[1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Harl
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Harl »

Harl folgte dem Baumeister und er lauschte ihm. Es hatte eine merkwürdige, intensive Art, dieses Lauschen: So wirkte einer, der auf eine ferne Melodie lauscht oder auf etwas hört, das irgendwie in oder hinter den Worten liegt. Manchmal, wenn Vergonzo stehen geblieben war, um etwas zu zeigen oder zu erzählen, kauerte Harl sich hin oder wiegte sich ganz leicht wie mit in einem unsichtbaren Wellengang oder zu einer unhörbaren Melodie.
So kam es auch, dass er den Baumeister selten direkt ansah sondern viel mehr immer den Kopf so gewendet hatte, dass er ihn besser und klarer hören konnte. Manchmal tastete er über eine Häuserwand während Vergonzo über die Gegend sprach oder zerrieb einen Brocken Straßendreck zwischen seinen Fingern.

Was und wie Vergonzo über Domus erzählte, schien Harl zu beeindrucken. Irgendwie bewirkte es auch, dass der Malkavianer ein wenig aufrechter und selbstbewusster ging als stellte er sich vor, selbst ein solcher anständiger Bürger von Domus zu sein.
Ebenso konnte er den Hof der Wunder bewundern, wo er hier und da einfach stehen blieb und mit halb offenem Mund einfach staunte wie einer, der wirklich nicht häufig in diese Art von Trubel und Vergnügungen geriet.
Das Domus Medicorum ließ ihn fast aufgeregt wirken. Er hob die Nase in den Wind und schien irgendeinem Geruch nachzuschnüffeln wie eine Ratte oder ein Hund, bis er sich wieder seiner Gesellschaft besann und damit aufhörte.

Im Schatten von San Ambrosio kauerte er sich wieder hin. Erneut schien es, als würde er zwar auch auf Vergonzo lauschen, aber nicht unbedingt nur auf dessen Worte. Die Schritte vielleicht ebenso? Oder etwas anderes? Vielleicht einfach nur auf die Geräusche der Stadt um sie beide her?
"Ich kann's ...merken, wohlwerter Baumeister", raunte er, denn Harls Stimme war etwas heiser geworden mit all dem Wittern, Staunen und vielleicht hatte er auch hier und da etwas Staub auf der Zunge, weil er etwas gekostet hatte, was andere um keinen Preis auch nur in die Nähe ihrer Zunge lassen würden. Er räusperte sich etwas, hustete einmal und würgte etwas altes Seewasser hervor, das ihm wohl noch in den Lungen gehangen hatte. Er stützte sich kurz an der nächsten Häuserwand ab, um es dort auszuspeien und nicht gerade dem Nosferatu vor die Füße. Als er sich dann wieder gesammelt und Vergonzo zugewandt hatte, meinte er: "'s ist die Gefälligkeit mehr als wert. Eine Stadt.. versteht man, weil man Teil von ihr wird. Es dauert. Zeit, in der die Füße durch die Gassen laufen. Ich hab' nur eine kurze Zeit, aber ich kann ...Eure Zeit ahnen. 's ist wie ein ...hn. Wie ein Mantel, den du trägst."

Er rieb sich das Kinn. "Wird's ..was ändern, für dich, wenn diese Zusammenkunft der Könige kommt? Wenn sie ...Macht flechten? Fragen fragen? Wenn sie Zeugen rufen und diese Zeugen dann kommen?"
Es war nicht eben die harmlosese aller Fragen, aber sie klang viel neutraler als sie eigentlich tatsächlich war. Und Harl achtete sehr genau darauf, wie Vergonzo reagierte - und ob er verstand, was oder wen Harl mit "Zeugen" meinte.

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Vergonzo Faro
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Wenn Vergonzo überrascht von sich selber war, wie sehr er Genua in, an und um sich trug, dann liess er sich das nicht anmerken.
Innerlich jedoch war er überrascht darüber wie sehr er in den letzten beinahe dutzend Jahrzehnten eins mit Genua geworden war. Er war hier verwurzelt, hatte so viele aus seiner Anfangszeit hier überdauert, sich seine Gier und Liebe zu seiner Stadt hingegeben und war ihr am Ende verfallen so dass er Genua als sein betrachtete.
Sein Eigentum, seine Geliebte, seine Witwe, seine Tochter und sein Geschwür das er in sich jede Nacht mehr nährte.

