[1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Harl
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Er lauschte ihr und ihrem Weg. Ihrem Weg-Finden, auf einem Erinnerungspfad, der echt sein konnte oder falsch. Erinnerungen waren merkwürdige, verzerrte, verfärbte Bilder und manchmal waren sie falsch. Die, die man nicht mit dem Verstand dachte, waren besser. Echter. Näher. Kein Wort verlor er über ihre Augen. Es schien ihm ganz selbstverständlich, denn sie war Gangrel. Clan der Bestie. Dies waren die Augen der Bestie. Hatte sie so auch in jener Nacht gesehen?

Sie kam wieder auf ihn zu und er tat, was sie sagte. Er drehte sich halb herum, hörte ihre Schritte und Stimme, hörte den Wind, das tiefe Summen der Erde, das trockene Wispern der Erde wie sie sie beschrieb. ‘Trocken. Einige Tage trocken gewesen.’
Seine Finger strichen durch Sand und Erde. Er rieb sie wieder zwischen den Fingern, um sich mit ihrem Echo zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte.
“Trockener Boden hat einen Geruch. Sommerwärme, die im Land geblieben ist. In der Nacht langsam kühlt”, murmelte er.
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)

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Agnellina
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Sie verharrte einen Moment und betrachtete ihn. Taxierte seine Gestalt, seine Haltung.
“Frieden, Harl.“, bestimmte sie. Ihm - warnend. Sich selbst - versichernd.
Ihre Füße glitten über den Boden. Pirschen.* Leichter Körper, sanfter Schritt. Jagen ist wiegen, jagen ist tanzen. Die Beute sollte nur die Musik hören, nicht den Tänzer. Ruhig sein, in den Klang kommen. Bei einer Beute, die man gar nicht schlagen wollte.
Das Laub hatte geraschelt. Die Kugel sich gewehrt. Kleiner Herzschlag, schnaufendes Näschen unter den Nadeln. Nadelspitzes kleines Leben. Nicht von hinten. Von oben. Oder doch von hinten? Wie Eulenflügel lautlos? Aber da waren keine Flügel gewesen.
Agnellina folgte dem Impuls und versuchte die Bewegung nachzuvollziehen. Tauschte die Rolle. Anschleichen und… er war größer gewesen. Von oben. Sie sprang ab. Ließ sich auf Harl fallen und ihre Arme griffen seinen Körper**, pressten sich umschlingend um den schmächtigen Leib, die pelzigen Hände klammerten sich irgendwo zwischen Brust und Rippen fest. Dosierte Kraft, keine bohrenden Finger oder gar reißende Nägel. Agnellina zog instinktiv ihre Beine an, nutzte die kräftigen Muskeln ihrer Oberschenkel, um sich zu halten. Gleichzeitig wusste der Kopf, dass das verkehrt war. So war es nicht gewesen. So würde sie es tun. So tat sie es. Aber der andere war nicht aufgesprungen. Sie registrierte im Anklammern, wo der Unterschied lag. Bodenkontakt. Er war nicht abgerutscht, weil er nie den Boden verlassen hatte. Er war gelandet und hatte sie dann gegriffen.
Sie gab keinen Ton von sich. Kein Knurren, kein Fauchen. Die Gleichzeitigkeit der Sinneseindrücke rauschte auf sie ein. Sie spürte das gegenwärtige Gefühl, sie fühlte das Echo des vergangenen.


Spoiler!
*Schleichen -> kein Erfolg
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** Packen -> 4 Erfolge
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Drita
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Drita »

Die Ancilla blieb in Abstand zu den Beiden. Nijaz wich nicht von ihrer Seite. Gemeinsam beobachteten sie das Treiben in den Reben. Die Ancilla rieb sich die Schläfe und dachte nach. War das hier Zeitverschwendung gewesen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sie hatte jedenfalls etwas über andere Wege gelernt. Das war auch etwas wert. Und vielleicht würde dieser Tanz der Beiden ja noch Ergebnisse bringen.
Feuer und Sturm, Erdbeben mögen meine Waren zerstören.
Ich verliere nicht Viel, wenn mir das Vertrauen meiner Kunden erhalten bleibt.
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Harl
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl hörte sie kommen. Er spürte es. Es war beinahe als würde er mit ihr laufen und zugleich weiter dort hocken, wo er war. Er konnte den Anflug ihrer Jagdlust hören, spüren. Er konnte spüren, dass die Zeit sie von dem Erlebnis trennte, dass sie begann, in ihrer Erinnerung zu laufen. Jagte sie die Beute aus jener Nacht? Wurde sie gejagt? Einen Kampf hatte es gegeben, so spürte er.

