[1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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I Tarocchi
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Atessa, ich habe dich in meine Domäne aufgenommen. Dankbar warst du, denn du hast keine andere Heimat und kein Zurück. Du hast meine Gunst genossen und ich habe Großes von dir erwartet. Der Glanz derer vom Clan der Rose hat meine Gunst und ich wollte ihn wieder strahlen sehen. Doch du hast Liviu Cosma für dich sprechen lassen. Und seine Worte? Sie blieben leer. Übrig blieb nichts als Asche."
Aurore neigte sich auf ihrem Sitz ein wenig vor.

"Bleiben auch deine Worte leer? Erkläre mir, wie du deinen Einfluss in die Planung meiner Stadt geltend gemacht hast. Was hast du getan, dass endlich der Bau einer Kathedrale beginnen kann?"

Atessa war mit den Worten ein Stück weit in sich zusammen gesunken. Die unverkennbare Grazie der Rose wirkte brüchig, wie eine altgewordene Glasur über billigen Farben.
“Höchst verehrte Aurore”, sagte sie langsam und offenkundig mit sich ringend. “Ich habe nur erst beginnen können. Mein Einfluss ist nicht gewachsen, wie ich wünschte. Und der Kathedralenbau ist fest in den Händen der Kirche und damit weit außerhalb meines üblichen Einflusses… .”
Unter dem Fokus der Aufmerksamkeit der Weißen Prinzessin klang das schal und blass, wie bloße Ausreden. Enttäuscht lehnte Aurore sich wieder zurück und winkte Atessa weg wie eine abgelehnte Bittstellerin. Die Toreador trat eilig ein paar Schritte zurück und stand nun etwas am Rande, mit gesenktem Kopf.
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I Tarocchi
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Aurores Blick legte sich nun auf Vincente.

"Junger Vincente, tritt vor mich. Du bist ein Pirat - leugne es nicht! Und ich glaube auch, dass du meine eigene Herde angegriffen hast, dass du vor deiner Ankunft in Genua nicht halt gemacht hast, nicht vor genuesischen Schiffen und nicht vor ligurischen Dörfern. Du bist auch der Blutsohn eines weiteren Piraten, der eben solches tut. Doch ich habe dich willkommen geheißen, um zu sehen, ob du deine Wege änderst. Du hast mir den Vasallenschwur geleistet und darin geschworen, dass du die Bewohner Genuas - ob sterblich oder nicht - schützen willst. Sag mir, wenn ich meinen Liktor auf See frage, ob du die genuesischen Schiffe schützt oder ob du sie plünderst, was wird er mir dann wohl antworten? Sag mir, ob du meine Herde, mein Genua, auch vor deinem Erzeuger schützt? Richtest du deine Waffe und die Gier deiner Mannschaft gegen die Feinde Genuas?"

Wieder neigte sie sich auf ihrem Thron ein wenig vor. "Sag mir, wie viele Männer und Frauen aus Sardinien, der Heimat deines Erzeugers, du bekehrt hast? Kannst du mir ihre Namen nennen?"

Aurore machte eine sanfte, sachte Geste zu Vincente hin. Sie schien wahrhaftig hören zu wollen, was er ihr sagte, während ihr Blick hoffnungsvoll auf ihm lag. Leuchtende Erwartung lag darin, der von Herzen kommende Wunsch, dass Vincente sie nicht ebenso - oder schlimmer? - enttäuschen würde wie Atessa zuvor. Eine Enttäuschung würde dieses Leuchten gewiss zum Erlöschen bringen und mit ihm wohl auch das Lächeln, die Gunst, den Vorschuss an Vertrauen und Willkommen, von dem sie gesprochen hatte? Oh, diese Weiße Prinzessin, Aurore von Genua, war so herzzereißend schön... .
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Drita
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von Drita »

