[1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
- I Tarocchi
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
"Atessa, ich habe dich in meine Domäne aufgenommen. Dankbar warst du, denn du hast keine andere Heimat und kein Zurück. Du hast meine Gunst genossen und ich habe Großes von dir erwartet. Der Glanz derer vom Clan der Rose hat meine Gunst und ich wollte ihn wieder strahlen sehen. Doch du hast Liviu Cosma für dich sprechen lassen. Und seine Worte? Sie blieben leer. Übrig blieb nichts als Asche."
Aurore neigte sich auf ihrem Sitz ein wenig vor.
"Bleiben auch deine Worte leer? Erkläre mir, wie du deinen Einfluss in die Planung meiner Stadt geltend gemacht hast. Was hast du getan, dass endlich der Bau einer Kathedrale beginnen kann?"
Atessa war mit den Worten ein Stück weit in sich zusammen gesunken. Die unverkennbare Grazie der Rose wirkte brüchig, wie eine altgewordene Glasur über billigen Farben.
“Höchst verehrte Aurore”, sagte sie langsam und offenkundig mit sich ringend. “Ich habe nur erst beginnen können. Mein Einfluss ist nicht gewachsen, wie ich wünschte. Und der Kathedralenbau ist fest in den Händen der Kirche und damit weit außerhalb meines üblichen Einflusses… .”
Unter dem Fokus der Aufmerksamkeit der Weißen Prinzessin klang das schal und blass, wie bloße Ausreden. Enttäuscht lehnte Aurore sich wieder zurück und winkte Atessa weg wie eine abgelehnte Bittstellerin. Die Toreador trat eilig ein paar Schritte zurück und stand nun etwas am Rande, mit gesenktem Kopf.
Aurore neigte sich auf ihrem Sitz ein wenig vor.
"Bleiben auch deine Worte leer? Erkläre mir, wie du deinen Einfluss in die Planung meiner Stadt geltend gemacht hast. Was hast du getan, dass endlich der Bau einer Kathedrale beginnen kann?"
Atessa war mit den Worten ein Stück weit in sich zusammen gesunken. Die unverkennbare Grazie der Rose wirkte brüchig, wie eine altgewordene Glasur über billigen Farben.
“Höchst verehrte Aurore”, sagte sie langsam und offenkundig mit sich ringend. “Ich habe nur erst beginnen können. Mein Einfluss ist nicht gewachsen, wie ich wünschte. Und der Kathedralenbau ist fest in den Händen der Kirche und damit weit außerhalb meines üblichen Einflusses… .”
Unter dem Fokus der Aufmerksamkeit der Weißen Prinzessin klang das schal und blass, wie bloße Ausreden. Enttäuscht lehnte Aurore sich wieder zurück und winkte Atessa weg wie eine abgelehnte Bittstellerin. Die Toreador trat eilig ein paar Schritte zurück und stand nun etwas am Rande, mit gesenktem Kopf.
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Aurores Blick legte sich nun auf Vincente.
"Junger Vincente, tritt vor mich. Du bist ein Pirat - leugne es nicht! Und ich glaube auch, dass du meine eigene Herde angegriffen hast, dass du vor deiner Ankunft in Genua nicht halt gemacht hast, nicht vor genuesischen Schiffen und nicht vor ligurischen Dörfern. Du bist auch der Blutsohn eines weiteren Piraten, der eben solches tut. Doch ich habe dich willkommen geheißen, um zu sehen, ob du deine Wege änderst. Du hast mir den Vasallenschwur geleistet und darin geschworen, dass du die Bewohner Genuas - ob sterblich oder nicht - schützen willst. Sag mir, wenn ich meinen Liktor auf See frage, ob du die genuesischen Schiffe schützt oder ob du sie plünderst, was wird er mir dann wohl antworten? Sag mir, ob du meine Herde, mein Genua, auch vor deinem Erzeuger schützt? Richtest du deine Waffe und die Gier deiner Mannschaft gegen die Feinde Genuas?"
Wieder neigte sie sich auf ihrem Thron ein wenig vor. "Sag mir, wie viele Männer und Frauen aus Sardinien, der Heimat deines Erzeugers, du bekehrt hast? Kannst du mir ihre Namen nennen?"
Aurore machte eine sanfte, sachte Geste zu Vincente hin. Sie schien wahrhaftig hören zu wollen, was er ihr sagte, während ihr Blick hoffnungsvoll auf ihm lag. Leuchtende Erwartung lag darin, der von Herzen kommende Wunsch, dass Vincente sie nicht ebenso - oder schlimmer? - enttäuschen würde wie Atessa zuvor. Eine Enttäuschung würde dieses Leuchten gewiss zum Erlöschen bringen und mit ihm wohl auch das Lächeln, die Gunst, den Vorschuss an Vertrauen und Willkommen, von dem sie gesprochen hatte? Oh, diese Weiße Prinzessin, Aurore von Genua, war so herzzereißend schön... .
"Junger Vincente, tritt vor mich. Du bist ein Pirat - leugne es nicht! Und ich glaube auch, dass du meine eigene Herde angegriffen hast, dass du vor deiner Ankunft in Genua nicht halt gemacht hast, nicht vor genuesischen Schiffen und nicht vor ligurischen Dörfern. Du bist auch der Blutsohn eines weiteren Piraten, der eben solches tut. Doch ich habe dich willkommen geheißen, um zu sehen, ob du deine Wege änderst. Du hast mir den Vasallenschwur geleistet und darin geschworen, dass du die Bewohner Genuas - ob sterblich oder nicht - schützen willst. Sag mir, wenn ich meinen Liktor auf See frage, ob du die genuesischen Schiffe schützt oder ob du sie plünderst, was wird er mir dann wohl antworten? Sag mir, ob du meine Herde, mein Genua, auch vor deinem Erzeuger schützt? Richtest du deine Waffe und die Gier deiner Mannschaft gegen die Feinde Genuas?"
Wieder neigte sie sich auf ihrem Thron ein wenig vor. "Sag mir, wie viele Männer und Frauen aus Sardinien, der Heimat deines Erzeugers, du bekehrt hast? Kannst du mir ihre Namen nennen?"
Aurore machte eine sanfte, sachte Geste zu Vincente hin. Sie schien wahrhaftig hören zu wollen, was er ihr sagte, während ihr Blick hoffnungsvoll auf ihm lag. Leuchtende Erwartung lag darin, der von Herzen kommende Wunsch, dass Vincente sie nicht ebenso - oder schlimmer? - enttäuschen würde wie Atessa zuvor. Eine Enttäuschung würde dieses Leuchten gewiss zum Erlöschen bringen und mit ihm wohl auch das Lächeln, die Gunst, den Vorschuss an Vertrauen und Willkommen, von dem sie gesprochen hatte? Oh, diese Weiße Prinzessin, Aurore von Genua, war so herzzereißend schön... .
Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Drita kam nicht umher das Schaudern auf ihrer Haut zu fühlen, dass die Ansprache Aurores dort alleine durch Worte hinterlassen hat. Sie wollte mehr davon hören, in der Stimme und dem Charm der weißen Prinzessin baden. Alleine dafür lohnte sich ihr Bestreben Eidwahrerin zu werden, um öfter in den Genuss dieser Präsenz zu kommen. Aurore wäre eine... wunderbare Königin auf der Via Regalis. Eine Visionärin, die es verstand ihren Traum auch in die Tat umzusetzen. Ein fast schon verspieltes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Zustimmung. Ein Nicken in die Richtung der Herrscherin Genuas, als die Ansprache ihr Ende fand.
Mit etwas zeitlichem Abstand folgte Drita Aurore zum Tisch. Und mit einem ebensolchen folgte sie dann der Einladung sich zu setzen. Es war schon ein Bild für sich, wie die beiden Ältesten in dem Raum dort an der Tafel saßen. An ihrer Seite der Herold der Domäne. Und ihre Blicke auf die drei Knienden gerichtet.
Drita nahm ihre Augen nicht von den Bittstellern. Doch ihre Aufmerksamkeit galt dennoch merklich Gabriel, als dieser die offenen Aufgaben präsentierte. Nach jeder einzelnen davon nickte Drita merklich, um zu bestätigen, dass sie diese wahrgenommen hatte.
Dann begann Atessa. Und mit den ersten Worten erklang ein leises, abfälliges Seufzen von Drita. Ein Kopfschütteln folgte... fast schon enttäuscht, aber da war etwas in dieser Geste, dass vielmehr davon sprach, dass Drita so eine fahle Ausrede von einer Rose erwartet hatte. Bislang waren sie alle, die Drita kannte... verdorrt und kaum dem Ruf der Rosen wert gewesen. Keine von ihnen strahlte auch nur annährend in den prächtigen Farben ihrer Namensgeber aus der Natur. Enttäuschend.
Noch während Atessa zurück trat ließ Dritas Fokus von ihr ab. Ihre Augen gingen über zu ihrem Clansbruder. Ihr Blick zeigte eine Warnung. Fehler und Ausreden würde sie ihm nicht so leicht tolerieren, wie sie es gerade bei der Rose getan hatte.
Mit etwas zeitlichem Abstand folgte Drita Aurore zum Tisch. Und mit einem ebensolchen folgte sie dann der Einladung sich zu setzen. Es war schon ein Bild für sich, wie die beiden Ältesten in dem Raum dort an der Tafel saßen. An ihrer Seite der Herold der Domäne. Und ihre Blicke auf die drei Knienden gerichtet.
