[1088] Das Meer ist ein Traum, der sich in ewiger Bewegung wiegt [La Strega, Alarice]

[Alarice de Clermont]

In der Nähe des Dorfes Vittori an der Küste befand sich Alarice. Als sie aus dem Wald trat und an die Klippen gelangte, überkam sie ein beeindruckender Anblick – die Weite des Meeres erstreckte sich vor ihr. Bereits mehrmals hatte sie diesen Ort besucht; die unendliche Ausdehnung des Ozeans übte jedoch stets aufs Neue eine faszinierende Anziehungskraft auf sie aus. Jedes Mal, wenn Alarice hier stand, beschäftigte sie die Frage, was sich jenseits dieser Unendlichkeit verbarg und wie weit sie reichte.

Obwohl seit ihrer Ankunft in Genua bereits einige Monate vergangen waren und sie sich nun besser in der Umgebung auskannte, fühlte sie sich dennoch stets zum Meer hingezogen. Hier verbrachte sie oft ihre Zeit, besonders um die Ruhe der Nacht zu genießen.

Das Meer schimmerte im fahlen Licht des abnehmenden Mondes, während in Genua langsam der Frühling Einzug hielt und der Winter zurückwich. Alarice konnte diesen Wandel überall im Wald spüren – das Aufkeimen neuer Triebe, das Wachsen von Blumen und Moosen. Der Duft der erwachenden Natur erfüllte die Luft und verlieh ihr eine lebendige Atmosphäre.

[La Strega]

Am Fuße der Klippen war die sanfte Brandung zu hören und eine leichte Briese wehte vom Meer her ins Land hinein. Es duftete salzig und frisch und ... einfach nach Meer.

Ein leises Summen drang an Alarice's Ohr, das langsam aber stetig lauter wurde. Aus der Dunkelheit schälte sich in einiger Entfernung eine kleine gebeugte Gestalt. Sie war über und über in mehrere Lagen von Lumpen gehüllt und einzig ihr Gesicht war frei zu sehen. Das faltige Gesicht verriet eine uralte Frau, der offenbar das Alter sehr zugesetzt hatte. Sie humpelte und der Rücken war gebeugt...und sie war hässlich, mit ihrer Großen Nase und ihren Großen Ohren. An ihren Ohren und in ihrer Nase hingen goldene Ringe...das einzig glänzende an ihrer Gestalt. Sie hatte in ihrer Hand ein Bündel frisch geschnittener Kräuter, das sie summend im Gehen begutachtete und sortierte. Offenbar schien sie die Gangrel noch nicht bemerkt zu haben.

[Alarice de Clermont]

Alarice erschrak, als sie ein ungewöhnliches Summen vernahm, das nicht in die natürlichen Geräusche ihrer Umgebung passte. Sie schaute sich rasch um, ihre Sinne aufmerksam und geschärft. Nach kurzer Zeit erblickte sie eine gealterte Frau, die offensichtlich dabei war, Kräuter zu sammeln. Wie konnte sie so plötzlich auftauchen? Auf ihrem Weg hierher hatte Alarice niemanden bemerkt, und sie war normalerweise äußerst wachsam, besonders in dieser fremden Gegend. Bisher schien die ältere Dame Alarices Anwesenheit nicht zu bemerken, da diese regungslos verharrte.

Entschlossen trat Alarice näher an die alte Frau heran und sprach höflich: "Guten Abend, werte Dame. Was verschlägt Sie zu so später Stunde nach draußen?" Sie neigte respektvoll den Kopf, während sie die Fremde musterte. In ihrer vertrauten Lederrüstung und mit einem dicken geflochtenen Zopf, aus dem einige Strähnen ins Gesicht fielen, wirkte Alarice fast wie ein Mann. An ihrem Gürtel hing ihr Schwert, bereit für jede unerwartete Wendung.

[Seresa]

Zusammenfassung:
Alarice und La Strega trafen nachts aufeinander, überrascht einander zu so später Stunde noch unterwegs zu sehen. Man stelle sich vor und ging dann getrennter Wege weiter.