[Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Welche Gespenster gehen um in der Domäne? Worüber redet das Volk und seine dunklen Herrschaften?
Gerüchte und Ankündigungen.
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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1090 (Februar 24)

Genua ist noch immer ohne Bischof. Oder wo steckt dieser Ciriaco, von dem man aus Mailand hörte? Bisher scheint weder eine Nachricht von diesem gekommen zu sein, noch hat er sich hier blicken lassen. Das Domkapitel hat solange die Geschäfte der Diöszese übernommen um ihm einen aufgeräumten Haushalt übergeben zu können, wenn er seinen Amtssitz übernehmen sollte.
... währenddessen kommt immer mehr das Gerücht auf, das der vormalige Bischof, Corrado Manganello, ermordet worden sei. Es heißt sowohl der Sondergesandte als auch die Bischofsgarde stelle Fragen und verhöre Leute. Angeblich soll ein Diener des Vampirs von Votori geredet haben als man ihn unter Folter verhörte! Stecken dunkle Kräfte hinter dem Tod Corrado Manganellos? Es wäre nicht das erste mal in der Geschichte Genuas...

Rasant verändert sich das Stadtbild! Der Senat hat jüngst sogar begonnen darüber zu diskutieren Clavicula zu pflastern. Clavicula! Noch vor 25 Jahren wäre das undenkbar gewesen. Auch der seit drei Jahren anhaltende Bauboom hält weiterhin an. Die ersten Geschlechtertürme in Mascharana, Süd-Platealonga und Nord-Ravecca sind bereits bezugsfertig! Wie schnell so etwas gehen kann, wenn es um den Wohlstand und die Sicherheit der Reichen geht!
...denn das tut es. Zweimal wurden Wohlhabende im vergangenen Jahr Ziel von Überfällen von Banden aus Clavicula und Broglio. Ein junger Abkömmling der Embriaci wurde gar auf offener Strasse (aber zu später Uhrzeit) ermordet! Die Anzahl der Leibwächter der großen Familien schießt ebenfalls in die Höhe. Ein guter Zeitpunkt für Söldner hier einen dauerhaften Job zu ergattern und Genuese zu werden!

Mit der Veränderung des Stadtbildes, ändert sich auch die Zusammensetzung der Bevölkerung langsam. Wurden viele der Ärmsten in den vergangenen Jahren von Clavicula nach Maddalena und vor allem Staglieno umgesiedelt, siedeln sich nun in Clavicula (vor allem an den Rändern zu Mascharana und Ravecca) einige "unproblematische" Familien und Arbeiter an. Offenbar hauptsächlich Bedienstete aus dem Umfeld der Arduinici und Fieschi.

Der seit Jahren wohlbekannte Musiker Andreio l'arpista (der Harfner) behauptet im Traum die Musik der Engel gehört zu haben und sagt daher alle zukünftigen Auftritte ab! Er behaupte sie riefen ihn nach Sardinien, weshalb er dorthin übersiedeln wolle um dort durch die Gemeinden zu ziehen und für die dorthin ausgewanderten Genuesen zu spielen.

In Clavicula sprechen einige Leute darüber das der Nachtschleicher gar kein Mensch sei, sondern ein Dämon. Es gibt sogar jemanden der steif und fest behauptet ihn gesehen zu haben. Draußen am Strand von Broglio! Klar und deutlich! Ein riesiges Monster, vielleicht gar ein Werwolf, denn er habe sich von einem Menschen in ein Ungetüm verwandelt!

Stadtpolitik
Der Senat überlegt ernsthaft die letzten Einnahmen aus dem Mahdia-Feldzug für eine Bepflasterung Claviculas einzusetzen. Noch gibt es zwar eine Mehrheit dagegen, aber allein die Diskussion ist bereits eine Sensation und ein Indiz für den Aufschwung der Stadt.

Bartolomeo Terzi- Repräsentant des Grafenhofes zu Genua stirbt friedlich und schlafend in seinem Bett (auch wenn böse Zungen sagen es wären noch zwei weibliche Kurtisanen dabei gewesen). Der Vogt in Casteletto entsendet zu seinem Ersatz seinen Neffen Giovanni Terzi.
In Ravecca stirbt Gherardo Pescci, Winzer und Cousin der Fieschi. Wahlen sind für das kommende Jahr (1091) angesetzt.
Gianno Arduinici, Patriarch der Arduinici, Überseehändler und Senator von Mascharana, stirbt. Sein ältester Sohn und Erbe Salvatore da Arduinici führt bereits seit einigen Jahren die Geschäfte in seinem Namen. Die Wahlen für den mascharanischen Senatsposten sind ebenfalls auf das kommende Jahr (1091) angesetzt.

Aus dem italienischen Umland
- Kaiser Heinrich IV. stellt im Wormser Privileg die Rechte der Wormser Juden fest
- Heinrich IV. unternimmt seinen zweiten Italienzug, um der antisalischen Allianz aus Mathilde von Canossa und Welf V. von Bayern entgegenzutreten. In Italien fördert er vor allem die aufstrebende Schicht des Stadtbürgertums. Er beginnt mit der Belagerung von Mantua.
- Hermann III. von Hochstaden, Erzbischof von Köln, wird Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches in Italien.
- Christliche Truppen erobern Santarém, Lissabon und Sintra.
- Eine dritte Expedition der Almoraviden wird in Al-Andalus gestartet, um die Königreiche der Taifa endgültig zu unterwerfen. Die Städte Córdoba, Sevilla, Granada, Málaga, Almería und Ronda fallen an die Truppen von Sultan Yusuf ibn Taschfin.
- König Stephan II. von Kroatien gerät in einen offenen Konflikt zwischen Fraktionen kroatischer Adliger, die ihre traditionellen Rechte in ihren eigenen Landkreisen erneut geltend machen.
- Erstmaliges, vermehrtes Auftreten von "Troubadours" in West-Aquitanien (Poitou und Saintonge) und in der Gascogne
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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1091 (März 24)

Das vierte Jahr ohne genuesischen Bischof bricht an. Man hört jedoch aus Mailand das im Konflikt um den mailändischen Erzbischofsposten nun auch eine weitere Partei einen angeblichen genuesischen Bischof ernannt habe, der auf den Namen Ogerio höre. Weder dieser, noch der Kandidat der nderen Seite, Ciriaco, haben sich bisher jedoch in Genua blicken lassen. Wird einer von ihnen bald Genua aufsuchen oder werden sie in Mailand bleiben um zu helfen den dortigen Konflikt zu den Gunsten ihrer Partei zu lösen? Für die Genuesen bleibt es unklar. Stattdessen führt das Domkapitel weiterhin die Geschäfte der Diöszese.