Drita nahm ihre Augen nicht von den Bittstellern. Doch ihre Aufmerksamkeit galt dennoch merklich Gabriel, als dieser die offenen Aufgaben präsentierte. Nach jeder einzelnen davon nickte Drita merklich, um zu bestätigen, dass sie diese wahrgenommen hatte.
Dann begann Atessa. Und mit den ersten Worten erklang ein leises, abfälliges Seufzen von Drita. Ein Kopfschütteln folgte... fast schon enttäuscht, aber da war etwas in dieser Geste, dass vielmehr davon sprach, dass Drita so eine fahle Ausrede von einer Rose erwartet hatte. Bislang waren sie alle, die Drita kannte... verdorrt und kaum dem Ruf der Rosen wert gewesen. Keine von ihnen strahlte auch nur annährend in den prächtigen Farben ihrer Namensgeber aus der Natur. Enttäuschend.
Noch während Atessa zurück trat ließ Dritas Fokus von ihr ab. Ihre Augen gingen über zu ihrem Clansbruder. Ihr Blick zeigte eine Warnung. Fehler und Ausreden würde sie ihm nicht so leicht tolerieren, wie sie es gerade bei der Rose getan hatte.
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Vincente hörte Aurore zu...und dachte sich seinen Teil.
Er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass es ihr bei all dem, was sie im Hintergrund wirkend für die Menschen in ihrer Domäne tun oder sich erhoffen mochte, tatsächlich nur um das Wohl der Menschen selbst ging.
Eine große und gesunde Herde sicherte immer auch das eigene Überleben.
Zudem hielt er eine gedeihende und blühende Stadt auch für eine Art 'Fick dich' an jene, die an ihr gezweifelt haben mochten oder ihr anderweitig missgünstig gegenüber standen. Wohlstand, so wusste er, war schließlich immer auch Macht – Macht über die eigenen Untertanen, Macht über Verbündete und Freunde, Macht gegenüber Feinden...Und da ein jeder von ihnen an andere in irgendeiner Form gebunden war...war die eigene Macht auch immer eine Macht für andere. Er machte sich da nichts vor.
Und doch...
Er hatte Fragen. Wurde es für ihre Art nicht um so gefährlicher, je besser es einer menschlichen Gemeinde ging? Nicht nur, weil es die Gier anderer Menschen schürte – außerhalb wie innerhalb der eigenen Stadtmauern. Es weckte auch Begehren anderer Domänen. Und bedeutete Wohlstand nicht auch immer unliebsame Aufmerksamkeit, wenn eine Person plötzlich verschwand oder starb...? Wie oft wurde beim Tod Armer weggesehen, wurden keine Untersuchungen angestoßen...wie oft verliefen sie ins Leere?
Was würde geschehen, wenn Kainiten nun beginnen würden in diesem blühenden Garten, den Aurore sich zu wüschen schien, Knospen und Blüten zu pflücken, um den eigenen Hunger zu stillen? Würde es nicht Aufsehen erregen? Raubte man mit jeder Mahlzeit dann nicht automatisch der Stadt auch ihren Reichtum?
Vincente war froh, dass er sich um diese Dinge keine Gedanken machen musste, er hatte kein Volk zu lenken. Schon gar nicht eines mit Reißzähnen. Dafür liebte er seine Mannschaft. Diese verstand er.
Seine Ohren zuckten kurz, als Aurore von den Piraten und ihren Wetten und Witzen sprach. Er hatte nicht erwartet, dass etwas derart Persönliches vor Zeugen ausgesprochen werden würde. Als hätte er selbst nicht mehr Wert als ein Lachen, das ebenso schnell wieder vergessen war. Versuchte man ihn hier zu kränken? Bloßzustellen?
Vincente hatte sich erhoben, als man ihnen die Erlaubnis dazu erteilt hatte.
Geduldig wartete er, bis Atessa ihre Aussage getroffen hatte und wunderte sich still über die Reihenfolge. Immerhin gehörte die Rose als Torerador zu den hohen Clans, vielleicht bestimmte die Etikette hier, dass die Dame zuerst sprechen durfte...Aber es würde ihn nicht wundern, wenn er hier zig andere Feinheiten übersah. Schließlich war er hier 'nur' der Pirat. Das Ergebnis eines Witzes...
Als die Prinzessin ihre Fragen an ihn richtete, trat er wie befohlen vor. Den Blick hielt er weiterhin gesenkt, wenn auch nicht mehr auf den Boden zu seinen Füßen. Er wollte nicht durch ihre Schönheit abgelenkt werden, ins Stottern und Stammeln geraten... Auch war er nicht sicher, ob der direkte Blick am Ende nicht zudem noch ein Etikettenverstoß wäre. Die goldene Mitte hätte wahrscheinlich den Blick auf den Oberkörper bedeutet, aber das hätte ein Starren auf ihre Brüste bedeutet...etwas, das bei der Hoheit ganz sicher nicht gut ankommen würde. Also entschied er sich für irgendwo auf der Tischplatte.
Pirat, Handelstreibender...bei den Ansinnen und Methoden des einen fand man sicher auch Parallelen beim anderen. Vielleicht lieber Freibeuter? Aber er war nicht frei... Ja, vielleicht war Pirat noch die zutreffendste Beschreibung seiner Person. Warum einen Hund nicht einen Hund nennen? Auch, wenn es sich bei diesem vielleicht um einen Wolf handelte...oder einen Welpen. Und als Piratenkind hatte er es gleich doppelt im Blut.
Er blieb stumm, als Aurore über seine Taten als Pirat sprach. Es schien ihm, als wäre es eine Feststellung, keine Verhandlung.
Bei der Nennung des See-Liktors zuckte kurz Überraschung über sein Gesicht. Er musste an den Hoftag denken. Salvador. Der Brujah, der einen Gast geköpft hatte – oder es versäumt hatte, weil der erste Liktor möglicherweise doch schneller gewesen war. Der neu ernannte Liktor der Domäne, den man erst nicht in Genua geduldet hatte, nur um ihm dann ein Amt zu geben. Das Arschloch, dass Vincente auf so geschickte Art beleidigt und zugleich geschmeichelt hatte...Er war sich bis heute nicht sicher, ob er ihn lieber zerfetzen oder betten wollte.
Würde so jemand nicht alles beschwören, schon alleine weil Vincente Pirat und damit ein Dorn im Fuß war? Und würde man so jemanden nicht alles durchgehen lassen, solange es einem nur nütze? Selbst Mord auf einem Hoftag? Schließlich hatte es nach der Tat keine Verhaftung gegeben, nur Gäste, die Wahrheiten oder Unwahrheiten in das Ohr der Prinzessin geflüstert hatten...
Und ihren Worten nach, schien der Liktor noch immer frei und auf See unterwegs zu sein.
All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, jedoch traute er sich nicht dies über einen Amtsträger zu sagen. Zumindest nicht öffentlich, nicht zur Prinzessin, die seiner Ernennung sicherlich zugestimmt oder sie zumindest geduldet hatte.
Auch witterte ein Teil von ihm in dieser so unschuldig gestellten Frage eine Falle. Dennoch schien es sich hier um keine rhetorische Frage zu handeln, weshalb er um eine Antwort nicht herumkommen würde. Im Kopf ging er seine Möglichkeiten durch.
Er hatte nur ein kleines Schiff, dass schon allein aufgrund seiner begrenzten Lagermöglichkeiten Angriffe auf größere Schiffe mied. Zu viel wertvolle Fracht würde man dem Meer überlassen müssen. Und Vincente hielt nichts von Verschwendung. Von der größeren Streitbarkeit eines größeren Schiffes einmal ganz abgesehen. Zudem sollten seine Leute genuesische Schiffe schon allein deshalb meiden, weil seine Fürsprecherin Angelique eine Flotte hatte. Und mit ihr wollte er sich nicht quer stellen, auch wenn ihr Clan sie inzwischen verstoßen hatte.
Und dann war da noch die Tatsache...dass er nicht scheißen mochte wo er fraß.
Vor dem eigenen Hafen plündern, das hatte etwas so Plumpes an sich. Warum warten, bis Waren auf einem Schiff verladen sind, wo sie bei einem Überfall so leicht im Meer verloren gehen können? Wenn er die Genuesen ausrauben wollte, so würde er einfach Händler werden wie alle anderen auch. Oder ein Lagerhaus ausrauben. So oder so lag ihm nichts daran, dass mehr Wachen im Hafen umtriebig wurden. Prozesse gestrafft und unschöne Fragen gestellt wurden. Fremde Schiffe, die einen weiteren Weg vor sich hatten, könnten eher in eine unliebsame Strömung oder einen Sturm geraten, kentern, oder auflaufen. Bis Nachricht über ein Verschwinden eintraf, waren Spuren oft schon im wahrsten Sinn verwaschen. Während die Mannschaft eines genuesischen Schiffes nicht selten auch Familie in der Domäne hätte, und der Besitzer des Schiffes würde Fragen stellen. Zur Wache gehen, nachfragen... Alles Fürs und Widers, die er abgewägt hatte. Hinzu kam, dass er keinen Wert darauf legte, dass feindlich gesinnte Kainiten ihm und seinem Schiff Probleme machten.
Aber wie antworten, ohne all dies offenzulegen?
Also los Vincente, versuch dich mal an Diplomatie – dein Steckenpferd, dachte er sich.
