[1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

[November '23]
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Gris de Galard
Ventrue
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

Beitrag von Gris de Galard »

Gris Mundwinkel hoben sich leicht. "Am Ende sagt der Clan, wer einen Menschen getötet und wieder erwacht hat.", schmunzelte er und lehnte sich non-chalant zurück. Es schien ihn nicht zu beunruhigen, dass die Gangrel ihn ansah. Vielleicht war er einfach selbst sicher oder vielleicht auch schlicht arrogant, dass er in einem Blick nichts Böses zu fürchten schien.
In jedem Fall legte er den Kopf zur Seite und schien ein wenig über die Frage des Blutes nachzudenken, dann fand er sein Urteil: "Es zeigt, was unser Vater im Blute in dem Moment für nötig gehalten hat. Ich wäre kein guter Gangrel und ihr keine gute Ventrue. Wir brauchen einander. Solange wir wissen, worin wir jeweils gut sind, sollten wir einander genau dafür achten." Und sich nicht ins Handwerk pfuschen.

"Oh es ist sehr schön", beinahe war da ein wenig schwärmerisches Träumen in seinen Worten. "Es gibt natürlich die toten Räume für die Toten... Gesetzestafeln, Verkündungen, Ihr wisst schon. Aber dann gibt es einen Rosengarten. Ein Labyrinth aus Rosen und in der Mitte ein Teich. Man achtet hier die Schönheit und das Leben. Ein bisschen lustig ist es, dass diese Schönheiten von einem Nosferatu gemacht wurden. Ich habe ihn getroffen. Auch ein besonderer Kerl, Vergonzo heißt er."

Offensichtlich ließ auch das Thema der Einhörner den König nicht kalt. "Ja, genau. Wir sind tot und wir sind hier. Und es soll riesige Rehe mit langem Hals und schwarzen Flecken auf gelben Fell geben... Warum also kein Einhorn?" Er klang eifrig. Begeistert. Beinahe als wäre er noch genauso jung und dumm wie am Tag seiner Wandlung und glaube an jede Wundergeschichte, die man ihm erzählte. "Ich glaube, es gibt mehr, als wir glauben."

Ihre Frage schien ihn dann wieder ein wenig ruhiger werden zu lassen. Er dachte offenkundig nach und schwieg eine Weile. Dann antwortete er: "Wir sind als Monster auf die Welt losgelassen worden." Die angenehme Stimme des Sohns der Nacht war hart und sein Kinn beinahe trotzig emporgereckt. Wenn man wollte, konnte man den mit Härte übertünchten Schmerz in seinen Worten beinahe Schmecken. "Wir sind hier, um zu nehmen, was wir brauchen und zu tun, was unser endgültiges Vergehen verhindert. Die Welt ist da, um uns zu gehören und uns eines Nachts wieder bitter zu vernichten."
Seine sturmgrauen Augen funkelten. Schienen die Gangrel zu provozieren, etwas anderes zu sagen. Oder flehten sie?
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Alarice de Clermont
Gangrel
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Alarice war von Gris' scheinbarer Gleichgültigkeit irritiert. Machte es ihm wirklich nichts aus? Sie konnte nicht sicher sagen, ob sie nicht auch in einem anderen Clan hätte überleben können. Sie empfand immer noch, dass die Zugehörigkeit nicht entscheidend war.

"Das ist eure Meinung. Ich kann nicht sagen, ob ich nicht auch in einem anderen Clan überlebt hätte. Es ist, wie es ist. Ich wurde eben von meinem Erzeuger auserwählt und habe seine Prüfungen bestanden", erklärte Alarice. Stolz durchzog ihre Stimme, denn sie wusste, dass sie die erste war, die die Wandlung ihres Erzeugers überlebt hatte.

Mit einem Achselzucken reagierte sie auf das Gespräch über die Gesellschaft und die individuellen Stärken und Schwächen. "Solange sich alle dessen bewusst sind, funktioniert das. Aber wenn einer nicht eingestehen kann, etwas nicht zu können, bricht das Konstrukt zusammen", sagte sie, den Kopf leicht hin und her wiegend, als ob sie sich entspannen müsste.

Als das Gespräch auf das Elysium kam, verwirrte Gris' Antwort Alarice mehr, als dass sie Klarheit brachte. "Was sind die toten Räume der Toten? Eine Leichenschau für Kainiten? Das klingt sehr seltsam", bemerkte sie. Ihre Unwissenheit über bestimmte Aspekte der Kainiten-Gesellschaft wurde offensichtlich. "Warum sollten Nosferatu nichts Schönes erschaffen können? Nur weil sie vielleicht nicht mehr ansehnlich sind, heißt das nicht, dass sie keine Kunst erschaffen können, die andere als solche erkennen", fuhr sie fort und zeigte ihre Respektlosigkeit gegenüber den Nosferatu nicht.

