[Fluff]Rückkehr in ein vergangenes Leben

[Giuliano]

Die Nacht hatte Genua in ihren dunklen Mantel gehüllt, als Giuliano durch die engen Gassen der Stadt schritt. Der Mond warf sein silbernes Licht auf die alten, verwitterten Mauern, und die Schatten tanzten wie Geister entlang der Pflastersteine. Es war eine Stadt, die Giuliano einst so gut gekannt hatte, doch nun fühlte sich alles fremd und unwirklich an. Die Geräusche der Nacht – das Rauschen des Meeres, das leise Klappern von Wagenrädern auf dem Kopfsteinpflaster – mischten sich mit den Erinnerungen, die in ihm aufstiegen.

Er näherte sich dem Hafenviertel, dem Ort, an dem er so viele Jahre seines sterblichen Lebens verbracht hatte. Das salzige Aroma des Meeres erfüllte die Luft, und der Wind trug den Duft von Fisch und feuchtem Holz mit sich. Giuliano spürte, wie sich sein Herz – das Herz eines Unsterblichen – schmerzhaft zusammen zog, als er sich einem der alten Wirtshäuser näherte. Es war ein einfaches Gebäude, doch für ihn war es der Mittelpunkt seiner Vergangenheit.

Vor der Tür blieb er stehen und atmete tief ein. Die Zweifel, die ihn seit seiner Rückkehr quälten, hatten ihn nie stärker geplagt als in diesem Moment. Würde Fernando ihn noch erkennen? Würde er ihn noch lieben, trotz dessen, was er nun war?

Giuliano trat ein. Das Innere des Wirtshauses war von warmem Kerzenlicht erhellt. Die Gäste saßen an schweren Holztischen, vertieft in leises Gespräch, das nur von gelegentlichem Lachen unterbrochen wurde. Und dort, am Ende des Raumes, saß er – Fernando. Sein Haar war etwas länger geworden, ein wenig röter vielleicht, doch die Augen waren dieselben, die Giuliano einst geliebt hatte. Tiefblau, voller Leben und Wärme.

Fernando hob den Blick, und für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Giuliano konnte das leichte Zittern seiner eigenen Hand spüren, als sich ihre Blicke trafen. In diesem Moment fühlte er sich wieder wie der junge Soldat, der er einst gewesen war – der Mann, der das Leben und die Liebe in vollen Zügen genossen hatte. Er sah, wie sich Fernandos Augen weiteten, ein Ausdruck von Überraschung, Verwirrung und dann, als die Erkenntnis kam, etwas, das wie Hoffnung aussah.

Giuliano ging langsam auf ihn zu. Die Geräusche um ihn herum verschwanden, bis nur noch das leise Knarren der Dielen unter seinen Stiefeln zu hören war. Fernando stand auf, als Giuliano näher kam, und für einen kurzen Moment standen sie sich einfach nur gegenüber, unfähig, die richtigen Worte zu finden.

„Giuliano?“ Fernandos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und doch hallte sie in Giulianos Ohren wider, als wäre sie der einzige Laut in der Welt.

Giuliano nickte. „Ich bin zurück, Fernando.“ Seine Stimme war rau, voller Emotionen, die er lange unterdrückt hatte. Er hob eine Hand, zögerte kurz und legte sie dann sanft auf Fernandos Wange. Die Wärme der Berührung schickte einen Schauer durch seinen Körper, ein Gefühl, das er so sehr vermisst hatte.

Fernando schloss die Augen und lehnte sich gegen Giulianos Hand, als wolle er sicherstellen, dass dies kein Traum war. „Ich dachte... ich dachte, ich hätte dich verloren.“

„Nie“, flüsterte Giuliano und zog ihn in seine Arme. Die Welt um sie herum verblasste, als sie sich in dieser Umarmung verloren, beide wissend, dass sich alles verändert hatte und doch nichts zwischen ihnen stand.