So gefangen war er in ihren Empfindungen, dass er beinahe zu spät reagiert. Doch er war nicht allein - sie und sie beide waren nicht allein Erinnerung. Die Bestie Harl reagiert wo sein Verstand zu langsam war. Sein drahtiger Körper duckte sich, drehte sich halb. Agnellina bekam nicht recht etwas zu fassen, das sie gut packen konnte. Der Angriff glitt ab, Harl gab ein Fauchen und Grollen von sich. Begriff sie? Es war, als könnte er ihre Gedanken beinahe hören. Da war ein Kampf gewesen. Wer hatte gesiegt? Sie war am Ende auf jenem Hofplatz erwacht, zwischen blutigen Leichen. Keine Spur von ihrem Angreifer. Ein Kampf mit unklarem Ausgang?

Er hatte sich ihr halb zugewandt und die Zähne gebleckt - die letzte Warnung der Bestie. Reihen und Reihen nadelspitzer Haifischzähne waren das, doch er war zu sehr sie und sie waren zu sehr in jener Erinnerung. Sie zog sich zurück und ihre Worte klangen so merkwürdig menschlich und laut, dass er sie beinahe nicht verstand.


Auspex 2 (Gehör) läuft weiter
Wahrnehmung + Empathie (erleichtert um Auspex1 + Spezis): 5 10 6 6 7 5 3 10
→ Chance zum Ausweichen, Geschick + Sportlichkeit (+Spezis): 7 5 7 9 5 2 5 4
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Tonlos glitt sie ab, als er sich nicht nur duckte, sondern sich der Körper dabei drehte. Am Rande registrierte sie es, nahm es für sich auf. Ducken und den Rücken runden kannte sie, eine leichte Seitwärtsbewegung durch die Schulter lenkte den Körper besser ab. Die Gangrel spürte, wie ihre Hände abglitten, wie der Pelz an den Fingern über den Kittelstoff rutschte. Sie glitt ab und glitt dabei von ihm weg. Sie kam auf die Füße, wandte sich ihm zu. Ihre Schultern zogen sich hoch, schützten so den Hals instinktiv, als er fauchte. Das Fauchen klatschte in ihr. Ein feuchtweicher Widerhall wie eine Ohrfeige auf die Wange, die einen Welpen zur Besinnung brachte. Rauhe Vertrautheit, eine akkustische Zäsur, die das klingende Jagdspiel als klares Halali in den Ruf zur Habachtstellung eines Marsches überführte. Sie verstand die Warnungen ohne Probleme und besser als alle Worte. Es holte sie ins Hier und Jetzt und sie signalisierte ihre Präsenz. Ein leiser Laut, ein Winseln, antwortete seiner Warnung. Ihre Handflächen drehten sich ihm mit weit gespreizten und zur Erde gerichteten Fingern wieder zu, die Arme auf Hüfthöhe leicht vom Körper zur Seite gestreckt. Ihre Zungenspitze berührte in einer kurzen Bewegung den Bereich über ihrer Oberlippe. Der ganze Körper verharrend. Der Paukenschlag hatte den Tanz beendet. Agnellinas Augen waren weit geöffnet. Sanfte Töne, säuselnd, beschwichtigend. Ein hektisches Potpourri vieler kleiner Schleifgeräusche über ein straff gespanntes Trommelfell.

Nach einem Moment öffnete sich auch ihr Mund und sie holte Luft. Ein zitternd-stockendes Einatmen und ein ebensolches konzentriertes Ausatmen. Zweimal. Dreimal. Schlichte, schlagende Klanghölzer, die einen Takt vorgaben, jegliches nachklingende Lied bereinigten und alle Misstöne säuberten, bis nur noch das klare Tacken der aufeinander prallenden Hölzer den Raum erfüllte.

„Größer als du. … Größer als ich. … Hat festgehalten. … Ganz eng.“

Ihre Arme verschränkten sich, die Hände legte sich haltend auf ihre Oberarme. Ihre Zähne streckten sich, als sich der Schatten des beengenden Gefühls um sie legte. Der klare Takt dominierte über das aufwallende Rauschen, welches aus der Tiefe hinaufkroch und sie umschließen wollte. Im Kontrast zu den klaren Tönen mischte sich ein recht harmonisches gutturales Brummen, ein Muffen aus dem Hintergrund unter sie. Es legte sich an die Taktschläge, machte sie weich und füllte sie aus, ersetzte sie gar, wenn das Rauschen einen Takt ersticken ließ.

