Spielen "nach Wert"

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Allegra Aldighieri
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Gerade bei Wissenssachen fehlt mir einfach der Maßstab - die Ausführungen unter übernatürliches Wissen sind sehr vage, was man nun konkret weiß wenn man den und den Wert hat. Als Spieler tappt man da blind herum, und erfährt erst dass man einen Fuß in einen Abgrund gesetzt hat nachdem es passiert ist und die SL darauf hinweist.

Natürlich kann das je nach Charakterhintergrund sehr schwanken (ein Tzimisce wird z.B. auch ohne Theologie ein bißchen über den Pfad der Metamorphose wissen, selbst wenn er ihm nicht folgt, während das Wissen über diesen clansspezifischen Pfad bei fast allen anderen Clans sehr spärlich ist).

Was man aber machen kann, ist einen Standardcharakter für Beispielzwecke einfach zu setzen: Emilio Esempio, Wald-und-Wiesen-Neugeborener, Lasombra (oder Gangrel oder Nosferatu oder... einfach irgendein Clan, der in Ligurien sehr verbreitet ist), aufgewachsen als ignoranter Bauer dumm wie Bohnenstroh irgendwo im norditalienischen Niemandsland, der sein ganzes Wissen seither im nächtlichen Genua erworben hat. (Das ist wohl so ziemlich der geschmackneutralste und generischste Hintergrund, den man annehmen kann).
Und für den könnte man dann mal beispielhaft durchgehen, was 2 Würfel in Theologie bedeuten, was 4 Würfel, 6 Würfel, 8 Würfel oder 10 Würfel. Reichen 4 Würfel, um die Hauptpfade zu kennen? 6 Würfel, um Unterpfade fremder Pfade zu kennen? Sind 8 Würfel für jemanden wie Emilio genug, um von so obskuren Sachen wie dem Pfad des Blutes der Assamiten zu wissen, oder müssen es schon 10 sein?
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Angelique
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von Angelique »

Ich gebe zu, ich schieße manchmal über das Ziel hinaus, versuche aber trotzdem realistisch zu sein. Gelingt nicht immer. ^^

Angie hat ganz gute Wissenswerte und ich denke mir da in Analogien zu heutigem Wissen für z. B. das Konstatinopelbeispiel, dass sie ungefähr weiß, wo es liegt, was die signifikanten Eckpunkte der Geschichte sind (Konstantin, Justinian und die anderen Big Player) und die aktuellen Kaiser und politischen Entwicklungen zu ihren Unlebzeiten.

Sie wird nichts über die endlose Abfolge der Kaiser davor und die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die ich als Spieler weiß, aus dem Kopf wissen, aber schon die umwälzenden Entwicklungen, die sie zumindest über Gerüchte, Nachrichten und Propaganda selbst erlebt hat (Verlust der Vormachtstellung in Italien zum Beispiel).

Ich kenne analog dazu die wichtigsten amerikanischen Präsidenten der Geschichte und alle, die zu meinen Lebzeiten geherrscht haben. Aber frag mich mal, wer Martin van Buren war, welcher Partei er angehörte und was so seine Politik war, außer dass er Natives zwangsumgesiedelt hat. Kein Plan.
So versuche ich das für Angie umzusetzen. Super viel Buchwissen über Cäsar, aber dass die Römer zu der Zeit sich den Po mit Schwämmen an einem Stiel abwischten, kein Plan. Da würde sie aber komisch gucken, wenn Aurore ihr das erklären würde. Und weiß der Geier, welcher Soldatenkaiser von wann bis wann regiert hat. Die Klassiker ja und die super nerdig, aber das drumherum und alles, was die neuere Forschung herausgefunden hat, kein Plan.

