[1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Harl
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Harl »

"Soziale Kompe.. nh." Harl sah sie etwas scheel an, aber dann zuckte er mit den Schultern. Was sie über die Aurensicht sagte, ließ ihn sein eines Auge etwas skeptisch zusammen kneifen. Er raunte: "Vielleicht bist du es, die falsch sieht, nh? Ich gebe dir ..eine Sache zusätzlich, damit du auch großzügig zu mir bist: Das mit den Farben? Ist nur ein Bruchteil. Du hast mehr Sinne als nur Augen, Imago. Wenn du dich davon hast aufhalten lassen, ja.. nh. Ja, dann kannst du leicht getäuscht werden. Aber es geht mehr. Gibt mehr. Tiefer. Schärfer."

Er ließ das Thema mit einer Geste fallen. "Ich meine.. das andere? Säfte, sagst du. Weshalb Säfte? Doch ja. Das. Ich habe es schon getan. Die ersten Male ...ohne zu wissen, was ich mache. Weil ich nicht wusste, was geschieht. Und wie. Wohin es zielt. Doch mittlerweile.. geht es. Erzähl' mir davon."
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Angelique
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Angelique »

Angelique machte sich sogleich daran, Harl die Vier-Säfte-Lehre des Galen zu erklären. Wie Blut dem Element Luft zu geordnet war und mit warm und feucht, rot und süß und dem Frühling und der Jugend assoziiert war, Gelbgalle warm und trocken, bitter und der Leber und dem Sommer und der Blütezeit des Menschen zugeordnet wurde, Schwarzgalle kalt und trocken, scharf und sauer, der Milz, dem Herbst und dem Alter und schließlich Weißschleim kalt und feucht salzig und Gehirn, dem Winter und dem Greisenalter.

Sie erklärte langsam und mit verständlichen Worten ohne viel Latein, wie Vampire diese Säfte manipulieren konnten. Blut der Sanguiniker natürlich am einfachsten, aber auch die gelbe Galle der Choleriker, die schnell zu erregen war, bis hin zur Kunst die langsam fließende schwarze Galle der Melancholiker und den weißen Schleim der Phlegmatiker.

Sie schloss mit der bei Harl wohl vergeblichen, aber für sie wichtigen Erkenntnis, dass man mit diesen Kräften auch heilen und nicht nur jagen und schaden konnte.

"Dieses Grundverständnis, wie die Körpersäfte im Gleichgewicht sind und Krankheiten und Gemütszustände bestimmen, musst du verinnerlichen, wenn du verstehen willst, wie unsere Kräfte auf die drei Hirnventrikeln, den flüssigkeitsgefüllten Kammern des Gehirns einwirken können."

Offenbar hatte Angelique nicht nur Galens Werke gelesen, sondern auch bei ihren finsteren kappadokischen Bekannten die dunklen Künste der Anatomie studiert.



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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl tat nichts daran, Angeliques Eindruck über ihn zu verändern. Im Gegenteil, er gab sich ein wenig kantig und eben so ungebildet wie man es bei einem armen Fischer auch erwarten durfte. So, wie sie gern mit ihrer Maskerade als kleines Mädchen spielte, konnte er es auch - und hier spielte es keine Rolle, sie in ihren gleich mehreren Irrtümern zu berichtigen. Wozu auch.

Das hieß jedoch nicht, dass Harl eine Ahnung von der Heilkunst und gelehrten Medizin hatte. Im Gegenteil wirkte er recht verblüfft als sie ihm von drei Hirnventrikeln und Flüssigkeitsgefüllten Kammern des Gehirns erzählte. Ein wenig mißtrauisch fragte er dann auch nach:
"So sieht ein Gehirn nicht aus. Von innen. Es ist ...rosagrau und weiß. Es kann ganz ohne Blut sein, aber im Kopf ist viel Blut. Wer den Kopf aufgebrochen bekommt, blutet alles voll. Auch das Gehirn."
Harl tippte sich selbst an die Stirn, hinter der sich vermutlich auch ein solches Hirn verbarg. "Es ist nicht wie ..nh... Lunge oder Magen. Es ist dichter. Wie dichtgepresster Darm. Sind deine ...deine Beschreibungen wie Bilder? Nicht direkt gemeint sondern ...ugh.. hübscher beschrieben?"

"Ich verstehe die ...Säfte. Blut und Galle und Milz und Hirn... in Ordnung. Schätze, das passt mit dem zusammen, was ich ...bereits hinkriege. Wie geht's weiter?"
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Angelique »

"Ja, da hast du recht und auch schon Galen hat dem Gehirn selbst wichtige Funktionen zugesprochen, die von den Hohlräumen der Säfte und den Nerven darin nicht erklärt werden. Das Gehirn verändert sich im Alter haben seine Forschungen ergeben. Deshalb sind alte Leute oft tüddelig."