„Hände. … Blass. … Stark.“

Ein widerliches Knacken hallte über das aufwallende Rauschen, brach wie eine Welle daraus hervor. Der Takt erstarb, schwaches Klingeln kleiner Nadeln brandete gegen das Rauschen und versank doch darin, während das Brummen versuchte, den Takt aufrecht zu erhalten.
Agnellinas Gesicht wirkte verspannt, als würden fiese Zahnschmerzen aufbranden und die Muskeln verhärten. Ihre Mimik erstarrte dabei. Das unnötige Atmen hatte ausgesetzt. Sie stand einfach nur da.
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Harl
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Er lauschte ihr und rückte etwas näher heran. Dort, fast zu ihren Füßen, grub er seine Finger ins Erdreich. Agnellinas Klänge brandeten über ihn hinweg, durch ihn hindurch bis er niemand mehr war. Doch darunter konnte er die dunkleren, längeren Töne der groben Erde fühlen, des Weinbergs mit seinen Wurzeln, Steinen, verborgenen Wassern.

“Finde den Ort”, flüsterte er. “Du musst nicht erinnern, was dich zu weit… treibt. Finde den Ort. Der Ort erinnert sich.”
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Wie mit zierlichen Tanzschritten wich sie aus. Rückte er näher heran, zog sie sich zurück. Vermutlich nicht einmal bewusst, doch sie schuf sich eine räumliche Distanz. Beengt wird das Pfeifen des Windes schriller. Hat der Winder mehr Raum, so wird das Raunen weicher und wärmer. Es pendelt sich dazwischen ein. Verstand sie überhaupt, was er meinte?

Sie konzentrierte sich wieder auf den Ort und ihre Erinnerungen*. Der Verlauf, der kahlen Zweige im Frühling. Die Richtung, der langsam aufbrechenden Knospen. Der Geruch, der aus dem Boden sprießenden Gräser und Unkräuter. Es war noch so wenig da gewesen, kaum aus dem Winterschlaf erwacht. Aber es war genug da gewesen, um das Leben bereits in die Weinberge zu holen. Was war da noch gewesen? Was war jetzt da?
Agnellina ließ ihre Glutaugen über die Reihen der Reben wandern und witterte konzentriert. Langsam ging sie weiter. Ihre Augen streiften die Reben.
Ein Geruch stieg ihr in die Nase. Ganz unterschwellig zwischen all den anderen, die sie umgaben. Sanft, angenehm. Kaum bemerkbar. Aber vertraut. Leinkraut. Gleichzeitig merkte sie, dass ihre Füße einen anderen Weg einschlagen wollten. Einschlugen. Fort. Sie blieb mit irritierter Überwindung stehen und horchte in sich. Ihr Wittern wurde angestrengter. Auch das registrierte sie mit einem Mal. Die Unruhe in ihr zog in ihrem Bauch. Da war dieser sanfte Geruch. Die krautigen Stängel mit ihren Mäulchen reichten etwa bis zur Wade hinauf. Agnellinas scharfe Augen ruhten auf den Mäulchen. Sie wusste, dass bei Tage hier reger Betrieb von Hummeln und wilden Bienen war. Gewiss gab es gegenwärtig auch viele Schmetterlinge. Bunte Tänzer in den Sommertagen. Brummende, summende Musiker und Sänger unter den Insekten, die ihnen aufspielten. Jetzt war es still und bis auf die gelben Mäulchen, die fest geschlossen waren, nachtschattig in der Farbenwelt. Die Gedanken der Gangrel versuchten fort zu schweben. Das leise Bedauern über das, was vom Tage vermisst wurde. Töne, Gerüche, Farben, Wärme… all das kleine Leben, welches gegen das dunkle Erinnern zu stellen versucht wurde. Gegen das dunkle, dass die wilde Seite zwar geweckt hatte, aber gegen das sie sich auch schützend mit ihren Instinkten wehrte.

„Sie schlafen.“, wisperte sie vor sich hin, das Bedauern geübt von sich schieben. Belangloses Brabbeln, monotone Mantras. Beruhigend. Den Gewinn gegen den Verlust setzen. “Der Tag zerrt. Die Nacht schenkt Kraft.“

Agnellina setzte ihre Füße voran. Dorthin, wo sie nicht hinwollte. Fühlte das Unwohlsein wachsen. Übelkeit im Magen. Kälte zwischen den Oberschenkeln. Hitze im Kopf. Schnüren in der Kehle. Ein Potpourri an Missempfindungen, welche sie zum Laufen animieren wollten. Sie atmete den Duft ein. Sah, ahnte, erinnerte durch die Weinblätter hindurch den gesuchten Verlauf der Zweige und Äste. Die glutroten Augen waren weit geöffnet. Die dunklen Finger spannten und lockerten sich in einem langsamen Rhythmus, ohne dass Krallen zwischen dem Pelz hervorbrach. Der ganze Körper war angespannt wie auf einer Pirsch. Schließlich wurden ihre Schritte immer langsamer und sie drehte den Kopf, sah hinab an eine Stelle, an der sich zwei Reben trafen und ihre Zweige ineinander steckten. Die neuen Triebe hatten sich inzwischen umeinander gewunden und verbunden. Kleine grüne Rispen hingen unter diesen beschattenen Bögen.
Agnellinas Hand gab einen Fingerzeig dorthin. Ihre Lippen formten ein “Dort.“, doch die Stimme arbeitete nicht mit. Die Arme verschränkten sich, die dunklen Hände krallten sich um die Ellenbogen. Die Schultern rollten sich vor, sodass die verschränkten Arme schützend über dem weichen Teil des Bauches lagen. Auch die Zehen drückten sich auseinander in die Erde. Fester Stand.
Sie verharrte still wie eingefroren.