Mehr und mehr der Geschlechtertürme schießen aus dem Boden. Vor allem natürlich in Mascharana, aber sogar im braven Domus wird bereits der erste gebaut. Unterdessen berät der Senat über eine Verschönerung der Piazzas in Platealonga. Immerhin werden diese von vielen fremden Händlern besucht und etwas Luxus könnte diese zur Wiederkehr bewegen? Wer jedoch genau darauf achtet merkt bereits das die Zeit der Prasserei sich dem Ende zuneigen. Die Gewinne aus dem Raubzug nach Mahdia verblassen und neue Quellen des Gelderwerbs müssen her. Der Senat sucht bereits nach einer weiteren Quelle die sich melken lässt. Hoffentlich erheben sie nicht noch mehr Steuern!

Es streifen Mörder durch die Wälder nördlich von Genua! Mehrere Pilzesammler und Wanderer, wie auch Holzfäller und Einheimische Sammler von Karotten und Walderdbeeren sind im Laufe des Jahres verschwunden oder gar ermordet worden! Ihre Leichen sollen übel zugerichtet worden sein. Wölfe! Flüstert man im Volksmund als erstes, auch wenn es einige skeptische Stimmen gibt die gar kein Wolfsgeheul gehört haben wollen. Nichtsdestotrotz ist man von Luccoli bis Flussmund, von Burgus bis Macelli besorgt und meidet die Wälder wo man nur kann!

In Burgus ist ein Stier, der für den Viehmarkt in Genua bestimmt war, ausgebrochen und durch die Gassen getobt. Er hat einen ganzen Ziegenschuppen eingerissen und es brauchte die bewaffneten Wächter von Burgus und die Hilfe der Mönche aus dem Kloster, um das Tier einzufangen und zu bändigen. Es musste notgeschlachtet werden, aber die Menschen von Burgus haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein Festmahl zum Schlachtfest gehalten!

Die Waschweiber Maddalenas haben dieser Tage nur ein Thema: In Maddalena wurde ein Wolf gesichtet! Nein nicht nur gesichtet sondern sogar erschlagen! Er habe eine Katze und ein paar Hühner gefressen und das innerhalb der Stadtmauer. Niemand ist sich im klaren wie er es denn in die Stadt geschafft habe, denn die Mauer ist hoch und die Tore geschlossen. Die Wache hätte ihn auch ganz sicher erspäht! Woher also kam er nur? War er schon länger hier? Immerhin gab es immer mal wieder eigenartige Ereignisse in Maddalena. Gibt es noch mehr von ihnen?

Stadtpolitik
Wahlen in Ravecca: Lasco Pescci, Winzer und Cousin der Fieschi, Ältester Sohn von Gherardo Pescci gewinnt die Wahl in Ravecca und nimmt den alten Senatsposten seines Vater ein.
Wahlen in Mascharana: Salvatore da Arduinici, Patriarch der Arduinici, Überseehändler gewinnt die Wahl in den mascharanischen Senat. Nicht sonderlich verwunderlich, denn es gibt keinen Gegenkandidaten.

Aus dem italienischen Umland
- Februar: Die Normannen erobern Noto und vollenden die 30-jährige Eroberung Siziliens von den maurischen Herrschern. Herzog Roger Borsa (ein Sohn von Robert Guiscard) gibt seinen Anteil an den Burgen Kalabriens ab und erhält sein Erbe: Palermo. Er erteilt verschiedenen Städten Stadtrechte und fördert die Stadtplanung in Apulien und Kalabrien.
- Nachdem er nach rund einjähriger Belagerung auf seinem zweiten Italienzug die Stadt Mantua eingenommen hat, feiert Kaiser Heinrich IV. dort das Osterfest.
- 29. April: In der Schlacht von Levounion werden die in das Byzantinische Reich eingefallenen Petschenegen durch eine Armee unter Kaiser Alexios I. und die mit ihm verbündeten Kumanen zurückgeschlagen.
- Nach dem Tod Stjepans II. beginnen unruhige Zeiten im Königreich Kroatien: Jelena die Schöne, die Ehefrau seines Vorgängers Dmitar Zvonimir, erreicht, dass ihr Bruder, der ungarische König Ladislaus, im Norden Kroatiens die Macht übernimmt und seinen Gefolgsmann Álmos zum König dieses neu eroberten Landesteils erhebt. Doch auch der kroatische Adelige Petar Svačić erhebt Anspruch auf den Thron
- Sommer – Die normannische Invasion Maltas: Eine normannische Flotte unter der Führung von Graf Roger I. (Bosso) kommt in Malta an. Roger verlässt seine Armee und belagert die Inselhauptstadt Medina (das heutige Mdina). Die Einwohner verhandeln Friedensbedingungen (indem sie versprechen, einen jährlichen Tribut zu zahlen) und schwören Roger einen Treueid. Auf dem Rückweg plündern die Normannen die Insel Gozo.
- Eine große Synode in Benevent findet statt
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I Tarocchi
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von I Tarocchi »

Das Jahr 1092 (April 24)

Die Nachfolge des genuesischen Bischofs scheint nunmehr klar zu sein: Es soll tatsächlich der angekündigte Bischof Ogerio werden. Dieser ist allerdings noch nicht in Genua eingetroffen. Stattdessen soll sich der zuvor verkündete Bischof Ciriaco auf den Weg gemacht haben.
Eine Gesandtschaft des Bischofs von Ferrara hat sich ebenfalls angekündigt und bei Luccoli und Borgo di Bisagno Quartier bezogen bis sie offiziell empfangen werden kann.

In der Nähe der ehemaligen Martinsfeste, wo jetzt die Feste der Stadtwache in die neue Stadtmauer integriert ist, sei ein Geist gesehen worden. Vielleicht der Geist des alten einschüchternden Herren der Martinsfeste, der kam um nach dem Rechten zusehen? In dem kleinen Schankhaus der Wache sei ein eiskalter Hauch durch den geschlossenen Raum gestürmt, habe die Tür aufgerissen und sei in Richtung Stadtwachenquartiere verschwunden.

Für einiges Gespött und Verwunderung hat ein Dutzend Männer und Frauen aus Clavicula gesorgt, die mit Sack und Pack ins Tal von Ferregiano aufgebrochen sind, um sich dort nieder zu lassen. Im Dorf Zinestedo sollen sie begonnen haben, einige schiefe Hütten zu bauen, doch es soll sogleich auch zu Reibereien gekommen sein. Die Mittel dafür sollen sie von einem reichen Gönner bekommen haben - oder vielleicht auch einem Claviculaner Gaunerstück.

Bei einer Kneipenschlägerei im "Il Fuso Pesce" ist eine Panik ausgebrochen, während derer wohl auch eine Lampe umgestürzt wurde. Das darauf folgende Feuer konnte allerdings zum Glück schnell gelöscht werden. Der Wirt soll als Belohnung auf die Ergreifung der Streithähne, ein kräftiger Mann und eine schöne Frau, zur Belohnung eine Mahlzeit am Tag für ein ganzes Jahr versprochen haben!