Die Art und Weise, wie Harl seinen Worten folgte und sie in Taten umsetzte, mochten die meisten als seltsam, anders und heterogen betrachten. Der Nosferatu schien es allerdings wohl gewohnt zu sein, von Wesen umgeben zu sein alle mit eigentümlichen Verhalten. So beobachtete er Harl lediglich aufpassend dabei wie dieser sich orientierte, probierte und seine Art und Weise umsetzte die Stadt zu verinnerlichen, auch um jederzeit den Schutzmantel des Verborgenen über sie zu legen, sollte sie nächtlichen Schleichern zu nahe kommen oder umgekehrt.
Das übergeben mit Meerwasser beobachtete er allerdings genauer als ergötzte sich an diesem ekelhaften Gehabe und wie eine Herausforderung die der Nosferatu annahm, zog dieser trockenen Schleim aus Hals und Nase geräuschvoll hoch, welches sich nach einiger Anstrengung mit einem Plöppen löste und dann in den offen gehaltenen Mantel flog um für später sicher verwahrt zu werden.

Der Malkavianer konnte beim Thema Geschlechtertürmen wohl bemerken, dass ihn dieser Umstand irgendwie ärgerte. Missfiel ihm es das diese Türme Genua verschandelten oder hätte er sie selber bauen wollen? Vermutlich beides und dennoch schwang da diese Überlegenheit mit das er es höher konnte, größer und pompöser. Konnte und bauen würde, die Türme in den Schatten stellend.

"Das is interessant das du das sagst. Ein Mantel den ich trage, so wie du die weiten des Ozeans an, in und um dich hast. Ist als würde ich in einen Spiegel schauen und das Gleiche als Gegenteil zu sehen." er schmunzelte.
"Ich kenne die Kraft und den Strom, welcher die Richtungen tief unten im Schwarz des Meeres regiert und vorgibt. Habe die ein oder andere Erfahrung dort unten gemacht. Es ist ein gefährlicher Ort, wenn man neu dort unten ist. Und vermutlich noch immer, wenn man ihn gut kennt." seine Gedanken drifteten kurz ab, als er sich dachte, dass er im Grunde gut auf das Meer vorbereitet worden war, als er die über 50 Kloaken Claviculas durchtaucht hatte. Zäh und anstrengend, völlige Schwärze, keine Orientierung, kaum Geräusche.
Er schüttelte den Kopf und die Gedanken weg als Harls Frage zum Königstreffen kam.

Und tatsächlich schien Vergonzo gefasst als er kurz grinste und dann offen zeigte, dass er wusste dem gewachsen zu sein. Das es ihn nicht beunruhigte aber starkes interesse daran hatte. Denn es war für ihn wichtig zu wissen womit er danach jonglieren musste.
"Wir sind Teil jeder kainitischen Bevölkerung, schon immer. Und dennoch stehen wir am Rande oder Außerhalb, agieren unter, hinter und mit ihnen, suchen auf und werden aufgesucht. Wie ein Flüstern im Verborgenen, wie Augen und Ohren im Dunkel, wir sind da und betroffen...zugleich aber auch außerhalb des geflechtes ihrer Machtstränge, ihren Netzen aus Abhängigkeiten und ihres Einflusses,....haben unser eigenes Netz. Also nein, es ändert im Grunde nichts wer was und wie sich was ändert an der Stelle die Geneua beherrscht und dennoch ist es sehr wichtig zu wissen, was sich ändert, damit wir unser eigenes Netz dem neuen Wind anpassen können." sprach er zum ersten Teil seiner Frage. Ob die Nosferaut vielleicht Einfluss auf sowas nahmen oder unliebsame Herrscher beschnitten ließ er bewusst offen. Vielleicht gab es Königsmacher unter den Nosferatu...aber im Grunde ist jeder Akteur ein benutzter Spieler auf dem Feld der Welt.