Spoiler!
* Ort wiederfinden (Intelligenz + Überleben)
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl folgte ihr. Er blieb geduckt, war beinahe lautlos. Seine nackten Zehen gruben sich in das Erdreich des Weinberges und er lauschte den Klängen der Erde, dem Durst der Wurzeln, dem tonlosen Wort der Gangrel.
So ging er, kroch er dorthin, wohin sie zeigte. Er nahm das Seil und legte es in einem Rund um den Flecken, sah zu ihr zurück, ob es stimmen konnte.

"Der Kreis. Du gehörst dazu, also stell dich hinein. Das... oder dein Blut. Doch du... ", gestikulierte er sacht zu ihr. "Du gehörst dazu, zu dem Moment. Du musst dort sein", raunte er leise. Langsam begann er, mit kräftigen Fingern den Kreis in das Erdreich nachzuziehen. Dort, wo er ihn gezogen hatte, konnte er das Seil fortnehmen, doch er wartete auf Agnellina, bevor er ihn schloss. "Du musst nicht... tiefer gehen, in deinem Denken. Erinnerung. Das werde ich tun, für dich. Als Jäger. Priester. Schamane. Mir egal, welches Wort. Doch du gehörst dazu. Ohne dich, kein Schritt, keine Fährte, keine Spur. Du selbst trägst die Zeichen jener Nacht noch in deinem Fleisch. Auf deiner Seele."
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Sie ließ ihn machen. Ließ ihn folgen, ließ ihn kriechen, ließ ihn sich breit machen. Ein Teil von Agnellina sah ihm dabei zu, ein anderer Teil sah durch ihn hindurch und war mit sich selbst beschäftigt. Das unheimliche Leuchten verglomm derweil, als würde die Glut ausbrennen und in ihren Augen nur rußig-verkohlte Reste zurücklassen.

Harls Aufforderung erfuhr keine sofortige Folgeleistung. Doch sie fragte auch nichts. Ohne auf seine Erläuterungen sichtbar zu reagieren, wandte sie sich um und suchte mit den Augen nach Drita.

Nachdem sie sich deren weiterer Gegenwart versichert hatte, setzte sie zähe Schritte in Harls Kreis.
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Untermalung

Sie könnte bemerken.. oder vielleicht auch eben gerade nicht... dass er sich nicht breit machte. Er war zu sehr sie. Er war kaum mehr da. Es gab kein “ich” mehr für Harl, in diesen Momenten. Es gab den Ort, es gab den Kreis, es gab die Jägerin, die Beute geworden war. Beute wurde, denn selbst Vergangenheit und “Jetzt” verschwammen. Vielleicht füllte sie ihre Wahrnehmung mit irgend etwas von ihm, ihrem eigenen Bild von ihm, das sie ihm überstülpte, so wie beinahe alle es taten, so wie sie es auch schon ein halbes Dutzend Male getan hatte. Und das war gut, denn so gab es keinen Bruch in ihrer Welt, in der Welt jener mit geschlossenem Blick, geschlossener Welt, sicherem Grund.

Harls Finger zogen den Kreis in die Erde und schlossen ihn. Das war der Ort. Er grub die Finger einer Hand in die Erde des Ortes. Die der anderen in die Erde außerhalb, wie einen fernen Anker.

Sein Bewusstsein war alles um ihn her. Die vagen Gedanken, die er noch hatte. Fetzen von Konzepten, Konstrukten im Verstand, Verständnissen. Er ließ sie langsam los und selbst “Loslassen” war ein Konstrukt, ein Bild, ein Ding im Bewusstsein. Er fühlte die Erde, roch, spürte, hörte Agnellinas Klang. Er ließ ihre Worte zurück ins Bewusstsein sickern, ihre Beschreibung. Die Hände, bleich und stark. Der Überfall. Griff. Kräftemessen, die Bestie, die hervorbrechen will. Was weiß sie, diese Bestie? Harl lauschte den Klängen der Welt nach, dem schnellen Rhythmus, dem Kampf und Ringen, untot und kalt.
Harls Bewusstsein sickerte in die Welt, wurde der Ort, wurde das zarte Echo dessen, was hier geschehen war. Was mit ihr geschehen war, was sie hatte geschehen lassen, was sie getan hatte und was mit ihr getan wurde.


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