Die Gerüchte über den "Nachtschleicher" von Clavicula reißen nicht ab. Ein entstelltes Monstrum soll Menschen des Nachts in die Dunkelheit ziehen. Allenfalls ihre blutleeren Leichen sind dann noch zu finden - wenn überhaupt. Der Sondergesandte wider "Hexerei und Aberglauben" aus Rom soll sich allerdings der Sache angenommen haben.

Ein bei Seeleuten äußerst beliebtes Freudenmädchen aus Clavicula sei mit dem Teufel im Bunde: Sie gebar drei identische Kinder auf einmal, die ihr der Leibhaftige selbst eingepflanzt haben soll. 5 Nächte später wurde sie Tod aus einer Kloake gezogen, vermutlich aus Angst ihrer Freier sie würden mit dieser Abscheulichkeit in Verbindung gebracht werden. Ihre drei Kinder wurden bisher nicht gefunden.


Stadtpolitik
Konsul Fabio Spinola konnte viele Verbündete und Unterstützer für das Vorhaben gewinnen, Clavicula bepflastern zu lassen und das dortige Gericht sowie den Gerichtsplatz "Piazza dei gatti neri" (den Platz der Schwarzen Katzen) instand zu setzen. Nach dem darauf folgenden Senatsbeschluss soll mit den Bauarbeiten bereits in diesem Jahr begonnen werden!


Aus dem italienischen Umland
- Unter Kaiser Alexios I. erfolgt eine Münzreform im Byzantinischen Reich: Die durch jahrelange schrittweise Verringerung des Goldgehalts bereits völlig entwerteten Münzen Histamenon und Tetarteron werden abgeschafft und mit dem Hyperpyron wird eine neue Goldmünze eingeführt.
- Maurische Rückeroberungsversuche von Toledo scheitern.
- 21. April – Die Diözese Pisa wird von Papst Urban II. zur Würde einer Metropolitan-Erzdiözese erhoben.
- Sommer – Kaiser Alexios I (Komnenos) besticht einen der Verwalter von Kilij Arslan (Sultan des Sultanats Rum), um Sinope (die Hauptstadt von Paplagonia) und die benachbarten Küstenregionen zurückzugewinnen. Anschliessend schlägt die byzantinische Flotte die Seldschuken-Marine vor der Küste von Cius in Bithynia.
- 14. Oktober: Der großseldschukische Wesir Nizam al-Mulk wird von den Assassinen ermordet.
- 20. November: Malik Schah I., Sultan der Großseldschuken, wird von einer seiner Ehefrauen ermordet (offiziell ein Jagdunfall). Grund sind die Streitigkeiten unter den Ehefrauen um die Nachfolge des Sultans. Nach seinem Tod zerfällt das Seldschukenreich in kleinere Staaten, die sich zumeist feindlich gegenüberstehen. In Anatolien folgt ihm Kılıç Arslan I., in Persien sein Sohn Mahmud I. und in Syrien sein Bruder Tutusch I.
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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1093 (Mai 24)

Es heißt Anhänger beider Männer die Anspruch auf den genuesischen Bischofssitz erheben (Ciriaco und Ogerio) haben sich Scharmützel geliefert. Nichtsdestotrotz hat Ciriaco Genua erreicht und Quartier in der Bischofsfeste über Mascharana bezogen. Wo sich dieser Ogerio aufhalte sei noch unklar, allerdings hat sich eine verdächtig gut organisierte Pilgergruppe in Burgus einquartiert...

Offenbar inspiriert von den aktuellen Pflasterarbeiten in Clavicula haben sich die Ortschaften von Borgo di Bisagno und Luccoli dazu entschieden ihrerseits die Straßenqualität zu erhöhen und haben sich kurzerhand mit Spaten und Säcken daran gemacht die wichtigsten Zu- und Abwege (also die Straße nach Genua) zu erneuern. Aus dem Grafenpalast kommen lobende Worte für den gutbürgerlichen Enthusiasmus.

Auf dem Hof der Wunder scheint sich eine neue Tänzerin einen Namen zu machen. Die auf "Eupraxia" hörende Dame soll hier bereits schon das ein oder andere Herz höher schlagen lassen, auch wenn ihre Vorstellungen stets sehr spät erst stattfinden und dem eher halbseidenen Publikum bekannt zu sein scheinen.

Der Sondergesandte wider "Hexerei und Aberglauben" scheint seine suche nach dem Nachtschleicher recht gewissenhaft anzugehen. Er habe schon ein gutes Dutzend Claviculaner verhört und weitere festnehmen lassen. Angeblich habe er bereits eine Spur. Dafür spreche auch das keinerlei Kopfgelder oder Belohnungen ausgelobigt wurden sondern nur dann und wann Männer der Bischofsgarde in Clavicula auftauchen, ein paar Türen eintreten und brüllende Männer hinausschleifen.


Stadtpolitik
Nachdem sogar Clavicula ein ordentliches Straßenpflaster bekommt verlangt auch Broglio danach. Nach nur wenigen Schlägereien sehen sie jedoch ein das man zuerst die Bepflasterung Claviculas abschliessen solle, ehe man mit Broglio beginne. Es sei ohnehin bereits über die Hälfte der Arbeit getan.


Aus dem italienischen Umland
- Durch die Heirat Heinrich von Burgund mit Theresia von León entsteht das Haus Burgund in Portugal, ab 1139 die erste portugiesische Königsdynastie.
- In Teilen Mitteleuropas verdunkelt sich am 23. September 1093 ringförmig die Sonne. Kurz darauf kommt es zu verschiedenen Naturkatastrophen in Sachsen.
- Anselm, italienischer Benediktinerabt und Theologe, wird Erzbischof von Canterbury in England und tritt damit die Nachfolge von Lanfranc an. Der Posten des Erzbischofs wurde (seit 1089) von König Wilhelm II. von England vakant gelassen – damit er die Einnahmen der Kirche für sich selbst einstreichen kann.
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Il Canzoniere
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Jahr 1094 (Juni 24)

Immer wieder gibt es Zusammenstöße zwischen den Männern der beiden Bischöfe wobei sich Ciriaco auffällig häufig selbst in der Stadt zeigt und sich unter das Volk mischt. Er leitet in jeder Woche in einer anderen Kirche Genuas den Gottesdienst....wohl aber auch weil sein Gegenspieler den Dom in Burgus in Beschlag genommen hat und dort in guter Tradition die Sonntagsgottesdienste ausführt. Fragt man die Genuesen herrscht ein ziemlich gemischtes Bild, wobei das einfache Volk eher zu Ciriaco zu halten scheint als zu Ogerio.