"Ich denke deine Frage bezüglich der Zeugen..." er klopfte auf seine Brust.
"Weil ich schon hier war zu dieser Zeit... wer weiß, wenn sie klug sind, wenn SIE klug ist,...und wer könnte sich schon solch einem Ruf verweigern." er kicherte glucksend. Er legte den Kopf schief als würde er vermuten können was Harl als nächstes Fragen wollte und schien darauf zu warten.
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Harl »

Harl nickte und für einen Moment wirkte er unentschlossen. Er verbarg das auch nicht, obwohl viele andere das als Schwäche werten könnten. Wirkte er womöglich sogar eine Spur nervös? Er rieb seine Finger etwas aneinander ohne dass er wirklich etwas zwischen ihnen griff oder tastete. Oder vielleicht doch und es war nur nicht wirklich sichtbar oder greifbar?

"Sie muss klug sein, denke ich mir", meinte er leise. "Sonst wär' sie nicht alt. Doch.. hn. Die ersten Zeugen sind die, auf die's zurückfiel. Eidbrüche und all das?" Ja, Harl wirkte nervös. Es schien als wollte er irgend etwas sagen, aber konnte es nicht direkt aussprechen. Wie eine Katze, die um einen sehr heißen Milchbrei herumstrich und ihn fressen wollte, aber nicht konnte. Zu heiß, zu heiß.

"Ihr hattet mal Könige in euren Reihen hier in Genua", meinte er dann, noch eine Spur leiser. "Besonders ..einen. Was, wenn er seinen Thron zurückwill, hu? So wer ist nicht ewig zufrieden ohne Thron."
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Vergonzo Faro
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Vergonzo hielt inne und begann Harls körperliche Reaktion lesen zu wollen, wandte sich ihm nun vollends zu.
Zögerlich nickte er...:"..ja ist sie. Aber auch sie unterliegt bestimmten Richtlinien und Maßstäben die sie in bestimmte Richtungen versuchen zu lenken. Richtungswinkel, Flüche, Eide, Hierarchien, Ziele, Steine im Weg, Partner und Wiedersacher..." denn auch die Alten waren nicht frei in ihrem Handeln, vielleicht waren sie sogar enger verstrickt als die Jungen.
Zur Andeutung des Eidbruchthemas schürzte er die Lippen und schmunzelte.
"Aurore, Princeps zu Genua hat sicher stets im besten Wissen für Genua gehandelt." erklang es dann als würde er selbst grade vor einem Senat sprechen müssen und kicherte glucksend.
Als Harl dann Godeoc ins Gespräch brachte stutzte er einen Wimpernschlag lang. Das Godeoc Prinz vor Aurore war, schien wohl immer noch hier und da die Runde zu machen. Das Harl davon wusste...nun wer wenn nicht einer vom Clan der Malkavianer, hatten sie doch Orakel, Hellsicht und eine alte Schwester in Genua mit besonderer Beziehung zu Godeoc.
"Der hoch verehrte Ahn der Verborgenen hat einen Ruf. Ich maße mir nicht an zu wissen wie die Alten ihre Netze spinnen. Es gibt, so sagt man, viele die nach dem Thron Genuas trachten, vermutlich mehr als eine Hand voll...Genua bietet uns seid jeher spannende Zeiten." gab er dann als erste Antwort, die Prinzipien des Blutes wahrend.
"Aber was denkt ihr bezüglich des Königstreffen? Wie steht ihr zu Aurore, Genua oder den anderen auf dieser Spielebene?" tastete er nach Harls Wissen, Erfahrung und Einschätzung, denn eines war klar. Harl war mehr als nur der eifrige und einfache Jäger.
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Harl »

Diese intensive Art Harls, zu lauschen, hielt an. Es färbte auch ein wenig auf ihn ab, was und wie Vergonzo die Dinge sagte. Als dieser so würdevoll sprach wie vor dem Senat, legte Harl die Hände ineinander und furchte die Stirn wie ein ernst zuhörender Senator. Als Vergonzo gluckste und kicherte, brachte das ein breites Grinsen auf Harls Lippen. So ein Grinsen war nicht schön, sah hauptsächlich hungrig aus, aber Vergonzo traf offenbar Harls Humor ziemlich gut.

