[1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Agnellina
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Gehen wir ein Stück?“, lud sie ihn ein und kam bereits in Bewegung. „Zunächst einmal möchte ich Folgendes festhalten. Von Eurer Verschwiegenheit über den Inhalt unseres Gespräches und meiner Überlegungen gehe ich fest aus. Unabhängig davon, ob Euer Interesse nach der Erklärung Bestand hat oder nicht, so möchte ich, dass Eure Verschwiegenheit Bestand hat.“
Der Weg entlang des Acquedotto Storico war gut gewählt. Er war verhältnismäßig leicht zu gehen, doch zugleich ruhig und ungestört in der Nacht. Sicher hielt sie die Ohren offen, doch es war ein guter Kompromiss aus gebauter Zivilisation und ungestörter Umgebung außerhalb der sterblichen Lebensräume.
„Habt Ihr Euch je Gedanken über Euren Körper gemacht?“
Agnellina gab ein gemächliches Tempo beim Gehen vor, um die Gedanken nicht abzuhängen.
„Ob er ein Teil der Ewigkeit ist oder ob nichts so bleiben muss, wie es ist?“
Neid und weibliche Eitelkeit? Nun, sie war nicht unansehnlich, doch gewiss nicht hübsch. Ihre Augen standen zu nah beieinander und eine Unregelmäßigkeit auf der linken Seite störte die Symmetrie ein wenig, wenngleich ihre Augen von schöner Farbe und ausdrucksstark beseelt waren.
„Ich habe an die jungen Burschen gedacht. Wie sie sich durch das verändern, was sie tun. Die Müllerburschen, die ein breites Kreuz bekommen, wenn sie ein halbes Jahr bei ihrem Meister waren. Die Burschen, deren Hände sich von den Knabenhänden in robuste, starke Hände eines Schmiedegesellen wandeln. So etwas in der Art.“
Ihre von dunklem Fell bedeckten Hände gestikulierten und malten die Bilder der Worte in die Luft.
„Euer Schüler hingegen... Ihr habt mir vor ein paar Jahren erzählt, dass Ihr ihn im Nahkampf unterrichtet. Ich habe ihn mir angesehen. Ich habe mir seine Hände angesehen, seine Arme. Es sind nicht die Hände, die ich bei einem Mann erwarten würde, der es gewohnt ist, ein Schwert zu führen. Die Unterschiede zu… zum Beispiel zum wohlwerten Tankred sind augenfällig. Natürlich möchte ich keinesfalls sagen, dass er keine männlichen Hände hat. Seine Hände erzählen andere Geschichten. Vielleicht habt Ihr Recht und er hat kein Talent für Eure Lehren. Doch wenn man seinen Fingern bei der Arbeit zusieht… er ist präzise und jeder Griff sitzt. Seine Finger vermögen förmlich zu fliegen und doch traue ich ihm auch zu, dass er einen Hammer ohne Schwierigkeiten zu halten und zu führen vermag. Vielleicht nicht unbedingt einen Schmiedehammer. Aber einen der Zimmerleute… oder womit auch immer er seine Steine und Scherben zurecht macht. Doch sein Schwert… ach, ich weiß es nicht. Sicher hat er Kraft in den Armen. Das schon. Aber meint Ihr, er macht Fortschritte? Könnt Ihr eine Veränderung an ihm sehen?“
Sie hatte sich viele Gedanken zu den Eindrücken gemacht, die sie bisher gewonnen hatte. Doch von einer sicheren Erkenntnis war sie weit entfernt.
„Krankheit und Alter sollen keinen Eindruck auf den Leib eines Kainskindes haben. Geboren in die Ewigkeit, auf ewig erwachen wie unter dem Mond der ersten Nacht. Und doch verändern wir uns.“
Sie spannte ihre Finger an und spreizte sie. Dadurch war zu erkennen, dass jeder einzelne Finger für sich von dichten, dunklen Haaren bedeckt war. Dicke und feste Haare, schwarz wie ihre Locken. Sie trug wieder Bandagen um ihre Handflächen, nur die Finger und die Daumen lagen frei. Doch im Gegensatz zu Besuch um Elysium vor einem Jahr hatte sie die Haare nicht abgeschnitten und die Finger nicht mühevoll freigeschabt.
„Was glaubt ihr? Bringt es etwas, wenn wir versuchen den Körper zu verändern? Wenn wir ihm beharrlich einer Herausforderung stellen, wird sich er anpassen? Ist ein Wandel wie im sterblichen Körper möglich? Hinterlässt das, was wir tun, irgendwelche Spuren?“
Sie sah ihn an ohne im Weg innezuhalten.
„Was glaubt Ihr? Und seid Ihr bereit, Eure Annahmen auf die Probe zu stellen?“
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Asim
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