Mord in den Weinbergen. Der wohlhabende Kaufmann Gualente wurde in den Weinbergen im Norden vor der Stadt offenbar von Räubern ermordet. Da es um den Tod eines Mannes mit einem ordentlichen Geldbeutel geht, hilft die genuesische Stadtwache den Männern des Grafen - die eigentlich zuständig sind - großzügig aus. Mordende Räuber vor den Toren ist für alle schlecht fürs Geschäft.

Der Nachtschleicher ist gefasst! So zumindest verkünden es die Stadtwache. Der Sondergesandte des Bischofs der in den letzten Monaten die Ermittlungen geführt hat hält sich dabei erstaunlich bedeckt. Es soll kein Unbekannter gewesen sein: Bernardo, einer der übelsten Messerstecher Claviculas und seines Zeichens Bandenführer einer recht abgründigen Truppe aus Halsabschneidern und Zuhältern soll es gewesen sein. Die Wache Claviculas habe ihn bereits festgesetzt und dem Stadtgericht überurteilt. Von diesem soll er nun rasch zum Tode durch den Strick verurteilt werden. Das Volk ist bereits ganz heiß auf die Hinrichtung.

Mit einem richtigen Straßenpflaster kommt nun sogar Clavicula daher! Und schon hört man das eher nächtliche Volk von "den guten alten Zeiten" mosern, in denen "Clavicula noch Clavicula" war und kein sich ausbreitender platealongischer Markt oder Werkstätte von Gesellen aus Domus sich hier breit gemacht haben.

Im gleichen Jahr haben auch bereits die Arbeiten an einem Straßenpflaster in Broglio begonnen. Noch sind die Arbeiten nicht sonderlich weit vorangeschritten, werden aber sicher in ein-zwei Jahren beendet sein. Genuas Straßenbild wandelt sich damit immer mehr, denn neben den Straßen wachsen auch immer mehr Geschlechtertürme aus dem Boden. Sogar in Broglio, nahe des Piazza Soprana wird gebaut!

Stadtpolitik
Der Senat kann sich in diesem Jahr in Ruhe und unbemerkt die Taschen vollstopfen, da der Streit zwischen den zwei Bischöfen die Politik bestimmt. Offenbar haben beide Bischöfe den Senat um die Festnahme des jeweils anderen Kandidaten erbeten, jedoch ist noch keine Mehrheit für den einen oder den anderen Kandidaten zustande gekommen. Lediglich die gelegentlichen Scharmützel zwischen den Männern der beiden Parteien werden scharf verurteilt und auch schon mal der ein oder andere dafür aufgeknüpft. Der Henker in Clavicula verdient dieser Tage ebenfalls gutes Geld...


Aus dem italienischen Umland
- Nach 118-jähriger Bauzeit wird in Venedig der Markusdom fertiggestellt.
- Frühling – Kaiser Alexios I. (Komnenos) schickt eine byzantinische Expeditionstruppe unter General Tatikios nach Nicäa, um die Stadt von den seldschukischen Türken zurückzuerobern. Die Ankunft von Barkiyaruqs Armee unterwegs stoppt jedoch die Byzantiner. Alexios schickt Verstärkung; Mangels Vorräten ziehen sich die seldschukischen Türken zurück. Abu'l-Qasim, seldschukischer Gouverneur von Nicäa, wird besiegt und gezwungen, einen Waffenstillstand mit Alexios zu schließen.
- 15. Mai – Die Kathedrale St. Agatha in Catania (Sizilien) wird vom bretonischen Abt Ansger geweiht.
- 4. Juni: Bei der Belagerung von Huesca, das sich in Besitz des Taifa-Königreichs von Saragossa unter Ahmad II. al-Musta'in befindet, kommt Aragoniens König Sancho I. durch den Pfeil eines maurischen Bogenschützen zu Tode. Sein Sohn Peter I. wird neuer Herrscher. Die Belagerung dauert weitere zwei Jahre.
- Eine Armee der Almoraviden unter Sir ibn Abi Bakr erobert Badajoz und Lissabon zurück.
- 15. Juni: Reconquista: Das von den islamischen Almoraviden eingenommene Valencia wird von El Cid zurückerobert. Die Almoraviden landen mit einer Armee aus Marokko in der Nähe von Cuarte und belagern Valencia mit 50.000 Mann. El Cid durchbricht den Belagerungsring und schlägt die Berber in die Flucht. Bis zu seinem Tod fünf Jahre später hält er die Region für das christliche Königreich Kastilien.
- 28. Juli – William Bertrand stirbt. Neuer Markgraf der Provence wird von Raymond IV. (Saint-Gilles), Graf von Toulouse.
- 8. Oktober – Doge Vitale Faliero weiht die neue Basilika San Marco in Venedig ein.
- 16. Oktober: Die Bischofssynode von Autun exkommuniziert König Philipp I. von Frankreich wegen des Bruchs zweier Ehen. Er war von seiner ersten Frau Bertha von Holland nicht geschieden, hat aber 1092 die entführte, verehelichte Bertrada von Montfort geheiratet.
- November: Berk-Yaruq wird Sultan der Großseldschuken.
- Nach dem Tod von Badr al-Dschamali übernimmt sein Sohn al-Afdal Schahanschah die Regentschaft der Fatimiden als Wesir. Als wenig später Kalif al-Mustansir stirbt, setzt al-Afdal Schahanschah dessen jüngeren Sohn Ahmad al-Mustaʿl als neuen Kalifen durch. Da dessen älterer erbberechtigter Bruder Nizār ibn al-Mustansir damit übergangen wird, kommt es zu Machtkämpfen bei den Fatimiden. Die schiitischen Ismailiten spalten sich in Nizariten/Assassinen und Musta'lis.
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I Tarocchi
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von I Tarocchi »

Das Jahr 1095 (Juli 24)
Mittlerweile sind beide Bischöfe in Genua angelangt. Bischof Ciriaco hält Predigten in verschiedenen Kirchen Genuas, Bischof Ogerio predigt vom Dom in Burgus aus. Der Vorsprung Ciriacos durch seine frühere Ankunft und auch das Predigen in verschiedenen Kirchen verschiedener Sestieri bringt ihm etwas mehr Wohlwollen in der Bevölkerung ein als Ogerio - aber am Ende ist es nicht das einfache Volk, das über Bischöfe zu entscheiden hat. Oder? Ein solcher Gedanke allein gilt als unerhört, aber die ganze Situation lässt Gedanken und Gerede unter den Genuesen rumoren. Die Erlasse von Papst Urban II. gegen die Laieninvestitur sind noch nicht richtig nach Genua vorgedrungen, aber die weiter gereisten Händler und ein paar Männer der Kirche mit Kontakten zur großen Kirchensynode von Piacenza haben begonnen, darüber zu reden, dass womöglich einer der beiden Bischöfe doch unrechtmäßig ernannt worden sei. Eine brenzlige, spannungsgeladene Situation.