Sie weiß, weil sie hochgebildet, was Elefanten und Kamele (und Einhörner) sind, wie sie aussehen, was sie tun und fressen und sonst was, steht ja schließlich bei den Klassikern, aber wer jemals eine mittelalterliche Darstellung eines Kamels oder Elefanten gesehen hat, weiß, wie das Tier in Angies Kopfkino aussieht. ^^
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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I Tarocchi
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von I Tarocchi »

Wenn Vinnie jetzt nachtein, nachtaus beim Be- und Entladen seines Schiffes hilft, dann wird er damit sicher (auf welchen Wert auch immer) sportlich, weil es Kraft und Ausdauer erfordert da Kisten zu schleppen und er über die Zeit sicher besser darin wird, länger tragen kann und nicht ständig was fallen lässt, etc..
Aber nur weil ich für den Charakter dann einen guten Sportlichkeitswert habe, heißt das nicht automatisch, dass Vinnie gut im Klettern/Mauer erklimmen wäre, etc. Genauso wie wer, der viel Läuft und Rennt sportlich sein kann, aber nicht unbedingt schwere Dinge heben kann, weil das unterschiedliche Disziplinen sind?
Das ist so ein bisschen, wo das Regelsystem die Welt einfacher macht als sie vielleicht ist. Nach den Regeln ist das alles ein Wurf und das ist okay so, denke ich.

In deinem Beispiel würde ich sagen: Kisten schleppen ist einfach nur Körperkraft und Ausdauer. Sportlichkeit spielt da gar nicht so groß rein. Wenn ich als SL aus irgendeinem Grunde fürs Kistenschleppen einen Wurf verlangen wollen würde (eigentlich zu einfach...), dann würde ich ernstlich überlegen, ob ich da was ohne "Skill" verlange, also z.B. Ausdauer + Körperkraft. Sportlichkeit wäre schon alles, was in Richtung Athletik geht (Ausweichen im Kampf zählt da aber auch drunter). Das ist dann schon mehr eine Fertigkeit, die auch wirklich etwas Know How braucht... aber genau wie du sagst: Wer zum Beispiel ne 3 in Sportlichkeit hat, der kann gleich gut Schwimmen, Klettern, Ausweichen o.ä. - also das ist schon eine Verallgemeinerung.
Ist dann auch interessant zu sehen wie man generell an Wissen kommen soll/kann?

Beispiel:
Angenommen ich will was über "Navigation" lernen. Wäre für mich ohne Schulbildung jetzt ein Fremdwort mit dem ich nicht unbedingt was anfangen kann. Dann kann ich als Chara sicher zu Angelique, die mir die Bedeutung des Wortes aus dem Alt-Griechischen und in noch 3 Sprachen etc. herleiten kann. Man benötigt aber Worte um Worte zu erklären, was ja dann weiteres Lernen bedingt. Genauso mit Orten oder Namen. Ich weiß dann vielleicht das Konstantinoepl eine Stadt ist, aber mehr auch nicht. Nicht wo die liegt, mit was die Handeln, wer da Herrscht oder wie man hinkommt. Mal vom Praktischen Teil des Wissens ganz abgesehen.

Das würde bedeuten, dass man im Falle eines OOCs jedem Schnipsel nachjagen müsste. Und Wissen durch Spiel mit anderen Charas krasse Ausmaße annimmt?

Ich weiß da als Spieler gerade nicht wie sehr ich das Wissen erspielen müsste, oder ab wann "es reicht" um damit dann im Spiel was anzufangen oder eine Steigerung zu rechtfertigen.
Also erstmal ist auch eine Angelique nicht allwissend. Für die bzw. für Olaf gilt dieser Thread hier genau so wie für alle anderen. Auch Spieler:innen von Chars mit hohen Werten müssen mal würfeln. Das Würfeln simuliert in so einem Fall auch die Tatsache, dass man eben nicht alles weiß, auch wenn man einen hohen Wert hat. Und dass man auch mal Sachen vergisst (außer man hat den Vorteil "eidetisches Gedächtnis" gekauft).

Aber ja, andere Charaktere können auch Lehrmeister sein, auch bei Wissensfertigkeiten. Aber das braucht dann auch "richtiges" Lehren, nicht nur mal so eine punktuelle Frage.
Wenn z.B. man nur mal nachfragt: "Hey, Ferrucio, wie lautet die Bibelstelle XYZ?" Dann kriegt man das zwar gesagt, aber dann ist man allerdings nicht sofort nen Punkt in Theologie weiter. Erstmal weiß man dann diese eine Sache bis man sie wieder vergisst (wir reden hier ja über Chars, die auch gern mal zehn oder fünfzig Jahre verstreichen sehen).


