[1087] Rosenduft [Atessa, Paolo]

[Toma Ianos Navodeanu]

Der Winter hielt Einzug in Genua und auch wenn sich kein Schnee hier bildete, so wurden die Temperaturen zumindest etwas kühler und das Wetter feuchter.

Dies war für die Untoten der Stadt jedoch kein Problem und so bekam es Paolo nicht einmal wirklich mit, dass Winter heraufzog, wenn nicht die Vögel sich auf den Weg in den Süden gemacht hätten.

Es war einer dieser kühlen Nächte nach der eine Nachricht im Eylsum auf Atessa wartete.

Ein kleines Stück Pergament, beschrieben mit einer schönen Handschrift, die deutlich zeigte, dass der Zeichner dieser Worte geübt im Schreiben war.

"Wohlwerte Atessa Federizzi,
Neugeborene des hohen Blutes der Toreador,

Es sehnt mich nach eurem wunderschönen Antlitz seit der Nacht unserer innigen Begegnung. Nicht nur der Wein hat mein Innerstes erwärmt.
Eure Schönheit ist ein Augenschmaus. Euer unbekümmerter Tatendrang ein frischer Wind. Eure geradezu jugendliche Lust eine Erinnerung an vergangene Lebendigkeit.
Gerne würde ich euch wieder sehen, so auch ihr es verlangt.

Ich erwarte eure Antwort in heller Vorfreude,

gez.
Paolo."

[Atessa Federizzi]

Einige Tage, nach dem der Brief von einem blonden jungen Mann abgeholt worden war, gab ebenjener eine Antwort für den Ravnos im Elysium ab.

" An den werten Paolo, Neugeborener aus dem Blut der Wanderer,

eure Worte schmeicheln mir und sind so angenehm wie Öl auf warmer Haut. Ich gestehe, die Erinnerung an unseren gemeinsamen Ausflug und unser gemeinsames Erleben zaubern mir noch heute ein Lächeln ins Gesicht.
Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich wirklich gern erneut mit euch die Freuden unseres Daseins genießen wollen würde.

Was haltet ihr von einem Treffen am Ende dieses Monats?
So euch noch kein konkreter Gedanke für einen gemeinsamen Abend vorschwebt, schlage ich vor, wir beginnen unseren Abend am Hof der Wunder und genießen die dortige Lebendigkeit.
Solltet ihr anderes im Sinn haben, so lasst es mich wissen. Ansonsten erwarte ich euch dort.

In Vorfreude,
Atessa"

Die Worte waren deutlich und zügig geschrieben. Scheinbar legte die Hand, die diese Feder führte, mehr Wert auf Präzision als auf Schnörkelei.
Und war das der Hauch von Lavendel, der dem einfachen Papier anhaftete?

[Toma Ianos Navodeanu]

Paolo roch für gewöhnlich nicht an Briefen, weshalb ihm der Lavendelduft auch nicht auffiel, dafür jedoch Marco, der neben ihm saß, als Paolo eine Antwort verfasste, und kommentierte, dass das endlich mal der einzige angenehme Duft hier war.

"Wohlwerte Atessa,

es erquickt mein Herz eure Antwort zu lesen. Gern treffe ich euch am Hofe und genieße mit euch gemeinsam dessen Wunder.
So sei es die letzte Nacht diesen Monats.

In Erwartung eures bezaubernden Antlitzes,

gez.
Paolo."

Eben in jener genannten Nacht fand sich Paolo dann auch am Hof der Wunder ein. Die Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt und so die kleinen Feuer der Öllampen und Laternen hervorgebracht, die schöne Scheine und Muster als Schatten von verzierten Laternenwänden um sich warfen.
Wie stets an diesem Platz hatten sich Menschen zum Trinken, Spielen, Gauckelei und Schauspielerei zusammengefunden um sich den Abend zu versüßen. Und um so manches Geschäft unter der Hand durchzuführen oder Geschicke unter Bettdecken.

[Atessa Federizzi]

Der Himmel war sternenklar und die Kühle ließ die winzigen Haare auf der Haut aufstehen. Ein guter Grund, einen dickeren Umhang zu tragen und den Kopf unter einer Kapuze zu verhüllen. Das man eigentlich gar nicht fror, war egal, man passte sich der Herde an.