Dass Clavicula seine Straßen früher ordentlich gepflastert bekam als Broglio sorgte für einige erboste Ausschreitungen aus den Reihen der Bürger Broglios. Ein paar junge und handfeste Gesellen sollen sogar so weit gegangen sein, ein paar von Claviculas Pflastersteinen wieder aufgestemmt und nach Broglio gekarrt zu haben. Unter den jungen Leuten gab es einige Prügeleien, unter den älteren bittere Worte und am Ende mussten sich sogar die Senatoren Broglios und Claviculas zusammen setzen, um den Stadtfrieden wieder her zu stellen. Doch die Rivalitäten brandeten weiter hoch, Straßenbauarbeiten wurden sabotiert.
Bei einem eigentlich wohl kleinen Unfall stürzte eine wohl ohnehin uralte Mauer ein und eine von Claviculas Bretterbuden sackte zur Seite. Bei den Aufräumarbeiten danach wurden jedoch unterhalb der alten Mauern Hohlräume entdeckt - wahrscheinlich Reste alter, römischer Bauwerke und Gewölbe? Schlimmer jedoch waren die Funde von mehreren, schon seit Jahren verwesenden und verwesten menschlichen Leichen in jenen Gewölben. Es wird gemunkelt, dass die gesamte Straßenecke verflucht sei. Das wird wohl unweigerlich auch den kirchlichen Sondergesandten wider Hexerei und Aberglaube auf den Plan bringen… .

Stadtpolitik
Zum Winter hin, noch vor dem Zufrieren der Gebirgspässe, tauchen die allerersten Vorboten von Pilgern auf, die dem Aufruf von Papst Urban II. zu einer “bewaffneten Pilgerfahrt zur Befreiung der Heiligen Stätten im Heiligen Land” folgen. Werden noch mehr kommen? Werden genuesische Schiffe benötigt? Wird Genua selbst dem Aufruf folgen? Doch es gibt ja noch einen zweiten Papst und auch den Kaiser, sagen andere Stimmen.

Im Senat wird darüber beraten, ob Zölle für solche Pilger erlassen oder eben gerade aufgehoben werden wollten. Ein Beschluss, dass ohnehin der Hafen ausgeweitet werden muss, wird debattiert und für die Werften Genuas stauen sich die Aufträge wohl nun auf Jahre hinaus.

Innerhalb der gesamten Compagna ist man erzürnt darüber, dass Pisa mit dem Erzbistum glänzen kann und es wird zumindest befürchtet, dass Savona einen größeren Hafen und eine größere Flotte besäße. Dementsprechend drängt ein guter Teil der besser gestellten Genuesen darauf, den unseligen Bischofsstreit zu beenden und sich gegen die Heiden und Ungläubigen im Heiligen Land zu beweisen (und wohl auch zu bereichern wie in Mahdia zuvor).


Aus dem italienischen Umland
- In Asti wird die Republik Astese ausgerufen nachdem die Kirche das Castello di Annone an die städtischen Konsule verkauft.
- Weihe der Kirche Sant'Abbondio in Como
- 1. bis 5. März: An der von Papst Urban II. einberufenen Synode von Piacenza nehmen rund 4.000 Kleriker, darunter etwa 200 Bischöfe, und 30.000 Laien teil. Urban will mit der großen Versammlung vor zahlreichen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern seine Autorität nach dem Ende des Investiturstreits unterstreichen, insbesondere gegenüber dem Kaiser Heinrich IV. unterstützenden Gegenpapst Clemens III. und seinen Anhängern. Das im Nachhinein bedeutsamste Ereignis der Synode von Piacenza ist das Erscheinen eines Gesandten des byzantinischen Kaisers Alexios I., das eine Annäherung Roms an Byzanz signalisiert. In Piacenza berichten die Byzantiner von der Bedrohung ihres Reiches durch die Seldschuken, erinnern daran, dass Jerusalem von den Moslems besetzt ist und bitten um Hilfe aus der lateinischen Welt.
- Sommer – Die nomadischen Kumanen überqueren die Donau und fallen in Thrakien ein, um den Prätendenten Konstantin Diogenes (Sohn des verstorbenen Kaisers Romanos IV.) zu unterstützen. Die Kumanen besetzen die Provinz Paristrion (in der unteren Donau gelegen). Kaiser Alexios I. entsendet byzantinische Abteilungen zur Bewachung der Pässe über das Balkangebirge, diese werden jedoch umgangen.
- Die Grafschaft Portugal wird von Graf Heinrich von Burgund zum zweiten Mal gegründet. Die Almoraviden beginnen, die Streitkräfte von König Alfons VI. (dem Tapferen) auf die Positionen zurückzudrängen, die sie ein Jahrzehnt zuvor innehatten. Diese Offensive beginnt mit der Rückeroberung Lissabons, das an Kastilien abgetreten worden war. Auch Santarém fällt erneut an die Almoraviden.
- Juli – Coloman (der Gelehrte) beginnt sich nach dem Tod seines Onkels, König Ladislaus I., als Herrscher Ungarns zu etablieren.
- 18. bis 28. November: Die Synode von Clermont thematisiert die Zerrüttung der Kirche und damit auch des politischen Systems in Europa durch das Schisma und den Investiturstreit. Im Verlauf der Synode verkündet Urban eine Reihe von Reformgesetzen, die die Rechte weltlicher Herrscher innerhalb der Kirche einschränken sollen. So untersagt er die Laieninvestitur und den Lehnseid von Klerikern gegenüber weltlichen Mächten. Darüber hinaus verschärft Urban die Verordnungen über den Zölibat, bekräftigt das Verbot der Simonie sowie des Tragens von Waffen durch Priester und verkündet Bestimmungen über die Fastenzeiten. Außerdem wird der Bann gegen den ehebrecherischen König Philipp I. von Frankreich bekräftigt.
- 27. November: Im französischen Clermont ruft Papst Urban II. in einer dramatisierenden Rede zu einer „bewaffneten Pilgerfahrt zur Befreiung der Heiligen Stätten im Heiligen Land“ auf. Angeblich wird bereits zu diesem Zeitpunkt das spätere Motto der Kreuzzüge – Deus lo vult! (Gott will es!) – geprägt. Von einem „Kreuzzug“ spricht er nicht – diese Bezeichnung kommt erst im späten 12. Jahrhundert auf. Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy, der später zum Führer des Zugs ernannt wird, kniet in einem zuvor besprochenen Auftritt unmittelbar nach dem Ende der Rede vor Urban nieder und bittet als Erster um die Erlaubnis, ziehen zu dürfen. Urbans Aufruf zum Kreuzzug und zur Einigung der christlichen Welt ist auch eine Kampfansage an den am kaiserlichen Hof befindlichen Gegenpapst Clemens III., der in den nächsten Jahren viel an Unterstützung verliert.
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I Tarocchi
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Re: [Sterblich] Gerüchte, Stadtpolitik & genuesisches Umland

Beitrag von I Tarocchi »

Das Jahr 1096 (August u. September ‘24)

Genua
Im Laufe des Jahres steigen religiöser Eifer und Spannungen in der Stadt:

Die mächtige Familie der Embriaci von Genua und Mailand beginnt, ihr politisches Gewicht in die Waagschalen von Senat und Compagna zu werfen. Auf ihr Geheiß hin werden Schiffe in Auftrag gegeben und ganze Dorfplätze, Felder, Bergtäler im Umland und mehr vorbereitet, um die christlichen Pilger unter zu bringen. Anfangs spotten viele Genuesen noch über diese viel zu großangelegten Vorbereitungen, doch dieser Spott verstummt im Laufe des Jahres, in dem nach und nach die Nachrichten aus dem Norden, Nordwesten und Nordosten eintrudeln.