„Was euer Diener zur See euch diesbezüglich antworten wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich könnte nur Mutmaßungen anstellen.“ Weil es sich bei diesem um ein Piraten-hassendes, provozierendes, Kampf-geiles Arschloch handelt, dass einen Dolch einsetzt wo er ein Ziel findet. Bei Freund oder Feind. „Meine Leute haben die Anweisung Schiffe unter genuesischer Schiffe passieren zu lassen. Sie suchen sich Ziele unter Flagge weiter entfernter liegender Regionen.“
Als Aurore auf seinen Erzeuger zu sprechen kam, war er so erstaunt, dass er vergaß den Blick gesenkt zu halten. Für einen Bruchteil blickte er sie an, bevor er rasch den Blick wieder senkte. Was mochte sie in seinem Gesicht gesehen haben? Was hatten die anderen erblickt?
Was sollte er zur Frage nach seinem Erzeuger sagen. Konnten sie wirklich erwarten, dass er sich gegen jenen wandte, der ihn in die Nacht geholt hatte? Der ihm den Kuss gab? Noch dazu gegen einen Ancilla seines Clans? War er nicht automatisch Respekt und Gehorsam schuldig, durch die Bande des Blutes und des Clans?
Er war um eine Antwort verlegen wie jemand dem noch nie ein solcher Gedanke gekommen war. „Gegen?“, seine Kinnlade drohte ihm auf der Brust festzuwachsen. Dann versuchte er weitere Worte herauszupressen, die verschluckt wurden, übereinander fielen, ein wirres Ganzes bildeten. „Der Kuss … die Bande...der Pfad...“, stammelte er. Kurz huschte sein Blick zu seiner Clansschwester. Wie mochte sie zwischen dem Band von Kind und Erzeuger stehen?
Und dann kam sie auf die Aufgabe zu sprechen, den eigentlichen Grund, weshalb er her zitiert worden war. Er gab sich demütig. „Was die Bekehrung der sardischen Bevölkerung betrifft, so hat sich ein Priester dieser angenommen, der sich mit Siedlern aus Genua zusammengetan hat. Die Namen der von ihm Bekehrten oder deren genauen Anzahl kann ich euch nicht nennen.“ Das hat mir der Herold, als er mir die Aufgabe stellte, auch nicht aufgetragen, fügte er in Gedanken hinzu. Zumal man den Menschen eh nur bis vor die Stirn schauen konnte, ob sie in ihrem Herzen wirklich den Glauben angenommen hatten und nicht nur Lippenbekenntnis machten, blieb damit offen. Bekehrung wäre ein Generationenprojekt. Man musste sich die Kinder holen, und deren Kinder … und irgendwann wären sie sicherlich Christen.
Er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass es ihr bei all dem, was sie im Hintergrund wirkend für die Menschen in ihrer Domäne tun oder sich erhoffen mochte, tatsächlich nur um das Wohl der Menschen selbst ging.
Eine große und gesunde Herde sicherte immer auch das eigene Überleben.
Zudem hielt er eine gedeihende und blühende Stadt auch für eine Art 'Fick dich' an jene, die an ihr gezweifelt haben mochten oder ihr anderweitig missgünstig gegenüber standen. Wohlstand, so wusste er, war schließlich immer auch Macht – Macht über die eigenen Untertanen, Macht über Verbündete und Freunde, Macht gegenüber Feinden...Und da ein jeder von ihnen an andere in irgendeiner Form gebunden war...war die eigene Macht auch immer eine Macht für andere. Er machte sich da nichts vor.
Und doch...
Er hatte Fragen. Wurde es für ihre Art nicht um so gefährlicher, je besser es einer menschlichen Gemeinde ging? Nicht nur, weil es die Gier anderer Menschen schürte – außerhalb wie innerhalb der eigenen Stadtmauern. Es weckte auch Begehren anderer Domänen. Und bedeutete Wohlstand nicht auch immer unliebsame Aufmerksamkeit, wenn eine Person plötzlich verschwand oder starb...? Wie oft wurde beim Tod Armer weggesehen, wurden keine Untersuchungen angestoßen...wie oft verliefen sie ins Leere?
Was würde geschehen, wenn Kainiten nun beginnen würden in diesem blühenden Garten, den Aurore sich zu wüschen schien, Knospen und Blüten zu pflücken, um den eigenen Hunger zu stillen? Würde es nicht Aufsehen erregen? Raubte man mit jeder Mahlzeit dann nicht automatisch der Stadt auch ihren Reichtum?
Vincente war froh, dass er sich um diese Dinge keine Gedanken machen musste, er hatte kein Volk zu lenken. Schon gar nicht eines mit Reißzähnen. Dafür liebte er seine Mannschaft. Diese verstand er.
Seine Ohren zuckten kurz, als Aurore von den Piraten und ihren Wetten und Witzen sprach. Er hatte nicht erwartet, dass etwas derart Persönliches vor Zeugen ausgesprochen werden würde. Als hätte er selbst nicht mehr Wert als ein Lachen, das ebenso schnell wieder vergessen war. Versuchte man ihn hier zu kränken? Bloßzustellen?
Vincente hatte sich erhoben, als man ihnen die Erlaubnis dazu erteilt hatte.
Geduldig wartete er, bis Atessa ihre Aussage getroffen hatte und wunderte sich still über die Reihenfolge. Immerhin gehörte die Rose als Torerador zu den hohen Clans, vielleicht bestimmte die Etikette hier, dass die Dame zuerst sprechen durfte...Aber es würde ihn nicht wundern, wenn er hier zig andere Feinheiten übersah. Schließlich war er hier 'nur' der Pirat. Das Ergebnis eines Witzes...
Als die Prinzessin ihre Fragen an ihn richtete, trat er wie befohlen vor. Den Blick hielt er weiterhin gesenkt, wenn auch nicht mehr auf den Boden zu seinen Füßen. Er wollte nicht durch ihre Schönheit abgelenkt werden, ins Stottern und Stammeln geraten... Auch war er nicht sicher, ob der direkte Blick am Ende nicht zudem noch ein Etikettenverstoß wäre. Die goldene Mitte hätte wahrscheinlich den Blick auf den Oberkörper bedeutet, aber das hätte ein Starren auf ihre Brüste bedeutet...etwas, das bei der Hoheit ganz sicher nicht gut ankommen würde. Also entschied er sich für irgendwo auf der Tischplatte.
Pirat, Handelstreibender...bei den Ansinnen und Methoden des einen fand man sicher auch Parallelen beim anderen. Vielleicht lieber Freibeuter? Aber er war nicht frei... Ja, vielleicht war Pirat noch die zutreffendste Beschreibung seiner Person. Warum einen Hund nicht einen Hund nennen? Auch, wenn es sich bei diesem vielleicht um einen Wolf handelte...oder einen Welpen. Und als Piratenkind hatte er es gleich doppelt im Blut.
Er blieb stumm, als Aurore über seine Taten als Pirat sprach. Es schien ihm, als wäre es eine Feststellung, keine Verhandlung.
Bei der Nennung des See-Liktors zuckte kurz Überraschung über sein Gesicht. Er musste an den Hoftag denken. Salvador. Der Brujah, der einen Gast geköpft hatte – oder es versäumt hatte, weil der erste Liktor möglicherweise doch schneller gewesen war. Der neu ernannte Liktor der Domäne, den man erst nicht in Genua geduldet hatte, nur um ihm dann ein Amt zu geben. Das Arschloch, dass Vincente auf so geschickte Art beleidigt und zugleich geschmeichelt hatte...Er war sich bis heute nicht sicher, ob er ihn lieber zerfetzen oder betten wollte.
Würde so jemand nicht alles beschwören, schon alleine weil Vincente Pirat und damit ein Dorn im Fuß war? Und würde man so jemanden nicht alles durchgehen lassen, solange es einem nur nütze? Selbst Mord auf einem Hoftag? Schließlich hatte es nach der Tat keine Verhaftung gegeben, nur Gäste, die Wahrheiten oder Unwahrheiten in das Ohr der Prinzessin geflüstert hatten...
Und ihren Worten nach, schien der Liktor noch immer frei und auf See unterwegs zu sein.
All diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, jedoch traute er sich nicht dies über einen Amtsträger zu sagen. Zumindest nicht öffentlich, nicht zur Prinzessin, die seiner Ernennung sicherlich zugestimmt oder sie zumindest geduldet hatte.
Auch witterte ein Teil von ihm in dieser so unschuldig gestellten Frage eine Falle. Dennoch schien es sich hier um keine rhetorische Frage zu handeln, weshalb er um eine Antwort nicht herumkommen würde. Im Kopf ging er seine Möglichkeiten durch.
Er hatte nur ein kleines Schiff, dass schon allein aufgrund seiner begrenzten Lagermöglichkeiten Angriffe auf größere Schiffe mied. Zu viel wertvolle Fracht würde man dem Meer überlassen müssen. Und Vincente hielt nichts von Verschwendung. Von der größeren Streitbarkeit eines größeren Schiffes einmal ganz abgesehen. Zudem sollten seine Leute genuesische Schiffe schon allein deshalb meiden, weil seine Fürsprecherin Angelique eine Flotte hatte. Und mit ihr wollte er sich nicht quer stellen, auch wenn ihr Clan sie inzwischen verstoßen hatte.
Und dann war da noch die Tatsache...dass er nicht scheißen mochte wo er fraß.
