Sie setzte zu einer Erwiderung auf Harls Fauchen an, geneigt gegen zu halten und zog es dann vor zu schweigen. Sie hatte nicht vor, ihr Nein zurück zu nehmen. Jedes weitere Wort wäre eine unnötige Provokation gewesen. Mochte er sich zurückgestoßen fühlen, er würde das wohl verkraften. Ihr Fokus lag weiterhin auf der Ghulin. Wenn seine Abwendung auch an Violetta zerren mochte, blieb Agnellina ruhig stehen. Sie hielt ihr die Hand entgegen.
„Ich will dir helfen.“ Ruhig und klar sprach die Gangrel und sah der aufbrausenden Ghulin dabei in die Augen. „Meinen Bruder gebe ich nicht verloren. Das Risiko, welches du siehst, ist mir bewusst. Die Nacht, die Stadt, diese Gesellschaft ist immer gefährlich. Du merkst es, meine Ansichten, deine Fragen - unsere Fragen sind einigen unbequem. Mit Krallen, Getöse und brennenden Forken ist nichts zu erreichen. Ich bin zuversichtlich, dass es Antworten geben wird. Nicht heute, wohl auch nicht morgen. Aber ich bin sicher, es wird sich klären, denn es wurden Fehler gemacht und bereits bemerkt. Derweil bleibt für mich die Frage, was mit dir ist. Um dich mache ich mir die meisten Gedanken. Denn du bist wichtig in dieser Angelegenheit und kannst noch für einige unbequem werden. Wenn du bis zum Ende der Geschichte überleben kannst. Viele Stimmen auf unserer Seite sind bereits verklungen. Ich würde ungern auf deine verzichten. Und darüber hinaus möchte ich, dass es einen Morgen danach für dich gibt. Ich werde dir nicht nach dem Mund reden und ich erwarte einiges von dir, was dir schwer fallen wird.“
Das blutgeborene Glühen der Augen war warm, obgleich es die sonstigen recht gefühlsreichen Züge im Gesicht der Gangrel seltsam hervorhob und zugleich durch seine unheilige Natur entmenschlichte.
„Wenn du meinst, es ginge dir bei Harl besser, dann dreh dich um und folge ihm.“
[1093]Herz und Mördergrube [Agnellina, Harl]
Re: [1093]Herz und Mördergrube [Agnellina, Harl]
Widerstreitende Gefühle spiegelten sich in Violettas harter Miene wieder. Aber am Ende war es die Wut, die siegte:
"Es gibt kein 'unsere Seite'", spie Violetta aus. "Arash hat mich mehr als einmal im Stich gelassen. Ich weiß wie es ist, wenn das Blut einem versiegt! Hat er sich je entschuldigt? Oder uns was wissen lassen? Nein. Wir sollten ihm gehorchen und irgendwie sollten wir gleichzeitig die Nordpässe im Blick behalten, Votori sichern und am besten noch immer für ihn bereit stehen. "
"Erzähle mir nichts von 'uns'. Du warst nicht mal da und du bist nicht wie er. Er war immerhin ein echter Jäger, auch wenn wir ihm nichts wert waren. Er hat eine echte Familie gemacht, aber die hatte nichts mit dir zu tun. Gar nichts. Und wenn du nicht dabei bist, diejenigen zu finden, die das zerstört haben, dann gehörst du auch nicht dazu!"
Harl derweil war einfach verschwunden. Es war als hätte es ihn nie gegeben, als wäre er niemals hier gewesen. War er je hier gewesen? Oder war seine Anwesenheit nur etwas, das ungreifbar und doch überdeutlich zwischen Agnellina und Violetta stand? Wie frei konnte Violetta tatsächlich entscheiden, wenn sie sein Blut getrunken hatte, um zu überleben? Wie frei war irgend jemand von ihnen? Ohne Blut wären sie alle tot.