Die Toreador betrat die Höfe zur verabredeten Zeit, blieb kurz stehen und blickte sich um. Suchte sie jemanden oder sog sie einfach nur den Anblick dessen auf, was sich ihr bot? Wein, Weib und Gesang. Sie lächelte zufrieden, nahm die Kapuze vom Kopf und entblößte ihre offenen, dunkelbraunen Haare, die dicht über ihre Schultern flossen.

Erneut sah sie sich um, und diesmal hatte es tatsächlich den Anschein, als wolle sie nicht nur den Anblick genießen, sondern jemanden finden.*

Ah, dort hinten. Atessa setzte sich in Bewegung, ging entspannt auf den Ravnos zu und hob die Hand zum Gruß, als sie merkte, dass dieser sie wahrnahm. Ein charmantes Grinsen zierte ihre toten Lippen.
Erneut musterten ihre rehbraunen Augen den Anblick, der sich ihr bot und es wirkte, als würden ihre Augen einen kurzen Moment am Hals Paolos kleben bleiben. Dort, wo sie die Wunde vermutete und dort, wie sie ihn gebissen hatte. War er noch verletzt?

"Was für eine wundervolle Nacht. Seid mir gegrüßt, werter Paolo."

Sie schien zufrieden.

Spoiler!

Wahrn. + Aufmerksamkeit: 9, 8, 7, 6, 5, 3

[Toma Ianos Navodeanu]

Paolo hatte so wie sie alle sich nicht verändert, seit sie sich das letzte mal gesehen hatten, was nun sogar schon wieder Jahre her war. Warum verflog die Zeit so schnell? Weil sie nur noch einen Teil der Tageszeiten nutzen konnten?
Wie dem auch sei, lächelte der vermeintliche Ravnos höchst erfreut als er Atessa sah und zog sogleich etwas aus einem kleinen Beutel, den er am Gürtel trug.
Zunächst behielt er es in der Hand und daher vor Atessas Blick verborgen.

"Wunderschöne wohlwerte Atessa. Es freut mich sehr euch wieder zu sehen. Eure geschriebenen Worte haben mein Herz erfreut. Und ich habe euch etwas mitgebracht von meiner jüngsten Reise..." Bei seinem letzten Satz stockte er etwas zwischen den Worten und hatte den Blick auf seine eigenen Hand gesenkt, als er diese vorstreckte und deren Inhalt offenbarte.
In seiner rechten Handfläche lag nun ein silberer Armreif. Reich und filigran geschmückt. Kein Handwerk hiesiger Goldschmiede.

"...als ein Zeichen meiner Wertschätzung."

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Armreif.png (62.3 KiB) 170 mal betrachtet

[Atessa Federizzi]

Die rehbraunen Augen weiteten sich etwas, als Atessa das Kleinod in der Hand des Ravnos erblickte, welches er ihr entgegenstreckte.
"Für mich? Oh wie wunderhübsch! Mein Herz würde tanzen, so es denn könnte." Sie schien aufrichtig angetan und überrascht gleichermaßen.

Die Rose streckte Paolo ihr rechtes Handgelenk entgegen und schien darauf zu warten, dass er ihr den Armreif überstreifen würde. Ein Zugeständnis, dass er sie berühren durfte? Eine unbedachte Geste?

Ohne groß zu warten plauderte Atessa weiter. "Erzählt mir von dieser Reise, wo wart ihr, was habt ihr erlebt, welche Geschichte erzählt dieses Schmuckstück?"

Kurz sah sie hoch und suchte nach einer ruhigeren Ecke, in der es sich gut reden ließ, ohne das man das bunte Treiben des Hofs aus den Augen verlor. Ihr schweifender Blick blieb kurz an einer passenden Ecke hängen, zu der sie dann auch nickte, um Paolo darauf aufmerksam zu machen. Kein schlechter Platz für einen Plausch. Dann wandte sie sich erneut ganz ihrem Gesprächspartner zu.