Vor dem eigenen Hafen plündern, das hatte etwas so Plumpes an sich. Warum warten, bis Waren auf einem Schiff verladen sind, wo sie bei einem Überfall so leicht im Meer verloren gehen können? Wenn er die Genuesen ausrauben wollte, so würde er einfach Händler werden wie alle anderen auch. Oder ein Lagerhaus ausrauben. So oder so lag ihm nichts daran, dass mehr Wachen im Hafen umtriebig wurden. Prozesse gestrafft und unschöne Fragen gestellt wurden. Fremde Schiffe, die einen weiteren Weg vor sich hatten, könnten eher in eine unliebsame Strömung oder einen Sturm geraten, kentern, oder auflaufen. Bis Nachricht über ein Verschwinden eintraf, waren Spuren oft schon im wahrsten Sinn verwaschen. Während die Mannschaft eines genuesischen Schiffes nicht selten auch Familie in der Domäne hätte, und der Besitzer des Schiffes würde Fragen stellen. Zur Wache gehen, nachfragen... Alles Fürs und Widers, die er abgewägt hatte. Hinzu kam, dass er keinen Wert darauf legte, dass feindlich gesinnte Kainiten ihm und seinem Schiff Probleme machten.
Aber wie antworten, ohne all dies offenzulegen?
Also los Vincente, versuch dich mal an Diplomatie – dein Steckenpferd, dachte er sich.
„Was euer Diener zur See euch diesbezüglich antworten wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich könnte nur Mutmaßungen anstellen.“ Weil es sich bei diesem um ein Piraten-hassendes, provozierendes, Kampf-geiles Arschloch handelt, dass einen Dolch einsetzt wo er ein Ziel findet. Bei Freund oder Feind. „Meine Leute haben die Anweisung Schiffe unter genuesischer Schiffe passieren zu lassen. Sie suchen sich Ziele unter Flagge weiter entfernter liegender Regionen.“
Als Aurore auf seinen Erzeuger zu sprechen kam, war er so erstaunt, dass er vergaß den Blick gesenkt zu halten. Für einen Bruchteil blickte er sie an, bevor er rasch den Blick wieder senkte. Was mochte sie in seinem Gesicht gesehen haben? Was hatten die anderen erblickt?
Was sollte er zur Frage nach seinem Erzeuger sagen. Konnten sie wirklich erwarten, dass er sich gegen jenen wandte, der ihn in die Nacht geholt hatte? Der ihm den Kuss gab? Noch dazu gegen einen Ancilla seines Clans? War er nicht automatisch Respekt und Gehorsam schuldig, durch die Bande des Blutes und des Clans?
Er war um eine Antwort verlegen wie jemand dem noch nie ein solcher Gedanke gekommen war. „Gegen?“, seine Kinnlade drohte ihm auf der Brust festzuwachsen. Dann versuchte er weitere Worte herauszupressen, die verschluckt wurden, übereinander fielen, ein wirres Ganzes bildeten. „Der Kuss … die Bande...der Pfad...“, stammelte er. Kurz huschte sein Blick zu seiner Clansschwester. Wie mochte sie zwischen dem Band von Kind und Erzeuger stehen?
Und dann kam sie auf die Aufgabe zu sprechen, den eigentlichen Grund, weshalb er her zitiert worden war. Er gab sich demütig. „Was die Bekehrung der sardischen Bevölkerung betrifft, so hat sich ein Priester dieser angenommen, der sich mit Siedlern aus Genua zusammengetan hat. Die Namen der von ihm Bekehrten oder deren genauen Anzahl kann ich euch nicht nennen.“ Das hat mir der Herold, als er mir die Aufgabe stellte, auch nicht aufgetragen, fügte er in Gedanken hinzu. Zumal man den Menschen eh nur bis vor die Stirn schauen konnte, ob sie in ihrem Herzen wirklich den Glauben angenommen hatten und nicht nur Lippenbekenntnis machten, blieb damit offen. Bekehrung wäre ein Generationenprojekt. Man musste sich die Kinder holen, und deren Kinder … und irgendwann wären sie sicherlich Christen.
- I Tarocchi
- Erzähler
- Beiträge: 1968
- Registriert: Sa 7. Mai 2022, 13:28
Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
"Du hast einen Schwur geleistet, junger Vincente." Die Worte der Weißen Prinzessin klangen weich. "Du hast vor mir gekniet und dich mir verschworen. Mir, deren Domäne Genua ist, dessen Land, Herde und Reichtum von deinem Blutvater angegriffen wird. Wie willst du deinen Schwur einhalten? Wie wirst du schützen, was du geschworen hast, zu schützen?"
Sie machte eine Geste zu Drita herüber.
"Die verehrte Drita hier ist mein Gast und sie kennt wie wenige andere den Wert und die Natur von Schwüren. Sie wird dir helfen und dich lehren. Du wirst ihr helfen, indem du deine Stärke, Schläue und Macht auf dem Wasser einsetzt, um den Reichtum in Handel und Wohlstand Genuas zu mehren. Ihr werdet eine Zusammenarbeit finden, die Eurer beider Stand und Stärken angemessen ist. Ihr werdet die Lücke füllen, die Benjamin in den Werften und im Norden Platealongas hinterlassen hat."
Hier hielt Aurore einmal inne und tippte sich wie nachdenklich ans Kinn. Es war ein Moment, der auf eine merkwürdige, beinahe schwindelerregende Weise die Perspektive kippen ließ: Für einen skurrilen, kurzen Moment stand dort auf einmal ein junges, zartes Mädchen, das sich irgendwie in einen Ratsaal und die Gesellschaft todloser Monster verirrt hatte.
"Ah.. und verehrte Drita: Natürlich heiße ich das gut. Ich möchte eine prachtvolle Flotte haben. Doch das erste schöne Schiff, das in der ersten Werft gebaut wird, das du in deine Macht bringst, wird mir und meinem Vasallen Vincente gehören."
Aurores blauer Blick fand zu Vincente zurück. "Sobald ihr soweit seid, wirst du einen würdigen Namen für unser Schiff finden. Du wirst mich darauf einladen und du wirst mir davon erzählen, was du geleistet hast - und was du mit diesem Schiff tun willst." Irgendwie, irgendwo in diesen Worten war das Trugbild des Mädchens verblasst und die Ahnin sprach ihn an. Sie befahl.
"Mein werter Gabriel Ducas, ich will dir ersparen, dass du nach diesem einen Priester auf Sardinien suchen musst, dessen Namen und dessen Schäflein Vincente nicht zu nennen weiß. Doch du wirst Vincente beim Erinnern helfen und dann Salvador aussenden, so dass er dem nachgehen kann. Sicherlich finden sich ein paar Spuren auf Sardinien - und wenn es nicht die von bekehrten Sarden sind, dann vielleicht die von Piraten oder von alten Machenschaften deines Vorgängers, des alten und nun gefallenen Herolds." Aurore lächelte sanft und machte einen Wink zu Atessa herüber.
"Meine werte Atessa hat damit ihre erste Aufgabe, die sie unterstützen wird. Vielleicht kann sie ein Gegengewicht zu meinem Liktor sein und Maß halten, wo er allzu leicht maßlos werden will. Ich werde meinen Vasallen, den höchst verehrten Josef Szoykel, unterrichten lassen."
"Damit erkläre ich die ursprüngliche Aufgabe, die Toma Vincente aufgegeben hat, für unerfüllt. Doch vielleicht wird uns die Aufklärung mehr schenken als den Schock unerfüllter Versprechen. Vincente erhält unter Dritas Anleitung eine neue Gelegenheit. Er sollte sie nicht vergeuden und vor allem sollte er lernen, dass ein Vasallenschwur mehr ist als ein paar leicht dahin gesprochene Worte."
Hier nun sah Aurore zu Drita herüber. "In meiner eigenen Vergangenheit habe ich selbst vor den edelsten Zeugen die Schwere, das größte Gewicht solcher Schwüre gezeigt. Ich habe die uralten Traditionen und einen schwindelerregenden Zoll in Blut, Asche und Vitae gegen Schwüre abgewägt. Mögen meine Vasallen vor allen anderen Kainiten begreifen, wie ernst das wahre Gewicht dieser Entscheidungen war und ist. Ich dulde keine Leichtfertigkeit in Schwüren und jeder Kainit sollte seine Schwüre kennen. Jeder meiner Vasallen muss es wohl mehr noch als alle übrigen."
Und damit forderte sie mit einer Geste zuerst Drita, dann Gabriel und dann Vincente auf, zu sprechen.
Sie machte eine Geste zu Drita herüber.
"Die verehrte Drita hier ist mein Gast und sie kennt wie wenige andere den Wert und die Natur von Schwüren. Sie wird dir helfen und dich lehren. Du wirst ihr helfen, indem du deine Stärke, Schläue und Macht auf dem Wasser einsetzt, um den Reichtum in Handel und Wohlstand Genuas zu mehren. Ihr werdet eine Zusammenarbeit finden, die Eurer beider Stand und Stärken angemessen ist. Ihr werdet die Lücke füllen, die Benjamin in den Werften und im Norden Platealongas hinterlassen hat."
Hier hielt Aurore einmal inne und tippte sich wie nachdenklich ans Kinn. Es war ein Moment, der auf eine merkwürdige, beinahe schwindelerregende Weise die Perspektive kippen ließ: Für einen skurrilen, kurzen Moment stand dort auf einmal ein junges, zartes Mädchen, das sich irgendwie in einen Ratsaal und die Gesellschaft todloser Monster verirrt hatte.
"Ah.. und verehrte Drita: Natürlich heiße ich das gut. Ich möchte eine prachtvolle Flotte haben. Doch das erste schöne Schiff, das in der ersten Werft gebaut wird, das du in deine Macht bringst, wird mir und meinem Vasallen Vincente gehören."