"Es gibt kein 'unsere Seite'", spie Violetta aus. "Arash hat mich mehr als einmal im Stich gelassen. Ich weiß wie es ist, wenn das Blut einem versiegt! Hat er sich je entschuldigt? Oder uns was wissen lassen? Nein. Wir sollten ihm gehorchen und irgendwie sollten wir gleichzeitig die Nordpässe im Blick behalten, Votori sichern und am besten noch immer für ihn bereit stehen. "
"Erzähle mir nichts von 'uns'. Du warst nicht mal da und du bist nicht wie er. Er war immerhin ein echter Jäger, auch wenn wir ihm nichts wert waren. Er hat eine echte Familie gemacht, aber die hatte nichts mit dir zu tun. Gar nichts. Und wenn du nicht dabei bist, diejenigen zu finden, die das zerstört haben, dann gehörst du auch nicht dazu!"
Harl derweil war einfach verschwunden. Es war als hätte es ihn nie gegeben, als wäre er niemals hier gewesen. War er je hier gewesen? Oder war seine Anwesenheit nur etwas, das ungreifbar und doch überdeutlich zwischen Agnellina und Violetta stand? Wie frei konnte Violetta tatsächlich entscheiden, wenn sie sein Blut getrunken hatte, um zu überleben? Wie frei war irgend jemand von ihnen? Ohne Blut wären sie alle tot.
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)
Harl (Beschreibung)
Harl (Beschreibung)
Re: [1093]Herz und Mördergrube [Agnellina, Harl]
Die Wut, die Violetta ihr entgegen spie, wurde von Agnellina angenommen und akzeptiert, ohne, dass sie irgendwas in der Gangrel ehrenrührig verwunden oder selbst in Zorn entzünden mochte. Sie atmete ganz ruhig und gleichmäßig. Tatsächlich, Agnellina atmete mit tiefen, bewussten Zügen. Ein Ziel für die Wut bot sie. Sie hörte die Vorwürfe und auch den Schmerz daraus. Es war ungerecht. Violettas Los war ein ungerechtes.
„Nein, ich war nicht da. Da hast du Recht.“, bestätigte sie leise. „Und ja, du weißt es. Du hast es böse erfahren müssen. Blut ist alles.“
Sie war ganz bei ihr, ganz auf die Ghulin konzentriert.
Langsam löste Agnellina ihren Ärmel und schob ihn nach oben über das Ellenbogengelenk zurück. Das schwarze Fell, welches ihre Hände bedeckte, wurde ab dem Handgelenk zunehmend heller und rötlicher. Es war ein dichter, kurzfloriger Pelz aus feinen, weichen Haaren. Die Textur des Pelzes wurde ab den Handgelenken gleichmäßiger und glatter. Am Rücken der Unterarme waren die Haare etwas länger und die dunkle Farbe wurde rötlich-braun.
Sie hob ihren Arm und ihre Eckzähne reckten sich. Dann biss sie sich selbst in die dicke Stelle auf der Innenseite ihres freigelegten Unterarmes kurz vor der Armbeuge. Geschickt öffneten ihre Zähne die zähe Haut und das feste Fleisch, sodass dunkles Blut hervor sickerte. So erregt, wie Violetta atmete, würde ihr der Geruch des Lebenssaftes schnell in die Nase steigen.
„Komm. Trink.“, bot ihr die Gangrel frei an und hielt ihr den Arm entgegen.
„Nein, ich war nicht da. Da hast du Recht.“, bestätigte sie leise. „Und ja, du weißt es. Du hast es böse erfahren müssen. Blut ist alles.“
Sie war ganz bei ihr, ganz auf die Ghulin konzentriert.
Langsam löste Agnellina ihren Ärmel und schob ihn nach oben über das Ellenbogengelenk zurück. Das schwarze Fell, welches ihre Hände bedeckte, wurde ab dem Handgelenk zunehmend heller und rötlicher. Es war ein dichter, kurzfloriger Pelz aus feinen, weichen Haaren. Die Textur des Pelzes wurde ab den Handgelenken gleichmäßiger und glatter. Am Rücken der Unterarme waren die Haare etwas länger und die dunkle Farbe wurde rötlich-braun.
Sie hob ihren Arm und ihre Eckzähne reckten sich. Dann biss sie sich selbst in die dicke Stelle auf der Innenseite ihres freigelegten Unterarmes kurz vor der Armbeuge. Geschickt öffneten ihre Zähne die zähe Haut und das feste Fleisch, sodass dunkles Blut hervor sickerte. So erregt, wie Violetta atmete, würde ihr der Geruch des Lebenssaftes schnell in die Nase steigen.
