[Ilario]

Wenn sie das nächtste Mal das Elysium betrat wurde Allegra ein Antwortschreiben übergeben.
Auf neuwertigem Pergament stand in dunkler Tinte in gestochen scharfen, schnörkellosen Lettern:

"Werte Allegra Aldighieri, aus dem Hause Kappadozius,

seid bedankt für die Bestätigung von Livius Ableben und auch für die Übermittlung eurer weiteren Erkenntnisse. Ob nun Zufall oder Tüchtigkeit, so mancher Liktor könnte sich von euch etwas abschauen. Euer Dienst wird nicht vergessen werden.
Verfasst gerne euer Schreiben und hängt es aus, ich werde ein ergänzendes verfassen. Niemand soll diese Warnung in den Wind schlagen.

Der Bischofsgarde wird Sorge getragen, die Anwesenheit des Sondergesandten sollte uns allerdings alle zu Vorsicht gemahnen.
Möchtet ihr euch trotz eurer Bedenken um den Blutdiener in Votori kümmern? Vielleicht über sterbliche Mittelsmänner ohne direkte Verbindung zu euch? Finanzielle Mittel würden euch zur Verfügung gestellt.

Pax noctis,

Ilario Contarini, Blutvogt und Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege, Wandler auf der Via Regalis, Ancilla im Blut der Schatten,
Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten,
Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten."

[Allegra Aldighieri]

Verehrter Ilario Contarini, Blutvogt und Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege, Wandler auf der Via Regalis, Ancilla im Blut der Schatten,
Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten,
Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten

ich danke Euch für Eure lobenden Worte, die ich als bloße geduldete Gästin kaum verdiene, noch mehr aber für eure Erlaubnis, die Warnung zu verbreiten um den angerichteten Schaden bestmöglich zu begrenzen.

Auch ich habe großes Interesse daran, den Blutsdiener aus dem Zugriffsbereich des Sondergesandten zu entfernen, und würde mich daran persönlich beteiligen.
Die finanziellen Mittel sind nicht das Hindernis für mich - als reiche Händlerin bin ich in dieser Hinsicht glücklicherweise reichlich gesegnet. Auch meine Fähigkeiten, ungesehen Orte zu betreten an denen ich mich nicht aufhalten dürfte und ebenso ungesehen diese zu verlassen, sind sehr viel besser als man gemeinhin denken würde, wenn man mich in meinem vollen farbenprächtigen Ornat sieht.

Drängender sind drei Probleme:
1.) Zuflucht: Das Heilerhaus ist verbrannt und bis auf weiteres einer der unsichersten Orte für unsere Art in der gesamten Domäne. Auch mein sterblicher Kontakt in Votori, der in ruhigeren Zeiten eine kurzfristige Zuflucht geboten hätte, ist von der Hysterie wider die Kainiten angesteckt und nicht länger geeignet.
Wir wären hier auf Zuflucht in der nahegelegenen Wildnis angewiesen, um ohne lange Anreisewege zuschlagen zu können - vielleicht durch den werten Arash, den werten Harl, oder möglicherweise auch durch die werte Agnellina die sich meines Wissens nach ebenfalls sehr für Votori interessiert hat.
2.) Köder: Ich habe immer noch ein ungutes Gefühl dabei, wie die Bischofsgarde den Blutsdiener ganz offen im Heilerhaus verbleiben lässt, im Gegensatz zu ihrem Modus Operandus mit Adamos Blutsdienerin beim Theater. Es riecht sehr offensichtlich nach Falle.
Liktoren sollten bereitstehen, um mich im Bedarfsfall herauszuschlagen und meine Flucht zu decken. Diese Maßnahme wäre der Stille kaum zuträglich, aber immer noch das geringere Übel verglichen mit einem redefreudigen und/oder plötzlich alternden Ghoul.
3.) Das endgültige Schicksal des Blutsdieners: Es wäre für unsere Art sicherlich nützlicher, den Blutsdiener mitzunehmen wie er ist, durch Beigabe von Vitae vom Altern abzuhalten und dann herauszufinden, was er über seinen Herrn und dessen Aktivitäten in Votori weiß. In Verbindung mit #2 bleibt uns aber möglicherweise nicht dieser Luxus. Falls die Befreiung zu einem blutigen Rückzugsgefecht gerät, hätte ich gerne die Erlaubnis, den Blutsdiener zu töten ehe er in den Händen des Sondergesandten verbleibt.

Allegra Aldighieri, Neugeborene des Clans des Todes,
Kind von Ivain du Amiens, Neugeborener des Clan des Todes,
Enkelin von Tamerans du Brocéliande, Ahn des Clan des Todes und Hüter der Gebeine des Riesen Unsveill

[Ilario]

"Werte Allegra Aldighieri, Neugeborene des Clans des Todes,
Kind von Ivain du Amiens, Neugeborener des Clan des Todes,
Enkelin von Tamerans du Brocéliande, Ahn des Clan des Todes und Hüter der Gebeine des Riesen Unsveill,

wenn ihr besagten Blutdiener diskret in eure Obhut überführt wird man euch dies nicht vergessen, ich werde dies nicht vergessen. Euer Engagement wird Früchte tragen.

Zum Problem mit der ortsnahem Zuflucht am Operationsgebiet habt ihr schon richtig erkannt wer eure geeigneten Ansprechpartner wären. Wenn möglich arbeitet hier zusammen.

Zum Decken einer potenziellen Flucht eurerseits, zieht gern den Liktor Tankred hinzu. Er genießt mein Vertrauen in dieser Sache und gilt als sehr bedacht auf die Stille. Er wird seiner Pflicht als Liktor sicherlich gerne nachkommen und sich auch über eure Initiative freuen.
Sollte der Blutdiener Livius getötet werden müssen so habt ihr vor Ort freie Hand. Der Mann ist eine Gefahr für die Stille, ihr braucht meine Erlaubnis nicht. Tut was getan werden muss.

Pax noctis,

Ilario Contarini, Blutvogt und Hüter der genuesischen Elysien, Zeichner der Wege, Wandler auf der Via Regalis, Ancilla im Blut der Schatten,
Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig,
Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten,
Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten"