[1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

[Dezember '23]
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Alarice de Clermont
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[1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Der Frühling kündigte sich an, und Alarice bemerkte dies an den blühenden Blumen, die die Wiesen in bunten Farben schmückten. Leichtfüßig überquerte sie die Wiese, auf dem Weg zur Küste. Diesmal hatte sie vor, hinunter zum Strand zu gehen. Ihr Verlangen, das Wasser zu spüren und das Rauschen aus nächster Nähe zu erleben, war groß geworden. Der Weg war nun nicht mehr glitschig, und so wagte sie sich an den Abstieg. Der Küstenabschnitt in der Nähe des Dorfes Vittori faszinierte sie besonders, auch wenn sie darauf achtete, dem Dorf selbst nicht zu nahe zu kommen.

Sie suchte nach einer geeigneten Stelle, fand schließlich einen Abstiegspfad und kletterte behutsam hinunter. Es dauerte nicht lange, bis ihre Füße den Sand berührten. Dort angekommen zog sie ihre Schuhe aus und genoss das warme, kühlende Gefühl des Sands unter ihren Füßen. Es war ein Genuss, der sie enger mit der Natur verband. Mit einem langsamen Blick um sich herum erkannte sie, dass der Raum zwischen Klippen und Meer begrenzt war, dennoch ausreichend, um am Strand entlang zu wandern. Alarice schlenderte in eine Richtung und hob hin und wieder Gegenstände aus dem Sand, um sie genauer zu betrachten. Muscheln und andere Meeresbewohner gab es hier reichlich, angespült von den Wellen. Unweigerlich fragte sie sich, woher all dies ursprünglich stammte.
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Harl
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Harl »

Harl hatte keine auch nur annähernd so romantischen Gedanken wie den Genuss der Nähe zur Natur. Doch er kannte das Gefühl von Sand unter seinen Füßen und das war für gewöhnlich besser als das von scharfen Steinen und Fels. Votoris Strand mit seinen Fischerbooten und den zum Trocknen aufgespannten Netzen war freundlicher als viele andere. Sein Meer war es dafür nicht: Es schlitzte mit scharfen Felsen jeden Boots- und Schiffsrumpf auf, der zu tief im Wasser lag und dessen Steuermann nicht wusste, was er tat.

Er selbst scherte sich eher selten um diese Schwierigkeiten von Riffen, Sandbänken und Felsen. Doch in dieser Nacht würde er genau das tun, denn er brauchte ein Boot und hier war ein Strand voll damit. Er kroch zwischen zweien an Land, die auf den Strand hinaufgezogen und umgedreht worden waren, mit umgelegten Masten und halb geteertem Rumpf. Reparaturen, die die Fischer wohl im Winter machten - schlecht für ihn. Er ließ seine Hand über mal diesen und mal den anderen Schiffsrumpf wandern. Nein, die Boote waren nicht zu gebrauchen. Er brauchte eines, das jetzt fahren konnte.

Was er jedoch zwischen ein paar Pfählen, auf denen Netze zum Flicken aufgespannt waren, fand, war ein eingerissenes Stück Segeltuch. Es war an einem Ende teerverschmiert und am anderen verkrustet von Sand und Seesalz, doch es war besser als gar nichts bis sich etwas besseres finden ließ. Gerade, als er sich das Tuch um die Hüften schlang, bemerkte er die dunkle Gestalt, die im Sand saß. Vielleicht im selben Augenblick, in dem sie ihn bemerken könnte, während er immer noch damit beschäftigt war, das Tuch irgendwie zu verknoten. Es war zu steif für einen Knoten und zu schwer, um es geschickt zu winden und nichts daran wollte sonderlich gut halten.
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)

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Alarice de Clermont
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Alarice ließ sich nach einer Weile am Strand nieder und verfolgte den hypnotischen Tanz der Wellen. Hier unten, in der Nähe der Fischerboote und ungewöhnlichen Gerätschaften, die ihr fremd waren, konnte sie einen Blick auf das lokale Treiben erhaschen. Plötzlich fiel ihr am Rande ihres Blickfeldes eine Bewegung auf, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf eine Gestalt, die aus dem Wasser kroch, um festen Boden zu erreichen. Anfangs dachte sie, es sei ein Tier, aber die fließenden Bewegungen und der Versuch, sich mit einem Segeltuch zu bedecken, deuteten auf etwas anderes hin. Alarice beobachtete mit hochgezogener Augenbraue. Wer oder was war das? So seltsames Verhalten hatte sie noch nie gesehen. Sie blieb ruhig sitzen und verfolgte die Szene aufmerksam, bereit, nicht durch unüberlegte Bewegungen die Flucht des Unbekannten zu provozieren.
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Harl
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Harl »

Es hielt genau gar nicht und Harl war auf dem besten Wege, es einfach sein zu lassen. Er brauchte keine Hosen. Andere dachten, dass er besser welche trüge. Und nachts war hier ohnehin niem—
Da war doch jemand. Er hielt in der Bewegung inne, das Tuch noch in den Händen. Für einen Moment stand er still, lauschend, im Wind riechend.