Drita kam nicht umher das Schaudern auf ihrer Haut zu fühlen, dass die Ansprache Aurores dort alleine durch Worte hinterlassen hat. Sie wollte mehr davon hören, in der Stimme und dem Charm der weißen Prinzessin baden. Alleine dafür lohnte sich ihr Bestreben Eidwahrerin zu werden, um öfter in den Genuss dieser Präsenz zu kommen. Aurore wäre eine... wunderbare Königin auf der Via Regalis. Eine Visionärin, die es verstand ihren Traum auch in die Tat umzusetzen. Ein fast schon verspieltes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Zustimmung. Ein Nicken in die Richtung der Herrscherin Genuas, als die Ansprache ihr Ende fand.

Mit etwas zeitlichem Abstand folgte Drita Aurore zum Tisch. Und mit einem ebensolchen folgte sie dann der Einladung sich zu setzen. Es war schon ein Bild für sich, wie die beiden Ältesten in dem Raum dort an der Tafel saßen. An ihrer Seite der Herold der Domäne. Und ihre Blicke auf die drei Knienden gerichtet.

Drita nahm ihre Augen nicht von den Bittstellern. Doch ihre Aufmerksamkeit galt dennoch merklich Gabriel, als dieser die offenen Aufgaben präsentierte. Nach jeder einzelnen davon nickte Drita merklich, um zu bestätigen, dass sie diese wahrgenommen hatte.

Dann begann Atessa. Und mit den ersten Worten erklang ein leises, abfälliges Seufzen von Drita. Ein Kopfschütteln folgte... fast schon enttäuscht, aber da war etwas in dieser Geste, dass vielmehr davon sprach, dass Drita so eine fahle Ausrede von einer Rose erwartet hatte. Bislang waren sie alle, die Drita kannte... verdorrt und kaum dem Ruf der Rosen wert gewesen. Keine von ihnen strahlte auch nur annährend in den prächtigen Farben ihrer Namensgeber aus der Natur. Enttäuschend.

Noch während Atessa zurück trat ließ Dritas Fokus von ihr ab. Ihre Augen gingen über zu ihrem Clansbruder. Ihr Blick zeigte eine Warnung. Fehler und Ausreden würde sie ihm nicht so leicht tolerieren, wie sie es gerade bei der Rose getan hatte.
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
Ich verliere nicht Viel, wenn mir das Vertrauen meiner Kunden erhalten bleibt.
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Vincente Carlos
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente hörte Aurore zu...und dachte sich seinen Teil.

Er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass es ihr bei all dem, was sie im Hintergrund wirkend für die Menschen in ihrer Domäne tun oder sich erhoffen mochte, tatsächlich nur um das Wohl der Menschen selbst ging.

Eine große und gesunde Herde sicherte immer auch das eigene Überleben.
Zudem hielt er eine gedeihende und blühende Stadt auch für eine Art 'Fick dich' an jene, die an ihr gezweifelt haben mochten oder ihr anderweitig missgünstig gegenüber standen. Wohlstand, so wusste er, war schließlich immer auch Macht – Macht über die eigenen Untertanen, Macht über Verbündete und Freunde, Macht gegenüber Feinden...Und da ein jeder von ihnen an andere in irgendeiner Form gebunden war...war die eigene Macht auch immer eine Macht für andere. Er machte sich da nichts vor.

Und doch...
Er hatte Fragen. Wurde es für ihre Art nicht um so gefährlicher, je besser es einer menschlichen Gemeinde ging? Nicht nur, weil es die Gier anderer Menschen schürte – außerhalb wie innerhalb der eigenen Stadtmauern. Es weckte auch Begehren anderer Domänen. Und bedeutete Wohlstand nicht auch immer unliebsame Aufmerksamkeit, wenn eine Person plötzlich verschwand oder starb...? Wie oft wurde beim Tod Armer weggesehen, wurden keine Untersuchungen angestoßen...wie oft verliefen sie ins Leere?
Was würde geschehen, wenn Kainiten nun beginnen würden in diesem blühenden Garten, den Aurore sich zu wüschen schien, Knospen und Blüten zu pflücken, um den eigenen Hunger zu stillen? Würde es nicht Aufsehen erregen? Raubte man mit jeder Mahlzeit dann nicht automatisch der Stadt auch ihren Reichtum?