Mit diesen Nachrichten entzündet sich eine in Genua bislang so noch nie gesehene Hetzjagd auf die Juden Genuas. Dutzende werden ermordet oder gezwungen, sich als Christen taufen zu lassen. Muslime werden in der Stadt nicht mehr geduldet, auch sie werden ermordet und nur wenige haben das Glück, das ihnen die Gelegenheit angeboten wird, sich taufen zu lassen, um sich zu retten. Wer ein arabisches Aussehen hat, ist seines Lebens nicht mehr sicher und selbst das verzweifelte Hochhalten eines Christenkreuzes hat einige dann nicht mehr vor dem Eifer der Pilger und Christen gerettet.
Alle jüdischen und muslimischen Besitzungen werden der Compagna zugeschrieben, welche unter der Federführung der Embriaci fieberhaft an Unterbringungen für die Pilger und am Anlegen von Vorräten arbeitet. In diesen Vorbereitungen schmelzen auch die letzten Reste der Reichtümer aus dem Sieg über Mahdia dahin.

Papst Urban II. segnet die Maßnahmen der Genuesen für die Pilger (wahrscheinlich nicht die gegen die Mitmenschen) aus der Ferne. Es keimt die Hoffnung auf, dass sich aus der Gunst des mächtigen Mannes ein Erzbistum für Genua ergeben könnte.
…bis der fromme und als asketisch angesehende (vielleicht auch bewunderte?) Bischof Ciriaco von Genua im Bischofskastell von zwei Hexen und Dämoninnen ermordet wird. Bei der Verteidigung des Heiligen Mannes kommt auch ein tapferer Mann der Bischofsgarde zu Tode. Valentiano, ein Sondergesandter aus Rom und Ermittler wider Hexerei und Aberglaube, nahm eine der Mörderinnen gefangen und ließ sie zur Basilica San Siro in Burgus bringen, wo der verbliebene Bischof, Ogerio, jedoch kurz darauf ebenso unter mysteriösen Umständen in seinem eigenen Heim verstarb. Ist der Ruf der Genuesen in der Kirche nun ruiniert? Die öffentliche Hinrichtung der bischofsmordenden Hexe wird unruhig erwartet.
Mitten in diesem Trubel geschieht ein weiterer Mord in Burgus - der “flotte Felipe” wurde des Nachts vor dem Abort erschlagen! Man fürchtet, dass ohne den Schutz eines Bischofs die Genuesen nun den Schrecken der Finsternis ausgeliefert werden! Umso eifriger wird die Jagd auf Juden, Muslime, Teufelsanbeter und Heiden fortgesetzt!

Ausgerechnet im mächtigen Mascharana soll ein schwarzer Magier sich in den Schänken und gutsituierten Trinkhäusern herum treiben. Ein dunkel gekleideter, bleicher Fremder hat mit seiner Stimme allein versucht, Zauber zu weben und die rechtschaffenen Gäste dem Teufel in die Arme zu treiben!

Bei den Aufräumarbeiten der Unfallbaustelle in Clavicula aus dem letzten Jahr wurden weitere Kellergewölbe unter Clavicula entdeckt! Offenbar sind die Mauern hier zum Teil uralt, Spuren eines vergangenen Imperiums. Einige abenteuerlustige Claviculaner haben begonnen, die Tunnel auszukundschaften. Im Senat von Clavicula wird beraten, wie man diesen unerwarteten Fund vielleicht nutzen könnte. Als tiefster Punkt von Genua wären sie vielleicht für Abwässer geeignet wie es sie in anderen Städten geben soll?

In der Gemeinde Santa Maria Maddalena, der namensgebenden Kirche von Maddalena, wurden ebenfalls düstere Gerüchte laut: Eine (weitere??) Hexe und Teufelsanbeterin soll sich in die Kreise rechtschaffener Menschen in Ravecca eingeschlichen haben. Auf den Weinbergen soll sie dunkle Hexerei gewirkt und diese verflucht haben. Auch ein Muselmane, ein schwarzhäutiger Versucher, soll sich dort gezeigt haben.

Die Unruhe in Genua brodelt ungehemmt weiter. Am Gerichts- und Galgenplatz in Clavicula soll jemand Leichen geschändet haben. Tatsächlich wurden daraufhin die Gehängten untersucht, gesegnet und beerdigt. Dunkle Gerüchte besagen, dass den Leichen die Hände abgeschlagen wurden und sie dennoch nicht faulen konnten, weil sie vollkommen blutleer gewesen sind… .

Eine wunderschöne Frau - ein lebendiges Abbild der Jezebel?! - mit dunkelrotem Haar und makelloser Haut hat in Platealonga einen der Enkel des Brigori-Patriarchen verführt und überwältigt. Sie wurde von seinen Kumpanen gesehen und auf ihrer Flucht auch verfolgt, doch soll mit übermenschlicher Geschwindigkeit geflohen sein. Der junge Brigori war geschwächt, totenbleich, aber überlebte seine offenkundige Blutarmut aufgrund der besten Pflege, die für Geld zu kaufen war und gewiss auch der reichen Spenden der Brigori an die Kirchen von San Giorgio und San Damniano.


Stadtpolitik
Im Senat wird nach anfänglichem Widerstand beschlossen, die Pilgerfahrt ins Heilige Land zu unterstützen und dem Aufruf von Papst Urban II. Folge zu leisten. Schiffe werden in Auftrag gegeben und der Ausbau des Hafens wird beschlossen. Erste Bauarbeiten beginnen.

Zugleich gründen die Spinola ihre erste Schiffswerft. Prompt entbrennt die alte Rivalität zwischen den Spinola und den Brigori erneut. Im Senat von Broglio, wo viele Zulieferer für die Werften sind, kommt es zu gleich zwei Todesfällen: Elia Serpico, Freund der Spinola, Lebensmittelhändler und Gastwirt sowie Valentino Zelanto, Exporteur und Schwager der Brigori kommen zu Tode - allem Anschein nach waren es das Alter und eine Krankheit, die sich festgesetzt hatte, aber es gibt genügend Gerüchte, die die beiden Todesfälle mit den aufbrandenden Rivalitäten in Verbindung setzen. 1097 sollen die neuen Senatoren von Broglio gewählt werden.