Mit dem Übrigen wurde der Malkavianer ernster und das Lauschen nur intensiver, denn das, worüber sie nun sprachen, war auch ungleich schwieriger.
"'ch denke, dass diese Straße der Könige ein hartes Pflaster hat", raunte Harl leise wie um das eigene Gehör nicht zu übertönen. "Und dass die, die auf ihr laufen, wenig Freuden kennen. Aber Macht."
Er legte einen Finger neben seine Nase. "Sie alle haben ein Gespür dafür. Und wenn solche Priester an einem Fleck zusammen kommen. Und allesamt sind sie auch Priester der Macht und der Herrschaft... nh. Ja, dann geht's um genau das."

Er ließ die Hand wieder sinken und äugte kurz zu Vergonzo hin. "Im Meer und im Fluss gibt's Strömungen. Unterströmungen, Wechsel, alles mögliche. Egal, wo man schwimmt, treibt, taucht, man ist in irgendeiner. Selbst wenn's still ist, ist das irgendwas, ja? Irgendwo ist man immer. 'ch schätze.. hm." Kurz brach er ab, lauschte wieder ohne dass es einen sicht- oder hörbaren Anlass dafür gegeben hätte.
"...ch schätze, man muss immer schauen, wo man bleibt. Wenn ich mich nicht irre, dann denkst du nicht ganz anders, hn? Aber du bist schon länger hier. Hängst enger an der Weißen Prinzessin als einer wie ich, der noch keine zehn Jahre hier ist."

"Wie weht der Wind, denkst du? Geht sie unter? Und wer steigt dann auf? Oder steigt sie auf? Aber wer geht dann unter?" Harl wiegte sich etwas hin und her als stünde er eher auf dem Deck eines Schiffes mit Seegang als auf festem Grund. "Ich weiß fast gar nichts über sie. Du weißt mehr, darum höre ich dir so gut zu. Und ihre Domäne trägt ihre Handschrift. Ihre ...Leute, ihre Gesellschaft, auch. Alles gute Gründe zum Zuhören. Hinschauen. Strömung erkennen."

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Vergonzo Faro
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Ein seltsames Paar das dort in einer dunklen Gasse stand und animalisch vor sich hin grinste.

Der Nosferatu legte die Hände hinter dem Rücken ineinander und lauschte wie auch verfolgte Harls Aussagen und Bewegungen. Seine Worte und Fragen erinnerten ihn daran, das Harl recht hatte. Dieser war neu in der Domäne, woher er kam lag in den weiten der See versteckt und wieso...wieso?
So legte Vergonzo grinsend den Kopf schief und nickte.
"Vermutlich ist Macht ihre Freude auch wenn sie vorgeben, es wäre ihre Bürde...im innern ergötzen sie sich daran. Aber ja, in einer Welt die voller Fallstricke, Eide und Geschäften ist, ist ihr Weg ein selbstauferlegter Lauf voller Hürden. Es wird ein Treffen das besetzt sein wird von Feinden, Neidern und Schuldnern, wie auf Gläubigern. Für jeden der dort im Zentrum steht, wird es eine heikle Angelegenheit werden."

Er seufzte kurz rasselnd bevor er sich eine Antwort zurecht legte:"Nun, versuchen wir nicht alle irgendwie zu schauen wo wir bleiben. Mein Status in dieser Domäne war schon immer...ungenau...schwer definierbar?...für Außenstehende. Aber unabstreitbar präsent und eine Konstante mit starkem Einzelfundament." er machte eine kurze Pause um Bezug auf Harl zu nehmen.
"Bevor es weiter geht in dieser Sache, sei gesagt, das ich dich als Jemanden der Tat sehe und neben meiner Erwartung eines Ausgleichs für die meisten Informationen heute Nacht, sehe ich das du gute Informationen schätzen wirst. Allerdings stellt sich die Frage, wo würdest du dich sehen wenn es um deine derzeitige Zuneigung geht, Genua, Aurore, See der Schatten, Lydiadas,...oder jemand oder etwas anderem? Womit muss ich rechnen, wenn ich dich über Dinge informiere,...damit ich, wie du sagtest, irgendwie schauen kann wo ich bleibe?"
Er schätzte es offen direkt und ehrlich zu sprechen, ohne falsche Pekiertheit, so wie sie es bisher getan hatten.
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Harl »