Wellen, Wind, Taue und Schnüre der Segelschiffe rieben leise über Holz, Sand, aneinander. Salz, Seetang und Wasser, der etwas schärfere Geruch von verrottenden Algen, Resten von Fischinnereien im Sand, die salzige Verwesung einer toten Qualle über Kies und Felsen. Teer, nasses Holz, entfernt und fein der Geruch von Holzfeuern vom Dorf her, unterlegt mit diesem Gestank von Erde, Urin und Fäkalien, den es überall gab, wo Menschen und Vieh miteinander wohnten.

Doch sonst? Wenig. Vielleicht zu wenig. Er wog ab, zu fliehen. Falle, vielleicht? Es war Krieg und hier war die Grenze, die umkämpft wurde. Hier waren auch die Männer des Sondergesandten, die einen anderen ans Licht gezerrt und unter der Sonne verbrannt hatten.
Doch vielleicht irrte er sich auch. Vielleicht war es nur …Mensch. Es roch nicht… . Vielleicht nicht…? Der Wind kam eher von der See her, trug nichts zuverlässig mit sich.

Er ging auf die Gestalt zu, mit dem Tuch immerhin in der einen Hand. Ließ die Geräusche wieder dumpfer werden, blasser, doch die Gerüche blieben. Er suchte nach dieser Note von Schweiß, von warmer Haut, ungewaschenem Haar, Essen oder dem letzten Getränk, irgend etwas. In der Dunkelheit war er kaum mehr als ein Schemen in der Nacht und bei Licht hätte er wohl auch merkwürdig ausgesehen, witternd und vorsichtig.

Doch er trieb sich schon lang genug an Stränden wie diesem herum. Mehr Jahre als er zählen konnte. Zugegebenermaßen konnte er nicht sehr weit zählen, doch es waren viele.
Also beugte er seine Gestalt auch etwas, streckte die freie Hand aus wie ein Bettler und gab sich eben wie einer. Das reichte für die meisten Menschen.
“Santa Nicola erbarmt sich…”, raunte er. Seine Stimme wollte noch nicht recht funktionieren, etwas hing ihm quer in der Kehle, Wasser und Grundschlamm. Er hustete und spuckte Seewasser zur Seite aus und machte einen zweiten Versuch, den Schutzheiligen der Fischer und Seeleute anzurufen. “...der heilige Nikolaus erbarmt sich der Armen… .”

Es war eine magere Maskerade, doch es traf für gewöhnlich genau das, was die Menschen in ihm sahen, wenn sie ihn zwischen ihren Booten und Netzen sahen. Und das war selten genug der Fall.

Spoiler!
Lauschen und Riechen: Wahrnehmung + Aufmerksamkeit (erleichtert durch Auspex): 3 6 8 2 6 10 2 2 -> 4 Erfolge
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Alarice de Clermont
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Alarice war fasziniert von dem Fremden. Erst wollte er sich das Segeltuch umbinden, als dies nicht funktionierte, behielt er das Segeltuch in der Hand ohne etwas zu bedecklen. Dann schien er sie zu bemerken. Er hielt inne und einige Momente tat sich nichts. Alarice rührte sich genauso wenig und wartete ab.

Nun bewegte sich die Gestalt auf sie zu in ihrer ganzen Blöße. Alarice Augenbraue blieb nun oben. Gut das sie durch ihr Unleben nicht mehr rot werden konnte. Sonst wäre sie es geworden. Dennoch nutzte sie die Gelegenheit, denn sowas bot sich ihr selten. Bisher konnte sie nur mal hier und da einen kurzen Seitenblick auf das Geschlecht des Mannes werfen. Hier und Jetzt wurde es in aller Pracht präsentiert. Alarice hatte eher von den Gesprächen der Männer gedacht es wäre mehr... fest, aber das wackelte ganz schön hin und her. Damit gaben Männer echt an? Sie konnte daran nichts großartiges feststellen. Frauen machten das ja auch nicht.