Aurores blauer Blick fand zu Vincente zurück. "Sobald ihr soweit seid, wirst du einen würdigen Namen für unser Schiff finden. Du wirst mich darauf einladen und du wirst mir davon erzählen, was du geleistet hast - und was du mit diesem Schiff tun willst." Irgendwie, irgendwo in diesen Worten war das Trugbild des Mädchens verblasst und die Ahnin sprach ihn an. Sie befahl.
"Mein werter Gabriel Ducas, ich will dir ersparen, dass du nach diesem einen Priester auf Sardinien suchen musst, dessen Namen und dessen Schäflein Vincente nicht zu nennen weiß. Doch du wirst Vincente beim Erinnern helfen und dann Salvador aussenden, so dass er dem nachgehen kann. Sicherlich finden sich ein paar Spuren auf Sardinien - und wenn es nicht die von bekehrten Sarden sind, dann vielleicht die von Piraten oder von alten Machenschaften deines Vorgängers, des alten und nun gefallenen Herolds." Aurore lächelte sanft und machte einen Wink zu Atessa herüber.
"Meine werte Atessa hat damit ihre erste Aufgabe, die sie unterstützen wird. Vielleicht kann sie ein Gegengewicht zu meinem Liktor sein und Maß halten, wo er allzu leicht maßlos werden will. Ich werde meinen Vasallen, den höchst verehrten Josef Szoykel, unterrichten lassen."
"Damit erkläre ich die ursprüngliche Aufgabe, die Toma Vincente aufgegeben hat, für unerfüllt. Doch vielleicht wird uns die Aufklärung mehr schenken als den Schock unerfüllter Versprechen. Vincente erhält unter Dritas Anleitung eine neue Gelegenheit. Er sollte sie nicht vergeuden und vor allem sollte er lernen, dass ein Vasallenschwur mehr ist als ein paar leicht dahin gesprochene Worte."
Hier nun sah Aurore zu Drita herüber. "In meiner eigenen Vergangenheit habe ich selbst vor den edelsten Zeugen die Schwere, das größte Gewicht solcher Schwüre gezeigt. Ich habe die uralten Traditionen und einen schwindelerregenden Zoll in Blut, Asche und Vitae gegen Schwüre abgewägt. Mögen meine Vasallen vor allen anderen Kainiten begreifen, wie ernst das wahre Gewicht dieser Entscheidungen war und ist. Ich dulde keine Leichtfertigkeit in Schwüren und jeder Kainit sollte seine Schwüre kennen. Jeder meiner Vasallen muss es wohl mehr noch als alle übrigen."
Und damit forderte sie mit einer Geste zuerst Drita, dann Gabriel und dann Vincente auf, zu sprechen.
Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Sie ließ sich tragen. Die Schönheit der weißen Prinzessin spiegelte sich nicht nur in ihrem Aussehen wieder. Sie fand sich auch in den Worten, die über die Herkunft, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Genua berichteten. Wäre Drita noch Menschlich hätten sich sicher ihre Haare an den Armen und im Nacken aufgestellt. Die Ancilla verstand in diesem Moment so Vieles besser. Sie verstand, warum so mancher in Genua geduldet wurde. Sie verstand warum Genua zu seiner jetzigen Größe kam. Sie verstand, welche Bedeutung Genua für seinen Prinzen hatte. Und sie verstand, wie wenig die meisten Vasallen und Gäste Genuas das Alles begriffen.
Bei dem Wortspiel über Licht und Schatten lächelte Drita mit einem Nicken, tauchte dann aber tiefer in die Tiefen der Ofenbahrung ein. Vielleicht war dies etwas, was alle Kainiten Genuas hören sollten. Und Umso wichtiger wurde Dritas eigene Aufgabe Eidwahrerin zu werden.
Die Lasombra verfolgte die Worte und Bewegung ihres Clanbruders aufmerksam. Und man konnte ihr ansehen, dass sie dieses Mal doch nicht so leichtfertig bereit war ihr eigenes Blut auflaufen zu lassen, wie auf dem Hoftag - wenige Tage nach ihrer Ankunft. Heute war sie gefestigter in ihrem Stand, sowie sich der Spinnennetze der kainitschen Gesellschaft bewusster. Schon im Vorfeld hatte sie sich bereitgelegt, was sie sagen konnte, um Hilfestellung zu bieten.
Doch das wurde Alles hinfällig mit dem Urteil welches Aurore fällte. Vincente wurde ihr direkt 'unterstellt'. Sie als Gast der Domäne genoss also das Vertrauen einen Vasallen für Aurore zu führen. Die Lasombra bestätigte die vernommene Aufgabe mit einer Verneigung in die Richtung des Prinzen.
"Ich werde dafür Sorge tragen, dass dieses Erste Schiff euch zu Ehren gereicht, höchst verehrte Majestät. Genau, wie die Flotte, die darauf folgen wird."
Dies war das erste Versprechen, welches Drita nach dem Urteil gab. Und in diesem Moment wurde für diejenigen, die Drita nur als Gläubigerin kannten, klar, wie wichtig ihr auch die Gegenseite war: Dieses Versprechen - und galt es nur ein Schiff zu bauen - hatte etwas Heiliges an sich. Ihre Stimme, ihre Betonung, jede noch so kleine Geste; einfach Alles, was in dem Zusammenhang mit dem Versprechen stand, bekam durch Drita Bedeutung. Dann folgte das zweite Versprechen. Hierbei ging es nicht nur um ein Schiff. Dem entsprechend wurden die folgenden Worte noch schwerer und gewannen noch mehr an Bedeutung.
"Ich werde dafür Sorge tragen, dass mein Bruder im Blute die von euch ausgewählte Aufgabe erfüllt und die Bedeutung von Schwüren erkennt. Möge er am Ende als gutes Beispiel für eure Vasallen und Gäste dienen oder... sollte er scheitern... das an ihm statuierte Exempel als Mahnung."
Besonders der letzte Teil, lag nun drohend über Vincente. Denn Dritas Blick machte deutlich, dass dieses Exempel durch ihre Hand keine Gnade und kein schnelles Ende versprach. Trotzdem schien Drita zuversichtlich bezüglich Vincente und vor Allem zufrieden mit diesem Ausgang.
Bei dem Wortspiel über Licht und Schatten lächelte Drita mit einem Nicken, tauchte dann aber tiefer in die Tiefen der Ofenbahrung ein. Vielleicht war dies etwas, was alle Kainiten Genuas hören sollten. Und Umso wichtiger wurde Dritas eigene Aufgabe Eidwahrerin zu werden.
Die Lasombra verfolgte die Worte und Bewegung ihres Clanbruders aufmerksam. Und man konnte ihr ansehen, dass sie dieses Mal doch nicht so leichtfertig bereit war ihr eigenes Blut auflaufen zu lassen, wie auf dem Hoftag - wenige Tage nach ihrer Ankunft. Heute war sie gefestigter in ihrem Stand, sowie sich der Spinnennetze der kainitschen Gesellschaft bewusster. Schon im Vorfeld hatte sie sich bereitgelegt, was sie sagen konnte, um Hilfestellung zu bieten.
Doch das wurde Alles hinfällig mit dem Urteil welches Aurore fällte. Vincente wurde ihr direkt 'unterstellt'. Sie als Gast der Domäne genoss also das Vertrauen einen Vasallen für Aurore zu führen. Die Lasombra bestätigte die vernommene Aufgabe mit einer Verneigung in die Richtung des Prinzen.
"Ich werde dafür Sorge tragen, dass dieses Erste Schiff euch zu Ehren gereicht, höchst verehrte Majestät. Genau, wie die Flotte, die darauf folgen wird."
Dies war das erste Versprechen, welches Drita nach dem Urteil gab. Und in diesem Moment wurde für diejenigen, die Drita nur als Gläubigerin kannten, klar, wie wichtig ihr auch die Gegenseite war: Dieses Versprechen - und galt es nur ein Schiff zu bauen - hatte etwas Heiliges an sich. Ihre Stimme, ihre Betonung, jede noch so kleine Geste; einfach Alles, was in dem Zusammenhang mit dem Versprechen stand, bekam durch Drita Bedeutung. Dann folgte das zweite Versprechen. Hierbei ging es nicht nur um ein Schiff. Dem entsprechend wurden die folgenden Worte noch schwerer und gewannen noch mehr an Bedeutung.
"Ich werde dafür Sorge tragen, dass mein Bruder im Blute die von euch ausgewählte Aufgabe erfüllt und die Bedeutung von Schwüren erkennt. Möge er am Ende als gutes Beispiel für eure Vasallen und Gäste dienen oder... sollte er scheitern... das an ihm statuierte Exempel als Mahnung."
Besonders der letzte Teil, lag nun drohend über Vincente. Denn Dritas Blick machte deutlich, dass dieses Exempel durch ihre Hand keine Gnade und kein schnelles Ende versprach. Trotzdem schien Drita zuversichtlich bezüglich Vincente und vor Allem zufrieden mit diesem Ausgang.
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Ich verliere nicht Viel, wenn mir das Vertrauen meiner Kunden erhalten bleibt.