Vincente war froh, dass er sich um diese Dinge keine Gedanken machen musste, er hatte kein Volk zu lenken. Schon gar nicht eines mit Reißzähnen. Dafür liebte er seine Mannschaft. Diese verstand er.

Seine Ohren zuckten kurz, als Aurore von den Piraten und ihren Wetten und Witzen sprach. Er hatte nicht erwartet, dass etwas derart Persönliches vor Zeugen ausgesprochen werden würde. Als hätte er selbst nicht mehr Wert als ein Lachen, das ebenso schnell wieder vergessen war. Versuchte man ihn hier zu kränken? Bloßzustellen?

Vincente hatte sich erhoben, als man ihnen die Erlaubnis dazu erteilt hatte.

Geduldig wartete er, bis Atessa ihre Aussage getroffen hatte und wunderte sich still über die Reihenfolge. Immerhin gehörte die Rose als Torerador zu den hohen Clans, vielleicht bestimmte die Etikette hier, dass die Dame zuerst sprechen durfte...Aber es würde ihn nicht wundern, wenn er hier zig andere Feinheiten übersah. Schließlich war er hier 'nur' der Pirat. Das Ergebnis eines Witzes...

Als die Prinzessin ihre Fragen an ihn richtete, trat er wie befohlen vor. Den Blick hielt er weiterhin gesenkt, wenn auch nicht mehr auf den Boden zu seinen Füßen. Er wollte nicht durch ihre Schönheit abgelenkt werden, ins Stottern und Stammeln geraten... Auch war er nicht sicher, ob der direkte Blick am Ende nicht zudem noch ein Etikettenverstoß wäre. Die goldene Mitte hätte wahrscheinlich den Blick auf den Oberkörper bedeutet, aber das hätte ein Starren auf ihre Brüste bedeutet...etwas, das bei der Hoheit ganz sicher nicht gut ankommen würde. Also entschied er sich für irgendwo auf der Tischplatte.

Pirat, Handelstreibender...bei den Ansinnen und Methoden des einen fand man sicher auch Parallelen beim anderen. Vielleicht lieber Freibeuter? Aber er war nicht frei... Ja, vielleicht war Pirat noch die zutreffendste Beschreibung seiner Person. Warum einen Hund nicht einen Hund nennen? Auch, wenn es sich bei diesem vielleicht um einen Wolf handelte...oder einen Welpen. Und als Piratenkind hatte er es gleich doppelt im Blut.

Er blieb stumm, als Aurore über seine Taten als Pirat sprach. Es schien ihm, als wäre es eine Feststellung, keine Verhandlung.

Bei der Nennung des See-Liktors zuckte kurz Überraschung über sein Gesicht. Er musste an den Hoftag denken. Salvador. Der Brujah, der einen Gast geköpft hatte – oder es versäumt hatte, weil der erste Liktor möglicherweise doch schneller gewesen war. Der neu ernannte Liktor der Domäne, den man erst nicht in Genua geduldet hatte, nur um ihm dann ein Amt zu geben. Das Arschloch, dass Vincente auf so geschickte Art beleidigt und zugleich geschmeichelt hatte...Er war sich bis heute nicht sicher, ob er ihn lieber zerfetzen oder betten wollte.

Würde so jemand nicht alles beschwören, schon alleine weil Vincente Pirat und damit ein Dorn im Fuß war? Und würde man so jemanden nicht alles durchgehen lassen, solange es einem nur nütze? Selbst Mord auf einem Hoftag? Schließlich hatte es nach der Tat keine Verhaftung gegeben, nur Gäste, die Wahrheiten oder Unwahrheiten in das Ohr der Prinzessin geflüstert hatten...
Und ihren Worten nach, schien der Liktor noch immer frei und auf See unterwegs zu sein.