Eine weitere kleine Saat des Zweifels für die arme Angelique. Aber noch war die kleine Ketzerin nicht bereits, diese wissenschaftlichen "Fakten" ihrer Zeit zu hinterfragen. Da war ihr Harl ihr bereits weit voraus.
Ihre Magie funktionierte durch den magischen Willen der Vampire, den sie aber für sich mit dem Fokus der Säftelehre erklären musste.
Mit Erklärungsmodellen des Unerklärlichen war Magie viel einfacher zu wirken. Und für die für ihre Zeit zu fortschrittliche Angelique war Magie nur Wissenschaft, die die Masse nicht verstehen konnte.

"Danach ... wird es schwieriger. Ich für meinen Teil teile meine Visionen mit meinem Ziel. Ich habe Jahrhunderte lange Erfahrung mit übersinnlichen Wahrnehmungen. Meine Gegner nicht.
In deinem Fall würde ich deine Wahrnehmungen von Orten teilen, in denen du Erfahrung hast, der andere nicht. Zum Beispiel von Visionen vom Druck der Tiefe, Geräusche des Meeres und der Dunkelheit in der Tiefe."
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl stierte eine Weile nirgendwohin, irgendwo in die Nacht. Er kauerte sich hin, ließ seine Finger über den Fußboden tasten, kratzen, fahren, gleiten.
"Teilen", wiederholte er dann.

"Das zerdrückt ihre ...Seelen. Druck, der irgendwohin muss. Die schwächste Stelle bricht auf. Wie eine.. Eiterbeule. Blutbeule. Seelenbeule... ." Er sagte das leise, mit etwas wie Furcht in der Stimme. "Teilen", murmelte er wieder und sah zu Angelique. "Mit Worten? Wie reichen Worte aus dafür?"
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Angelique »

"Worte helfen, sind aber nicht nötig. Das Opfer zu sehen reicht und es muss dich nicht sehen, aber sollte nicht zu weit entfernt sein. Dein Wille lässt den .. Eiter ... der Seelenbeule platzen.
Deine Beherrschung deiner Säfte und der Säfte anderer. So wie du den Herzschlag lauschen kannst und ihn sanguin beschleunigen, so kannst du die Wellen der Seele manipulieren, als würdest du einen Stein in Wasser werfen und die Kreise aus Wellen würden gegen etwas treffen.

Du hast aber keinen Einfluss darauf, was die Visionen tun, denn sie speisen sich aus den Gedanken und Erinnerungen des Opfers. Wie mit dem Bild des Steins in Wasser, hast du ihn geworfen, kannst daran nichts mehr ändern.
Es ist wie ein abgeschossener Pfeil. In der Luft kann man ihn nicht mehr steuern, weder was er genau trifft, noch wie gefährlich die Wunde ist und wie lange sie bleibt. Das musst du bedenken. Es ist keine präzise lenkbare Kraft, wie die Säfte zu manipulieren."
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl nickte. "Jede hat ihre eigenen Dämonen, hu."

"Damit kann ich ...weitermachen. Denke ich. Wenn ich Fragen habe, komme ich. Umgekehrt... gilt es auch. Sardiniens Süden oder Florenz sind keine einfachen Pflaster, aber wo ist es schon einfach, eh? Heh." Er grinste plötzlich und erstaunlich einfach, fast jungenhaft.

"Gute Jagd, Angelique. 'ch weiß nicht viel über diesen Weg, nach dem du suchst. Obwohl viele ihn gehen. Obwohl der Rest zu glauben scheint, es sei billig oder einfach. Meine Jagd jetzt? Hat mich gelehrt, dass mehr dahinter steckt. Viel mehr. 'ch glaube, du wirst der eigenen Bestie in dir gegenüber treten müssen, wenn du deinen alten Pfad verlässt. Du wirst in den Menschen.. nein. In ...einem besten Bild von dem, was Menschen sein könnten.. da wirst du etwas finden müssen, das dir hilft, diesen Kampf, den du beginnen musst, mit der Bestie, die du selbst bist, auch zu gewinnen."