Nun kam er näher und wollte scheinbar Geld von ihr haben. Alarice blickte nun dem Mann ins Gesicht. Was nicht unbedingt das schönste war, und antwortete: "Nun, werter Herr, ich kann euch gerne mein Unterhemd geben, das scheint ihr nötiger zu haben als irgendwelche Geldstücke." Alarice hatte sich entschieden höflich zu bleiben, hier wusste sie nicht, wen sie traf.
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Harl
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Harl »

“...danke, Herrin, danke…”, murmelte Harl einfach in lange ausgeübter Gewohnheit. Er sah nicht klar genug, um sie zu erkennen. Ihr klang war nicht vertraut. Ihr Geruch… sie hatte kaum einen. Erde. Wald. Leder. Es war das, was fehlte, das ihn vorsichtig machte.

Er duckte sich ein Stück weit aber er nickte zu ihrem Angebot und hielt einfach die Hand weiter geöffnet. Und zugleich ließ er seine Sinne tiefer dringen. Wer war sie? Was war sie…? Sein Atem wurde schneller, flacher.

Spoiler!
Seelenschau: 7 5 10 8 6 10 5 - 3 Erfolge gegen 8
…geschieht mit der Zeit, langsam
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Alarice erhob sich behutsam und trat einige Schritte entfernt, um ihre Rüstung abzulegen und darunter ihr Unterhemd auszuziehen. Nachdem sie die Rüstung wieder angelegt hatte, schüttelte sie sich kurz, offenbar aufgrund des ungewohnten Gefühls.

Sie wandte sich dem Mann vor sich zu und reichte ihm das Hemd. "Das ist das mindeste, was ich für euch tun kann. Braucht ihr Hilfe beim Ankleiden?" Ihre Stimme war freundlich und ihre Augen suchten den Blickkontakt.

Der Mann schien seltsam angespannt, denn sein Atem ging schneller als üblich. Alarice fragte sich, ob er sie gerade roch. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr Geruch so deutlich wahrnehmbar war. Konnte er sie nicht wirklich sehen?
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Harl
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Harl »

Die Gerüche blühten auf. Rüstung, Lederfett, Rost von Nieten und Beschlägen, Wolle und Leinen und …nichts. Kalte Haut.
Sie hielt ihm das Hemd entgegen und er roch daran, ließ einmal die Hand darüber gleiten. Kalt. Die Konturen einer Frau, die sich auszog, kümmerte ihn wenig. Hatte ihn damals mehr interessiert, als es noch bessere Dinge gab als Blut. Doch heute? Er roch.
Erde, Staub, Sand. Fein und fern der Geruch von Blut, von Beute.

Und doch… Die Gerüche blühten wie Wolken von solchem Blut im Wasser, mischten sich, bis daraus neues entstand, weit hinter der oberflächlichen Wahrnehmung. Süßer, frischer. Ein Hauch von Wärme, Harl kannte die Muster, auch wenn sie selten waren. Er kannte auch die ferne Blässe, mit der sie alle überdeckt waren, wie ausgeblichen, schal geworden.

Behutsam und mit einer merkwürdig delikaten Geste, reichte er ihr das Hemd zurück.

“Nhhh”, raunte er. “Keine Hilfe. Du bist aus der Nacht.” Und hier ließ er eine Pause einkehren, denn es war nie gut, jene aus der Nacht zu überraschen. Zu erschrecken.
Außer, man jagte sie.
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Re: [1088] Das Meer berührt den Himmel in einem Kuss aus Unendlichkeit [Harl, Alarice]

Beitrag von Harl »

Und dann überlegte er es sich anders. Er war sich nicht ganz sicher, weshalb. Instinkt? Eine Erinnerung? Eine Warnung, die ihm jemand... etwas... ins Ohr schrillte? Er ließ das Hemd fallen und machte einen Satz zurück.
Besser, sich nicht erwischen zu lassen. Nicht hier. Nicht hierbei? Nicht jetzt! Er rannte los, in die Nacht hinein, in die Gischt, in die Brandung, das Wasser, aus dem Rennen wurde ein Sprung, Tauchen, Schwimmen. Harl floh und das fühlte sich besser an, im Reinen mit sich selbst. Das Schrillen endete, sobald er tief und weit genug war, dass das Meer den Strand nicht kannte.


Alarice erwischt Harl bei dem Versuch, sich zwischen ein paar Fischerbooten an Land zu stehlen oder vielleicht sogar eines der Boote zu stehlen. Sie hält ihn jedoch für einen armen Landstreicher und bietet ihm sogar ihr Hemd zum Tragen an. Harl entdeckt dadurch, dass Alarice kein Mensch ist und ergreift die Flucht.
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