Harls Nervosität war spürbar. Sie war auch sichtbar, in kleinen Bewegungen seiner Finger, in der Art, wie er witterte, wie er selbst auf kleine Veränderungen in Vergonzos Tonfall oder auf Geräusche in der Umgebung reagierte.
"Ich habe dir... nh." Er unterbrach sich, wägte neu ab, traute Vergonzo nicht genug. Er versuchte einen neuen Ansatz: "Ich habe schon einen, dem ich folge. Weil er stärker und hässlicher und tödlicher ist als alle anderen. Als ich auch. Darum ist es so einfach und so klar."
Er hob die Hand und deutete mit zwei Fingern, Mittelfinger und Zeigefinger, auf Vergonzos Brust: "Du bist ihm auch mal gefolgt. Warum? Keine Ahnung. Blut, vielleicht? Oder auch Stärke? Oder du hast Gewinn gewittert? Die Frage ist genau dieses Warum. Denn dann kann ich verstehen, was du in Zukunft machen willst, wenn's hier wieder mal hoch hergeht. Und das will ich wissen, weil er's wissen will."

"Wenn du mich verrätst, dann verrätst du ihn. Wenn du das machst, bist du dran. Aber wenn du mich nicht verrätst, dann verrätst du die Weiße Prinzessin. Zwick-Mühle, hu? Was machen wir draus? Ich muss wissen, wo du stehst. Und wo die Brut steht. Sahen aus wie Weicheier oder gehören ihr, bislang."
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Vergonzo Faro
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er beobachtete und lauschte genau den Worten Harls, dessen Schwingung, Unterton und suchte das Ziel auf das Harl zu zuhalten schien.
Er legte den Kopf schief und schien zu rätseln und zu lesen.
Zweideutigkeit, mit Absicht so gewählt das mans nicht eindeutig zuordnen kann, dachte er und nickte dann.

"Wollste dies an einem anderen Ort vertiefen?" bot er Harl an. Sollte er dies wollen würden sie wohl den Weg gehen, den Harl, welcher sich in Nervosität mantelte, für geeignet hielt, an einen Ort wo er sich besser und vielleicht offener fühlen würde.

So oder so entschied Vergonzo einfach den direkten Weg zu nehmen und zu Fragen.
"Ich folge dem was Genua gut tut, weil es mir dann gut tut." gab er zuerst eher ungenau an wo seine Prioritäten lagen.
"Das was du vorhin sagtest deutet entweder auf den alten Prinz hin oder den der es eigentlich werden wollte. Wen davon meinste? Und nur um es vorweg gesagt zu haben, bisher habe ich keinen Grund und auch keinen wirklichen Anhaltspunkt dich zu verraten, für was auch? Denn wie du, hat wohl jeder hier in Genua jemanden an dem man sich ausrichtet." sprach er dann offen. Außerdem schien Vergonzo nicht leichtfertig Vertrauen zu geben oder zu verlangen, was wiederum darauf hindeutete das er irgendwie vertrauenswürdig war oder er einfach betonte, dass er sich an Prinzipien des Informationsgeschäftes hielt, wie es in seinem Blut lag, ein Nosferatu halt.
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Harl »

Harl nickte. "'s muss ein leises Gespräch werden. Und eins ohne Namen. Sonst reißt er mir den Arsch auf." Und genau das war vielleicht schon ein Hinweis.
Für eine kleine Weile übernahm Harl dann die Führung. Er schaute nicht groß zu Vergonzo hin, aber schien durchaus auf ihn zu hören. Auf ihn und auf anderes, so wie es schien, denn an der einen Straßenecke schien er ganz willkürlich abzubiegen und einem Geräusch zu folgen. Dann wieder blieb er an einem kleinen Hinterhofplatz unschlüssig eine Weile stehen, nur um dann sehr plötzlich wieder loszugehen, auf ein Regenfass zu steigen und dann über einen Schuppen auf eines der Dächer zu steigen. Er schien sich dabei auch keine Sorgen zu machen, dass Vergonzo nicht folgen konnte - er selbst bewegte sich hier oben vielleicht nicht mit der Sicherheit eines Baumeisters, aber doch mit der furchtlosen Flinkheit eines Seemanns, der auch bei Wellengang noch hinauf in die Takelage muss.