Harls Worte waren leise und flüssiger geworden, ernster und ruhiger zugleich. Hier sprach nicht der etwas kauzige Einsiedler aus der Tiefe, hier sprach einer, der die Arten und Weisen der Wege studierte, der den Schrecken des Verfalls im Schatten der Bestie kannte - vielleicht aufgrund seines eigenen Weges besser als die meisten anderen.
Er hätte es hierbei belassen können. Hätte damit seinen Abschied nehmen können. Aber weil sie ihm wichtig genug war, wagte er noch einen weiteren Satz:
"Wenn du diesen Weg gehst, wirst du auch all deine Blutsketten, in denen du Menschen gefangen hältst, neu ansehen müssen."
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Angelique »

"Danke, deine weisen Worte überzeugen mich mehr, als dass sie mich abschrecken. Auch deine letzte Bemerkung ist mir bewusst.
Meine Blutsbande waren immer als Bestrafung für Sünder gedacht, aber meist habe ich schnell eine innige Freundschaft mit den Vasallen begründet. Es wäre also kein tiefer Fall, mir meiner Unzulänglichkeiten bewusst zu werden.

Du musst mir bei Gelegenheit über Sardinien berichten. Obwohl man kaum die Segel hissen muss, bevor man sie wieder einholen kann, so nah liegt die Insel, und meine Schiffe dauernd dort Getreide aufnehmen, so weiß ich doch wenig darüber."

Angelique sah Harl mit Respekt für seine Worte hinter der tumben Maske an, die er für sie fallen ließ, und auch für die Weisheit und Weltgewandtheit, die er der Theoretikerin voraushatte.

Auch sie hatte ein Abschiedswort, das sie nicht verschweigen wollte: "Sollte ich nach Sardinien reisen, wäre es mir wichtig, dich als Kontakt zu Genua zu haben."
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Harl »

"Hn, für mich ist der Weg nach Sardinien eine ordentliche Reise. Heh. Habe kein Schiff." Harl feixte etwas, nahm das wohl nicht allzu schwer. "'s ist ein heißes Pflaster. 'ch schätze, du solltest zuallererst 'nen Bogen um Korsika machen. Du willst nicht vom Sklavenkönig oder seinen Leuten eingefangen werden. Und auch nicht vom echten Herrscher Korsikas. Oder in irgendwas davon reingezogen werden."

"Sardinien selber.. ist unruhig. Die nördlichen Iudikate gehören Genua. Joseph Szoykel ist dort Prinz, als Vasall von der Weißen Prinzessin. Wahrscheinlich hast du ihn schon öfter mal gesehen?" Er zupfte sich nachdenklich an seinem Bart.
"Könnte sein, dass er versucht, den Schutz, den du durch Aurore genießt, auch in ihrem Sinne zu halten. Aber ich würd' mich nicht drauf verlassen."

"Im Süden herrscht Mohammad al Shaik als Prinz. Er's im Grunde für den Sklavenkönig, was Szoykel für die Weiße Prinzessin ist. Eine Art Statthalter? Nicht, dass ich ihn unterschätzen würde, er ist schlau und mächtig und immer noch an der Macht. Und das obwohl das Inland von Sardinien nicht friedlich ist, für keinen der beiden Statthalter-Prinzen. Es gibt Rebellion, eine Menge Durchreisende und natürlich noch ein paar alte Mächtige, die schon seit Ewigkeiten auf der Insel sind und zu mächtig, um ihnen auf die Füße zu treten."

Harl schnaufte kurz. "Ich kann dir die ganzen Titel und Linien und all den Kram sagen, aber deinem Ruf nach ist das dein.. ugh.. naja. Du willst alles wissen, aber nicht das, eh?" Er schüttelte sich etwas. "'s ist das Pflaster, auf dem ich Etikette gelernt habe. Wie man sich benimmt. Höfische Sachen. Würden sich die Genuesen wahrscheinlich drüber totlachen, aber's waren ein paar harte Lehren, damals. Und die Politik ist wild, manchmal wortwörtlich, heh."
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Re: [1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

Beitrag von Angelique »

"Oh, doch!", widersprach Angelique, "gerade das will ich wissen. Die Titel, die Linien, die Etikette. Ich will nicht dieselben Fehler wiederholen, die ich hier gemacht habe. Nur weil ich nichts auf die Märchen gebe, die sie darum spinnen, Monster zu sein, die von einem Totschläger und Bauern abstammen, heißt das nicht, dass ich damit nicht arbeiten kann. Besonders, wenn sie schlau und mächtig sind, wie du sagst.
Ich bin sehr interessiert an der Etikette dort, über die sich die gesetzlose Chaoshorde hier totlachen würde.

Mich interessiert aber auch sehr, ob es stimmt, was die Matrosen erzählen, dass die Insel übersät ist mit alten Riesengräbern, wo reisende Vampire Zuflucht vor der Sonne finden könnten."
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