All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, jedoch traute er sich nicht dies über einen Amtsträger zu sagen. Zumindest nicht öffentlich, nicht zur Prinzessin, die seiner Ernennung sicherlich zugestimmt oder sie zumindest geduldet hatte.

Auch witterte ein Teil von ihm in dieser so unschuldig gestellten Frage eine Falle. Dennoch schien es sich hier um keine rhetorische Frage zu handeln, weshalb er um eine Antwort nicht herumkommen würde. Im Kopf ging er seine Möglichkeiten durch.

Er hatte nur ein kleines Schiff, dass schon allein aufgrund seiner begrenzten Lagermöglichkeiten Angriffe auf größere Schiffe mied. Zu viel wertvolle Fracht würde man dem Meer überlassen müssen. Und Vincente hielt nichts von Verschwendung. Von der größeren Streitbarkeit eines größeren Schiffes einmal ganz abgesehen. Zudem sollten seine Leute genuesische Schiffe schon allein deshalb meiden, weil seine Fürsprecherin Angelique eine Flotte hatte. Und mit ihr wollte er sich nicht quer stellen, auch wenn ihr Clan sie inzwischen verstoßen hatte.

Und dann war da noch die Tatsache...dass er nicht scheißen mochte wo er fraß.

Vor dem eigenen Hafen plündern, das hatte etwas so Plumpes an sich. Warum warten, bis Waren auf einem Schiff verladen sind, wo sie bei einem Überfall so leicht im Meer verloren gehen können? Wenn er die Genuesen ausrauben wollte, so würde er einfach Händler werden wie alle anderen auch. Oder ein Lagerhaus ausrauben. So oder so lag ihm nichts daran, dass mehr Wachen im Hafen umtriebig wurden. Prozesse gestrafft und unschöne Fragen gestellt wurden. Fremde Schiffe, die einen weiteren Weg vor sich hatten, könnten eher in eine unliebsame Strömung oder einen Sturm geraten, kentern, oder auflaufen. Bis Nachricht über ein Verschwinden eintraf, waren Spuren oft schon im wahrsten Sinn verwaschen. Während die Mannschaft eines genuesischen Schiffes nicht selten auch Familie in der Domäne hätte, und der Besitzer des Schiffes würde Fragen stellen. Zur Wache gehen, nachfragen... Alles Fürs und Widers, die er abgewägt hatte. Hinzu kam, dass er keinen Wert darauf legte, dass feindlich gesinnte Kainiten ihm und seinem Schiff Probleme machten.

Aber wie antworten, ohne all dies offenzulegen?

Also los Vincente, versuch dich mal an Diplomatie – dein Steckenpferd, dachte er sich.

„Was euer Diener zur See euch diesbezüglich antworten wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich könnte nur Mutmaßungen anstellen.“ Weil es sich bei diesem um ein Piraten-hassendes, provozierendes, Kampf-geiles Arschloch handelt, dass einen Dolch einsetzt wo er ein Ziel findet. Bei Freund oder Feind. „Meine Leute haben die Anweisung Schiffe unter genuesischer Schiffe passieren zu lassen. Sie suchen sich Ziele unter Flagge weiter entfernter liegender Regionen.“

Als Aurore auf seinen Erzeuger zu sprechen kam, war er so erstaunt, dass er vergaß den Blick gesenkt zu halten. Für einen Bruchteil blickte er sie an, bevor er rasch den Blick wieder senkte. Was mochte sie in seinem Gesicht gesehen haben? Was hatten die anderen erblickt?

Was sollte er zur Frage nach seinem Erzeuger sagen. Konnten sie wirklich erwarten, dass er sich gegen jenen wandte, der ihn in die Nacht geholt hatte? Der ihm den Kuss gab? Noch dazu gegen einen Ancilla seines Clans? War er nicht automatisch Respekt und Gehorsam schuldig, durch die Bande des Blutes und des Clans?