[Toma Ianos Navodeanu]

Paolo schien sichtlich erfreut über die dargebotene Gelegenheit Atessa den Armreif persönlich überzustreifen zu dürfen, was er eben auch tat.
Der Reif war wie üblich unten offen, sodass Paolo ihn leicht zubiegen konnte, sodass er an Atessas Handgelenk passte ohne über die Hand wieder herunter zu rutschen. Seine Finger fühlten sich dabei rau an, wie Hände eines Arbeiters, überraschenderweise für einen einfachen Arbeiter, waren seine Nägel aber alle perfekt auf dieselbe Länge getrimmt.

Nachdem er ihr in eine ruhigere Ecke gefolgt war.

"Hattet ihr den Aushang im Elysium gesehen, in welchem der hochverehrte Seneschall dazu aufrief Schiffe und Mannschaft zu stellen?
Ich habe das getan und bin selbst mitgefahren. Jedoch bin ich kein Krieger und wie sich herausstellte, ging es um einen Angriff auf die Stadt Madhia. Ich ünterstützte unsere Truppen aber auf andere Weise und stellte mein Schiff zum Transport von Gütern bereit Dabei suchten wir uns auch selbst einige Schmuckstücke aus." Paolo nahm noch einmal Atessas Hand auf und strich über den silbernen Reif an diesem.
"Stört es euch, wenn es ein geraubtes Gut ist?"

[Atessa Federizzi]

Vorsichtig, fast liebevoll strich Atessa mit den Fingerspitzen über das Relief des Armreifs. Es war wunderschön und schmeichelte ihrer blassen Haut.

"Wieso sollte es mich stören, ich gehe davon aus, dass die ursprüngliche Besitzerin es eh nicht mehr tragen kann."

Atessa lächelte Paolo an doch in ihren Augen blitzte kurz etwas auf, was weit weg von Mitleid war. Dann überschlug sie die Beine und legte die Arme locker ab, wobei sie darauf achtete, dass der Arm, den der Reif zierte, oben lag. Es sah weniger nach Prahlerei aus, eher nach Wertschätzung gegenüber dem Ravnos.

"Ich habe den Aushang gesehen, aber besitze ich weder Schiff noch Mannschaft." Ihre Schultern zuckten kurz nach oben.

"Ich nehme an, die Truppen Genuas waren erfolgreich? Hat unsere Domäne etwas "Luft zum Atmen" gewonnen?"

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das Gespräch derart schnell in die Politik abrutschte aber gut, besser erst die unangenehmen Themen, bevor man sich den Unterhaltsamen widmen konnte.

[Toma Ianos Navodeanu]

Es erleichterte Paolo, dass sie ihn nicht dafür verurteilte, woher das Schmuckstück kam.
Mehr noch war er etwas überrascht über dieses Aufblitzen von Freude? Genugtuung? Spannung? In den Augen der Rose?

Es gefiel ihm ja eigentlich selbst nicht so sehr, dass Menschen dafür ermordet wurden, aber es war nun einmal so wie es war.

"Hm ehrlich gesagt weiss ich nicht was Genua dadurch gewonnen hat, mein Zutun war rein geschäftlicher Natur und nun ja...um einen guten Eindruck bei den Herrschaften zu machen." Er zuckte mit den Schultern. Sie waren beide Neulinge, Atessa wüsste sicher, dass sie alle irgendetwas tun mussten um nicht als unnötiger Balast zu gelten.

"Aber ja, unsere Truppen haben die Stadt eingenommen. Es ging sehr schnell."

[Toma Ianos Navodeanu]

Paolo sprach mit Atessa noch eine Weile, schlendernd über den Hof der Wunder und dessen Wunder begutachtend, über den Angriff und die sonstigen Taten der beiden Kainiten der letzten Jahre. Auch wie sie den letzten Hof erlebt hatten.


Zusammenfassung:
Paolo lädt Atessa zu einem weiteren Treffen am Hof der Wunder ein und beschenkt sie mit einem geraubten silbernen Armreif, der ihr gefällt. Sie reden ein paar Stunden über die letzten Jahre und versprechen einander wiederzusehen.