Und dann noch eine Anmerkung: Selbst wenn man einen Wert hoch hat, darf man entscheiden, dass der eigene Charakter aber eben bestimmte Sachen trotzdem nicht weiß.
Beispiel Theologie 4+: Ferrucio hat ein fundiertes, theologisches Wissen. Er hat richtig Ahnung, kann z.B. wirklich Bibelstellen aus dem Kopf widergeben und zu den meisten auch fundierte, theologische Debatten führen. Er weiß über kainitische Pfade was, insbesondere über seinen eigenen, kann da sogar als Lehrmeister auftreten.
Aber trotzdem könnte ein Spieler mit so einem Charakter entscheiden: Ferrucio weiß halt einfach nicht mehr über den Quran außer dass das irgendwie die Schrift im Islam ist (den Ferrucio vielleicht gar nicht anerkennen will als Religion). Na klar könnte der Spieler jetzt theoretisch würfeln und theoretisch 5 Erfolge haben und es so spielen, dass er genauso gut aus dem Koran zitieren kann wie aus der Bibel... aber rollenspielerisch findet man es vielleicht genau gerade richtig, wenn der Charakter das mal nicht weiß. Die Freiheit hat man als Spieler:in und das ist manchmal genau richtig, um den eigenen Charakter gut darzustellen.
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I Tarocchi
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von I Tarocchi »

Allegra Aldighieri hat geschrieben: Do 8. Feb 2024, 16:28 Gerade bei Wissenssachen fehlt mir einfach der Maßstab - die Ausführungen unter übernatürliches Wissen sind sehr vage, was man nun konkret weiß wenn man den und den Wert hat. Als Spieler tappt man da blind herum, und erfährt erst dass man einen Fuß in einen Abgrund gesetzt hat nachdem es passiert ist und die SL darauf hinweist.

Natürlich kann das je nach Charakterhintergrund sehr schwanken (ein Tzimisce wird z.B. auch ohne Theologie ein bißchen über den Pfad der Metamorphose wissen, selbst wenn er ihm nicht folgt, während das Wissen über diesen clansspezifischen Pfad bei fast allen anderen Clans sehr spärlich ist).

Was man aber machen kann, ist einen Standardcharakter für Beispielzwecke einfach zu setzen: Emilio Esempio, Wald-und-Wiesen-Neugeborener, Lasombra (oder Gangrel oder Nosferatu oder... einfach irgendein Clan, der in Ligurien sehr verbreitet ist), aufgewachsen als ignoranter Bauer dumm wie Bohnenstroh irgendwo im norditalienischen Niemandsland, der sein ganzes Wissen seither im nächtlichen Genua erworben hat. (Das ist wohl so ziemlich der geschmackneutralste und generischste Hintergrund, den man annehmen kann).
Und für den könnte man dann mal beispielhaft durchgehen, was 2 Würfel in Theologie bedeuten, was 4 Würfel, 6 Würfel, 8 Würfel oder 10 Würfel. Reichen 4 Würfel, um die Hauptpfade zu kennen? 6 Würfel, um Unterpfade fremder Pfade zu kennen? Sind 8 Würfel für jemanden wie Emilio genug, um von so obskuren Sachen wie dem Pfad des Blutes der Assamiten zu wissen, oder müssen es schon 10 sein?
Im Zweifel, z.B. bei Pfadwissen, eher nein. Außer, dein Charakter hätte laut Hintergrund Wissen über den Pfad (z.B. weil es der eigene ist oder weil der Mentor den Pfad verfolgt oder sowas). Die "großen" Hauptpfade (Menschlichkeit, Regalis, Sünde, Bestie, Himmel) sind generell eher bekannt als Unterpfade obskurere Pfade.

Grundsätzlich ist das Posting zu dem Wissensstand schon ganz gut:
Ebenfalls wird erklärt, welches weitergehende Wissen den entsprechenden Fähigkeiten im Spiel zugeschrieben ist. Dieses Wissen im Speziellen erfordert jedoch immer einen Würfelwurf oder eine Rücksprache mit der Spielleitung, ob der Charakter über das entsprechende Wissen verfügt.
Hinweis: Die Annahme der Charakter würde "einfach so" über entsprechendes Wissen verfügen, ist nicht erlaubt!
und zu den Pfaden:
Wissen nach Fähigkeiten
Nachfolgendes dient einzig der Einordnung des entsprechenden Wissens in ein Wissensgebiet. Das Wissen selbst muss erspielt werden, erfordert einen Würfelwurf oder eine entsprechende Absprache mit der Spielleitung!
und
Theologie:
- Enthält dann auch Wissen um Wege der Erleuchtung und deren gröbere Ansichten.
kurzum: im Zweifel frag gern. Je mehr du dann in den Charakter reinkommst und dir auch Wissen erspielt hast, desto klarer weißt du dann auch selber bescheid, was der Charakter weiß oder nicht.
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I Tarocchi
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Re: Spielen "nach Wert"