Er war um eine Antwort verlegen wie jemand dem noch nie ein solcher Gedanke gekommen war. „Gegen?“, seine Kinnlade drohte ihm auf der Brust festzuwachsen. Dann versuchte er weitere Worte herauszupressen, die verschluckt wurden, übereinander fielen, ein wirres Ganzes bildeten. „Der Kuss … die Bande...der Pfad...“, stammelte er. Kurz huschte sein Blick zu seiner Clansschwester. Wie mochte sie zwischen dem Band von Kind und Erzeuger stehen?

Und dann kam sie auf die Aufgabe zu sprechen, den eigentlichen Grund, weshalb er her zitiert worden war. Er gab sich demütig. „Was die Bekehrung der sardischen Bevölkerung betrifft, so hat sich ein Priester dieser angenommen, der sich mit Siedlern aus Genua zusammengetan hat. Die Namen der von ihm Bekehrten oder deren genauen Anzahl kann ich euch nicht nennen.“ Das hat mir der Herold, als er mir die Aufgabe stellte, auch nicht aufgetragen, fügte er in Gedanken hinzu. Zumal man den Menschen eh nur bis vor die Stirn schauen konnte, ob sie in ihrem Herzen wirklich den Glauben angenommen hatten und nicht nur Lippenbekenntnis machten, blieb damit offen. Bekehrung wäre ein Generationenprojekt. Man musste sich die Kinder holen, und deren Kinder … und irgendwann wären sie sicherlich Christen.
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I Tarocchi
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Du hast einen Schwur geleistet, junger Vincente." Die Worte der Weißen Prinzessin klangen weich. "Du hast vor mir gekniet und dich mir verschworen. Mir, deren Domäne Genua ist, dessen Land, Herde und Reichtum von deinem Blutvater angegriffen wird. Wie willst du deinen Schwur einhalten? Wie wirst du schützen, was du geschworen hast, zu schützen?"
Sie machte eine Geste zu Drita herüber.

"Die verehrte Drita hier ist mein Gast und sie kennt wie wenige andere den Wert und die Natur von Schwüren. Sie wird dir helfen und dich lehren. Du wirst ihr helfen, indem du deine Stärke, Schläue und Macht auf dem Wasser einsetzt, um den Reichtum in Handel und Wohlstand Genuas zu mehren. Ihr werdet eine Zusammenarbeit finden, die Eurer beider Stand und Stärken angemessen ist. Ihr werdet die Lücke füllen, die Benjamin in den Werften und im Norden Platealongas hinterlassen hat."
Hier hielt Aurore einmal inne und tippte sich wie nachdenklich ans Kinn. Es war ein Moment, der auf eine merkwürdige, beinahe schwindelerregende Weise die Perspektive kippen ließ: Für einen skurrilen, kurzen Moment stand dort auf einmal ein junges, zartes Mädchen, das sich irgendwie in einen Ratsaal und die Gesellschaft todloser Monster verirrt hatte.
"Ah.. und verehrte Drita: Natürlich heiße ich das gut. Ich möchte eine prachtvolle Flotte haben. Doch das erste schöne Schiff, das in der ersten Werft gebaut wird, das du in deine Macht bringst, wird mir und meinem Vasallen Vincente gehören."
Aurores blauer Blick fand zu Vincente zurück. "Sobald ihr soweit seid, wirst du einen würdigen Namen für unser Schiff finden. Du wirst mich darauf einladen und du wirst mir davon erzählen, was du geleistet hast - und was du mit diesem Schiff tun willst." Irgendwie, irgendwo in diesen Worten war das Trugbild des Mädchens verblasst und die Ahnin sprach ihn an. Sie befahl.