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Weiter entfernter liegender Regionen? die Augenbraue des Brujah zuckte einen Moment in die Höhe. Natürlich überfiel er nicht die Hand die ihn fütterte, aber konnte Genua als Handelsmacht aufsteigen, wenn einer die Waren aus fernen Ländern plünderte? Vermutlich wehrlose Handelsschiffe. Pirat. Aber der Herold sagte vorerst nichts. Lauschte den Worten Vincentes und anschließend der Ahnin und der Ancilla. Unerfüllte Aufgabe. musternd sah er zwischen Atessa, Vincente und Allegra hin und her. Wieviele unerfüllte Aufgaben würde es wohl heute noch geben? Das Aurore die Rosen bevorzugte war ihm inzwischen klar. Einen Lasombra bestrafen? Dafür waren sie zu zahlreich. Allegra hingegen? Nein, Benedetto würde seine Hand schon über sie halten. Als die Ventrue schließlich erklärte sie erspare Gabriel die Suche nickte er seiner Lehensherrin demütig und respektvoll zu. „Sehr wohl. Ich werde den werten Vincente erinnern und so dann den werten Liktor zur See aussenden.“ wiederholte er pflichtbewusst die gegebene Weisung und wenn nicht schon allein die Tatsache, dass sie heute Nacht alle hier waren es bestätigte – der ernst in der Stimme verdeutlichte das er seiner Pflicht nachkommen würde.
Es war nicht an ihm weitere Dinge zu sagen, jedoch hatte er vernommen was gesagt und auch was nicht gesagt wurde. Die Schönheit der Ahnin mochte zum Träumen anregen doch in seinem Hinterkopf flüsterte eine dunkle, flackernde Stimme Worte der Warnung. So neigte er sein Haupt erneut und signalisierte so, dass er nichts mehr hinzuzufügen hatte.
Es war nicht an ihm weitere Dinge zu sagen, jedoch hatte er vernommen was gesagt und auch was nicht gesagt wurde. Die Schönheit der Ahnin mochte zum Träumen anregen doch in seinem Hinterkopf flüsterte eine dunkle, flackernde Stimme Worte der Warnung. So neigte er sein Haupt erneut und signalisierte so, dass er nichts mehr hinzuzufügen hatte.
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Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Vincente ließ den Tadel über sich ergehen. Er blieb aufmerksam und demütig – und ungleich seiner sonstigen Art unterdrückte er seine sonst eher menschlich anmutenden Regungen.
Was sollte er auch anbringen, wo er nur Kasibs Worte hatte, die vielleicht nicht einmal ein Segel ausfüllen mochten – geschweige denn einem Schiff Antrieb verleihen. Und wer wusste schon genau zu sagen, ob der Name, den Kasib ihm genannt hatte, auch wirklich zu einem entsandten und bekehrenden Priester gehörte. Vielleicht hatte sich da sein Erzeuger einen Scherz mit ihm erlaubt...und am Ende existierte nicht einmal die ihm genannte Kirche...Am Ende war ihm das immer noch lieber, als sich auf fremde Gebiete zu begeben und in die Fänge einer Geißel zu geraten. Er war sich sicher, dass sich in einem solchen Fall niemand um den Verbleib eines Vasallen, der sich hatte fangen lassen, geschert hätte. Vielleicht hätte man am Ende noch Gefallen geboten, um ihn zerfallen zu sehen...oder seinem gepflockten Leib ein besonders hässliches Gewand anzuziehen. Kurz schauderte ihn.
Die Fragen Aurores, wie er denn Genua zu dienen gedachte, betrachtete er als rhetorisch. Die Anweisungen erschienen ihm in diesem Fall klar. Er sollte sich gegen Piraten allgemein – und scheinbar gegen Kasib insbesondere wenden. Und er sollte mit Drita zusammen per Hafen und Schiffen den Wohlstand der Stadt mehren. Und ein Schiff benennen – das schien ihm bei Weitem der seltsamste Auftrag. Wie sollte er einen Namen für Etwas finden, dass ihm und Aurore gehören sollte? Was bei den Tiefen der See konnte sie beide umfassen und beschreiben, ihre Widersprüche und Gemeinsamkeiten einen? Oder war das wieder so ein Spiel, eine weitere Falle, die man ihm stellte? Egal was er letztlich tat, es würde auch für andere Kainiten eine Aussage, ein Ansatzpunkt darstellen. Verfluchte Politik!
Und was würde er am Ende Drita für all das schuldig sein? Wenigstens würde sie sich als zuverlässiger herausstellen, als der verfluchte Herold, den er sogar noch zu diesen Themen gefragt und den nichts geschert hatte. Aber dafür gab es nur sein Wort – und Tomas Asche konnte nicht sprechen, weder für noch wider.
Und dann war ja noch das Andere, das Geheime, das er nicht auszusprechen wagte … Weil er von Politik nichts verstand, die Ränke nicht durchblickte, das Spiel nicht zu spielen wusste...Aber was sollte er da tun? Es preisgeben? Und verlieren? Niemals. Er würde auf dem Schatz sitzen bleiben, auf ihm brüten...und hoffentlich zur richtigen Zeit zu nutzen wissen. Selbst wenn er mit Aurore alleine wäre...der letzte Hoftag hatte zu viele Fragen aufgeworfen. Nichts schien ihm sicher. Also hieße es weiter warten...immer in der Hoffnung den Moment am Ende nicht zu verpassen. Seinen Zwiespalt verbarg er.
Nachdem Drita und Gabriel sich geäußert hatten und er an die Reihe kam, hielt er es kurz. Er verneigte sich tief vor Aurore zum Zeichen, dass er ihren Befehl – und ihre Gnade - vernommen hatte. So sie ihm erlaubte zu sprechen, fügte er hinzu: „Höchst verehrte Majestät, habt Dank für diese zweite Chance.“ Anschließend wartete er ab, ob man ihn nun aus diesem Gespräch entlassen würde.
Was sollte er auch anbringen, wo er nur Kasibs Worte hatte, die vielleicht nicht einmal ein Segel ausfüllen mochten – geschweige denn einem Schiff Antrieb verleihen. Und wer wusste schon genau zu sagen, ob der Name, den Kasib ihm genannt hatte, auch wirklich zu einem entsandten und bekehrenden Priester gehörte. Vielleicht hatte sich da sein Erzeuger einen Scherz mit ihm erlaubt...und am Ende existierte nicht einmal die ihm genannte Kirche...Am Ende war ihm das immer noch lieber, als sich auf fremde Gebiete zu begeben und in die Fänge einer Geißel zu geraten. Er war sich sicher, dass sich in einem solchen Fall niemand um den Verbleib eines Vasallen, der sich hatte fangen lassen, geschert hätte. Vielleicht hätte man am Ende noch Gefallen geboten, um ihn zerfallen zu sehen...oder seinem gepflockten Leib ein besonders hässliches Gewand anzuziehen. Kurz schauderte ihn.
Die Fragen Aurores, wie er denn Genua zu dienen gedachte, betrachtete er als rhetorisch. Die Anweisungen erschienen ihm in diesem Fall klar. Er sollte sich gegen Piraten allgemein – und scheinbar gegen Kasib insbesondere wenden. Und er sollte mit Drita zusammen per Hafen und Schiffen den Wohlstand der Stadt mehren. Und ein Schiff benennen – das schien ihm bei Weitem der seltsamste Auftrag. Wie sollte er einen Namen für Etwas finden, dass ihm und Aurore gehören sollte? Was bei den Tiefen der See konnte sie beide umfassen und beschreiben, ihre Widersprüche und Gemeinsamkeiten einen? Oder war das wieder so ein Spiel, eine weitere Falle, die man ihm stellte? Egal was er letztlich tat, es würde auch für andere Kainiten eine Aussage, ein Ansatzpunkt darstellen. Verfluchte Politik!
Und was würde er am Ende Drita für all das schuldig sein? Wenigstens würde sie sich als zuverlässiger herausstellen, als der verfluchte Herold, den er sogar noch zu diesen Themen gefragt und den nichts geschert hatte. Aber dafür gab es nur sein Wort – und Tomas Asche konnte nicht sprechen, weder für noch wider.
Und dann war ja noch das Andere, das Geheime, das er nicht auszusprechen wagte … Weil er von Politik nichts verstand, die Ränke nicht durchblickte, das Spiel nicht zu spielen wusste...Aber was sollte er da tun? Es preisgeben? Und verlieren? Niemals. Er würde auf dem Schatz sitzen bleiben, auf ihm brüten...und hoffentlich zur richtigen Zeit zu nutzen wissen. Selbst wenn er mit Aurore alleine wäre...der letzte Hoftag hatte zu viele Fragen aufgeworfen. Nichts schien ihm sicher. Also hieße es weiter warten...immer in der Hoffnung den Moment am Ende nicht zu verpassen. Seinen Zwiespalt verbarg er.
Nachdem Drita und Gabriel sich geäußert hatten und er an die Reihe kam, hielt er es kurz. Er verneigte sich tief vor Aurore zum Zeichen, dass er ihren Befehl – und ihre Gnade - vernommen hatte. So sie ihm erlaubte zu sprechen, fügte er hinzu: „Höchst verehrte Majestät, habt Dank für diese zweite Chance.“ Anschließend wartete er ab, ob man ihn nun aus diesem Gespräch entlassen würde.
- I Tarocchi
- Erzähler
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- Registriert: Sa 7. Mai 2022, 13:28
Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Aurore entließ Vincente mit einem Wink ihrer Hand und ihr Blick fiel auf Allegra. Ein zartes, kleines Lächeln umspielte ihre Lippen auf einmal. Da war ein Glitzern in ihrem Augenwinkeln, eine Art von Schalk, die bei einer Herrscherin höchst gefährlich und bei jungen Mädchen wie ihnen beiden ganz natürlich war. Es war gut möglich, dass sie selbst und Allegra im selben Alter gewesen waren als einst ihr Herz aufgehört hatte, zu schlagen.