„Komm. Trink.“, bot ihr die Gangrel frei an und hielt ihr den Arm entgegen.
Re: [1093]Herz und Mördergrube [Agnellina, Harl]
Blut. Wenn etwas bluten kann, dann kann es sterben, so heißt es manchmal verwegen und tollkühn. Doch nicht alles, was bluten kann, kann leben.
Was genau ist ein Ghul? Wenn Vampire die Grenze zum Tod bereits überschritten haben, jedoch nicht ganz dort angelangt sind, sind Ghule dann ihre Entsprechungen auf der anderen Seite jener Grenze des Todes? Wie sterblich oder unsterblich sind sie? Wie abhängig? Wie verflucht? Gebunden? Versklavt? Erhoben? Erwählt? Süchtig?
Harl dachte solche Gedanken seit einer Weile. Seit er jenen Mann, Hughes, gejagt hatte, der für einen anderen Kainiten Beute und dann ein Geschenk für einen dritten geworden war. Er hatte mit dem Allesfresser gesprochen, der älter war als die meisten Kainiten um ihn herum. Er hatte auch mit jüngeren Ghulen gesprochen, solchen wie Esther.
Harls Verstand war scharf, aber er war selbst in den besten Nächten ein eher fließendes, flüssiges Ding zwischen Ebbe und Flut, Auf und Ab, Stille und der Allgewalt einer Weltenmelodie, die er selbst nicht begriff oder auch nur ertragen konnte. Er wusste all das und zog es vor, mit der Strömung zu schwimmen anstatt gegen sie.
Was hatte er aus diesen Gesprächen gelernt? Dass Ghule ebenso süchtig nach dem Blut der Un-Toten waren wie diese nach dem der Lebenden. Ein Ghul, der ohne Vitae blieb, wurde hungrig und dieser Hunger fühlte sich ebenso scharf, reißend und rot an wie jener Hunger, der ewig Harls Seele auszuhöhlen drohte. Wenn ein Ghul keine Vitae bekam, kamen Verzweiflung, Angst, Wut, und all diese dröhnenden Klänge, neben denen keine Zartheit mehr blieb.
Harl hatte gesehen, zu was für unmenschlichen Taten ein Ghul im Bluthunger fähig war.
Als er diese beiden Frauen, die von zwei Seiten her versuchten, an jener Grenze des Todes entlang zu balancieren, beobachtete, konnte er es wieder sehen. Er hatte Agnellina gesagt, dass er ihre Beleidigungen nicht weiter duldete, doch in Wahrheit war er nicht ärgerlich. Sie folgte ihrem Wesen und er sah sehr, sehr aufmerksam zu.
Harl hatte keine Besitzansprüche, was Violetta anging. Doch er war fasziniert davon, was sie nun tat, als sie die Vitae roch.
Während er in blasses Vergessen gehüllt in der Dunkelheit von Wald und Gestrüpp kauerte, schien sie vor seinem Blick zu brennen. Er konnte etwas hören wie Puls, nur dröhnender. Wenn es einen Geist von Hunger und Gier gab, von Raserei und Durst, dann umhüllte dieser Geist diesen Moment. Dieses Dröhnen war, wie er klang.
Harl sah zu, wie die Waldläuferin, die Ghulin, die Mörderin, die Wahnsinnige alles fallen ließ, sogar ihre Empörung, ihren Stolz, ihre Waffe, alles. Aus dem Verborgenen heraus sah er zu, wie sie nach Agnellinas Arm griff, fest mit beiden Händen und wie sie trank als wollte sie nie wieder loslassen.
Und er war froh. Diese spezielle Schuld, dieser Blutgeist, würde Agnellina gehören. Und er? Er konnte zurückkehren in die kalte, stille, schwarze Tiefe, die er liebte, die ihn umarmte. Er fühlte sich frei, als er diese beiden Frauen miteinander zurück ließ. Frei und leicht wie in den Wassern.
Was genau ist ein Ghul? Wenn Vampire die Grenze zum Tod bereits überschritten haben, jedoch nicht ganz dort angelangt sind, sind Ghule dann ihre Entsprechungen auf der anderen Seite jener Grenze des Todes? Wie sterblich oder unsterblich sind sie? Wie abhängig? Wie verflucht? Gebunden? Versklavt? Erhoben? Erwählt? Süchtig?