Unter Platealongas Senatoren wird darum und auch auf das Betreiben von Marco Brigori, mit der Unterstüzung von Leano Brigori höchstselbst über den Ausbau des Hafens debattiert. Das Anliegen wird dem gesamten Senat vorgetragen. Die Brigori sind wohl nicht bereit, sich das Heft so einfach von den Embriaci oder Spinola aus der Hand nehmen zu lassen? Leano Brigori bringt bereits handfeste Pläne zum Haufenausbau ein, über die im kommenden Jahr abgestimmt werden soll.

Auch Silvio Doria, Fernhändler und Senator von Ravecca verstirbt. Sein ältester Sohn, Almendo Doria, wird sogleich als sein Nachfolger gewählt und bestätigt.

Ritter Valente Brigori, der mittlerweile greise Ritter und Gräfliche Gesandte, tritt von seinen Amtspflichten mit dem Wohlwollen des Grafen zurück. An seine Stelle tritt Ritter Begio Fieschi, dessen Zwillingsbruder Olevio mit dessen Ernennung schwört, die Pilger ins Heilige Land zu begleiten und dort Ruhm und Ehre für Genua in der Ferne zu mehren. Für diesen Eid erhielt auch Olevio den Ritterschlag und wird den Truppen Genuas ein Vorbild sein!

Der Capitano della Mare, Francesco Doria, verkündet angesichts seines hohen Alters und der Aufbruchsstimmung und des Ausbaus von Hafen und Flotte, dass er innerhalb der nächsten Jahre seine Pflichten an seinen Sohn, Ventura Doria, zu übergeben gedenkt. Der gesamte Senat wird im kommenden Jahr wohlwollend über dieses Anliegen abstimmen.



Aus dem Umland
- Nach dem Tod von Vitale Falier wird Vitale Michiel I. zu seinem Nachfolger als Doge von Venedig gewählt. Wie sein Vorgänger reagiert er vorläufig nicht auf den Aufruf Urbans II. zum Kreuzzug ins Heilige Land.

Frühling ‘96 - Peter der Einsiedler beginnt mit der Predigt des Ersten Kreuzzugs und reist von Berry (in Zentralfrankreich) durch die Champagne und das Maastal hinunter nach Köln. Er versammelt den Volkskreuzzug (etwa 40.000 Unterstützer), der etwa am 20. April aufbricht. Peters Reden sprechen nicht nur Adlige und Ritter an, sondern auch Arbeiter, Händler und Bauern (darunter ehemalige Räuber und Kriminelle).

Mai 1096
- Mai – Der Volkskreuzzug unter Peter dem Einsiedler erreicht Sopron. König Koloman (der Gelehrte) erteilt ihnen die Erlaubnis, durch Ungarn zu reisen und die Märkte zu nutzen. Peter und seine Gefolgsleute (etwa 20.000 Männer und Frauen) reisen von Budapest aus südwärts, unterstützt von Rittern, während schwerfällige Wagen Vorräte und eine Truhe mit Geld transportieren, das er für die Reise gesammelt hat.
- Mai – Die Massaker im Rheinland: Mitglieder des Volkskreuzzugs unter der Führung von Graf Emicho zerstören die meisten jüdischen Gemeinden entlang des Rheins in einer Reihe großer Pogrome in Frankreich und Deutschland. Tausende Juden werden massakriert, in den Selbstmord getrieben oder zum Übertritt zum Christentum gezwungen. Die Zahl der ermordeten jüdischen Männer, Frauen und Kinder wird auf 2.000 bis 12.000 geschätzt.
- 8. Mai – Französische Mitglieder des von Walter Sans Avoir angeführten Volkskreuzzugs dringen in Ungarn ein, kommen ohne Zwischenfälle in Semlin an und überqueren die Save in byzantinisches Gebiet bei Belgrad. Währenddessen verlangt Walter Essen, doch ihm wird der Zutritt verweigert, und die Kreuzfahrer sind gezwungen, das Land zu plündern. Schließlich darf Walter nach Niš weiterreisen, wo er mit Essen versorgt wird.
- 18.–26. Mai – Das Massaker von Worms: Mitglieder des Volkskreuzzugs unter Emicho belagern Worms im Rheinland und töten trotz der Intervention von Bischof Adalbert II. mindestens 800 Juden. Einige von ihnen versucht er im Bischofspalast zu verstecken, andere bleiben außerhalb der Mauern. Eines der Opfer ist Minna von Worms, eine einflussreiche Jüdin im christlichen Adel.
- 27. Mai – Mitglieder des Volkskreuzzugs unter Emicho massakrieren mindestens 1.000 Juden in Mainz. Erzbischof Ruthard versucht, einige von ihnen in den Kellern des Mainzer Doms zu verstecken, doch die Kreuzfahrer erfahren davon – und ermorden die meisten Juden. Männer, Frauen und Kinder jeden Alters werden wahllos abgeschlachtet.
- 30. Mai – Mitglieder des Volkskreuzzugs unter der Führung des sächsischen Priesters Folkmar verfolgen in Prag Juden, trotz des Widerstands der örtlichen katholischen Hierarchie. Die Bürger vor Ort versuchen, sie in ihren eigenen Häusern zu verstecken. Später gelingt es den Juden, sich in benachbarten Dörfern in Sicherheit zu bringen, doch sie werden zu Hunderten abgeschlachtet.

Juni 1096
- Juni – Mitglieder des Volkskreuzzugs unter Emicho machen sich auf den Weg über den Main in Richtung Ungarn. Einige Anhänger brechen bei Mainz von Emichos Armee ab und reisen nach Metz – wo viele Juden verfolgt und ermordet werden. Sie ziehen weiter den Rhein hinunter und massakrieren die Juden in Neuss, Wevelinghofen und Xanten.
- Juni – Dem Volkskreuzzug unter Emicho wird auf Befehl Colomans die Einreise nach Ungarn verweigert, der Truppen zur Verteidigung der Brücke bei Wieselburg entsendet. Emicho beschließt, eine alternative Brücke zu bauen und überquert die Donau. Er belagert die Festung Wieselburg, wird jedoch von der ungarischen Armee besiegt und in die Flucht geschlagen.
- Juni – Belagerung von Semlin: Der von Peter dem Einsiedler angeführte Volkskreuzzug erreicht Semlin. Als Geoffrey Burel Gerüchte über einen Angriff des ungarischen Grafen Guz von Semlin auf die Nachhut hört, greift er die Burg an, erobert sie überraschend und besiegt die ungarische Armee. Er plündert seine Vorräte, Herden und Pferde.
- 26. Juni – Der von Peter dem Einsiedler angeführte Volkskreuzzug (etwa 30.000 Mann) überquert die Save (und stiehlt den örtlichen Fischern Boote), wird jedoch von Petschenegen und ungarischen Streitkräften angegriffen. Die Bürger Belgrads fliehen und die Kreuzfahrer plündern und brennen die Stadt nieder. Sieben Tage später erreicht Peter Niš.