"Gern.", meinte er noch, bevor sie auch schon loßging. Er genoss noch einmal die idyllische Szenerie und hätte frische Luft eingezogen, würde er noch atmen, bevor er ihr schnell folgte.
"Meine Verschwiegenheit könnt ihr natürlich gewiss sein. Ich bin sogar bereit einen formellen Eid zu leisten.", meinte er spontan und bereute es nicht. Es sollte ja auch Vertrauen unter ihnen herrschen, soweit das möglich war. Wer weiß, vielleicht rettete sie Asim irgendwann nochmal aus einer Klemme. Ihr Vorschlag war eher witzig als schockierend. Wäre er nicht so erstaunt gewesen, wären wohl seine Mundwinkel zum ersten mal seid langem wieder in die Höhe geschossen. "Nein, hab ich nicht.", gab er zu, immernoch erstaunt, was sie in ihrem kleinen Köpfchen sich ausgedacht hatte. Ein wenig war er überwältigt von ihrem Wortschwall, tat aber sein Bestes ihrem kuriosen Gedanken zu folgen. "Ich glaube da tut sich nichts. Auf Sizilien habe ich glaub ich gehört der Körper sei tot, aber vielleicht gibt es da andere Ansichten? Vielleicht verändert sich etwas unter bestimmten Umständen, wie sich auch unsere Kräfte anders entwickeln?", spekulierte er. Er fand den Gedanken ehrlich gesagt nicht besonders spannend oder relevant, war aber aus Gutmütigkeit bereit ihr bei allem zu helfen. Sie war niedlich auf ihre Art.
Beide kamen so ziemlich zum selben Schluss. Eigentlich sollte sich nichts verändern. Er betrachtete ihr "Fell". Das war eine radikale Änderung...und er wusste nicht ob er durch Diese fasziniert oder abgestoßen war. Schließlich gewöhnte er sich daran etwas nachdem er mehrmals genau hingesehen hatte. "Aber gut. Machen wir die Probe!", meinte er schließlich spontan und lächelte ihr aufmunternd und motivierend zu. Was schadete es schon wen sie etwas spielten? "Wie soll dieses Experiment aussehen?", fragte er dann, so ziemlich offen für Alles was sie vorschlug.
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Agnellina
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

Agnellina winkte ab. „Ich nehme Euch beim Wort. Das genügt mir. Ein Eid ist eine ernste Angelegenheit und kein leichthin gegebenes Versprechen. Doch wie gesagt, Euer Wort genügt mir und es sollte Euch wert genug sein, dass es ebenfalls ehrlich und nicht leichtfertig gegeben ist.“
Die Gangrel schien sehr klare Vorstellungen von Verbindlichkeiten zu haben.

Sie griff auf, was er über den vermeintlich toten Körper gehört zu haben glaubte.
„Grundlegend würde ich Euch Recht geben. Da tut sich nichts und doch etwa. Wenn ich mir die Haare schneide, sind sie nach einem Sonnenlauf wieder so lang, als hätte ich nie ein Messer benutzt. Das ist irgendwie schon eine Veränderung und zugleich keine. Etwas ändert sich, aber es ändert sich eben zu dem, was war.“
Die junge Frau nickte nachdenklich und zustimmend. “Ja, bestimmte Umstände vielleicht oder vielleicht hat es auch mit dem zu tun, was wir sind. Deswegen frage ich Euch.“
Sie lief eine Weile neben ihm her, schweigend. Ließ ihm Zeit für eigene Gedanken und brütete wohl selbst über seine Frage, wenn sie nicht schon längst Ideen im Hinterkopf hatte.

„Wenn ich wissen wollte, ob ein Lamm gut zunahm, hab ich es gewogen. Wenn ich selbst gewachsen war, so merkte ich es am Rock, welcher zu kurz für den Kirchgang wurde.“, erinnerte sie sich schließlich und präsentierte ihn anhand dessen ihre Überlegungen zu einem möglichen Vorgehen. „Wir sollten ergründen, was genau an Veränderung zu erwarten wäre. Was strebt Ihr an? Was könnte man tun, um es zu erreichen? Dann gilt es zu überlegen, wie wir festhalten können, wie es jetzt ist. Das ist wichtig, denn die Erinnerung ist ein trügerischer Freund, der zu gern von unseren Wünschen nachgemalt wird.“
Sie musterte ihn.
„Ich weiß, dass Ihr schnell mit dem Messer seid. Geschick und Wendigkeit sind schwer am Körper festzumachen. Das ist zu viel Bewegung und ich weiß, dass die Augen zu langsam sind. Das lässt sich nicht gut beobachten. Gut, es lässt sich prüfen, das schon. Doch ich wüsste nicht... Obwohl… Doch, ich würde erwarten…“
Wieder wanderten ihre Augen über seinen Körper und seine Kleidung, während ihre Augen wohl auf der Suche nach dem waren, was sie erwartete.
„Wie gesagt, die Burschen bekamen mit wachsender Kraft ein breites Kreuz. Das ließe sich mit einem simplen Hemd bemessen. Ich würde eines besorgen, es Euch anmessen und bearbeiten, sodass es Euch genau auf den Leib passt. Wenn es nach einer gewissen Zeit spannt, haben Rücken oder Arme an Umfang gewonnen. Eure Füße könnten wachsen, wenn Ihr an Schnelligkeit gewinnt. Dies könnten wir mittels eines Messers und eines Steckens feststellen.“
Agnellina schien aus einer Quelle von Inspiration zu schöpfen.
„Meine Frage ist, was möchtet Ihr gern? Wozu seid Ihr bereit, Euch in den nächsten Monaten und Jahren darin zu ertüchtigen? Gleichsam werde ich selbst auch nicht untätig bleiben. Ich würde Euch für Eure Mühe natürlich auch zur Verfügung stehen. Auch wenn ich gewiss nicht so geschickt und schnell mit einem Messer umgehen kann wie Ihr.“
Schmeichelte sie ihm lediglich oder war das ernst gemeint? Sie hatte seine Vorführung im Elysium auf jeden Fall nicht vergessen.
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Asim
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