"Mein werter Gabriel Ducas, ich will dir ersparen, dass du nach diesem einen Priester auf Sardinien suchen musst, dessen Namen und dessen Schäflein Vincente nicht zu nennen weiß. Doch du wirst Vincente beim Erinnern helfen und dann Salvador aussenden, so dass er dem nachgehen kann. Sicherlich finden sich ein paar Spuren auf Sardinien - und wenn es nicht die von bekehrten Sarden sind, dann vielleicht die von Piraten oder von alten Machenschaften deines Vorgängers, des alten und nun gefallenen Herolds." Aurore lächelte sanft und machte einen Wink zu Atessa herüber.
"Meine werte Atessa hat damit ihre erste Aufgabe, die sie unterstützen wird. Vielleicht kann sie ein Gegengewicht zu meinem Liktor sein und Maß halten, wo er allzu leicht maßlos werden will. Ich werde meinen Vasallen, den höchst verehrten Josef Szoykel, unterrichten lassen."

"Damit erkläre ich die ursprüngliche Aufgabe, die Toma Vincente aufgegeben hat, für unerfüllt. Doch vielleicht wird uns die Aufklärung mehr schenken als den Schock unerfüllter Versprechen. Vincente erhält unter Dritas Anleitung eine neue Gelegenheit. Er sollte sie nicht vergeuden und vor allem sollte er lernen, dass ein Vasallenschwur mehr ist als ein paar leicht dahin gesprochene Worte."

Hier nun sah Aurore zu Drita herüber. "In meiner eigenen Vergangenheit habe ich selbst vor den edelsten Zeugen die Schwere, das größte Gewicht solcher Schwüre gezeigt. Ich habe die uralten Traditionen und einen schwindelerregenden Zoll in Blut, Asche und Vitae gegen Schwüre abgewägt. Mögen meine Vasallen vor allen anderen Kainiten begreifen, wie ernst das wahre Gewicht dieser Entscheidungen war und ist. Ich dulde keine Leichtfertigkeit in Schwüren und jeder Kainit sollte seine Schwüre kennen. Jeder meiner Vasallen muss es wohl mehr noch als alle übrigen."

Und damit forderte sie mit einer Geste zuerst Drita, dann Gabriel und dann Vincente auf, zu sprechen.
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Drita
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von Drita »

Sie ließ sich tragen. Die Schönheit der weißen Prinzessin spiegelte sich nicht nur in ihrem Aussehen wieder. Sie fand sich auch in den Worten, die über die Herkunft, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Genua berichteten. Wäre Drita noch Menschlich hätten sich sicher ihre Haare an den Armen und im Nacken aufgestellt. Die Ancilla verstand in diesem Moment so Vieles besser. Sie verstand, warum so mancher in Genua geduldet wurde. Sie verstand warum Genua zu seiner jetzigen Größe kam. Sie verstand, welche Bedeutung Genua für seinen Prinzen hatte. Und sie verstand, wie wenig die meisten Vasallen und Gäste Genuas das Alles begriffen.

Bei dem Wortspiel über Licht und Schatten lächelte Drita mit einem Nicken, tauchte dann aber tiefer in die Tiefen der Ofenbahrung ein. Vielleicht war dies etwas, was alle Kainiten Genuas hören sollten. Und Umso wichtiger wurde Dritas eigene Aufgabe Eidwahrerin zu werden.

Die Lasombra verfolgte die Worte und Bewegung ihres Clanbruders aufmerksam. Und man konnte ihr ansehen, dass sie dieses Mal doch nicht so leichtfertig bereit war ihr eigenes Blut auflaufen zu lassen, wie auf dem Hoftag - wenige Tage nach ihrer Ankunft. Heute war sie gefestigter in ihrem Stand, sowie sich der Spinnennetze der kainitschen Gesellschaft bewusster. Schon im Vorfeld hatte sie sich bereitgelegt, was sie sagen konnte, um Hilfestellung zu bieten.