Irgendwann hielt er an. Es wirkte völlig willkürlich: Ein scheinbar ganz normales Haus mit einem relativ neu gedeckten Dach. Die umliegenden Dächer waren unterschiedlich hoch, was erlaubte, sich in den Sichtschatten des nächsten Daches zu setzen. Harl tat genau das, kauerte sich an die Nähe des Dachfirstes und ließ seinen erbleichten Blick hinauf in die Sterne gehen.

"Ich arbeite für ihn", meinte er dann. "Weil er mir eine Bleibe gegeben hat, als ich keine hatte. Korsika, Sardinien, die Alten dort.. 's ist ein hartes Pflaster. Einfach, dort unterzugehen. Heh."

"Unter bin ich gegangen, aber ich bin gut darin. War ich schon immer. 'Geliebter der Tiefe' haben sie mich genannt. Nennen mich so. Und haben recht. Nicht, dass es eine einfache Liebe ist, eh? Aber welche ist das schon... ." Seine Stimme verlor sich einen Augenblick und er lauschte als könnte er das Rauschen der Wellen hier oben hören. Vielleicht konnte er es sogar.
"Dein Blut? Er hat die Hand über mich gehalten und mir nicht das Genick gebrochen. Ich habe angefangen, für ihn zu arbeiten. So einfach ist das."

"Doch ich will auch einen Platz zum Bleiben. Sein. Jagen. Genua ist schön und reich, ich kann sehen, dass es in eine große Zukunft geht. 'ch verstehe dich, wenn du sagst, dass du willst, dass es dir gut geht... . Nh. 's geht mir genauso. Und ich bin nicht faul, tue meinen Teil." Er witterte in Vergonzos Richtung.
"Er wird trotzdem 'ne Antwort von dir wollen. Wo du stehen willst. Mit wem, gegen wen. Tankred sieht klar genug aus. Er und seine Schwüre, hu? Und die andern? Haben eh keine Ahnung und machen nach, was er oder du vormachen. Bleibt die Frage, was du vormachst."
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Vergonzo Faro
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Re: [1091] Nebel der Vergangenheit [Harl, Vergonzo]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Er folgte dem Malkavianer, auch wenn er beim gehen hinkte, war davon beim geschickten Klettern nichts mehr zu erkennen.
Das was Harl dort berichtete sorgte zumindest dafür, das Vergonzos Gemüht sich änderte. Von einem heiklen Thema, kamen sie nun zu einem ernsten Thema.
Er hockte sich hin und schien abzuwägen.
"Drecksscheisse...vermaledeite hundsfottige Galgenschwengelpisse..." fluchte er feucht in seinen alten Mantelstoff und griff die nächstbesste Schindel und liess sie knacken.
Dann beruhigte er sich und seine Gedanken wieder und blickte in Harls trübe Augen.
"Ich sehe den Mut und die Offenheit mit der du dies offenbart hast ohne einschätzen zu können, wie ich´s aufnehmen würde."
"Du sagst du arbeitest für ihn..." und seine Hand liess die Stücke der Schindel los und ballte sich zu einer knarzenden Faust,"..aber du bist nicht von unserem Blut. Stehst daher so betrachtet Außen vor. Wenn er wissen will wo ich stehe...kann er mich fragen,...kennt mich scheinbar nicht gut!" begann er annähernd Harls Sprache zu sprechen.
"Falls er dich fragt wo ich stehe, kannst ihm sagen, da wo ich hingehöre! Was ich also tue? Das was ich immer tat, die Meinen beschützen, sie führen wie´s nötig geworden war, ab durchs Feuer auf das sich keiner verbrennt,...hinterliess nur Schutt und Asche..." es war für Vergonzo wohl höchste Zeit ein weiteres mal Kontakt in die Tiefen des Blutes aufzunehmen.
"Reicht dir das als Antwort damit du deinen Kopf behalten kannst?" fragte er Harl dann mit dem Wissen, er hatte ihm einen Gefallen getan indem er ihm eine Antwort mitgab. Keine Antwort war immer das schlimmere übel gewesen.
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