Dennoch, Aurore nickte zunächst Drita zu und schien zufrieden mit den Aussichten. Auch Gabriel nickte sie einmal zu und meinte: "Du setzt dich an die Spitze der Gesellschaft unter den Neugeborenen, mein werter Gabriel Ducas. Du erhältst auch, wovon du einst sprachst, dass du es dir wünschst: Die Gelegenheit, eine bessere Gesellschaft, eine bessere Stadt, ein besseres Dasein zu schmieden. Handwerk und Handel sind im Aufschwung in meiner Stadt und solche wie du, die mit diesem Aufschwung selbst ebenso erblühen, sind mir eine Freude, anzusehen."
"Es ist dein eigenes Blut und Erbe, das dich bislang zurückgehalten hat und wohl noch zurückhält. Doch ich habe die Hoffnung, dass du es besiegen kannst. Ich habe die Hoffnung, dass die Blüte meiner Domäne auf einem Zusammenwirken vieler wachsen und gedeihen kann - wie es zuvor noch nie dagewesen ist." Aurore sprach Syphax' Namen nicht aus und ebenso auch nicht die harten, in Blut, Asche und gesalzenem Boden in die Ewigkeit geschriebenen Schicksale der Geblüter. Das, was sie aussprach, war ungleich kleiner und ungleich zerbrechlicher: Hoffnung.
Dann aber wandte sie sich ganz Allegra zu: "Werte Allegra. Du bist mir fern geblieben in all der Zeit, in der du hier warst. Anders als Atessa und Vincente bist du niemals vor mich getreten. Und auch die Aufgabe, die du für meine Domäne und für mich hättest tun sollen, hast du nicht getan. Du bist mein Gast und du hast meine Gastfreundschaft in Anspruch genommen. Aus Rhegium kommst du und ich wie ich hörte, hast du dort keine Heimat mehr - also könntest du hier eine finden, wenn du dir einen Platz hier erringen willst. Doch bislang war es still um dich."
"Ich habe jedoch andere über dich sprechen hören, meine werte Geißel und meinen Hofgelehrten." Und auf einmal lächelte die Weiße Prinzessin herzlich und unbefangen. Es war etwas zu abrupt und so, als hätte sie sich gerade eben erst wieder daran erinnert, wie ein solches Lächeln aussehen mochte.
"Nun aber will ich deine Worte hören", sagte sie.
Dennoch, Aurore nickte zunächst Drita zu und schien zufrieden mit den Aussichten. Auch Gabriel nickte sie einmal zu und meinte: "Du setzt dich an die Spitze der Gesellschaft unter den Neugeborenen, mein werter Gabriel Ducas. Du erhältst auch, wovon du einst sprachst, dass du es dir wünschst: Die Gelegenheit, eine bessere Gesellschaft, eine bessere Stadt, ein besseres Dasein zu schmieden. Handwerk und Handel sind im Aufschwung in meiner Stadt und solche wie du, die mit diesem Aufschwung selbst ebenso erblühen, sind mir eine Freude, anzusehen."
"Es ist dein eigenes Blut und Erbe, das dich bislang zurückgehalten hat und wohl noch zurückhält. Doch ich habe die Hoffnung, dass du es besiegen kannst. Ich habe die Hoffnung, dass die Blüte meiner Domäne auf einem Zusammenwirken vieler wachsen und gedeihen kann - wie es zuvor noch nie dagewesen ist." Aurore sprach Syphax' Namen nicht aus und ebenso auch nicht die harten, in Blut, Asche und gesalzenem Boden in die Ewigkeit geschriebenen Schicksale der Geblüter. Das, was sie aussprach, war ungleich kleiner und ungleich zerbrechlicher: Hoffnung.
Dann aber wandte sie sich ganz Allegra zu: "Werte Allegra. Du bist mir fern geblieben in all der Zeit, in der du hier warst. Anders als Atessa und Vincente bist du niemals vor mich getreten. Und auch die Aufgabe, die du für meine Domäne und für mich hättest tun sollen, hast du nicht getan. Du bist mein Gast und du hast meine Gastfreundschaft in Anspruch genommen. Aus Rhegium kommst du und ich wie ich hörte, hast du dort keine Heimat mehr - also könntest du hier eine finden, wenn du dir einen Platz hier erringen willst. Doch bislang war es still um dich."
"Ich habe jedoch andere über dich sprechen hören, meine werte Geißel und meinen Hofgelehrten." Und auf einmal lächelte die Weiße Prinzessin herzlich und unbefangen. Es war etwas zu abrupt und so, als hätte sie sich gerade eben erst wieder daran erinnert, wie ein solches Lächeln aussehen mochte.
"Nun aber will ich deine Worte hören", sagte sie.
- Allegra Aldighieri
- Kappadozianer
- Beiträge: 977
- Registriert: So 15. Jan 2023, 20:24
Re: [1090] Die Iden des October [Allegra, Atessa, Vincente, Gabriel, Drita, (SL)]
Allegra erhebt ihren Oberkörper, aber mit ihren Knieen auf dem Boden verbleibend, und lässt die Worte Aurores einen Moment im Raum nachwirken, ehe sie in flüssigem Latein das erlaubte Wort erhebt.
"Höchst verehrte Aurore, la principessa bianca, Fürstin von Genua, Ahnin vom Blut der Könige,
Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes,
Kind des Enoch, des Weisen,
Kind des Kain, des dunklen Vaters.
Ich habe tatsächlich gerne Zuflucht in eurem Land gefunden,und konnte seither persönlich wachsen, verglichen mit dem jüngsten Hoftag, bei dem ich gerade erst vom Boot gestiegen war, den Duft Kalabriens noch in den Haaren. Ein frisch freigesprochenes Küken das niemand kannte, das selbst niemanden kannte und mit geweiteten Augen in der Fremde verloren war."
Wenn sich Aurore an Allegras mißglückte erste Vorstellung erinnert, vom Latein ebenso überfordert wie mit den fremdländischen Namen in Aurores Ahnenreihe, dann war bereits das tatsächlich eine riesengroße Verbesserung.
"In diesem Zustand war kaum daran zu denken, mich als Vasall anzubieten, selbst wenn ich durch irgendein Wunder zwei Fürsprecher hätte benennen können. Ich hatte noch viel zu lernen, als Person, aber auch über Euch, Eure Domäne und die Kainiten die sie mit Unleben erfüllen.
Ein Vasallenschwur ist eine ernste Sache, die für ein Unleben bindet, und nur unter viel Blut, Tränen und Pein gelöst werden kann, wenn überhaupt. Nichts, was man leichtfertig aussprechen und eingehen sollte."
Ihre Pupillen wandern seitlich zu Atessa und Vincente, ehe sie einen abrupten Themenwechsel macht.
"Ich habe vernommen, dass Ihr ein Schiff erbauen wollt. Nicht irgendein Schiff, ein Flaggschiff, der höchst verehrten Fürstin würdig. Kunstfertig aus verschiedenen Hölzern zusammengefügt, wie die legendäre Argo, mit ihrem Kiel aus fester und harzreicher Bergkiefer, und in das Bug weissagende Eichen aus Dodona eingearbeitet, die sprechen und die Argonauten mit ihren Bögen aus biegsamer Eibe vor Gefahren warnen konnten.
Würdet Ihr es akzeptieren, wenn ein Pfuscher den Kiel aus weichem, biegsamen Eibenholz fertigen würde? Die weissagenden Eichen unter dem Kiel ertränken würde, wo sie nur unverständlich im Wasser blubbern können? Die Besatzung mit harten Bergkiefernbögen ausstatten würde, die selbst der stärkste Mann nicht spannen könnte? Und dann, wenn es bei der ersten Schwierigkeit in den Untergang gehen würde - und dann den Hölzern die Schuld geben würde, nicht seiner völlig verfehlten Zusammenstellung, und verlangen würde, den gleichen Fehler noch einmal mit vergrößerter Anstrengung zu wiederholen?
Genau wie beim Schiffsbau ist es auch bei einer Domäne. Sie braucht eine kunstfertige und kundige leitende Hand, um die verschiedenen Gemüter und Talente zu einem Gebilde zusammenzufügen, anstatt fehlverteilt zu werden und in der Summe schwächer statt stärker zu sein."
Auch wenn sie nicht mehr atmen muss, macht Allegra eine kurze Kunstpause, um den Redeschwall sacken zu lassen.
"Euer wohlwerter Herold kleidet sich für Euch in einen prächtigen Mantel und präsentiert Euch nach vorne ein edles Löwenfell. Aber stellt Euch hinter ihn und lupft den Mantel, und er werdet dort meine Flicken aus Fuchsfell finden mit denen ich ihm hinterher räume."
Allegra macht eine ausladende Geste Richtung Vincente.
"Der wohlwerte Vincente hat noch nie eine heilige Reliquie aus den Gebeinen Heiliger gesehen oder davon gehört, dass es so etwas gibt. Entweder weiß der wohlwerte Herold nichts davon, oder er ist schlicht desinteressiert daran wie Vasall und Aufgabe nicht zusammenpassen. In jedem Fall ist es eine absurde Ressourcenvergeudung, die Bekehrung der sardischen Heiden einem Kainiten zu übertragen, der den Glauben selbst kaum kennt, kaum mit Eifer verbreiten kann, kaum selbst ermessen kann wie erfolgreich er darin ist.
Ich selbst habe mich, seit ich von dieser Konstellation erfahren habe, erboten, den wohlwerten Vincente in der Theologeia zu erweisen.