Harl dachte solche Gedanken seit einer Weile. Seit er jenen Mann, Hughes, gejagt hatte, der für einen anderen Kainiten Beute und dann ein Geschenk für einen dritten geworden war. Er hatte mit dem Allesfresser gesprochen, der älter war als die meisten Kainiten um ihn herum. Er hatte auch mit jüngeren Ghulen gesprochen, solchen wie Esther.
Harls Verstand war scharf, aber er war selbst in den besten Nächten ein eher fließendes, flüssiges Ding zwischen Ebbe und Flut, Auf und Ab, Stille und der Allgewalt einer Weltenmelodie, die er selbst nicht begriff oder auch nur ertragen konnte. Er wusste all das und zog es vor, mit der Strömung zu schwimmen anstatt gegen sie.
Was hatte er aus diesen Gesprächen gelernt? Dass Ghule ebenso süchtig nach dem Blut der Un-Toten waren wie diese nach dem der Lebenden. Ein Ghul, der ohne Vitae blieb, wurde hungrig und dieser Hunger fühlte sich ebenso scharf, reißend und rot an wie jener Hunger, der ewig Harls Seele auszuhöhlen drohte. Wenn ein Ghul keine Vitae bekam, kamen Verzweiflung, Angst, Wut, und all diese dröhnenden Klänge, neben denen keine Zartheit mehr blieb.
Harl hatte gesehen, zu was für unmenschlichen Taten ein Ghul im Bluthunger fähig war.
Als er diese beiden Frauen, die von zwei Seiten her versuchten, an jener Grenze des Todes entlang zu balancieren, beobachtete, konnte er es wieder sehen. Er hatte Agnellina gesagt, dass er ihre Beleidigungen nicht weiter duldete, doch in Wahrheit war er nicht ärgerlich. Sie folgte ihrem Wesen und er sah sehr, sehr aufmerksam zu.
Harl hatte keine Besitzansprüche, was Violetta anging. Doch er war fasziniert davon, was sie nun tat, als sie die Vitae roch.
Während er in blasses Vergessen gehüllt in der Dunkelheit von Wald und Gestrüpp kauerte, schien sie vor seinem Blick zu brennen. Er konnte etwas hören wie Puls, nur dröhnender. Wenn es einen Geist von Hunger und Gier gab, von Raserei und Durst, dann umhüllte dieser Geist diesen Moment. Dieses Dröhnen war, wie er klang.
Harl sah zu, wie die Waldläuferin, die Ghulin, die Mörderin, die Wahnsinnige alles fallen ließ, sogar ihre Empörung, ihren Stolz, ihre Waffe, alles. Aus dem Verborgenen heraus sah er zu, wie sie nach Agnellinas Arm griff, fest mit beiden Händen und wie sie trank als wollte sie nie wieder loslassen.
Und er war froh. Diese spezielle Schuld, dieser Blutgeist, würde Agnellina gehören. Und er? Er konnte zurückkehren in die kalte, stille, schwarze Tiefe, die er liebte, die ihn umarmte. Er fühlte sich frei, als er diese beiden Frauen miteinander zurück ließ. Frei und leicht wie in den Wassern.
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)
Harl (Beschreibung)
Harl (Beschreibung)
Re: [1093]Herz und Mördergrube [Agnellina, Harl]
Ganz still stand sie, bot den Arm dar. Agnellina atmete nach ihrem letzen auffordernden Wort nicht mehr. Sie behielt die restliche Luft in der Lunge. Bereit für ein „Genug.“ oder ein anderer Einhalt gebietender Befehl, der das Laben beenden sollte.
Ihre satanisch leuchtenden Augen fixierten Violetta und verfolgten jede Bewegung. Das Gesicht der Gangrel wirkte angespannt. Ihre Kiefermuskeln waren verkrampft und gaben ihren Zügen einen angestrengten Strich.