Juli 1096
- Juli – Der von Peter dem Einsiedler angeführte Volkskreuzzug wird in der Schlacht bei Niš von der byzantinischen Armee (hauptsächlich ungarische und bulgarische Söldner) besiegt. Der Versorgungszug der Kreuzfahrer mit rund 2.000 Wagen und Peters Schatztruhe wird von den Byzantinern erbeutet. Etwa ein Viertel des Volkskreuzzugs geht verloren.
- 12. Juli – Der von Peter dem Einsiedler angeführte Volkskreuzzug erreicht Sofia, wo sie Gesandte aus Konstantinopel mit dem Befehl treffen, sie unterwegs mit Nachschub zu versorgen. In Philippopolis sind die Griechen vom Leiden Petrus und seiner Anhänger so tief berührt, dass die Einheimischen ihnen Geld, Essen und Pferde geben.

August 1096
- 1. August – Der von Peter dem Einsiedler angeführte Volkskreuzzug erreicht Konstantinopel. Er wird von Kaiser Alexios I. (Komnenos) empfangen, der ihn finanziell unterstützt. Die Kreuzfahrer begehen endlose Diebstähle in den Vororten. Peter vereint seine Streitkräfte mit Walter Sans Avoir und lagert außerhalb von Konstantinopel.
- 2.–6. August – Der Volkskreuzzug organisiert seine Streitkräfte neu und sammelt Vorräte. Alexios I. rät Peter dem Einsiedler, auf Verstärkung zu warten, doch er ignoriert den Rat. Die Volksarmee (rund 30.000 Mann) wird über den Bosporus transportiert – von der byzantinischen Flotte nach Civetot (heute Türkei).
- August – Hugo (der Große), Graf von Vermandois (ein Bruder von König Philipp I.), reist ab, um sich dem Ersten Kreuzzug anzuschließen. Er reist mit einer kleinen Armee über die Alpen nach Rom. Während seiner Fahrt durch die Adria von Bari nach Dyrrachium wird seine Flotte durch Schiffbruch verkleinert. Hughs eigenes Schiff ist strandet an der Küste in der Nähe von Epirus.
- August – Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, macht sich in Begleitung seines jüngeren Bruders Balduin auf den Weg, um sich dem Ersten Kreuzzug (ausgerufen von Papst Urban II.) an der Spitze einer Armee von etwa 40.000 Mann anzuschließen. Er schwört Kaiser Heinrich IV. seine Treue, der den Befehl erlässt, den jüdischen Gemeinden keinen Schaden zuzufügen.

September 1096
- September – Französische Streitkräfte (7.000 Infanteristen und 300 Ritter) unter der Führung von Geoffrey Burel überfallen Nicäa (die Hauptstadt der Rum-Seldschuken) und plündern Vieh und Dörfer in den Vororten. Sie begehen Gräueltaten gegen lokale christliche Bauern. Kinder werden von den Kreuzfahrern gefoltert und zerstückelt.
- September – Deutsche Streitkräfte (5.000 Infanteristen und 200 Ritter) unter der Führung von Rainald von Breis überfallen die Region Nicäa. Sie rücken nach Osten vor und greifen die seldschukische Garnison in der Burg von Xerigordos an. Es gelingt ihnen die Burg einzunehmen und viel Proviant zu erbeuten. Die griechischen Christen im Inneren bleiben verschont.
- 29. September – Belagerung von Xerigordos: Sultan Kilij Arslan I. schickt eine seldschukische Expeditionstruppe, um die Burg von Xerigordos anzugreifen und zurückzuerobern. Sie unterbrechen die Wasserversorgung und Rainald von Breis muss sich ergeben. Viele der Kreuzfahrer werden getötet, andere konvertieren jedoch zum Islam und werden Sklaven.

Oktober 1096
- Oktober – Robert II. (Curthose), Herzog der Normandie (ein Bruder von König Wilhelm II.), macht sich auf den Weg, um sich dem Ersten Kreuzzug anzuschließen. Er versammelt seine Armee bei Pontarlier – und reist durch Italien nach Rom. Um Geld für den Kreuzzug zu sammeln, verpfändet Robert das normannische Herzogtum für 10.000 Pfennige an Wilhelm.
- Oktober – Raymond IV. (Saint-Gilles), Graf von Toulouse, macht sich auf den Weg, um sich dem Ersten Kreuzzug anzuschließen. Er reist mit seiner Armee, begleitet von seiner Frau Elvira und dem Bischof Adhemar von Le Puy, durch die Provence über die Balkanroute (entlang der Küste Kroatiens). Er kommt in Dyrrachion an, um nach Thessaloniki zu marschieren.
- Oktober – Bohemond I., italienisch-normannischer Prinz von Taranto (der Sohn von Herzog Robert Guiscard), reist ab, um sich dem Ersten Kreuzzug anzuschließen. Er überquert mit seiner Armee (rund 4.000 Mann) von Brindisi aus die Adria und kommt in Vorë an. Auf Reisen gibt Bohemond strenge Anweisungen, keine byzantinischen Dörfer zu plündern.
- 21. Oktober – Schlacht von Civetot: Die seldschukischen Türken unter der Führung von Kilij Arslan I. besiegen den Volkskreuzzug (20.000 Mann) in der Nähe von Nicäa. Die Kreuzfahrer werden abgeschlachtet und das Lager bei Civetot eingenommen. Nur Kinder werden verschont und in die Sklaverei geschickt. Rund 3.000 gelingt die Flucht zurück nach Konstantinopel.

Dezember 1096
- Dezember – Die letzte der vier geplanten Kreuzfahrerarmeen trifft in Konstantinopel ein und erhöht die Gesamtzahl auf 60.000 Infanteristen und Ritter. Seltsamerweise gibt es unter den Anführern der Kreuzfahrer keinen einzigen König. Zu dieser Zeit stehen Philipp I., Wilhelm II. und Heinrich IV. alle unter der Exkommunikation von Urban II.
- 25. Dezember – Gottfried von Bouillon wird zum Hauptführer des Ersten Kreuzzugs ernannt, was ihn in der Praxis zu einem weitgehend französischen Krieg macht und dazu führt, dass die Bewohner des Heiligen Landes die Europäer allgemein als „Franken“ bezeichnen. Godfrey und die anderen Anführer einigen sich darauf, Alexios I. einen Treueid zu leisten.
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