Beitrag von I Tarocchi »

Angelique hat geschrieben: Do 8. Feb 2024, 16:46 Ich gebe zu, ich schieße manchmal über das Ziel hinaus, versuche aber trotzdem realistisch zu sein. Gelingt nicht immer. ^^

Angie hat ganz gute Wissenswerte und ich denke mir da in Analogien zu heutigem Wissen für z. B. das Konstatinopelbeispiel, dass sie ungefähr weiß, wo es liegt, was die signifikanten Eckpunkte der Geschichte sind (Konstantin, Justinian und die anderen Big Player) und die aktuellen Kaiser und politischen Entwicklungen zu ihren Unlebzeiten.

Sie wird nichts über die endlose Abfolge der Kaiser davor und die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die ich als Spieler weiß, aus dem Kopf wissen, aber schon die umwälzenden Entwicklungen, die sie zumindest über Gerüchte, Nachrichten und Propaganda selbst erlebt hat (Verlust der Vormachtstellung in Italien zum Beispiel).

Ich kenne analog dazu die wichtigsten amerikanischen Präsidenten der Geschichte und alle, die zu meinen Lebzeiten geherrscht haben. Aber frag mich mal, wer Martin van Buren war, welcher Partei er angehörte und was so seine Politik war, außer dass er Natives zwangsumgesiedelt hat. Kein Plan.
So versuche ich das für Angie umzusetzen. Super viel Buchwissen über Cäsar, aber dass die Römer zu der Zeit sich den Po mit Schwämmen an einem Stiel abwischten, kein Plan. Da würde sie aber komisch gucken, wenn Aurore ihr das erklären würde. Und weiß der Geier, welcher Soldatenkaiser von wann bis wann regiert hat. Die Klassiker ja und die super nerdig, aber das drumherum und alles, was die neuere Forschung herausgefunden hat, kein Plan.

Sie weiß, weil sie hochgebildet, was Elefanten und Kamele (und Einhörner) sind, wie sie aussehen, was sie tun und fressen und sonst was, steht ja schließlich bei den Klassikern, aber wer jemals eine mittelalterliche Darstellung eines Kamels oder Elefanten gesehen hat, weiß, wie das Tier in Angies Kopfkino aussieht. ^^
Der Punkt hier ist, dass Angelique trotzdem nicht immer alles weiß. Mach ruhig den Würfelwurf. Und wenn es mal nicht klappt, spiel auch das aus. Das ist okay und richtig so, denn der Charakter ist ja auch nicht perfekt. Ihre Erinnerung ist es auch nicht.
Der Charakter ist schon in den Werten ziemlich hoch, also ist auch gut, die Bildung entsprechend hoch zu spielen. Aber das bedeutet ja nicht, dass sie allwissend und mit perfektem Gedächtnis ausgestattet ist. Auch Angelique wird nicht jede Schrift aus der Antike oder dem arabischen Raum in den Fingern gehabt und studiert haben. Und auch sie kann mal Sachen verwechseln oder falsch liegen oder schlichtweg ne Wissenslücke haben. Das wird durch so einen Wurf simuliert.


Apropos "hoch" spielen und hochspielen: Gebt euch selbst und anderen auch eine Chance, dann eben bei kritischen Erfolgen oder noch höheren Werten auch zu glänzen. Es soll immer irgendwie in Relation stehen können. Und natürlich... es kann auch sein, dass ein:e Spieler:in OT halt mal nicht INT 4 oder 5 hat, aber irgendwie eben doch einen Charakter darstellen möchte mit INT 4 oder 5. Also ist ganz schlau, sich da gegenseitig ein bisschen Raum zu geben oder sogar dem anderen Charakter eine Bühne für dessen Stärken zu bereiten.
Im LARP heißt das Prinzip "play to lift", aber im PnP oder in Formaten wie unserem ist das eigentlich genauso sinnvoll.
Wer da Interesse hat: https://nordiclarp.org/2018/02/21/play- ... just-lose/
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