Sie ließ es zu, dass Violetta ihren Arm ergriff und ihren Mund auf die zuvor gerissene Wunde presste. Ihre Faust war geballt. Das Fell ihres Arms trug die Temperatur der Nacht. Das Blut war kalt, kälter als bei jeder tierischen Beute. Zäh löste es sich aus der Wunde. Kein selbstständiger Blutfluss, nur eine geschaffene Öffnung. Rücksicht auf die stumpfen Zähne, die eigenständig wohl mehr Schmerz als effektiven Zugriff auf die begehrte Kraftquelle verursacht hätten. Violetta musste saugen, der Körper der Gangrel gab das Blut nicht freiwillig her. War das Violetta vertraut? War Agnellina zu unerfahren, um es einem Sterblichen leicht zu machen, sich zu nähren oder genoss sie es, wenn der Ghul wie ein Katzenwelpe mitarbeiten musste, um den Blutfluss anzuregen?
Agnellina hielt ihren Arm still und ließ den gierigen, festen Griff der beiden Hände zu, der Kontrolle und vielleicht auch Halt im Rausch des Trinkens für die Ghulin darstellen mochte. Sie lockerte ihre Hand. Floß das Blut so leichter? In der gelockerte Haltung hob sie langsam ihre Hand im Gelenk an. Ihre dunklen, pelzbewehrten Finger berührten die Haare der Ghulin leicht.
Agnellina schloss ihre Glutaugen und im Ausatmen des aufgesparten Atemzuges handelte sie schnell. Ihre freie Hand griff die anderen Seite von Violettas Kopf. Es war eine schnelle, kräftige Bewegung und mit einem beherzten Ruck überdrehte sie das Genick. Das Geräusch ging in ihrem Atemstoß unter und war doch zu gut in den feinen Ohren der Gangrel zu hören.
Sie spürte, wie das Saugen schlagartig erstarb. Ihr Körper schloss die Wunde ohne ihr bewusstes Zutun.
Erstarrt verharrte sie, den warmen Leib in ihren Händen. Warm. Still. So furchtbar still. Kein Atmen. Kein Herzschlag. Kein Leben mehr.
Augenblicke vergingen. Sekunden? Minuten? Ewigkeiten einer einzigen Nacht? Wie lange stand sie da? Agnellina hatte kein Zeitgefühl. Die Glutaugen waren geschlossen, die Lunge leer und die Tatzen erstarrt. Schwer lag der leblose Leib in ihrem Griff, zog zur Erde.
Es dauerte, bis sich die Lider blinzelnd hoben. Sahen, was sie nicht sehen wollten. Arashs Fähe. Grau geworden, struppig. Leblos.
Im Kopf der Gangrel mochte ebenso Totenstille herrschen wie im Wald rings sie herum oder eine Aufruhr ohne gleichen. Nach außen hin war sie vollkommen still. Ihre Glutaugen schlossen sich wieder und verloschen. Sie drückte den noch immer warmen Leib an sich. Sie atmete den Geruch ein. Sie bebte.
Sie drückte ihren Kopf an Violettas Leichnam. Ihre Zähne schlugen sich in das Fleisch. Sie trank. Trank das tote Blut, das noch vor Momenten von Leben beseelt war. Sie trank, während gleichzeitig Blut zwischen ihren Wimpern hervortrat und ihre Wangen hinab rann.
Da war kein Triumph zu sehen. Da war kein Genuss. Da war kein Machtgefühl. Es war auch kein treibender Hunger, der sich mit gierigen Zügen sein Recht nahm. Agnellina trank das tote Blut und weinte dabei ohne jeglichen Laut.
Irgendwann war es genug. Irgendwann war der ewige Hunger gestillt. Oder der Leichnam leer. Vielleicht war es auch beides.
Sie leckte über die Bissstelle. Sorgfältig, fast liebevoll anmutend. Irgendwie auch automatisch. Konnte sich so eine Stelle überhaupt noch schließen, wenn doch das Herz nicht mehr schlug? Wie weit reichte die Zauberkraft, welche den Raubtierbiss ungeschehen machte?
Sie ließ zu Boden sinken, was von Violetta übrig war. So eine lange Jagd, so viel Mühe. Und nun nur noch kaltes, totes Fleisch ohne Blut und Leben.
Die dunklen Tatzen fuhren über das Gesicht, den Leib. Dann griff sie zu ihrem Messer und säbelte zwei Stränge der einst leuchtend roten Strähnen ab.
Vielleicht hatte sie Harl vergessen. Vielleicht war es ihr ganz recht, dass er längst fort war. Sie wandte sich nicht um.