Das Thema Einhörner ließ Gris unerwartet jung erscheinen, und Alarice schmunzelte leicht. "Ich werde gerne die Augen im Wald offenhalten und euch eins mitbringen, falls ich eines sehe", versprach sie. Die Jagd hier schien interessanter zu sein als in Frankreich.

Als Gris plötzlich einen ernsten Ton anschlug und über den Sinn ihres Daseins sprach, hob Alarice eine Augenbraue. Die Härte in seiner Stimme war neu für sie, schüchterte sie jedoch nicht ein. "Sind nicht auch Menschen Monster? Ich glaube, wir sind nicht so unterschiedlich wie man denkt. Natürlich haben wir mehr Macht und leben länger, aber ob uns das letztendlich weiterbringt, wird die Zeit zeigen. Alles wird enden, und dann werden wir sehen, wer lebt oder vernichtet wird. Mich interessiert, was mit uns geschieht nach unserer endgültigen Vernichtung", sagte Alarice ruhig, ihre vorherige Melancholie überwindend. Sie schätzte Gris' Meinung, auch wenn sie sie nicht teilte.
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Gris de Galard
Ventrue
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

Beitrag von Gris de Galard »

Wieder zuckte der Ventrue die Schultern und tat, als nähme er noch einen weiteren tiefen Schluck seines Bieres. Dann grinste er ein wenig und musterte Alarice neugierig: "Wann sind wir, Menschen oder Tote, uns jemals vollstens bewusst, wo unsere Fähigkeiten enden? Kennt ihr die Geschichte von einem Mann namens Ikarus, die die Heiden erzählten? Unsere Geblüter schützen uns davor, dass jeder selbst in der Sonne verglühen muss."
Mit schiefgelegtem Kopf und deutlich sanfter wollte er dann wissen: "Welche Prüfungen musstet ihr bestehen, um euren Vater im Blute von euch zu überzeugen?"

Ihre Nachfragen ließen ihn schmunzeln. Nicht bösartig, viel eher das wohlwollende Schmunzeln eines Bruders, der seine Sicht auf die Welt erklären konnte. "Oh verzeiht", wischte er seine wohl ein wenig zu poetische Ausführung zur Seite. "Ich meinte, dass es dort viel Stein und wenig menschliche Wärme gibt. Man konzentriert sich in den Verkündungen auf die Kinder des Kains, was natürlich wichtig ist, aber wenig Lebendigkeit in sich trägt."
Die Frage nach den Nosferatu überging er einfach. Vielleicht konnte sie die Ironie einfach nicht sehen - und er wollte sie nicht beschämen, in dem er sie erklärte.

Ihr Versprechen über das Einhorn ließ ihn strahlen. Ein schönes Strahlen, das an die frühen Sommermorgen in Clermont erinnerte, wenn die Wiesen vor Tau und Sonne glänzten und einen Tag voller Leben verkündeten.

Gris' lange, schlanke Finger tippten auf den groben Tisch. "Genau das ist der Punkt.", verkündete er mit der trauriger Sicherheit eines Mannes, der viel gedacht und wenig Hoffnung gefunden hattet. "Sie sind Monster und weil sie es sind, sind wir es. Alles was uns unterscheidet, ist der Fluch, der uns Macht nimmt und so viel raubt. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns, als dass unser Blut verdammt ist."
Ihre Frage über das Ende ihres Unlebens ließ ihn bitter auflachen. "Habt ihr schon einmal die Vernichtung eines Kinds der Nacht gesehen?", fragte er und schüttelte das Haupt während er sich wieder zurücklehnte. Entspannt ob der Bitterkeit seiner Worte. "Die Knochen und die Fleischfetzen und der Staub, wenn wir älter sind, ist was bleibt und womit es für uns endet."

Eine Weile ließ er diese Düsterheit zwischen ihnen beiden schweben, ehe er entschuldigend lächelte und sich ihr wieder näherte. "Vergebt mir", seufzte er. "Es ist nicht gehörig, einer Dame so düstere Gedanken entgegenzuwerfen, wenn sie sich doch nur austauschen will. Was glaubt ihr, was am Ende mit uns geschieht?"
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Seresa
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

Beitrag von Seresa »



Zusammenfassung:
Alarice und Gris trafen sich in einer Taverne. Sie unterhielten sich über ihre Ankunft in Genua, das Elysium, die Taufe und den Sinn ihrer Existenz, bevor sich ihre Wege in dieser Nacht trennten.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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