Aber eigentlich sollte es die Aufgabe eines Herolds sein, die Kainiten unter seiner Obhut kennenzulernen, zu bewerten wie gut sie mit ihrer Aufgabe harmonieren, und bei Problemen auf die eine oder andere Art Abhilfe auf den Weg bringen. Es sollte nicht an einem bloßen Gast wie mir hängen, den Laden am Laufen zu halten."
Die Kappadozianerin legt die flache Hand auf ihre Brust.
"Ich selbst, eine Rechtgläubige der Kirche Byzanz', noch dazu ein bloßer Gast ohne Autorität, soll alle Kainiten dazu bringen, bei einem Priester des römischen Ritus abzulegen. Alle meine Einwendungen wurden abgetan mit einem:"
Allegra wechselt einen Satz lang ins Vulgo, für das wörtliche Zitat:
"Der Termin steht"
Ihre Rede wird intensiver, als sie wieder ins Latein zurückwechselt.
"So bin ich an eine Aufgabe gebunden, der ich nur nachgehen kann wenn ich meines Gottes Gebote breche. Der wohlwerte Herold handelt hier also nicht aus bloßer Unwissenheit. Ob es an seiner Überforderung mit dem Amt liegt, die ihm nicht einmal erlaubt Fakten zu kombinieren und für seine Arbeit zu nutzen wenn ich sie für ihn vorkaue, oder ob er hier böswillig sein Amt mißbraucht und den verehrten Beichtvater untergräbt indem er seine Aufgabe bewußt an eine Kainitin vergibt, die sie nicht erfüllen kann, das vermag ich nicht zu sagen."
Ein Lächeln huscht über Allegras Gesicht.
"Aber ich habe meine Wege gefunden, mich nützlich zu machen, trotz und nicht dank des wohlwerten Herolds. Der verehrte Blutvogt und der wohlwerte Tankred können bezeugen, wie ich kürzlich in Votori meine Talente nutzbringend zum Einsatz bringen konnte. Talente, die dem wohlwerten Herold gänzlich unbekannt sind, weil er sich niemals nach meinen Talenten und Interessen erkundigt hatte.
Talente, die ich gerne auch in Zukunft zum Wohle einer Domäne einsetzen würde. Einer Domäne, wo man mich nicht zwingt meinen eigenen Glauben aktiv zu bekämpfen, und wo man guten Gebrauch von meinen Talenten macht anstatt sie zu vergeuden."
Der Blick der Kappadozianerin wird dann aber ernster.
"Diese Domäne muss nicht unbedingt Genua sein. Derzeit, unter diesen Bedingungen, ist sie es ganz gewiss nicht."
"Höchst verehrte Aurore, la principessa bianca, Fürstin von Genua, Ahnin vom Blut der Könige,
Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Könige,
Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Könige, Kind des Ventrue, erster seines Blutes,
Kind des Enoch, des Weisen,
Kind des Kain, des dunklen Vaters.
Ich habe tatsächlich gerne Zuflucht in eurem Land gefunden,und konnte seither persönlich wachsen, verglichen mit dem jüngsten Hoftag, bei dem ich gerade erst vom Boot gestiegen war, den Duft Kalabriens noch in den Haaren. Ein frisch freigesprochenes Küken das niemand kannte, das selbst niemanden kannte und mit geweiteten Augen in der Fremde verloren war."
Wenn sich Aurore an Allegras mißglückte erste Vorstellung erinnert, vom Latein ebenso überfordert wie mit den fremdländischen Namen in Aurores Ahnenreihe, dann war bereits das tatsächlich eine riesengroße Verbesserung.
"In diesem Zustand war kaum daran zu denken, mich als Vasall anzubieten, selbst wenn ich durch irgendein Wunder zwei Fürsprecher hätte benennen können. Ich hatte noch viel zu lernen, als Person, aber auch über Euch, Eure Domäne und die Kainiten die sie mit Unleben erfüllen.
Ein Vasallenschwur ist eine ernste Sache, die für ein Unleben bindet, und nur unter viel Blut, Tränen und Pein gelöst werden kann, wenn überhaupt. Nichts, was man leichtfertig aussprechen und eingehen sollte."
Ihre Pupillen wandern seitlich zu Atessa und Vincente, ehe sie einen abrupten Themenwechsel macht.
"Ich habe vernommen, dass Ihr ein Schiff erbauen wollt. Nicht irgendein Schiff, ein Flaggschiff, der höchst verehrten Fürstin würdig. Kunstfertig aus verschiedenen Hölzern zusammengefügt, wie die legendäre Argo, mit ihrem Kiel aus fester und harzreicher Bergkiefer, und in das Bug weissagende Eichen aus Dodona eingearbeitet, die sprechen und die Argonauten mit ihren Bögen aus biegsamer Eibe vor Gefahren warnen konnten.
Würdet Ihr es akzeptieren, wenn ein Pfuscher den Kiel aus weichem, biegsamen Eibenholz fertigen würde? Die weissagenden Eichen unter dem Kiel ertränken würde, wo sie nur unverständlich im Wasser blubbern können? Die Besatzung mit harten Bergkiefernbögen ausstatten würde, die selbst der stärkste Mann nicht spannen könnte? Und dann, wenn es bei der ersten Schwierigkeit in den Untergang gehen würde - und dann den Hölzern die Schuld geben würde, nicht seiner völlig verfehlten Zusammenstellung, und verlangen würde, den gleichen Fehler noch einmal mit vergrößerter Anstrengung zu wiederholen?
Genau wie beim Schiffsbau ist es auch bei einer Domäne. Sie braucht eine kunstfertige und kundige leitende Hand, um die verschiedenen Gemüter und Talente zu einem Gebilde zusammenzufügen, anstatt fehlverteilt zu werden und in der Summe schwächer statt stärker zu sein."
Auch wenn sie nicht mehr atmen muss, macht Allegra eine kurze Kunstpause, um den Redeschwall sacken zu lassen.
"Euer wohlwerter Herold kleidet sich für Euch in einen prächtigen Mantel und präsentiert Euch nach vorne ein edles Löwenfell. Aber stellt Euch hinter ihn und lupft den Mantel, und er werdet dort meine Flicken aus Fuchsfell finden mit denen ich ihm hinterher räume."
Allegra macht eine ausladende Geste Richtung Vincente.
"Der wohlwerte Vincente hat noch nie eine heilige Reliquie aus den Gebeinen Heiliger gesehen oder davon gehört, dass es so etwas gibt. Entweder weiß der wohlwerte Herold nichts davon, oder er ist schlicht desinteressiert daran wie Vasall und Aufgabe nicht zusammenpassen. In jedem Fall ist es eine absurde Ressourcenvergeudung, die Bekehrung der sardischen Heiden einem Kainiten zu übertragen, der den Glauben selbst kaum kennt, kaum mit Eifer verbreiten kann, kaum selbst ermessen kann wie erfolgreich er darin ist.
Ich selbst habe mich, seit ich von dieser Konstellation erfahren habe, erboten, den wohlwerten Vincente in der Theologeia zu erweisen.
Aber eigentlich sollte es die Aufgabe eines Herolds sein, die Kainiten unter seiner Obhut kennenzulernen, zu bewerten wie gut sie mit ihrer Aufgabe harmonieren, und bei Problemen auf die eine oder andere Art Abhilfe auf den Weg bringen. Es sollte nicht an einem bloßen Gast wie mir hängen, den Laden am Laufen zu halten."
Die Kappadozianerin legt die flache Hand auf ihre Brust.
"Ich selbst, eine Rechtgläubige der Kirche Byzanz', noch dazu ein bloßer Gast ohne Autorität, soll alle Kainiten dazu bringen, bei einem Priester des römischen Ritus abzulegen. Alle meine Einwendungen wurden abgetan mit einem:"
Allegra wechselt einen Satz lang ins Vulgo, für das wörtliche Zitat:
"Der Termin steht"
Ihre Rede wird intensiver, als sie wieder ins Latein zurückwechselt.
"So bin ich an eine Aufgabe gebunden, der ich nur nachgehen kann wenn ich meines Gottes Gebote breche. Der wohlwerte Herold handelt hier also nicht aus bloßer Unwissenheit. Ob es an seiner Überforderung mit dem Amt liegt, die ihm nicht einmal erlaubt Fakten zu kombinieren und für seine Arbeit zu nutzen wenn ich sie für ihn vorkaue, oder ob er hier böswillig sein Amt mißbraucht und den verehrten Beichtvater untergräbt indem er seine Aufgabe bewußt an eine Kainitin vergibt, die sie nicht erfüllen kann, das vermag ich nicht zu sagen."
Ein Lächeln huscht über Allegras Gesicht.
"Aber ich habe meine Wege gefunden, mich nützlich zu machen, trotz und nicht dank des wohlwerten Herolds. Der verehrte Blutvogt und der wohlwerte Tankred können bezeugen, wie ich kürzlich in Votori meine Talente nutzbringend zum Einsatz bringen konnte. Talente, die dem wohlwerten Herold gänzlich unbekannt sind, weil er sich niemals nach meinen Talenten und Interessen erkundigt hatte.
Talente, die ich gerne auch in Zukunft zum Wohle einer Domäne einsetzen würde. Einer Domäne, wo man mich nicht zwingt meinen eigenen Glauben aktiv zu bekämpfen, und wo man guten Gebrauch von meinen Talenten macht anstatt sie zu vergeuden."
Der Blick der Kappadozianerin wird dann aber ernster.
"Diese Domäne muss nicht unbedingt Genua sein. Derzeit, unter diesen Bedingungen, ist sie es ganz gewiss nicht."