Violetta würde ihre Ruhe im Schoß der Erde finden. Hier im Wald, nicht fern von jenem Ort, der so eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hatte. Die junge Gangrel grub Violettas letztes Bett allein und mit bloßen Händen. Ihre Hände waren dunkle Tatzen mit kurzem Fell und harten Krallen. Doch das, was so tödlich war, arbeitete ganz menschlich.
Ein Blut. Verantwortung. Fürsorge. Manche Wege waren schwer. Manche Entscheidungen waren schier unmöglich. Und doch waren sie menschlicher, als alle scheinbare Schwäche und Duldung aus falschem Mitgefühl. Manchmal musste das eigene Herz bluten, um anderes Leid zu verhindern.
Agnellinas Herz mochte in dieser Nacht bluten. Doch der Tod war kein Feind, sondern manchmal auch ein Erlöser. Violetta konnte nun schlafen. Ohne Schmerzen, ohne die treibende Gier, ohne die Zerrissenheit und die drängende Angst. Einfach schlafen in der Erde. Liebevoll gebetet im Schoß der Erde. Die Erde, die Schutz und Zuflucht bot. Die Leid und Schmerz kühlte. Die Vergessen und Ruhe wie eine Decke ausbreitete. Violetta konnte nun schlafen. Sanft und sicher gebetet. In dieser letzten ihrer Nächte auf Erden beweint. An diesem ersten ihrer ewigen Tage unter der Erden behütet von ihrem Blut, welches in der Nähe eben jenen zubrachte und so eine Form der Totenwache hielt.

Zusammenfassung:
Die lange Suche nach Arashs Ghulin Violetta findet für Agnellina ein Ende, als Harl sie zur Arena lädt. Violettas Schicksal entscheidet sich zwischen den unterschiedlichen Wegen und Werten der beiden Kainskinder.
Ihre satanisch leuchtenden Augen fixierten Violetta und verfolgten jede Bewegung. Das Gesicht der Gangrel wirkte angespannt. Ihre Kiefermuskeln waren verkrampft und gaben ihren Zügen einen angestrengten Strich.
Sie ließ es zu, dass Violetta ihren Arm ergriff und ihren Mund auf die zuvor gerissene Wunde presste. Ihre Faust war geballt. Das Fell ihres Arms trug die Temperatur der Nacht. Das Blut war kalt, kälter als bei jeder tierischen Beute. Zäh löste es sich aus der Wunde. Kein selbstständiger Blutfluss, nur eine geschaffene Öffnung. Rücksicht auf die stumpfen Zähne, die eigenständig wohl mehr Schmerz als effektiven Zugriff auf die begehrte Kraftquelle verursacht hätten. Violetta musste saugen, der Körper der Gangrel gab das Blut nicht freiwillig her. War das Violetta vertraut? War Agnellina zu unerfahren, um es einem Sterblichen leicht zu machen, sich zu nähren oder genoss sie es, wenn der Ghul wie ein Katzenwelpe mitarbeiten musste, um den Blutfluss anzuregen?
Agnellina hielt ihren Arm still und ließ den gierigen, festen Griff der beiden Hände zu, der Kontrolle und vielleicht auch Halt im Rausch des Trinkens für die Ghulin darstellen mochte. Sie lockerte ihre Hand. Floß das Blut so leichter? In der gelockerte Haltung hob sie langsam ihre Hand im Gelenk an. Ihre dunklen, pelzbewehrten Finger berührten die Haare der Ghulin leicht.
Agnellina schloss ihre Glutaugen und im Ausatmen des aufgesparten Atemzuges handelte sie schnell. Ihre freie Hand griff die anderen Seite von Violettas Kopf. Es war eine schnelle, kräftige Bewegung und mit einem beherzten Ruck überdrehte sie das Genick. Das Geräusch ging in ihrem Atemstoß unter und war doch zu gut in den feinen Ohren der Gangrel zu hören.
Sie spürte, wie das Saugen schlagartig erstarb. Ihr Körper schloss die Wunde ohne ihr bewusstes Zutun.
Erstarrt verharrte sie, den warmen Leib in ihren Händen. Warm. Still. So furchtbar still. Kein Atmen. Kein Herzschlag. Kein Leben mehr.