Doch das wurde Alles hinfällig mit dem Urteil welches Aurore fällte. Vincente wurde ihr direkt 'unterstellt'. Sie als Gast der Domäne genoss also das Vertrauen einen Vasallen für Aurore zu führen. Die Lasombra bestätigte die vernommene Aufgabe mit einer Verneigung in die Richtung des Prinzen.

"Ich werde dafür Sorge tragen, dass dieses Erste Schiff euch zu Ehren gereicht, höchst verehrte Majestät. Genau, wie die Flotte, die darauf folgen wird."

Dies war das erste Versprechen, welches Drita nach dem Urteil gab. Und in diesem Moment wurde für diejenigen, die Drita nur als Gläubigerin kannten, klar, wie wichtig ihr auch die Gegenseite war: Dieses Versprechen - und galt es nur ein Schiff zu bauen - hatte etwas Heiliges an sich. Ihre Stimme, ihre Betonung, jede noch so kleine Geste; einfach Alles, was in dem Zusammenhang mit dem Versprechen stand, bekam durch Drita Bedeutung. Dann folgte das zweite Versprechen. Hierbei ging es nicht nur um ein Schiff. Dem entsprechend wurden die folgenden Worte noch schwerer und gewannen noch mehr an Bedeutung.

"Ich werde dafür Sorge tragen, dass mein Bruder im Blute die von euch ausgewählte Aufgabe erfüllt und die Bedeutung von Schwüren erkennt. Möge er am Ende als gutes Beispiel für eure Vasallen und Gäste dienen oder... sollte er scheitern... das an ihm statuierte Exempel als Mahnung."

Besonders der letzte Teil, lag nun drohend über Vincente. Denn Dritas Blick machte deutlich, dass dieses Exempel durch ihre Hand keine Gnade und kein schnelles Ende versprach. Trotzdem schien Drita zuversichtlich bezüglich Vincente und vor Allem zufrieden mit diesem Ausgang.
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Gabriel Ducas
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Weiter entfernter liegender Regionen? die Augenbraue des Brujah zuckte einen Moment in die Höhe. Natürlich überfiel er nicht die Hand die ihn fütterte, aber konnte Genua als Handelsmacht aufsteigen, wenn einer die Waren aus fernen Ländern plünderte? Vermutlich wehrlose Handelsschiffe. Pirat. Aber der Herold sagte vorerst nichts. Lauschte den Worten Vincentes und anschließend der Ahnin und der Ancilla. Unerfüllte Aufgabe. musternd sah er zwischen Atessa, Vincente und Allegra hin und her. Wieviele unerfüllte Aufgaben würde es wohl heute noch geben? Das Aurore die Rosen bevorzugte war ihm inzwischen klar. Einen Lasombra bestrafen? Dafür waren sie zu zahlreich. Allegra hingegen? Nein, Benedetto würde seine Hand schon über sie halten. Als die Ventrue schließlich erklärte sie erspare Gabriel die Suche nickte er seiner Lehensherrin demütig und respektvoll zu. „Sehr wohl. Ich werde den werten Vincente erinnern und so dann den werten Liktor zur See aussenden.“ wiederholte er pflichtbewusst die gegebene Weisung und wenn nicht schon allein die Tatsache, dass sie heute Nacht alle hier waren es bestätigte – der ernst in der Stimme verdeutlichte das er seiner Pflicht nachkommen würde.

Es war nicht an ihm weitere Dinge zu sagen, jedoch hatte er vernommen was gesagt und auch was nicht gesagt wurde. Die Schönheit der Ahnin mochte zum Träumen anregen doch in seinem Hinterkopf flüsterte eine dunkle, flackernde Stimme Worte der Warnung. So neigte er sein Haupt erneut und signalisierte so, dass er nichts mehr hinzuzufügen hatte.
At the end of the masquerade
Your time's up, now there's hell to pay
It's only down from here
You think you have a choice, but there's no other way

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