Er nickte ihr knapp zu, dass er ihr Recht gab und war leicht verlegen. Vielleicht hatte er etwas dick aufgetragen ihr einen Eid anzubieten. Aber sie schien ihm auch nicht böse zu sein.
Er hörte ihrer langen Rede zu und überlegte selber. "Das mit dem Hemd klingt nach einer guten Idee. Ich würde mich gerne weiter ertüchtigen...diese Arme stärken. Habt ihr vielleicht eine Idee wie das am besten geht? Als Sterblicher hätte ich in einem Steinbruch anfangen können...aber wenn man nur Nachts unterwegs ist ist das nicht so leicht.", meinte er und sah sie interessiert an. Sein Blick huschte auch nochmal zu ihren Händen, aber er hatte leicht Angst sie würde sich angestarrt fühlen, noch mochte er offen mit ihr darüber reden.
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Agnellina
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Starke Arme braucht es hier.“, seufzte sie zustimmend. Sie bemerkte seinen Blick auf ihre Hände und sie erinnert sich auch, dass es nicht das erste Mal war, dass er neugierig aus- und genau hinsah. Die Gangrel zögerte einen Moment und rang mit sich. Dann hielt sie ihm die Hände mit gespreizten Fingern vor. „Grausig, hm?“
Ruhig hielt sie die Hände vor sich. „Das ist eigentlich eine schöne Idee mit dem Steinbruch. Redliche Arbeit ist ehrenwert. Ich kann mir auch vorstellen, dass es am Hafen Arbeit für die fleißigen Hände eines Mannes gibt.“ Ihr Gesicht nahm einen bedauernden Zug an. „Beneidenswert.“, murmelte sie.
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Asim
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

Er sah auf ihre Hände und schüttelte den Kopf. "Eher etwas seltsam...oder ungewohnt. Aber grausig?", versuchte er sie zu beruhigen. "Vielleicht findet man am Hafen eher Arbeit nachts. Ich könnte die Ausrede benutzen, dass ich bei Tag schon arbeite und das Geld brauche.", überlegte Asim.
"Ja...ich frage mich was sich Allah dabei gedacht hat als er Frauen schwächer als Männer gemacht hat. Das macht sie leichter angreifbar.", seufzte er,"Aber das gilt nicht wirklich für Kainskinder, oder?"
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Agnellina
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Agnellina »

„Ich weiß es nicht.“, gab sie zu. „Ich weiß nichts von Allah. Und mir wurde gesagt, Mann oder Frau spielt bei Kainskindern keine Rolle. Ich habe gelernt, dass Kainskinder im Blut unterscheiden, in der Familie. Das würde zählen. Nicht, was wir einst waren. Sind diejenigen in Eurem Clan schwächer, die Ihr Schwestern nennen würdet? Oder habt Ihr ausschließlich Brüder?“
Andere Clans, so spannend fremd. Und Asim mit seiner fremdländischen Erscheinung und seinem seltsamen Blut schien immer wieder ungebändigte Vorstellungskraft der jungen Gangrel anzuregen, für die wohl alles möglich war.
“Euer Blut wird als Clan der Jagd bezeichnet, wenn ich das nicht durcheinander bringe. Ich kann Euch gewiss kaum eine Herausforderung bieten, doch ich würde mich gern… nun, messen ist wohl das falsche Wort.“
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Asim
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Re: [1091] Spaziergang auf dem Acquedotto Storico [Agnellina, Asim]

Beitrag von Asim »

"Nein, unsere Schwestern sind nicht schwächer. Vielleicht sind ihre Kräfte anders ausgeprägt?", meinte Asim nachdenklich. Auch ihn brachte die junge Gangrel mitunter zum denken.
"Eine Art Training? Ein freundschaftlicher Kräftevergleich? Da hätte ich durchaus Lust zu. Bisher waren die Herausforderungen in dieser Domäne eher sozialer Natur. Ich würde gerne mal wieder meine Kräfte proben.", meinte Asim lächelnd und bewunderte etwas den Mut dieser doch zerbrechlicher wirkenden Kreatur.
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