Augenblicke vergingen. Sekunden? Minuten? Ewigkeiten einer einzigen Nacht? Wie lange stand sie da? Agnellina hatte kein Zeitgefühl. Die Glutaugen waren geschlossen, die Lunge leer und die Tatzen erstarrt. Schwer lag der leblose Leib in ihrem Griff, zog zur Erde.
Es dauerte, bis sich die Lider blinzelnd hoben. Sahen, was sie nicht sehen wollten. Arashs Fähe. Grau geworden, struppig. Leblos.
Im Kopf der Gangrel mochte ebenso Totenstille herrschen wie im Wald rings sie herum oder eine Aufruhr ohne gleichen. Nach außen hin war sie vollkommen still. Ihre Glutaugen schlossen sich wieder und verloschen. Sie drückte den noch immer warmen Leib an sich. Sie atmete den Geruch ein. Sie bebte.
Sie drückte ihren Kopf an Violettas Leichnam. Ihre Zähne schlugen sich in das Fleisch. Sie trank. Trank das tote Blut, das noch vor Momenten von Leben beseelt war. Sie trank, während gleichzeitig Blut zwischen ihren Wimpern hervortrat und ihre Wangen hinab rann.
Da war kein Triumph zu sehen. Da war kein Genuss. Da war kein Machtgefühl. Es war auch kein treibender Hunger, der sich mit gierigen Zügen sein Recht nahm. Agnellina trank das tote Blut und weinte dabei ohne jeglichen Laut.
Irgendwann war es genug. Irgendwann war der ewige Hunger gestillt. Oder der Leichnam leer. Vielleicht war es auch beides.
Sie leckte über die Bissstelle. Sorgfältig, fast liebevoll anmutend. Irgendwie auch automatisch. Konnte sich so eine Stelle überhaupt noch schließen, wenn doch das Herz nicht mehr schlug? Wie weit reichte die Zauberkraft, welche den Raubtierbiss ungeschehen machte?
Sie ließ zu Boden sinken, was von Violetta übrig war. So eine lange Jagd, so viel Mühe. Und nun nur noch kaltes, totes Fleisch ohne Blut und Leben.
Die dunklen Tatzen fuhren über das Gesicht, den Leib. Dann griff sie zu ihrem Messer und säbelte zwei Stränge der einst leuchtend roten Strähnen ab.
Vielleicht hatte sie Harl vergessen. Vielleicht war es ihr ganz recht, dass er längst fort war. Sie wandte sich nicht um.
Violetta würde ihre Ruhe im Schoß der Erde finden. Hier im Wald, nicht fern von jenem Ort, der so eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hatte. Die junge Gangrel grub Violettas letztes Bett allein und mit bloßen Händen. Ihre Hände waren dunkle Tatzen mit kurzem Fell und harten Krallen. Doch das, was so tödlich war, arbeitete ganz menschlich.
Ein Blut. Verantwortung. Fürsorge. Manche Wege waren schwer. Manche Entscheidungen waren schier unmöglich. Und doch waren sie menschlicher, als alle scheinbare Schwäche und Duldung aus falschem Mitgefühl. Manchmal musste das eigene Herz bluten, um anderes Leid zu verhindern.
Agnellinas Herz mochte in dieser Nacht bluten. Doch der Tod war kein Feind, sondern manchmal auch ein Erlöser. Violetta konnte nun schlafen. Ohne Schmerzen, ohne die treibende Gier, ohne die Zerrissenheit und die drängende Angst. Einfach schlafen in der Erde. Liebevoll gebetet im Schoß der Erde. Die Erde, die Schutz und Zuflucht bot. Die Leid und Schmerz kühlte. Die Vergessen und Ruhe wie eine Decke ausbreitete. Violetta konnte nun schlafen. Sanft und sicher gebetet. In dieser letzten ihrer Nächte auf Erden beweint. An diesem ersten ihrer ewigen Tage unter der Erden behütet von ihrem Blut, welches in der Nähe eben jenen zubrachte und so eine Form der Totenwache hielt.

Zusammenfassung:
Die lange Suche nach Arashs Ghulin Violetta findet für Agnellina ein Ende, als Harl sie zur Arena lädt. Violettas Schicksal entscheidet sich zwischen den unterschiedlichen Wegen und Werten der beiden Kainskinder.